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Mir träumte heut' Nacht, so schwer, so schwer:
Saß unter den Linden am rauschenden Wehr,
Von fernher kamen die Wasser gezogen
Gurgelnd und murmelnd in kreisenden Bogen,
Und durch ihr Rauschen ein schwarzer Schwan:
Ich sah ihn lautlos gleiten und nah'n.
Und als ich, mich beugend, ihn fangen wollte, –
Die Fluth verschlingend über ihn rollte.
Mir träumte heut' Nacht: so tief, so tief
Im blüthigen Busch die Nachtigall rief:
Mir schwoll im Ohr ein heißes Tosen,
Ich wollte belauschen ihr heimliches Kosen:
Und als ich mich nahte dem strauchigen Nest,
Da hielten stechende Dornen mich fest
Und schossen und wuchsen an Ästen und Stielen:
Die Nachtigall schwieg, und Blätter fielen.
Mir träumte heut' Nacht: in den Lüften hoch
Ein Adler flog – unnahbar hoch!
Mich faßte Sehnen, auf seinen Schwingen
In's goldne Licht des Himmels zu dringen:
Er schoß herab in rauschender Pracht,
Schon streifte mich sein Gefieder sacht, –
Da kam ein schwirrender Pfeil zu schießen:
Den Adler sah ich in Licht zerfließen.
Mir träumte so süß heut' in der Nacht
Von unseres Hauses aufsteigender Pracht:
Im Sal, da wuchs der Stamm der Linde,
Über uns rauschten die Wipfel im Winde:
Wir waren selig! – da zuckte ein Blitz
Aus Wolken in unsres Glückes Sitz: –
Jäh stürzte der ragende Bau zusammen,
Und alles begruben die lodernden Flammen.
So träumte mir schwer in der Nacht vor heute:
Wo lebt der Weise, der mir das deute? |