Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Waldes-Träumen.

          Unter laubgeschmückten Bäumen
    Lag ich neulich und entschlief
Über weltverlornen Träumen:
    Um mich Waldnacht, schweigend, tief.

Lag ich wachend oder träumt' ich?
    Selber kann ich's nicht versteh'n,
Aber niemals seither säumt' ich,
    In den dunkeln Wald zu geh'n.

Oft nun lausch' ich, grübelnd, sinnend,
    Wann der Wind die Zweige rührt,
Wie er kosend, Zauber spinnend,
    Blatt und Blüthen mit sich führt.

Eifrig samml' ich die Zerstreuten,
    Zwischen Mos, an Baches Rand –
Grübelnd forsch' ich, was sie deuten? –
    Wirr entgleiten sie der Hand.

Unter Tannen hin und Buchen
    Schweif' ich in die grüne Welt,
Alle Wunder aufzusuchen,
    Die der Wald verborgen hält.

An des Waldes Tische gast' ich,
    Zehre froh vom reichen Mahl,
Und in Waldesarmen rast' ich,
    Wunder schauend ohne Zahl,

Einsam sing' ich meine Lieder,
    Zögernd, zagend stock' ich oft:
Dann hallt's tausendfältig wider,
    Antwort find' ich unverhofft.

Mit des Sanges Zauber zwing' ich,
    Was verholen webt und braut,
Und in leisen Liedern sing' ich,
    Was der Wald mir anvertraut.


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