Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Vor dem Venusberg.

              Ein Ritter hielt im Waldesschose,
    Er sah den Gnom im weichen Mose:
»Wer bist Du? und wer wohnt, mein Zwerg,
    In diesem waldumträumten Berg?

Wo solch' ein Ding, wie Du, sich schmiegt,
    Gewiß ein Schatz zu heben liegt!« –
»Man nennt mich alter Sage Keim;
    Du aber, eitler Thor, zieh' heim,

Erzähle Deinen Speergenossen:
    ›Das schönste Thor blieb mir verschlossen‹: –
In dieses Berges heil'gem Grunde
    Frau Venus schläft die todte Stunde; –

Kommt einst der Ritter Ehrenpreis,
    Im Fluthgelock das Lorberreis, –
Der Singemund von Ofterdingen:
    Auf werden Thor und Riegel springen. –

Und zu Frau Venus kniet er nieder
    Und giebt ihr ihre Seele wieder. –
Und, Menschenkind, was dann geschieht,
    Allein nur Gottes Auge sieht.« –

Verschwunden war der graue Wicht,
    Der Ritter säumte länger nicht:
»Ich bin nicht der von Ofterdingen,
    Auf will nicht Thor, nicht Riegel springen.«


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