Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Die Wächter des Chalifen.

    Schlummre furchtlos, mein Gebieter,
    Schlafe sicher, o Harun:
Wahrlich, deinem heil'gen Haupte
    Soll kein Hasser Leides thun!

Denn ob deinen Träumen wachen
    Vor der Thür der Löwen zwei:
Und wer sagt es, wer von beiden
    Treuer oder stärker sei? –

Den Bemähnten hat dein scharfes
    Schwert befreit am Wüstenrand,
Als die fürchterliche Schlange
    Schuppenringig ihn umwand.

Dankbar hat der Wüstenkönig
    Dir zu Füßen sich gestreckt
Und gehorsam wie ein Hündlein
    Des Erretters Hand geleckt.

Nie mehr von der Ferse wich er
    Dir seither bei Nacht und Tag:
Oft dein Haupt auf seiner weichen
    Mähne statt des Pfühles lag.

Aber Arslan, mich, den zweiten
    Deiner Hüter, hast du dir
Fester noch an's Herz gekettet
    Als das königliche Thier.

Dich zu morden, aus Arabien
    Hatte mich mein Herr gesandt:
Doch als ich dein Antlitz schaute,
    Da versagte Dolch und Hand!

Und ich stürzte dir zu Füßen
    Und gestand den Plan, den Mord:
Und in Flammen sollt' ich sterben
    Nach der sieben Richter Wort.

Doch du blicktest mir in's Auge
    Und gebotest: »Sei mir treu
Und behüte meinen Schlummer
    Künftig als mein zweiter Leu!« –

Schlummre furchtlos, mein Gebieter,
    Schlafe sicher, o Harun:
Wahrlich, diesem heil'gen Haupte
    Soll kein Hasser Leides thun! –


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