Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Recensenten, Publikum, Dichter.

Erster Recensent.
                    Rein akademisch! Glatt! Geleckt!
Zweiter Recensent.
Nein! Nur gehascht nach Knalleffekt!
Dritter Recensent.
Da ist ja keine Kunst daran:
Historisch! Das kann Jedermann.
Vierter Recensent.
Historisch? Dieses gar nicht eben!
Damals war schon ein Kind am Leben,
Drei Tag' alt, das wird nicht gesagt
Fünfter Recensent.
Was uns der Mann mit Helden plagt!
Sechster Recensent.
Weil er nicht Weiber schildern kann.
Siebenter Recensent.
Was, der? Er schildert ja nur Weiber!
Achter Recensent.
An Männer reicht er nicht hinan.
Neunter Recensent.
Und er bevorzugt – immer bleib' er
Den Frommen fern! – in Schilderungen
Absonderlich die Hübschen, Jungen.
Zehnter Recensent.
Wer ist, von dem dies Drama spricht,
Herr Siegfried? – Kenn' den Herren nicht.
Elfter Recensent.
Hätt' unser X. X. dies gesungen, –
Dann fänd' ich herrlich es gelungen.
Zwölfter Recensent.
Die Sprache find' ich zu modern.
Unbefangener Leser.
Doch hört' ich schelten diesen Herrn,
Daß Ingo nicht modern gesprochen.
Der deutsche Biedermann.
Nehm' ich einmal in hundert Wochen
Ein Buch zur Hand, so will ich lesen
Allein von meines Gleichen Wesen:
Kaffeehaus, Börsen Markt, Kontor:
Da komm' ich mir zu Hause vor.
Seine Frau.
Ich lobe mir die »Fledermaus«: –
Da geht doch Alles glücklich aus.
Sein Sohn.
Dietlind! Welche abgeschmackter Name!
Da lob' ich mir »Kameliendame«.
Der Gebildete.
Mit philosophischen Problemen
– Das darf man mir nicht übelnehmen –
Von Freiheit, Schicksal, Sieg des Schlechten
Und vom Conflikt vom Recht mit Rechten
Darf mich – zumal bei vollem Magen –
Kein Dichter plagen.
Wie's darin steht, das weiß ein Jeder:
Man hält zur Kirche sich entweder:
Wo nicht, so lebt man rein civil,
Lobt Arthur Schopenhauer's Stil –
Und weiter grübelt man nicht viel.
Wohlmeinender Bekannter.
Er ist ja gar nicht ganz talentlos!
Er faßt es an am falschen End' blos.
Was Helm und Speer und Schuppenring! –
Chignon und Chic: – that is the thing.
Der Praktikus.
Was Todestreu' und Heldenthum!
Man sieht doch gleich – dem Mann ist's um
Das hohe Ministerium!
Denn daß er so was dichten sollte,
Wenn er nicht einen Orden wollte!
Ein arger Heuchler ist der Mann.
Denn daß man wirklich wünschen kann,
Für Volk und Vaterland zu sterben –
Der Invalide.
Halt's Maul! Sonst hau' ich Dir's in Scherben!
Acht Jahre sind's – daß Gott erbarm'! –
Mein Bruder und mein rechter Arm
Sind da bei Weißenburg geblieben:
Das thaten wir für Euch, – Ihr Lieben!! –
Die Ihr schon nicht mehr wollet fassen,
Daß man sich kann begeistern lassen
Für Volkesruhm und Volkessieg.
Ihr braucht, scheint's, einen neuen Krieg!
Der Gymnasiast.
»Ein Wahrzeichen nur gilt: – für die Heimath-Erde zu sterben!«
    Gestern hab' ich's gelernt: – mächtig gefiel mir der Spruch.
Gilt das für Troer allein? Gilt nicht für germanische Herzen?
    Mir gefällt ein Gedicht, das uns heroisch bewegt.
Sein achtjähriger Bruder.
Und wie mir es erst gefällt!!
Ich werd' auch einmal ein Held.
Vater.
Werd' es erst und sag's nachher.
(Denn dann sagt er es nicht mehr.)
Der Dichter und Recensent in idealer Concurrenz.
Ohne viel Visipatenten:
Nieder mit dem Concurrenten!
Der Freund.
Du schweigst? Du hast wohl nicht gehört?
Gut, daß Dir's nicht die Muse stört.
Wo warst Du?
Dichter.
                          Freund, im Heiligthum:
Bei meinem Volk und seinem Ruhm.

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