Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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IV. Abtheilung.
Gelegentliches.

Von

Felix Dahn.

                                              Omnia sub specie aeterni!

Der Augenblicke Tropfenfall, –
Es bannt die Kunst sie in Kristall.


Vorbeugende Abwehr.

I.
        Ich hör' es schon! »Wie unbedeutend!« – tönt es –
    »Wie nichtig diese Stoffe! Unverständlich
Oft die Beziehungen! Was gehen uns
    All diese Hochzeiten und Taufen an?
Die Feuerwehr sogar besingt der Mann!
    Und welche gränzenlose Eitelkeit,
All diese Verslein drucken gar zu lassen!
    In's Kleinlichste verläuft die Dichtung hier.«

Gemach, ihr Herrn! »Sub specie aeterni«
    Betrachtet ist auch Kleines, Flüchtiges
Nicht werthlos: wie Gott nicht nur in den Sternen, –
    Im kleinsten Blümchen lebt in Feld und Flur,
So kann die Kunst – und soll's! – das Ideale
    Auch in dem Kleinsten finden und verkünden.
Der Tropfen Thau, darauf die Sonne scheint,
    Wird zum Demant und strahlt in höchster Schöne.


II.
              Dem großen Meister Aristoteles
    Ablernt' ich längst die Weisheit: aus gegebnem
Das möglichst Schöne, Gute bilden, ist
    Des Menschen Vorrecht, Pflicht zugleich und Freude:
Aus rohem Marmor schafft die Kunst die Göttin
    Der Schönheit, und aus Marmorsplitterchen
Kann auch ein kleines Kunstwerk noch sie bilden.
    Das ist der »objective Idealismus«, der
Alltägliches und rasch Vergängliches
    Zu adeln sucht, zu weih'n und zu verew'gen
Durch edle Form: ist mir die Form mißlungen,
    Verwerft die kleinen Dichtungen als werthlos
Wie Wassertropfen: – doch die Kunst der Form –,
    Den Tropfen wandelt sie in den Kristall.

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