Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Erhebung.

            Auf dem heißen, heißen Kissen
Rastlos hin und her gerissen
    Tobte das gequälte Haupt:
Und in langen, wachen Stunden
Hofft' ich nimmer zu gesunden: –
    Licht und Leben schien geraubt.

Durch der Wolken wild Gewimmel
Schweifte, durch die nächt'gen Himmel,
    Bang' mein Auge nah' und fern:
Sieh, da theilte sich das Grauen,
Und erstrahlend ließ sich schauen
    Jupiter, mein trauter Stern.

Einem wunderschönen Weibe
Von weißwolk'gem Aether-Leibe
    Ward der Stern zum Stirn-Geschmeid,
Und die Hehre sprach mit Neigen:
»Wem die Göttinnen sich zeigen,
    Den erlösen sie vom Leid.

Staunend starrst Du? Nicht mich kennst Du?
Freund, und doch schon lange nennst Du
    Muse mich und Ideal!
Schönheit ist Dir schöne Wahrheit?
Nun, so horch! Und hoch in Klarheit
    Folge mir aus dunkler Qual.

Denn nicht Träume nur und Lieder
Bringt Dir Deine Muse nieder,
    Nein, ich bin walkürenhaft:
Hier den Schild nimm des Ertragens
Und die Brünne des Entsagens,
Des Gedankens Speeresschaft!

Nimm auf's Neu' aus meinen Händen
– Gürt' es wieder um die Lenden –
    Hier, Dein kampfvertrautes Schwert.
Hebe Haupt und Blick nach oben,
An Dir selbst nun gilt's erproben,
    Was Du Andre oft gelehrt.

Wirf den Groll aus Deiner Seele.
Voll verzeihe fremde Fehle:
    Bist Du selber sonder Fehl?
Ueberwältigende Güte
Ist der Menschheit Edelblüthe
    Und Begeist'rung ihr Juwel.

Laß der Erde Wünsche sinken,
Wonne sollst dafür Du trinken,
    Wie sie Sterblichen nicht kund!
Einen Heißkuß sollst Du dürfen
Jahr um Jahr verschwiegen schlürfen,
    Seliger, von diesem Mund.

Grüble nicht im Grame länger!
Wer kein Held, der ist kein Sänger,
    Und kein Aar wird flügelmatt!
Auf! Zum Sieg! Einst Deinem Grabe
Weih' ich meine beste Gabe: –
    Thränen feucht ein Lorber-Blatt.«


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