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siehe Bildunterschrift

Dorniger Punktfarn, Polýstichum spinulósum DC.

Der Freund und Kenner des deutschen Waldes würde etwas vermissen, wenn in einem Frühlinge die gesamte Farnvegetation ausbliebe und die zierlichen grünen Wedel sich nicht mehr zwischen Waldgras und Gestrüpp aus dem moosigen Grunde erhöben. Während der kalten Jahreszeit schlummert der ausdauernde Wurzelstock in der Erde unweit der Oberfläche; er ist beim dornigen Punktfarn durch seinen Gehalt an ätherischem Öl und giftigen Säuren vor hungrigen Nagern geschützt; beim Wurmfarn ( P. Filix mas) dient er als wurmwidriges Mittel. Das eine Ende dieses Rhizoms ist im Absterben begriffen, das andere bildet die forttreibende Spitze, das Mittelstück ist mit Wurzeln und den Resten früherer, abgestorbener Wedel bedeckt. Die wachsende Spitze trägt die Blattanlagen in Form winziger, oft von trockenhäutigen Schuppen umgebener Röllchen. Jedes Farnblatt ist nämlich im Jugendzustande nicht, wie andere Blätter in der Knospe, zusammengefaltet, sondern lockenartig zusammengerollt, und wenn es sich entfaltet, so rollt sich der Hauptstiel des Blattes, jeder Seitenstiel, an diesem jedes Fiederchen und an diesen wieder jeder Abschnitt auf. Diese Bewegung erfolgt nicht an allen Wedelanlagen gleichzeitig, sondern ein Blatt tritt nach dem andern hervor, so daß man zur Zeit der üppigsten Entfaltung an einem Farnstocke die Wedel in sämtlichen Stadien sieht.

Die grünen Spreiten des Farnkrautes sind keine Blätter in dem Sinne, wie dieser Ausdruck bei den Blütenpflanzen gebraucht wird. Es sind vielmehr Flachsprosse oder Blattäste, denen man deshalb einen eigenen Namen, Wedel, gegeben hat; als Blätter sind die schon erwähnten, auch bei unserm Punktfarn vorhandenen Schuppen aufzufassen. Betrachten wir im Juli oder August die Rückseite eines Wedels, so fallen uns an den einzelnen Fiederchen zu beiden Seiten der Mittelrippe kleine bräunliche, nierenförmige Häufchen, die Sporangienhäufchen oder Sori, in die Augen. Jeder Sorus besteht aus einer Anzahl von Sporenbehältern oder Sporangien und ist mit einem nierenförmigen Häutchen, dem Schleier, bedeckt. Trocknen die reifen Sporatigien, so platzen sie auf und entlassen einen Teil ihrer Sporen, und das wiederholt sich mehrmals, so oft auf Regen oder Tau im Walde Trockenheit der Luft folgt. Die Zahl der Sporen aus einem mittelgroßen Wedel beläuft sich auf Millionen. Der Schleier dient zum Schutz der Häutchen während ihrer Jugend, löst sich zur Reifezeit ab und fehlt bei einigen Gattungen.

Die bisher geschilderte Farnpflanze ist die ungeschlechtliche Generation der betreffenden Art; die Sporen bilden den Ausgangspunkt für die geschlechtliche Generation, das Prothallium. Dieses besitzt bei den meisten Farnen die Gestalt eines herzförmigen oder länglichen Läppchens von höchstens 1 cm Länge. Es breitet sich flächenförmig auf dem feuchten Boden aus und heftet sich mittels zarter, haarförmiger Wurzelfasern auf ihm fest. Auf der dem Boden zugekehrten Seite entwickeln sich nun zweierlei Zellen, männliche oder Antheridien am Rande des kleinen grünen Läppchens und weibliche oder Amphigonien in der Nähe des herzförmigen Ausschnittes. Der Inhalt der ersteren vereinigt sich unter Vermittelung des Wassers mit dem der Amphigonien, und aus letzteren entstehen nun winzige Früchte, die mit dem Prothallium vereinigt bleiben und zu kleinen Pflänzchen der ungeschlechtlichen Generation heranwachsen, während das Prothallium abstirbt. Wegen ihrer Kleinheit und versteckten Lage werden die Prothallien in der Natur selten entdeckt; sie lassen sich aber mit einiger Sorgfalt auf einem mit feuchtem Sand bedeckten Teller unter einer Glasglocke aus Sporen heranziehen.

Stamm der Farnkräuter, Filices, Farn. der Tüpfelfarne, Polypodiaceen. KI. XXIV. ausdauernd Juli, August. H. 0,30 – 0,50 m. – DC. = De Candolle.

 


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