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siehe Bildunterschrift

Starkriechende Raute, Rúta gravéolens L.

Wie das Ruprechtskraut, so besitzt auch die Weinraute in dem starken, aber nicht so unangenehmen Dufte aller Pflanzenteile zugleich ein Lockmittel für die Blütenbesucher und ein Schutzmittel gegen weidende Tiere. Ihre Blätter und Blüten sind mit würzig riechendem Öle, das tröpfchenweise abgesondert in kleinen Poren sitzt, völlig durchsetzt. Seit alters in Würzgärten angepflanzt, genoß sie eines vorzüglichen Rufes als Heilmittel; nach des »hochgelerten Leonhart Fuchsen new Kreüterbuch« hilft sie mindestens gegen alle und noch einige Krankheiten, und der berühmteste Kräutermann der Gegenwart, den freilich unsere »der artzney Doctorn« nicht gelten lasse» wollen, der ehrwürdige Sebastian Kneipp, nimmt sich der Raute als vorzüglicher Heilpflanze ebenfalls mit großer Wärme an. Sicherlich birgt die Pflanze, die aus dem Süden bei uns eingeführt und hier und da verwildert ist, ein dem menschlichen Körper wohlthätiges Prinzip, und ein aus ihren Blättern bereitetet Thee schmeckt sehr aromatisch. Nicht minder bemerkenswert ist sie jedoch wegen ihrer Blüteneinrichtung. In der Mitte der gelbgrünen Blüte sitzt der von einem Honig absondernden Wulste umringte Fruchtknoten und trägt auf kurzem Stiel die Narbe. Ihn umgeben vier oder fünf kahnförmige Blumenblätter und acht oder zehn von steifen Fäden getragene, wagerecht abstehende Antheren. Von diesen Fäden krümmt sich zunächst einer so aufwärts, daß seine Anthere in die Mitte der Blüte kommt und jedes Honig suchende Insekt den Pollen abstreifen muß. Nachdem das erste Pollenblatt sich fast einen Tag in dieser Lage erhalten hat, krümmt es sich langsam zurück, nimmt seine alte Lage ein und wird von einem zweiten ersetzt, und das geht so fort, bis sämtliche Antheren in der Mitte der Blüte geschwebt haben. Hat sich endlich auch das zehnte Pollenblatt zurückgebogen, so wird in der Blütenmitte die inzwischen zur Befruchtung gereifte Narbe sichtbar und erwartet Fremdbestäubung; denn diese wird eben durch den Platzwechsel bezweckt.

Rautengewächse, Rutaceen. Kl. VIII und X. ausdauernd. oder Holzgewächs; (d. h. Halbstrauch). Juni – August. H. 0,30 – 0,50 m.

 


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