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siehe Bildunterschrift

Edelweiß, Gnaphálium Leontopódium Scop.

Auf den schmalen Graten und Gesimsen des Hochgebirges siedelt sich das Edelweiß mit Vorliebe an, und mancher Unvorsichtige hat bei dem Versuche, die schneeig schimmernden Pflänzchen zu pflücken, den Tod gefunden. Auch sie schützt »der Geist, der Bergesalte«, mit seinen Götterhänden vor der völligen Ausrottung. Die dünne Erdschicht, in der das Edelweiß wurzelt, bedroht es ohnehin mit dem Verschmachtungstode, sobald Regen, Tau und Nebel einmal etwas lange ausbleiben, oder sobald bei klarem Himmel der Föhn 24 Stunden hintereinander weht. Da wäre es mit seinen Gefährten am selben Standort, der Edelraute, der Goldraute u. a., schnell verloren, wenn nicht die allseitige dichte Behaarung der Blätter und des Stengels die Verdunstung auf das geringste Maß einschränkte. Die aus saftlosen, luftgefüllten, verwobenen Haarzellen bestehende, glanzlose, weiße Filzbekleidung ist also für das Edelweiß eine Lebensbedingung, und wir sehen in ihr einen Schutz, dessen sich auch manche unserer an trockenen Orten wachsenden Ruhrkräuter bedienen, zur höchsten Vollkommenheit ausgebildet. Wie einige seiner Verwandten in der Ebene treibt das Edelweiß Ausläufer, deren feine Wurzeln oberflächlich in den Boden dringen.

Das schönste an der Pflanze ist das Blütenköpfchen. Es besteht aus mehreren kleinen Körbchen auf der Spitze des Stengels, gewöhnlich 5 bis 6, die von einer Anzahl wollfilziger Blätter sternartig umgeben sind. Nicht die winzigen Blütenköpfchen selbst, sondern die sie stützenden Deckblätter fallen durch ihre vom Grün der Umgebung oder von den grauen Kalkfelsen abstechende Farbe ins Auge und locken die Bienen und Hummeln an. Es finden sich Stöcke mit dreierlei verschiedenen Blütenformen vor. An der einen enthält das mittlere Körbchen des Blütenstandes nur scheinzwitterige Pollenblüten, die übrigen nur reine Griffelblüten; an der zweiten ist das Mittelkörbchen von derselben Beschaffenheit wie in der ersten, während die Körbchen des Umkreises aus scheinzwittrigen Pollenblüten in der Mitte und reinen Fruchtblüten am Rande bestehen; die dritte Form weist in sämtlichen Körbchen scheinzwittrige Pollenblüten in der Mitte auf, die von reinen Griffelblüten umgeben sind. Die Narben der Fruchtblüten sind immer schon zur Befruchtung bereit, wenn aus den benachbarten Antheren noch kein Pollen zu haben ist, und zwar durchschnittlich zwei Tage früher, ein Zeitraum, der zur Herbeiführung der Fremdbestäubung vielfach genügen wird. – Versuche, das Edelweiß von den Hochgebirgsmatten auf die Höhen unserer Mittelgebirge oder auf die Ebene zu verpflanzen, sind nicht geglückt. Das Pflänzchen entartet in anderer Umgebung.

Vereinblütler, Compositen. Kl. XIX. ausdauernd. Juli, August. H. 0,02 – 0,20 m. Scop. = Scopoli.

 


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