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siehe Bildunterschrift

Schmalblättriges Weidenröschen, Epilóbium angustifólium L.

Unter den Weidenröschen, wie die Gattung nach der rosenähnlichen Blüte und der Blattform genannt ist, zeichnet sich das schmalblättrige durch seine stattlichen Stauden und die großen purpurnen, selten weißen Blüten aus. Es gedeiht am schönsten an trockenen, sogar sandigen, sonnigen Waldstellen und Waldrändern, wo Bienchen und Hummel fleißig umherschwärmen. Gerät es infolge üppiger Entfaltung des Baumlaubes in Schatten, so verkümmern die Blütenknospen noch vor dem Aufblühen und fallen als weißliche vertrocknete Gebilde von der Spindel der Blütentraube ab. Die Pflanze streckt alsdann ihre Ausläufer, die bei reichlicher Entfaltung von Blüten kurz und wenig zahlreich sind, bedeutend, bis zu 1 m, in die Länge und sucht wenigstens in ihren Gliedern dem Bereiche des Schattens zu entkommen.

Die übergeneigten Knospen des Weidenröschen krönen den langen, dünnen, unterständigen Fruchtknoten. Sie öffnen sich zwischen 6 und 7 Uhr morgens und bergen ihr Hauptlockmittel, den Honig, an der Basis der Staubblätter, die sich auseinanderspreizen und ihre Antheren öffnen, während der Griffel sich seitwärts aus der Blüte herausneigt und seine vier Narbenäste noch geschlossen hält. Die aus den Antheren hervorquellenden Pollenkörnchen sind rote bei der Nachtkerze durch ein verwirrtes Netz seiner klebriger Fäden von großer Zähigkeit untereinander verstrickt und durch dieses Klebenetz nur um so geeigneter, am Pelz der zahlreichen Besucher zu haften. 24 Stunden später, wenn aller Pollen fortgetragen ist, streckt sich der Griffel gerade und stellt sich mit ausgebreiteter Narbe vor den Zugang zum Honig. Nun vermitteln die mit dem Staube jüngerer Blüten kommenden Hummeln die Kreuzung oder Fremdbestäubung. Nach derselben fällt die Blüte ab, und der Fruchtknoten wächst bedeutend in die Länge. Er birgt zahlreiche, an einer dünnen Mittelsäule befestigte Samenanlagen, die nun zu kleinen haargekrönten Samen auswachsen. Wenn sie reif sind, springt die Fruchtkapsel auf, ihre vier Klappen biegen sich allmählich nach auswärts und entlassen die seidenhaarigen Samen nacheinander. Die meisten befördert der Wind, andere werden kostenfrei im Pelz der Tiere verschleppt. Unsere Tafel zeigt das Aufspringen der Frucht, das durch den Druck der Haarkronen befördert wird, und das Davonschweben der Samen sehr schön.

Nachtkerzengewächse, Onagraceen. Kl. VIII. ausdauernd. Juli, August. H. 0,60 bis 1,25 m.

 


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