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siehe Bildunterschrift

Nelkenduftende Sommerwurz, Orobánche caryophyllácea Sm.

Die Sommerwurz hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Schuppenwurz (s. Teil I Tafel III), die zur Familie der Braunwurzgewächse gehört, während man aus den Sommerwurzarten eine eigene Familie gemacht hat. Diese Ähnlichkeit ist durch die gleiche Ernährungsweise bedingt: beide Pflanzen sind Schmarotzer. Aus dem unterirdischen, wie bei Lathraea dicht mit Schuppen besetzten Knollenstock wächst der steife, fleischige, gelbbraune Stengel hervor; er ist mit vielen an der Spitze vertrocknenden Schuppen besetzt. Sein Ende läuft in eine Blütenähre aus, deren offene rachenförmige Blumen hell schwefelgelb bis dunkelrotbraun sind und nach Nelken duften. Andere Arten hauchen Veilchenduft aus. Die Gattung Orobanche zerfällt in etwa 180 Arten, von denen in Deutschland allein etwa zwei Dutzend leben. Sie unterscheiden sich von einander meist nur durch recht geringfügige Merkmale und sind zum Teil auf sehr kleine Verbreitungsbezirke begrenzt. Ihre Unterschiede beruhen zum großen Teile wohl auf den Wirtspflanzen, von denen sie sich ernähren lassen. Unsere Art schmarotzt auf dem Labkraut, andere leben auf den Wurzeln des Ginsters, verschiedener Disteln, der Saubohne, des Quendels, der Skabiose, des Schneckenklees, des Wiesenklees, der Pestwurz, der Schafgarbe, des Epheus, des Hanfes, der Luzerne u. a.

Der unterirdische Teil der Sommerwurz ist über der Stelle, wo er der Wirtspflanze aufsitzt, meistens aufgetrieben und stark verdickt; auch die Wurzel der Nährpflanze ist an dieser Stelle etwas angeschwollen und in der Nähe derselben häufig durch den Angriff des Schmarotzers getötet und zerstört. Außerdem entspringen dem unteren Teile des Sommerwurzstengels dicke fleischige Fasern, welche die Wurzel der Nährpflanze zu erreichen suchen und sich dort ebenfalls anheften. – Die Samen der Sommerwurz sind sehr klein und keimen auf der Stelle der Erdoberfläche, an die der Wind sie trägt. An dem winzigen Keimling läßt sich kein Unterschied zwischen Wurzel, Stengel und Blättern wahrnehmen. Er bildet einen wurmförmig gewundenen, aus dünnen, zarten Zellen zusammengesetzten Faden. Das eine Ende desselben wächst schraubenlinig abwärts und scheint in der Erde nach passender Nahrung zu suchen. Ist dies Suchen vergeblich und die im Samen enthaltene Reservenahrung verzehrt, so welkt und vertrocknet die Keimpflanze, da ihr die Fähigkeit, sich aus der umgebenden Erde zu ernähren, völlig fehlt. Findet das Wurzelende, wie man es nennen kann, die lebende Wurzel einer ihm zusagenden Wirtspflanze, so legt es sich dicht an diese an und verdickt sich flaschenförmig. Zu gleicher Zeit schrumpft der obere Teil zusammen und verschwindet allmählich. Das verdickte Ende besetzt sich mit knotigen und warzigen Hervorragungen und tritt durch kräftig eindringende Zapfen mit der Wurzelrinde und dem Holzkörper der Nährpflanze in Verbindung. Diese ist so innig, daß es schwierig ist, festzustellen, welche Zellen oder welches Rindenstück dem Schmarotzer, welches dem Wirte angehört. Gegenüber der Verbindungsstelle der beiden bildet sich eine reichbeschuppte, zwiebelähnliche Knospe, und aus ihr wächst der kräftige Blütenstengel hervor, der die Erde durchbricht, aber sich auch am Sonnenlichte nicht grün färbt, da er des Chlorophylls zu seiner Ernährung nicht bedarf.

Sommerwurzgewächse, Orobanchaceen. Kl. XIV. ausdauernd. Juni, Juli. H. 0,15 – 0,50 m. Sm. = Smith (spr. ßmiß, bedeutender engl. Botaniker).

 


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