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siehe Bildunterschrift

Gemeiner Mais, Zéa Máys L.

Der Mais oder »türkische« Weizen stammt wie fast alles, was man hierzulande türkisch nennt, aus Amerika; hier bildete er vor der Entdeckung in den großen Kulturstaaten des centralen und südlichen Teiles der Westfeste das Hauptnahrungsmittel und hat als solches seine Bedeutung bis auf den heutigen Tag behalten. Die unreifen, aber nicht mehr milchigen Kolben werden in heißem Wasser gar gekocht und so oder gebraten gegessen; reife Maiskörner werden gesotten und in heiße Asche gelegt, worauf sich die Hülse leicht abstreifen läßt; das Mehl wird mit Zucker zu einem süßen Brei verrührt oder zu flachen, kuchenartigen Broten verbacken. Auch eine Art Bier, die Chicha, bereitet man aus Mais. Man befeuchtet die Körner, läßt sie keimen und dörrt sie an der Sonne. Dann werden sie zerstampft, in Wasser gekocht und der Gärung überlassen. Die Flüssigkeit sieht gelb und trübe aus und hat einen scharfen, aber wenig bitteren Geschmack. Dieses Maisbier war schon vor der Eroberung des Inkastaates durch die Spanier der Lieblingstrank der Indianer, mundet dem Fremden aber nicht besonders.

Am schönsten gedeiht der Mais in den heißen Plantagen am Ostabhange der Anden. Dort bilden gewisse Sorten 2 bis 3 m hohe Stengel und Kolben von ungeheurer Größe, die bis zu 75 Körner in senkrechter Reihe tragen. Bei uns wird der türkische Weizen nur als Futterkraut gebaut; in den südlichen Halbinseln, in Rumänien und Südrußland aber ist er in die Reihe der Getreidelieferanten getreten. In seinem Gefolge hat sich dort, besonders in Oberitalien, Südfrankreich und Spanien, eine eigentümliche Hautkrankheit, der mailändische Aussatz oder die Pellagra, eingestellt, die entweder durch übermäßigen Genuß von Maismehl, besonders wenn es schon etwas verdorben ist, oder aber durch Übertragung eines auf der Pflanze lebenden Pilzes auf die menschliche Haut hervorgerufen wird. Anfänglich schwach und in leichten Fällen heilbar, kehrt die Krankheit alljährlich mit größerer Heftigkeit wieder und ist, wie der wirkliche Aussatz, die Lepra, unheilbar.

Merkwürdig für eine Grasart ist die dem Mais eigentümliche Verteilung der Staub- und der Fruchtblütenstände. Die ersteren sitzen in einer ausgebreiteten Rispe am Gipfel der Pflanze, jedes Ährchen zweiblütig, aber zur Hälfte unfruchtbar. Die weiblichen Ährchen bilden gemeinschaftlich eine kolbenartige, von Blattscheiden umgebene Ähre, die in den unteren Blattwinkeln sitzt. Aus der dichten und festen Umwickelung ragen an der Spitze nur die langen, fadenförmigen Narben hervor. Sie reifen etwas vor den Antheren desselben Halms und sind deshalb gewöhnlich schon durch den Wind von anderen Stöcken her befruchtet, bevor der Pollen des eigenen Halmes frei wird. Die von einer harten, glasartigen Hülle umgebenen Samen sind von der verschiedensten Form und Farbe, weiß, dottergelb, braun, rot oder gestreift. Wegen der Verteilung der Blüten wird der Mais zur 21. Klasse des Linnéschen Systems, zu den Einhäusigen, gerechnet, während alle übrigen Gräser, ausgenommen noch das Ruchgras, zur III. Klasse gehören.

Gräser, Gramineen. Kl. XXI. einjährig. Juni, Juli. H. 1,00 – 2,00 m.

 


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