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siehe Bildunterschrift

Sonnenwendige Wolfsmilch, Tithymálus helioscópius Scop.

Die Wolfsmilcharten sind wegen des Milchsaftes ihrer Stengel und Blätter allgemein bekannt. Dieser Saft scheint der Pflanze in doppelter Hinsicht von Nutzen zu sein. Die großen Grasfresser unserer Weiden und Wälder wittern ihn, obwohl uns das Kraut geruchlos erscheint, und gehen achtlos an der Pflanze vorüber. Dagegen nähren sich manche Insekten, z. B. die Raupe des Wolfmilchschwärmers, von den Blättern, und da dient der harzreiche, schnell trocknende Milchsaft dazu, allzugroße und gefährliche Verletzungen schnell zu schließen. Schwarze Blattläuse lassen sich durch den bitteren Geschmack nicht abhalten am Stengel zu saugen, und sie werden wiederum, wie man das an der Cypressenwolfsmilch häufig beobachten kann, von Ameisen umschmeichelt, die sich um die süßen Absonderungen der Aphiden streiten.

Unter den 1½ Dutzend Wolfsmilcharten unsrer Flora zeichnet die sonnenwendige sich durch ihre verkehrt-eiförmigen, an der Spitze deutlich gesägten völlig kahlen Blätter, die fünf kräftigen, von fünf quirligen Deckblättern gestützten Doldenstrahlen des Blütenstandes, die kahlen, glatten Fruchtkapseln mit wabig-netzig punktierten Samen aus. Man findet sie häufig auf Äckern und in Dorfgärten. Jeder der fünf Doldenstrahlen spaltet sich in drei Strahlen zweiter Ordnung, und diese laufen in je zwei Gabelstrahlen aus. Von diesen Gabelstrahlen trägt jeder anscheinend eine aus Blütenhülle, Staubblättern und gestieltem Fruchtknoten bestehende zweigeschlechtige oder zwitterige Blüte; in Wirklichkeit besteht diese Scheinblüte aber aus vielen männlichen und einer centralen weiblichen Blüte, die von einer gemeinsamen, becherförmigen Hülle umschlossen sind. Jede männliche Blüte besteht aus einem cylindrischen Stielchen, auf dem, deutlich abgesetzt, ein einziges Staubblatt steht; von einer Blütenhülle fehlt jegliche Spur. Die in der Mitte sich erhebende weibliche Blüte wird von einem die Hülle überragenden, nach außen gekrümmten cylindrischen Blütenstiel getragen; sie enthält auch nichts weiter als einen völlig nackten, kugeligen, dreifächerigen Fruchtknoten, der mit drei Griffeln gekrönt ist. Dieser Verein einhäusiger Blüten ist nun von einer gemeinsamen Becherhülle umschlossen, die durch Verwachsung von fünf Hochblättchen entstanden ist. Zwischen den schwach einwärts gekrümmten Spitzen dieser Blättchen sitzen große, nieren- oder halbmondförmige gelb-grüne Drüsen, die meist von einer Honigschicht glänzen und stets der Tummelplatz zahlreicher Ameisen und Fliegen sind. Bei der sonnenwendigen Wolfsmilch haben diese Honigdrüsen Linsenform. Da die Narben früher als die Antheren reifen, so können diese Blütengäste sehr wohl eine Fremdbestäubung herbeiführen. – Die reife Kapsel enthält in drei Fruchtfächern je einen Samen, der einen fleischigen Anhang, eine Nabelschwiele, besitzt, wie die Samen des Veilchens, des Schöllkrauts u. a.

Wolfsmilchgewächse, Euphorbiaceen. KI. XXI. einjährig. Juni – Herbst. H. 0,15 – 0,30 m. Scop. = Scopoli.

 


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