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siehe Bildunterschrift

Bilsenkraut, Hyoscýamus niger L.

Kann man der Belladonna trotz all ihrer Gefährlichkeit eine gewisse, wenn auch unheimliche Schönheit nicht absprechen, so wirkt das Bilsenkraut dagegen einfach abschreckend. Der ekle Geruch, den es ausströmt, die klebrige Zottenbehaarung der Stengel und Blätter, die bleichgelbe Farbe der mit violetten Adern durchzogenen Blütenkrone, alles das weckt Widerwillen und Abscheu gegen die pflanze. Sie soll ihren Namen nach dem keltischen Götzen Biel tragen, dem sie geheiligt war. Bis in die Neuzeit stand sie als Teufels- und Hexenkraut in abergläubischem Ansehen, die Hexen sollten sich auf der Fahrt auf den Blocksberg mit Bilsenkrautsaft berauschen und die Zigeuner mit Hilfe der Bilse ihre Zaubereien vollbringen. Auch das plötzliche Auftreten und Verschwinden des Bilsenkrauts mag zu seinem unheimlichen Rufe beigetragen haben. Als die Wälle meiner Vaterstadt, der ehemaligen Festung Stralsund, abgetragen wurden, erschienen auf der blosgelegten Erde plötzlich große Mengen von Bilsenkrautstauden, wahrscheinlich aus Samen, der lange im Boden geschlummert hatte, und ebenso plötzlich verschwand nach einiger Zeit dieser Flor, obwohl jeder Stock im Jahre durchschnittlich 10 000 Samen hervorbringen kann. – Die Blüte ist in gleicher Weise wie die Tollkirschenblume durch Honig und Platzwechsel der Blütenteile zur Herbeiführung von Fremdbestäubung eingerichtet, befruchtet sich jedoch, wenn diese nach Ablauf eines Tages nicht eingetreten ist, selbst. – Der Standort des äußerst giftigen Gewächses ist der Schutt in jeder Form.

Nachtschattengewächse, Solanaceen. Kl. V. zweijährig und einjährig. Juni, Juli. H. 0,30 – 0.60 m.

 


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