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siehe Bildunterschrift

Gemeiner Kalmus, Ácorus Cálamus L.

Wenn das liebliche Maienfest herannaht, und man aus dem Walde die jungen Birkenstämme mit dem zarten Laube herbeiholt, darf auch der Kalmus nicht fehlen. »Pfingstorgel« nennt man ihn wohl im Scherz, sei es, weil der Frühlingswind so schön durch die Blatt- und Blütenschäfte saust, sei es, weil die mutwillige Jugend so lieblich auf den Blattdecken »ziepen« kann. Der Kalmus soll aus Ostasien stammen, ist aber bei uns an Gräben, Teichen und Flußufern so verbreitet, daß man ihn lieber für ein einheimisches Gewächs halten möchte, wenn nicht der Umstand dagegen spräche, daß die Pflanze bei uns keine Früchte trägt. Es fehlt hier offenbar die Insektenart, welche in der Heimat ihre Bestäubung zu bewirken pflegt. Die aus einer langen, blattähnlichen Blütenscheide hervortretende Ähre ist aus zahlreichen Zwitterblüten zusammengesetzt, deren Narben schon vertrocknet sind, wenn die Antheren ihren nicht stäubenden, sondern haftenden Pollen hervortreten lassen. In China und Indien werden die Blüten durch Insekten gekreuzt, und dort bilden sich an den Kolben rötliche Beerenfrüchte. Bei uns findet die Verbreitung der Pflanze offenbar nur durch Ausläufer des kriechenden Wurzelstocks oder durch abgebrochne und von den Wellen fortgeschwemmte Stengelteile statt. Die ganze Pflanze, besonders aber der dicke geringelte Wurzelstock duftet stark aromatisch und schmeckt bitterlich; dieser Geruch und Geschmack zeigt die Anwesenheit eines ätherischen Öles an, das anregend und stärkend, besonders auf die Verdauungsorgane, wirkt. Es bringt ein Gefühl angenehmer Wärme im Magen hervor, erregt die Eßlust und ist eins der einfachsten und besten appetiterweckenden Mittel. Im Volke heißt die Pflanze deshalb auch Magenwurz und wird als Thee, als Pulver, in Weingeist ausgezogen oder kandiert angewendet.

Arongewächse, Araceen. Kl. VI. ausdauernd. Juni, Juli. H. 1,00 – 1,20 m.

 


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