Eugen Sue
Die Geheimnisse von Paris
Eugen Sue

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Siebentes Kapitel.

Lachtäubchen

Des Steinschneiders Tochter Luise war ein Mädchen von auffallender Schönheit, eine große, schlanke Erscheinung, in der Regelmäßigkeit der Züge der Juno, in der Zierlichkeit der Gestalt der Diana vergleichbar. Der gebräunte Teint, wie auch die durch Arbeit angegriffenen Hände und ihr schlichtes Kleid taten dem schönen Gesamteindruck, den sie machte, keinen Abbruch. Sie war zwar heute recht bleich und auch sichtlich bekümmert, trotzdem ihr Vater aus den Händen der Schergen, die ihn ins Gefängnis hatten führen wollen, befreit worden war; es fiel wohl beides aber niemand außer Rudolf auf, der den Vater in den Vorsaal hinausgezogen hatte und aus Besorgnis, eine allzu große Freigebigkeit möchte sein Inkognito in Gefahr bringen, anderseits aber bekümmert um die arme Familie, die Gedanken des Mannes, um nach keiner Seite behindert zu sein, auf eine andere Fährte lenken wollte. »Gestern früh,« fragte er, »ist doch eine junge Dame hier gewesen?« – »Jawohl, Herr, und allem Anschein nach hatte sie reges Mitgefühl mit unserer Armut.« – »Nicht mir, sondern ihr haben Sie nächst dem allgütigen Gott zu danken, daß Ihnen Hilfe in Ihrer Kümmernis zu teil wird. Sie hat gestern Erkundigungen über Sie und Ihre Familie eingezogen, und Sie hatten nur allzu recht, heute morgen zu ihrer Frau Magdalene zu sagen: »Ach, Frau, wenn nur die reichen Leute wüßten . . .« –

»Aber wer hat Ihnen das gesagt? und woher kennen Sie den Namen meiner Frau?« – »Ich war seit heute früh in Ihrer Nähe: versteckt in der Bodenkammer neben Ihrer Stube.« – »Jesus! Und warum?« rief Morel. – »Wo hätte ich bessere Auskunft über Sie bekommen sollen als durch Sie selbst?« erwiderte Rudolf: »mir mußte es in erster Linie auf ungeschminkte Wahrheit ankommen. Der Pförtner sprach von der Kammer in der Absicht, sie mir als Holzstall zu geben. Ich habe sie mir heute früh angesehen, mich eine Stunde darin aufgehalten und die Meinung gewonnen aus den Reden, die ich von Ihnen in dieser Zeit hörte, daß es keinen rechtlicheren und biederern Charakter geben könne als den Ihrigen. Es traf sich gestern so gut, daß ich einige Schulden einziehen konnte. Was ich daraus gewann, reichte gerade hin, der wohltätigen Dame, die sich für Sie interessiert, das zur Tilgung Ihrer Schuld notwendige Geld zur Verfügung zu stellen. Sie haben alles Unglück, das Sie betroffen, so standhaft und ohne sich Ihrer Würde und Ehre zu begeben, ertragen, daß Hilfe, wenn irgendwo, so hier am Platze ist, und um deswillen ist es mir eine Freude, Ihnen im Auftrage Ihrer Wohltäterin sagen zu dürfen, daß Sie hinfort keine unmittelbaren Lebenssorgen mehr haben sollen.«

»Sprechen Sie im Ernst? O, nennen Sie mir zum wenigsten den Namen der edlen Dame, damit ich sie in mein Gebet einschließen kann.« – »Ich kann Ihren Wunsch nur unter der einen Bedingung erfüllen, daß Sie den Namen keiner zweiten Person sagen, sei es, wer es sei.« – »Ich gebe Ihnen mein heiliges Versprechen,« rief Morel begeistert. – »Nun, der Name der Dame ist Marquise von Harville.« – »Er wird nie aus meinem Gedächtnisse, nie aus meinem Gebete schwinden. Wie soll ich ihr danken, daß sie mir meine Frau und meine Kinder rettet? Ach, Herr, wenn unsre liebe, gute Luise bei uns bleiben kann und uns in unsrem Haushalte unterstützen kann, dann werden wir uns vorkommen in unsrer ärmlichen, bescheidenen Wohnung wie im Paradiese.«

»Nun, Luise soll Sie nicht mehr verlassen. Das soll der Lohn sein für Ihre Standhaftigkeit und Rechtlichkeit,« antwortete Rudolf; »jetzt aber sagen Sie mir, dieser Jakob Ferrand . . .« – Ueber Morels Stirn huschte eine finstere Wolke. – »Dieser Jakob Ferrand,« nahm Rudolf wieder das Wort, »ist doch der Notar in der Rue de Sentier?« – »Allerdings, Herr. Sie kennen ihn doch nicht etwa?« rief Morel; »wenn mein armes Kind nur nicht . . .« – Es war ihm nicht möglich, den Satz zu vollenden. Er schlug die Hände vor das Gesicht. Rudolf erriet den Grund seines Kummers. – »Ich sollte meinen,« sagte er, »gerade dieses rücksichtslose Vorgehen des Mannes, lieber Morel, müßte Sie beruhigen! Sicher hat er Sie ins Schuldgefängnis setzen lassen wollen, um Ihre Tochter, die sich ihm widersetzte, mürbe zu machen. Ich habe übrigens alle Ursache, den Mann für einen höchst unredlichen Charakter zu halten. Aber,« fuhr er nach einer kurzen Pause fort, »sollten Sie recht haben, lieber Morel, sollten Ihre Befürchtungen sich bestätigen, dann glauben Sie auch, daß Ihnen ein Racheengel erschienen ist, der den Mann, wenn er sich wirklich an Ihrer Tochter vergangen hat, mit unerbittlicher Strenge verfolgen wird.«

Jungfer Lachtaube trat aus ihrer Stube und trocknete sich mit ihrer Tändelschürze die Augen. – »Nicht wahr, hübsche Nachbarin,« sprach Rudolf sie an, »Herr Morel kann nichts Besseres tun, als die Zeit über, bis sein Gönner, in dessen Auftrage ich ja nur hier bin, eine passendere Wohnung für ihn gefunden, hinüber in die von mir hier im Hause gemietete zu ziehen?« – Jungfer Lachtaube schien so betroffen, daß sie keine Antwort fand. – »Ich muß für meinen Herrn,« nahm Rudolf wieder das Wort, »ein paar eilige Arbeiten machen; aber ich rechne darauf, daß Sie mir ein Plätzchen an Ihrem Arbeitstische für die kurze Zeit abtreten? Ich werde Sie ganz gewiß nicht stören. Morels könnten aber, wenn sich die Pförtnersleute für Geld und gute Worte bereit finden ließen, beim Umzuge zu helfen, ohne jeden Aufenthalt ihre alte Wohnung räumen und in die meinige einziehen.«

»Vater,« rief einer der Knaben, den Fuß auf den Flur hinaussetzend, »du möchtest zur Mutter kommen.« – »Gehen Sie, mein lieber Morel,« sagte Rudolf, ihm auf die Schulter klopfend, »sobald unten alles in Ordnung, lasse ich es Ihnen sagen.«

Darauf wandte er sich zu Lachtäubchen . . . »Nun, schöne Nachbarin, hätte ich an Sie eine recht große Bitte: mich in den nächsten Laden zu führen, wo wir für unsere armen Freunde das Allernötigste kaufen können. Sie verstehen das gewiß recht gut, und ich möchte mich in aller Hinsicht dabei auf Sie verlassen.« – »O gewiß!« rief Lachtäubchen, von Begeisterung erfüllt, »ach! Ich will gewiß alles tun, was in meinen Kräften steht.«

Lachtäubchen stand ungefähr in dem gleichen Alter wie ihre einstige Mitgefangene, die Schalldirne; aber zwischen den beiden Mädchen bestand ungefähr der gleiche Unterschied, wie zwischen Lachen und Weinen; die eine war von Temperament zart, poetisch, empfindlich; die andere prosaisch, munter und mitleidig, eines jener Pariser Mädchen, die der Stille den Lärm, der Ruhe die Bewegung, dem sanften Rauschen des Windes, des Wassers und der Wellen die laute Orchestermusik in den Kolosseumsbällen usw. vorziehen, die lieber ein Feuerwerk sehen, als den Blick zum heiteren Sternenhimmel hinauf richten, die der Stille der Felder und Fluren den betäubenden Straßenlärm vorziehen. Und doch setzte sie den Fuß aus ihrem Stübchen bloß an Sonntagen und alle Morgen in der Frühe, um das Frühstück für sich und das tägliche Futter für ihre beiden Vögelchen zu holen, aber anderswo als in Paris zu wohnen, hätte sie für ein Ding der Unmöglichkeit angesehen, und sie wäre, hätte man sie von dort in die Provinz verpflanzt, vor Verzweiflung in den ersten vier Wochen am Heimweh gestorben.

Lachtäubchen war kaum achtzehn Jahre alt, nicht groß, sondern eher klein zu nennen, aber von tadellosem Wuchse, fast übervoller Büste und rundlicher Fülle, doch genau den Verhältnissen von Körper und Größe angepaßt. Ihre flinken Bewegungen erinnerten an das zierliche Trippeln der Wachtel oder Bachstelze; sie ging weniger als schwebte gleichsam über das Pflaster, das sie mit ihren Füßchen kaum zu betreten schien.

Rudolf hatte Lachtäubchen immer nur in Morels dunkler Wohnung gesehen oder auf dem kaum helleren Vorsaale, und die strahlende Frische seiner kleinen Nachbarin blendete ihn jetzt förmlich. Das vorn schmale, weit nach hinten gerückte Häubchen zeigte zwei breite, dicke Flechten von glänzendem Schwarz, die weit über die Stirn hinein hingen. Die feinen schmalen Brauen sahen aus wie mit Tusche gemalt und rundeten sich über den beiden munteren, schalkhaften Augen von tiefem Schwarz. Ihre festen vollen Wangen hatten eine an den Hauch eines Pfirsichs erinnernde Färbung; ihr kleines Stumpfnäschen guckte keck in die Welt hinein; den eher großen als kleinen Mund mit den roten, feuchten Lippen und kleinen weißen Perlenzähnen umspielte ein neckisches Lachen; drei reizende Grübchen, zwei auf den Wangen, eines auf dem Kinn, nicht weit von einem schwarzen Schönheitsmale am Mundwinkel, liehen dem Gesicht einen Zug von schalkhafter Anmut.

Rudolf stand noch immer unbemerkt an der Tür und rührte kein Glied, während seine schöne Nachbarin noch immer allein zu sein dachte und sich mit der zierlichen weißen Hand das Haar glatt strich, dann den kleinen Fuß auf einen Stuhl stellte und sich bückte, um sich den Schuh zuzuschnüren. Natürlich konnte Rudolfs neugierigen Blicken der blendendweiße Strumpf und das Bein von untadelhafter Fülle der Form nicht entgehen.

Lachtäubchen war in Gedanken bei ihrem neuen Nachbar, der ihr recht gut gefiel, sowohl von Aussehen als von Charakter, hatte er sich doch gegen die arme Familie Morel so gütig gezeigt, ihr sein Zimmer abzutreten: ein Beweis von Herzensgüte, der ihm das Herz der kleinen Näherin auf der Stelle gewonnen hatte. So wünschte sie sich von Herzen Glück, daß ein Logisherr wie der Herr Rudolf, auf die bisherigen Mieter, den Herrn Cabrion und den Herrn Franz Germain, gefolgt war, hatte sie doch recht gebangt, daß das Zimmer entweder gar nicht oder an jemand vermietet werden möchte, mit dem sie nicht harmonieren könne.

Rudolf musterte das Stübchen, während sich das Mädchen noch immer mit ihren Schuhen zu schaffen machte. Es war ein recht schmucker, sauberer Ort. Die Wände waren mit grauen Papiertapeten bekleidet. Auf dem marmorartig gestrichenen Kamine standen ein paar schöne, grüne Blumentöpfe; in einem kleinen Uhrgehäuse hing eine silberne Taschenuhr, als bescheidener Ersatz für die sonst übliche Stutzuhr. Daneben stand ein spiegelblanker kupferner Leuchter, mit einem Wachslicht darin, auf der andern Seite eine ebenso blank geputzte Lampe. Ueber dem Kamine hing ein ziemlich großer Spiegel in schwarzem Holzrahmen. Bett und Fenster waren durch bunte Wollvorhänge verdeckt. Rechts und links vom Alkoven standen zwei Schränke, worin die Garderobe und das geringe Hausgerät aufbewahrt waren. Eine blankpolierte Nußbaumkommode, vier Nußbaumstühle, ein mit grünwollner Decke bedeckter Tisch, ein Lehnstuhl aus Strohgeflecht und eine Fußbank, auf der gewöhnlich Lachtäubchen saß, bildeten das ganze Mobiliar.

An einem der Fenster hing ein Käfig mit einem Paar Kanarienvögeln, den Kameraden des holden Mädchens. Auf dem Fensterbrett stand ein Kasten aus Holz, mit Erde gefüllt und zur Winterszeit mit Moos belegt. Ihn pflegte das Mädchen seinen Garten zu nennen, denn im Sommer zog sie allerhand hübsche Blümchen darin.

Als Rudolf jetzt eine Bewegung machte, drehte sich Lachtäubchen um, tat aber gar nicht verwundert, sondern rief ihm, ohne ihre Stellung zu verändern, munter zu: »Ei, Sie da, Herr Nachbar?« – Aber im Nu verschwand der niedliche Fuß unter den weiten Falten des braunen Kleides. – »Sie sind wohl hereingeschlichen?« fragte sie schelmisch. – »Sie haben mich nicht kommen hören. Ich bin hereingekommen wie jeder andere Mensch, war aber vor Staunen über die saubere, niedliche Einrichtung so verdutzt, daß ich eine Weile ganz sprachlos war. Die Gardinen sind doch gar zu schmuck! Und die Kommode sieht aus, wie wenn sie aus Mahagoni wäre, so blank . . . Es hat Sie viel Geld kosten müssen.«

»Reden wir nicht weiter davon. Als ich aus dem Gefängnisse herauskam, hatte ich 450 Franks in meinem Besitze, aber fast alles ist wieder flöten gegangen.« – »Was reden Sie von Gefängnis? Sie haben doch nicht schon gesessen?« fragte Rudolf. – »Ach! Das ist eine gar verwickelte Sache. Es passierte, als ich kaum zehn Jahre alt gewesen war.« – »Wer hatte bis dahin für Sie gesorgt?« – »O, ein paar recht brave alte Leute. Aber sie starben an der Cholera. Ich wußte da nicht, was ich anfangen sollte, und so ging ich auf die unserm Hause gegenüber liegende Wache und sagte zu dem schildernden Posten: Ach, lieber Herr Soldat, mir sind die Eltern gestorben, und ich weiß nicht, wohin ich mich wenden soll. Da kam ein Offizier herbei und ließ mich zur Polizei abführen, und er hatte nichts Eiligeres zu tun, als mich ins Stockhaus unter dem Vorgeben zu stecken, ich sei eine Landstreicherin. Herausgelassen wurde ich erst wieder, als ich das sechzehnte Jahr vollendet hatte.«

»Und Ihre Eltern?« – »Wer mein Vater gewesen, weiß ich nicht. Als ich die Mutter verlor, war ich sechs Jahre alt; sie hatte mich aus dem Findelhause zu sich genommen, nachdem sie mich zuerst dorthin hatte geben müssen. Die braven Leute, von denen ich spreche, wohnten in unserm Hause, waren kinderlos und nahmen sich meiner an, als sie hörten, daß ich die Mutter auch verloren hätte.« – »Was waren es denn für Leute?« fragte Rudolf; »ich meine, ihrem Stande nach.« – »Der Mann war Maurer, die Frau verdiente sich durch Sticken ihr Nadelgeld.« – »Und Sie hatten es gut bei ihnen?« – »Ach, sie ließen mir allen Willen, freuten sich, wenn ich recht lustig und vergnügt war, und an Lustigkeit hat es mir auch nicht gefehlt.« – »Daher wohl der Kosename, den Sie führen?« fragte Rudolf. – »Ganz recht, der Name rührt von meinem Pflegemütterchen her und ist mir auch geblieben. Es waren wirklich recht gute Leute, meine Pflegeeltern, lieber Herr Rudolf, und wenn ich auf sie mich besinne, könnte ich des Erzählens manchmal kein Ende finden. Aber jetzt will ich nur schnell den Schal vom Bette nehmen und um die Taille stecken, denn wir müssen gehen. Ehe wir alles für Morels gekauft haben werden, was sie brauchen können, wird geraume Zeit vergehen.«

»Wir wollen im Vorbeigehen bei Pipelets mit vorsprechen, damit sie wissen, was mit den Sachen geschehen soll, wenn sie hergebracht werden,« sagte Rudolf: »es muß natürlich alles in meine Wohnung geschafft werden, in die Morels ja vorläufig ziehen sollen.« –

Als sie wieder aus der Pförtnerstube traten, um sich auf den Weg nach einem Kaufhause zu machen, kam ein Mensch in Sicht, so dicht in einen Mantel gehüllt, daß man kaum die Augen sehen konnte, und fragte, ohne bis an die Tür der Pförtnerstube zu treten, ob Frau Burette zu Hause sei. – »Sie kommen doch nicht etwa aus Saint-Denis?« fragte Pipelet, ein pfiffiges Gesicht schneidend. – »Jawohl,« gab der Mann zur Antwort. »Ein Viertel auf zwei.« – »Na, dann gehen Sie dreist hinauf,« erwiderte auf die wunderliche Antwort der Pförtner, der noch immer das pfiffige Lächeln zeigte. – Der Mann war schnell auf der Treppe verschwunden. –

»Was hat das zu bedeuten?« fragte Rudolf. – »Hm, bei der Burette oben geht wohl was Besonderes vor; es bleibt in einem Hin- und Herrennen, und heute früh hat sie zu mir gesagt: ich solle alle, die aus Saint-Denis kämen und sagten, »jawohl; ein Viertel auf zwei«, ohne Umstände zu ihr hinauf lassen, sonst aber niemand.« – »Das nimmt sich ja gerade so aus wie ein Losungswort,« meinte Rudolf. – »Ganz recht; drum habe ich auch bei mir gedacht: es müsse was oben im Gange sein. Heut nacht ist übrigens der kleine Lahme, der beim Herrn Bradamanti im Dienst ist, in der zweiten Stunde mit dem Weibe, das den Spitznamen Eule hat, hergekommen. Die Eule ist bis gegen vier Uhr dageblieben, dann im Fiaker, der vorm Hause solange gewartet hat, weggefahren. Wohin, weiß ich nicht, und was sie hier gewollt hat, auch nicht. Aber ich denke, sie wird wieder herkommen, denn die Burette hat mir gesagt, die Eule könne ich ohne weiteres hinauf lassen, auch wenn sie das Losungswort nicht sagen sollte.«

Rudolf dachte sogleich, da sei doch wieder eine neue Missetat im Gange, hatte jedoch nicht die geringste Ahnung, daß sie ihn so nahe angehen sollte. – Drum sagte er jetzt zu der Pförtnerin: »Nun, liebe Frau, Sie vergessen doch nicht, was ich Ihnen über die Morels gesagt habe? Sie sorgen für eine kräftige Suppe und lassen für die Familie Essen aus dem nächsten Gasthause holen? Nicht wahr?«

Die Frau versprach es, Rudolf reichte dem Mädchen den Arm und verließ mit ihr Haus und Straße.


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