Eugen Sue
Die Geheimnisse von Paris
Eugen Sue

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Sechstes Kapitel.

Schuris Tat und Erzählung

In das vor dem Einbruchsversuche Bakels von der einäugigen Eule besichtigte Haus in der Allée des Veuves durch Schuri gebracht, ruht Rudolf in einem wohnlich eingerichteten Stübchen. Im Kamine flammt ein helles Feuer, auf einer Kommode steht eine Lampe, die ebenfalls eine lebhafte Helle verbreitet; der Raum, wo das von dicken Damastvorhängen umgebene Bett steht, ist dunkel. Ein mittelgroßer Neger mit weißem Wollhaar, im blauen Frack mit orangegrünem Bande im Knopfloche, zählt nach der goldnen Sekundenuhr, die er in der Hand hält, die Pulsschläge Rudolfs. Am Fuße des Bettes, in schmutzigen Lumpen, steht mit übereinandergeschlagenen Armen, ohne ein Glied zu rühren, Schuri. Um den Kopf herum hängt ihm naß und verworren das flachsfarbige Haar. Von dem langen roten Barte tropft Wasser hernieder. Auf dem häßlichen Gesicht liegt ein unbeschreiblicher Ausdruck von Mitleid und Teilnahme. Der schwarze Arzt hat dem von Ohnmacht umfangenen Rudolf einen Löffel Medizin gereicht. Rudolf regt sich. – »Nun, die Starre läßt nach,« spricht der Arzt, »durch den Aderlaß ists ihm leichter geworden, bald wird alles vorüber sein.« – »Also gerettet!« ruft Schuri, außerstande, seine freudige Erregung zu meistern; »bravo! bravo!« – Von dem lauten Rufe Schuris geweckt, richtet Rudolf sich auf, blickt sich scheu um, sammelt seine Gedanken und ruft: »Murph? Wo ist Murph?« – Ehrerbietig antwortet der Neger-Arzt: »Wollen gnädige Hoheit sich beruhigen! Noch dürfen wir hoffen.« – »Murph ist verwundet?« fragt Rudolf. – »Allerdings, Hoheit!« versetzt der schwarze Arzt. – »Wo ist Murph? Ich will ihn sehen«, ruft Rudolf. – »Es wäre gefährlich, ihn jetzt irgendwie zu beunruhigen. Er schläft.« – »Ihr hintergeht mich, Doktor! Murph ist tot, ist ermordet, und ich – ich bin die Ursache davon!« jammert Rudolf, die Hände zum Himmel aufhebend. – »Bei meiner Ehre, Hoheit, Murph lebt, wenngleich er sehr schwer verletzt wurde. Ich habe alle Hoffnung«, sagt der schwarze Arzt, »ihn am Leben zu erhalten.« – »Und doch fürchte ich, daß Ihr mir die Wahrheit verheimlicht«, versetzt Rudolf, sich wieder in die Höhe richtend, »laßt mich unverweilt zu ihm tragen. Einem Freunde ins Auge zu schauen, ist immer wohltuend.« – »Ich versichere noch einmal«, erwidert der Negerarzt, »daß Herr Murph bald genesen wird, sofern nicht Zufälle eintreten, die sich zurzeit nicht abwägen lassen.« – »Lieber David«, ruft Rudolf, »ists wirklich so?« – »Was ich Ihnen sage«, versetzte der schwarze Arzt, »ist die lautere Wahrheit. Hoheit wissen doch, daß noch nie eine Lüge über meine Lippen den Weg genommen hat.« – »Aber wie ist dies alles zugegangen?« unterbricht Rudolf den Arzt; »Wer hat mich aus dem schrecklichen Keller gezogen? Wer hat mich vom Tode des Ertrinkens errettet? Mir ists nur undeutlich zu mute, als hätte ich die Stimme Schuris gehört. Oder sollte ich mich geirrt haben?« – »Nein. Sie haben sich nicht geirrt«, erwidert der Arzt; »der brave Mann kann Ihnen selbst erzählen, wie es zugegangen, denn er allein hat das Werk Ihrer Rettung vollbracht.« – »Wo ist Schuri?« ruft Rudolf. – »Da steht er«, sagt der Arzt, »er scheint sich nicht zu Ihnen her zu getrauen.« – »Tritt näher, du Wackrer!« spricht Rudolf, seinem Retter die Hand entgegenhaltend . . .

Schuri fühlte sich um so beklommener, als er aus dem Munde des schwarzen Arztes verschiedentlich das Wort Hoheit als Anrede für Rudolf gehört hatte . . . »Ich bitte um . . . um Verzeihung, Herr Ru . . . Gnädigster Herr, wollte ich sagen«, fing Schuri an zu stammeln. – »Nenne mich, wie sonst: Rudolf,« erwiderte dieser, »mir ist das lieber, und dann – erzähle mir, wie alles zugegangen, und wie es dir möglich war, den Keller zu finden? Aber da fällt mir ein: Wo ist Bakel?« – »In Sicherheit«, antwortete der schwarze Arzt. – »Zusammengeschnürt wie eine Tabakrolle«, sagte Schuri, »was die beiden für ein Gesicht schneiden mögen, wenn sie einander in die Augen sehen!« – »Ach, und Murph? mein armer Murph?« klagte Rudolf, »jetzt erst besinne ich mich! Ist er schwer verwundet worden, David?« – »Er wird genesen, Hoheit«, sagte der Arzt, »wenn auch einige Zeit darüber hingehen wird.« – »Ich will furchtbare Abrechnung halten, David, und rechne dabei, auf Euch,« rief Rudolf, »nun aber du, Schuri! Wie war es möglich, daß du noch zur rechten Zeit kamst?« – »Sie wissen, gnädiger Herr Rudolf«, erwiderte, ängstlich sich umsehend, der unter dem Namen Schuri dem Leser bekannte Mann, »daß Sie mir gestern abend einen Auftrag an Bakel gaben. Ich habe ihn längere Zeit überall gesucht, bis ich ihn endlich in Kumpanei mit der Eule auf dem Kirchhofe der Notre-Dame bei einem von der Gilde traf, der als Schneider gilt, aber Trödler, Hehler und Dieb in einer Person ist. Bei ihm kauften sie allerhand ein. Bakel sagte mir, als ich ihm von der Sache erzählte, die Sie für ihn hätten, er würde sich einfinden. Heute früh habe ich mich auf den Weg gemacht, um Ihnen seine Antwort auszurichten. Darauf sagten Sie mir, ich solle morgen vor Tage wiederkommen, tagsüber zu Hause bleiben, aber abends etwas erleben, das der Mühe lohne. Ich erriet, was darunter gemeint war, daß nämlich Bakel was ausgewischt werden solle, und das ging mir keineswegs wider den Strich, denn Bakel ist ein arger Bösewicht, der den Viehhändler umgebracht hat . . . Mittlerweile fiel mir ein, Bakel sei ein durchtriebener Gesell und könne gar leicht eine Falle wittern, deshalb den Ort, an dem ihm Herr Rudolf für den andern Tag ein Stück Arbeit vorschlagen wolle, schon heute visitieren oder visitieren lassen, zuletzt vielleicht auch Lust bekommen, die Sache allein, ohne irgendwessen Beihilfe auszuführen.« – »Und so kam es auch«, bemerkte Rudolf, »du hattest richtig geraten. Auf diese Weise also fügte es die Vorsehung, daß ich dir das Leben zu verdanken habe.« – »Ich muß mich selbst wundern, Herr Rudolf«, sagte Schuri, »daß mir, seit ich Sie kenne, Dinge passieren, die oben im Himmel eingefädelt zu sein scheinen, und dann sehen Sie, Herr Rudolf, wenn man sich immer behandelt gesehen hat wie einen Hund, sobald man es bloß wagte, sich wieder ehrlicher Gesellschaft zu nähern, dann . . . dann berührts einen gar seltsam, wenn man sich von jemand freundlich behandelt sieht . . . Doch davon genug!« rief er, »ich soll Ihnen ja erzählen, wie alles zugegangen ist. Nun denn, ich habe da so bei mir gedacht, ich müsse mich irgendwo verstecken, wo sich mir die Gelegenheit böte, die Mauer und die Gartentür zu überschauen, da es einen andern Eingang zu dem Hause ja doch nicht gebe. Und da es regnete, machte ich mich auf den Weg nach den Champs Elysées, um mir dort eine Unterkunft zu suchen. Was aber sehe ich dort? Zehn Schritte vor Ihrer Tür ein kleines Wirtshaus. Dorthinein trat ich und setzte mich ans Fenster, keinen Blick von Ihrer Tür lassend. Da sehe ich mit einem Male die Eule mit Rotarms lahmem Jungen kommen.« – »Rotarm? Rotarm?« fragte Rudolf, »heißt der Wirt der unterirdischen Schenke in den Champs Elysées so?« – »Jawohl, Herr Rudolf«, erwiderte Schuri, »wußten Sie das nicht?« – »Nein. Ich war der Meinung, er habe seine Wohnung in Alt-Paris.« – »Dort wohnt er auch«, antwortete Schuri, »er wohnt eben überall, Freund Rotarm, der schlaue Wicht mit seiner gelben Perücke und spitzen Nase. Kurzum, als ich Eule und Jungen kommen sah, dachte ich bei mir: Gut, jetzt gibts was! Und wirklich: der Junge verkriecht sich in einen Graben der Allee, von wo aus er den Blick nach Ihrer Tür hin frei hat. Die Eule setzt sich eine Haube auf, tritt an die Tür heran und klingelt. Murph macht ihr auf und läßt sie herein. Nach einer langen Weile kommt sie wieder und spricht zu dem lahmen Jungen, der noch immer im Graben lag, ein paar Worte. Als sie hierauf allein wegging, habe ich mir gesagt: »Nun aber aufpassen, Schuri! Der lahme Junge bleibt hier, die Eule geht wieder . . . wohin anders, als zu Bakel und zu Herrn Rudolf, die zusammen beim Rotarm geblieben sind? Die Eule hat also hier bloß baldowern sollen, und heut abend soll was vorgehen, Herrn Rudolf aber haben sie sicher aus dem Wege geschafft, um freie Hand zu haben. – Ich denke weiter: wie die Dinge stehen, gehe ich am besten . . . Hm, überlege ich, wenn aber inzwischen Bakel kommt? Am gescheitesten wäre es doch, du gingest zu Herrn Murph und stecktest es ihm! Da lauert aber der verfluchte lahme Junge an der Tür, sage ich mir, und wenn er dich sieht, so warnt er doch die Eule, und das kann alles verderben, zumal sich Herr Rudolf vielleicht doch anders besonnen hat und schon heute abend tun will, was erst morgen sein sollte. Nun ging ich ins Freie, um zu überlegen, zog meine Bluse aus, band mein Halstuch ab, ging in den Graben und nahm den lahmen Jungen beim Kragen, ohne mich an sein Geschrei zu kehren, und schnürte ihn in meine Bluse wie in einen Sack, den ich oben mit den Aermeln, unten mit dem Halstuche zusammenband und auf den Buckel nahm. Nicht lange, so komme ich an einen Gemüsegarten, um den eine kleine Mauer herum läuft. Ich packe meinen Sack und schleudere ihn über die Mauer in ein Rübenfeld. Freilich quiekt der lahme Junge wie ein Schwein, aber weiter als auf etwa zwei Schritte war seine Stimme doch nicht zu hören. Darauf mache ich mich schleunigst auf die Socken, bis ich zu einem Baume komme, von dem aus sich Ihre Tür überblicken läßt. Keine zehn Minuten, so hörte ich Schritte. Der Regen fiel noch immer, und eine Finsternis herrschte, daß der Teufel sich hätte auf den Schwanz treten können. Ich lauschte. Die Eule wars . . . »Lahmer, Lahmer!« rief sie leise. Ich aber dachte: »Ja, such du nur!« Da hörte ich Bakels Stimme: »Bei dem Regen wirds dem Jungen zuwider geworden sein zu warten; aber wenn ich ihn morgen erwische, ziehe ich ihm die Haut vom Leder.« – »Männchen«, hörte ich drauf die Eule wieder, »nimm dich in acht! Vielleicht ist er weggegangen, um uns was zu berichten? Wenns nun eine Falle wäre? Der andre wollte doch erst um zehn?« – »Eben darum«, sagte Bakel drauf, »jetzt ists erst sieben: du hast Geld gesehen; wer nicht wagt, gewinnt nicht; drum gib mir die Zange her!«

»Von wem hatte er die Werkzeuge?« fragte Rudolf. – »Von Rotarm«, versetzte Schuri; »der hält immer Vorrat; im Nu war die Tür aufgebrochen . . . Da höre ich wieder die Einäugige: »Du Männchen, schieb den Dolch da hinter deine Weste, damit du ihn gleich bei der Hand hast«, worauf Bakel in den Garten schlich. Ich sagte mir gleich: Herr Rudolf ist nicht dabei, also entweder tot oder irgendwohin verschleppt; ihm kann ich nicht helfen, aber Bakel kann Herrn Murph, Herrn Rudolfs Freund, der nichts Schlimmes vermutet, um die Ecke bringen wollen. Ich bin im Nu vom Baume hinunter und schlage die Eule mit zwei Fausthieben nieder; dann renne ich in den Garten; aber, Herr Rudolf, dorthin kam ich zu spät, denn Herr Murph, der jedenfalls Geräusch gehört hatte, war schon draußen und mit Bakel auf der Vortreppe im Kampfe. Herr Murph war schon schwer verwundet, hielt aber Bakel noch fest. Ich fiel über beide her und packte den Bakel. »Ich bins, Herr Murph«, rief ich, »ich, der Schuri!« – Bakel aber, wie vom Donner gerührt, schreit: »Spitzbube! Welcher Satan führt dich hierher?« – »Oho! Nicht so neugierig, Kujon!« antworte ich, ihm ein Bein zwischen die Knie stellend und den Arm fassend, in welchem er den Dolch hielt; Bakel schnaubte wie ein Ochse und wehrte sich wie ein Löwe. Den Dolch hatte ihm Herr Murph nicht entwinden können, denn Bakels Faust ist wie ein Schraubstock. Endlich gelang es mir, beide Hände hinter seinen Nacken zu bringen und zusammen zu schlingen, wie wenn ich ihn umarmen wollte . . . »Und nun sehen Sie zu«, sagte ich zu Murph, »ob Sie draußen Hilfe finden. Ich will warten, bis Sie zurückkommen; draußen hinter der Gartentür liegt die Eule, die lassen Sie nur mit in Sicherheit bringen, wenn Sie Hilfe haben.« Ich blieb mit Bakel allein, und was ihm bevorstand, das wußte er. Ich hatte noch immer beide Arme um seinen Hals geschlungen. Wir lagen halb auf der Erde, halb auf der untersten Treppenstufe. Mein Gesicht lag auf dem seinen. Ein Bein hatte ich ihm zwischen die Kniee gesteckt. Trotzdem hob er uns beide zusammen mit dem Leibe über einen Fuß hoch empor; aber noch immer hielt ich ihm meine Hände unter dem Kopfe und seinen Arm unter meinem Leibe. Da mit einem Male sehe ich die Eule oben auf den Stufen stehen. Donnerwetter! Mir wars, als sei mir der leibhafte Teufel erschienen. Bakel knirschte mit den Zähnen, das runde Auge des Weibes funkelte wie Grünspan . . . »Finette«, rief Bakel, als er ihrer ansichtig wurde, »ich habe den Dolch fallen lassen; heb ihn auf und stoß ihn dem Schuft zwischen die Rippen.« – »Einen Moment!« versetzte keuchend die Eule, »erst muß ich zu mir kommen«, und sie umkreiste uns wie ein Unglück kündender Vogel. Endlich erblickte sie den Dolch, aber als sie nach ihm greifen wollte, gelang es mir, ihr einen Tritt zu versetzen, daß sie stürzte; aber sie raffte sich flugs wieder auf . . . da sah ich einige Bewaffnete die Treppe herunter stürzen, zuletzt Murph, der sich leichenblaß auf einen Neger stützte. Nun wurde Bakel gepackt und gebunden, ebenso die Eule. Nun wußte ich aber noch immer nicht, wo Herr Rudolf steckte. Ich nahm die Eule ins Gebet, aber sie wollte nichts sagen. Da packte ich sie am Armgelenk und fing an zu drehen. Sie hielt es aus, bis es zu knacken anfing. Da ging ihr doch die Courage aus, und sie sagte: »Bei Rotarm im Keller vom Blutigen Herzen steckt er.« – Unterwegs wollte ich den lahmen Jungen aus dem Rübenfelde mit heim nehmen, fand ihn aber nicht mehr, denn er hatte sich mit den Zähnen aus dem Sack herausgebissen. Als ich nun ins Blutige Herz kam, fand ich Rotarm nicht sogleich; und als er endlich sichtbar wurde, wollte ich ihn an der Kehle packen; aber er sagte: »Ich kann mir denken, daß du wegen des jungen Laffen kommst, mit dem sich Bakel einen schlechten Witz gemacht hat. Laß mich los! Ich habe von Bakel nicht mehr als von dir. Geh in meinen Keller, da wirst du deinen jungen Laffen finden.« – Ich rannte hin, sprengte den Keller auf, das Wasser schoß mir entgegen. Da erblickte ich Ihre beiden Arme, fischte Sie noch glücklich heraus und trug Sie auf dem Rücken hierher.«

Rudolf richtete sich auf und reichte Schuri die Hand . . . »Ich verdanke dir das Leben, Schuri«, sagte er, »und werde die Schuld, – darauf verlaß dich, – gebührlich wett machen. Du hast Herz genug, um zu wissen, welches Gefühl mich in diesem Augenblicke bewegt: kein anderes als schwere Sorge um einen guten und ehrlichen Freund, dem du gleich mir das Leben gerettet hast, aber auch einen schrecklichen Rachedurst wider den Mann, der uns beinahe umgebracht hätte . . . David«, wandte er sich an den Negerarzt, »ein Wort!« und er sprach eine Weile leise mit ihm.

David schauderte . . . »Sie zögern?« fragte Rudolf; »und doch haben wir so oft miteinander darüber gesprochen! Jetzt ist die Zeit da, den Plan in Ausführung zu bringen.« – »Von Zögern, gnädiger Herr, ist keine Rede. Ich stehe im Gegenteil ganz auf Ihrer Seite, was Ihre Anschauungen über eine vollständige Reform des Strafwesens anbetrifft. Aber die Strafe, die Sie verhängen wollen, ist, so einfach wie sie ist, doch zugleich schrecklich. Im vorliegenden Falle ist freilich ihre Anwendung gerechtfertigt. Der Räuber, über den sie verhängt werden soll, hat Verbrechen gerade genug begangen, um ihn lebenslänglich ins Bagno zu bringen, drei Totschläge: an dem Viehhändler, an Murph und an Ihnen! Die Strafe ist also nur gerecht.«

»Dabei bleibt ihm der unbegrenzte Horizont der Reue«, ergänzte Rudolf Davids Worte; »und mit fünftausend Franks, David, wird er doch auskommen?« – »Unbedingt, Hoheit!« – »Mein Freund«, wandte Rudolf sich an Schuri, der ganz verblüfft ihm zugehört hatte, »mit dem Herrn hier muß ich ein paar Worte sprechen. Tritt unterdes hier in dies Nebenzimmer. Auf dem Schreibtische wirst du eine Brieftasche finden. Nimm fünf Tausendfranks-Scheine heraus und bring sie mir her!« – »Für wen?« fragte Schuri unwillkürlich. – »Für Bakel! Zugleich sage den Leuten, daß sie ihn herschaffen.«


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