Johann Peter Eckermann
Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens
Johann Peter Eckermann

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dienstag, den 10. [?] Februar 1829

Ich fand Goethe umringt von Karten und Plänen in bezug auf den Bremer Hafenbau, für welches großartige Unternehmen er ein besonderes Interesse zeigte.

Sodann viel über Merck gesprochen, von welchem er mir eine poetische Epistel an Wieland vom Jahre 1776 vorlieset, in höchst geistreichen aber etwas derben Knittelversen. Der sehr heitere Inhalt geht besonders gegen Jacobi, den Wieland in einer zu günstigen Rezension im ›Merkur‹ überschätzt zu haben scheint, welches Merck ihm nicht verzeihen kann.

Über den Zustand damaliger Kultur, und wie schwer es gehalten, aus der sogenannten Sturm- und Drangperiode sich zu einer höheren Bildung zu retten.

Über seine ersten Jahre in Weimar. Das poetische Talent im Konflikt mit der Realität, die er durch seine Stellung zum Hof und verschiedenartige Zweige des Staatsdienstes zu höherem Vorteil in sich aufzunehmen genötigt ist. Deshalb in den ersten zehn Jahren nichts Poetisches von Bedeutung hervorgebracht. Fragmente vorgelesen. Durch Liebschaften verdüstert. Der Vater fortwährend ungeduldig gegen das Hofleben.

Vorteile, daß er den Ort nicht verändert, und daß er dieselbigen Erfahrungen nicht nötig gehabt, zweimal zu machen.

Flucht nach Italien, um sich zu poetischer Produktivität wieder herzustellen. Aberglaube, daß er nicht hinkomme, wenn jemand darum wisse. Deshalb tiefes Geheimnis. Von Rom aus an den Herzog geschrieben.

Aus Italien zurück mit großen Anforderungen an sich selbst.

Herzogin Amalie. Vollkommene Fürstin mit vollkommen menschlichem Sinne und Neigung zum Lebensgenuß. Sie hat große Liebe zu seiner Mutter und wünscht, daß sie für immer nach Weimar komme. Er ist dagegen.

Über die ersten Anfänge des ›Faust‹:

»Der ›Faust‹ entstand mit meinem ›Werther‹; ich brachte ihn im Jahre 1775 mit nach Weimar. Ich hatte ihn auf Postpapier geschrieben und nichts daran gestrichen; denn ich hütete mich, eine Zeile niederzuschreiben, die nicht gut war und die nicht bestehen konnte.«


 << zurück weiter >>