Johann Peter Eckermann
Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens
Johann Peter Eckermann

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Freitag, den 21. November 1823

Goethe ließ mich rufen. Ich fand ihn zu meiner großen Freude wieder auf, und in seinem Zimmer umhergehen. Er gab mir ein kleines Buch: ›Ghaselen‹ des Grafen Platen. »Ich hatte mir vorgenommen,« sagte er, »in ›Kunst und Altertum‹ etwas darüber zu sagen, denn die Gedichte verdienen es. Mein Zustand läßt mich aber zu nichts kommen. Sehen Sie doch zu, ob es Ihnen gelingen will, einzudringen und den Gedichten etwas abzugewinnen.«

Ich versprach, mich daran zu versuchen.

»Es ist bei den Ghaselen das Eigentümliche,« fuhr Goethe fort, »daß sie eine große Fülle von Gehalt verlangen; der stets wiederkehrende gleiche Reim will immer einen Vorrat ähnlicher Gedanken bereit finden. Deshalb gelingen sie nicht jedem; diese aber werden Ihnen gefallen.« Der Arzt trat herein, und ich ging.


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