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Ich hatt' einen Kameraden

Kolonialfilm aus dem Weltkrieg. Man braucht ein militärisches Thema nicht unbedingt so anzufassen wie der geniale Eisenstein des Anstoßes. Es gibt noch andere Möglichkeiten. Aber es gibt heute keine Möglichkeit mehr, ein Stück Geschichte jüngster Vergangenheit in tränenreichen Familienkitsch aufzulösen. Ein Krieg zum Lachen, der da zwischendurch zelebriert wird; jede Manöverepisode wirkt aufregender. Wenn der Einfall ausbleibt, was sehr oft vorkommt, wird das Vakuum mit vaterländischer Musik gefüllt. So etwas ist eine Sünde nicht nur wider den Geschmack, sondern auch wider die Zeit. Und die Zeit wird sich rächen durch rasches Schimmeligwerden dieser scheinbar so lockenden Konjunkturware. Man konstatiert mit Bedauern, daß der geachtete Name des Regisseurs Conrad Wiene das reizlose Machwerk deckt. Von den Darstellern seien der Neger Brody genannt und ein paar Krokodile, die sich durch Frische des Spiels auszeichneten und trotz anfängerhafter Befangenheit dennoch zu den schönsten Hoffnungen berechtigen. – Theater am Nollendorfplatz (P.S. Das wäre der zweite von angesagten elf Militärfilmen. Nach dem fünften dürfte Ihr Referent sich wohl den Gefreitenknopf verdient haben.)

Montag Morgen. 23. August 1926


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