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»Die Zähmung der Widerspenstigen«

Unter Ludwig Bergers Regie wird im Schiller-Theater aus Shakespeares fremdgewordenster Rüpelposse ein von den Grazien Goldonis umflatterter Maskenscherz. Die gröbsten Flegel bewegen sich im Tanzschritt, bunte Konfettischlangen winden sich um Petrucchios Hetzpeitsche. Dieser leichte und freudige Geist der Komödie wird getragen von Agnes Straub, die niemals freier und gelöster war. Sie bleibt weiblich anmutig auch in äußerster Exaltation, bewundernswert, ob sie tänzerisch das Haupt zurücklehnt oder die lange Schlußmoral glänzend akzentuiert ins Publikum hineinspricht, – eine heute längst verlernte Kunst. Ihr Partner ist Herr Carl Ebert. Ein schnurrbärtiger Torero, Stolz in der Brust, siegesbewußt, selbstbewußt und muskelstark, gelegentlich mit trockenem Humor, der ein wenig mit diesem polternden, eitlen Mannsbild aussöhnt. Von den Übrigen sei noch ganz besonders Herr v. Meyerinck als quecksilbriger Diener Tranio erwähnt, der wie aus der commédia del'arte dahergehüpft kommt. Es war ein starker, wohlverdienter Erfolg. Und als das Theater unter Lachsalven erbebte, da war es wirklich, als wären erst mit dieser vergnügten Auferstehung eines alten Spiels die Geister der Ära Pategg aus dem Hause gescheucht.

Montag Morgen, 19. Januar 1925


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