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Wie es euch gefällt

Nun ist Barnowsky in der Königgrätzer Straße eingezogen, und wenn dieser erste Abend ein Versprechen sein soll, dann wird er mächtig steigern müssen, um nicht zu enttäuschen. Es war sicherlich ein guter Einfall, eine seiner besten früheren Regieleistungen zu übernehmen und damit auch die Bergner in jener Rolle, in der sie sich Berlin zu Füßen spielte. Man könnte vielleicht Prinzipielles sagen gegen Mozart-Intermezzi in einer Shakespeare-Komödie, noch Prinzipielleres gegen Herrn Weltmanns Verarbeitung, die von Handlung kaum ein paar Fetzen übrig läßt, aber alles kann nicht hindern, daß es ein heiterer, glücklicher Abend war.

Wie Elisabeth Bergner in einer Tonnuance Komödie und Tragödie mischt, wie die kleinen schmalen Hände bald nervös vibrieren, bald sich wie Vögelchen in die Luft erheben, das ist so wunderbar, daß der Kritiker die grämliche Feder beiseite legt und in seligem Selbstvergessen an den Fingern die Takte eines Sonetts abzählt.

Fräulein Carola Toelle als Celia bleibt bei Weltmanns Streichmusik die Hauptleidtragende. Man bedauert das ihres sanften Lächelns wegen, das man gern öfter auf der Szene gesehen hätte. Herr Kortner gibt dem melancholischen Jaques Schopenhauers breiten Mund und wirren Schopf, aber in seinen Augen sitzt ein Schalk und seine weltschmerzlichen Reflexionen werfen keinen schwarzen Schatten auf das liebenswürdigste Pastorale, das je ein Dichter ersonnen.

Montag Morgen, 7. September 1925


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