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Prinz Friedrich von Homburg

Ludwig Berger im Staatstheater holt Bilder heraus. Von tiefen dunklen Hintergründen heben sich massige Soldatenfiguren ab. Ein Lichtschein fällt auf Harnische und Degen, auf erzgegossene Gesichter. Erinnerungen an Rembrandts Nachtwache steigen auf. Einmal nur heller Sonnenhimmel: die pyramidenartig ansteigende Redoute von Fehrbellin mit der Gruppe der Offiziere. Niemals sah man diese Szene schöner.

Paul Hartmann ist der im Irrgarten der Liebe taumelnde Kavalier. Er vermeidet den »jugendlichen Helden«. Und so wird ein orientalischer Märchenprinz daraus, dem auf märkischem Sande Absonderliches begegnet.

Sein Gegenspieler Werner Krauß gibt, in wundervoller Maske, dem Kurfürsten Schärfe und Präzision; aber die innere Überlegenheit, den Humor des Schlußaktes bleibt er schuldig. Ein Mann von Stahl, gewiß, aber auch das Metall dieser Seele muß endlich phantastisch leuchten.

Herrlich ist Kraußneck, der Alte, als Kottwitz: Er meidet das Martialische, das gesucht Rauhe, wozu diese Rolle so leicht verleitet. Wenn er den Kurfürsten apostrophiert, ist er kein polternder Greis, nein, ein graugewordener Knabe, der mit lieben, erstaunten Kinderaugen in eine Welt blickt, deren Problematik ihm niemals aufgegangen und die immer neue und ärgere Wirrnisse bringt.

Für die Prinzessin Natalie wird Fräulein Rainer eingesetzt. Und wenn man zurückdenkt, wieviele Generationen von Heroinen auf diese liebenswürdige Gestalt losgelassen wurden, die ja doch die Herzdame eines jungen Traumwandlers sein soll und nicht allein Chef eines Dragonerregiments, infolgedessen auch nicht den Gang eines Mitgliedes dieses Regiments zu haben braucht, so freut man sich ehrlich über diesen blonden pikanten Mädchenkopf, den Berger hier ins Vordertreffen schickte, um die wunderliche Tragikomödie des verliebten Prinzen plausibel zu machen.

Montag Morgen, 16. Februar 1925


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