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Film oder Zeughaus?

Was wird eigentlich aus dem Primus-Palast? In den Vorräumen hängen Tschakos und alte Fahnen, das Orchester exekutiert kriegerische Musik, auf der Leinwand selbst begibt sich ein angeblicher Großfilm »Was Steine erzählen ... Historische und vaterländische Erinnerungen des deutschen Volkes«. Der Titel ist insofern treffend gewählt, als dieser Film in der Tat aus der Steinzeit dieser noch jungen Kunstgattung stammt, Neandertaler des Kurbelkastens waren es, die um 1907 herum so etwas drehten. Heute möchte man gern vor dergleichen sicher sein. Vor einem Theodor Körner aus dem Panoptikum, einem Andreas Hofer mit Fußsack am Kinn, dick genug, um ein Dutzend armer Familien mit warmen Wintersachen zu versorgen, oder einem Napoleon, der mit hilfloser Grimassenschneiderei den seligen Possart übertrumpft. Und als Schlußapotheose ein Fridericus, der speereklirrend aus der Gruft steigt, weil ihn der Kassenerfolg seines großen Vorgängers nicht ruhen läßt. Die Darsteller, unter denen sich mancher bessere Name befindet, seien hiermit schamhaft verschwiegen. Nicht die gleiche Rücksicht kann der Regisseur für sich beanspruchen. Sein Name sei hiermit öffentlich festgestellt: – Rolf Randolf.

Montag Morgen, 10. August 1925


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