Richard Wagner
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk
Richard Wagner

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12.

In das schwarze Ross zu PragVgl. Nr. 143. sende ich Ihnen einen freundlichen Gruss! Ihre Brochüre las ich gestern, und musste darüber lachen, sie kommt mir vor wie lauter Ironie. Senden Sie mir doch von dort das Programm Ihrer Aufführungen. Das Letzte, was mich von Prag erreichte, trug das Motto der Faust-Symphonie. Vieles im menschlichen Dasein ist dem Vergessen geweiht, Weniges nur ist unvergesslich, aber nach diesem Wenigen bestimmt sich zuletzt der Werth des Daseins überhaupt.

Sein oder Nichtsein heisst es auch hier, und dem Sein ist das Kreuz auferlegt.

Nach Karlsruhe käme ich sehr gerne, doch wollen die Kräfte Otto's sich noch nicht so ganz einfinden. Er erträgt noch sehr wenig, und wir vermeiden jede Aufregung. Indessen ist es vielleicht bis zum 14ten doch möglich. Er selbst bezeigt Lust dazu.

Und nun seien Sie mir innigst gegrüsst, und bereiten Sie sich auf die grüne Mappe vor. Ich hoffe, es soll uns gelingen, Ihnen Ruhe zu verschaffen. Bringen Sie gerne einen Ihrer Getreuen, wie Bülow oder Cornelius mit, so ist er uns ebenfalls willkommen.

Ich hoffe, der grüne Hügel soll Ihnen einmal wieder lieb werden!

Ihre
Mathilde Wesendonk.

Sonntag Abend. [November 1863]


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