Richard Wagner
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk
Richard Wagner

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90.

Luzern, 27. Aug. 59.

Hier schicke ich Ihnen Don Felix,Felix Dräseke der bis jetzt treu bei mir ausgehalten. Er bringt Ihnen den Schiller, in dem Vieles (wie Sie leicht denken können) mich sehr ergriffen und gerührt hat. Ihr heutiges Briefchen war zwar sehr spöttisch, hat mich aber doch recht erfreut, da es von Ihrer guten Laune zeugte. Ich fühle mich seit einigen Tagen recht passabel wohl; der Wirth von Brunnen erklärte, so gut wie jetzt hätte ich noch nie ausgesehen. Eine vertrauende angenehme Stimmung giebt mir Projecte ein, von denen ich vielleicht bald zu entscheiden geben werde, ob sie unsinnig oder recht natürlich sind. Wir wollen sehen. – Don Felix behauptet, der dritte Act des Tristan sei noch schöner als der zweite. Darüber bitte ich Sie, ihm den Kopf gehörig zurecht zu setzen. So 'was soll ich mir nun gefallen lassen?

Aus der »Welt« habe ich nichts neues erfahren und bin noch im dichten »Walde«.Siegfried III. Akt. Darin spuken allerhand Nibelungen und schlafende Walküren. Zum Abschied habe ich Don Felix heute früh noch etwas Wotan versprochen. Er soll Ihnen sagen, wie's ausfällt.

Zur Kuh müssen Sie schnell ein Lamm, und möglichst auch eine schöne Ziege stellen. Das muss so sein. – Gestern hatte ich Sorge, Vreneli bekäme das Nervenfieber, und wollte schon energisch einschreiten. Nun hat sich's gebessert. Ich denke, mir thut es nichts, obgleich es jetzt hier heimisch ist. – Grüssen sie Ihr Elvershöh, und was drauf lebt und mein gedenkt!

Ihr
R. W.


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