Richard Wagner
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk
Richard Wagner

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109.

Paris, 13. Nov. 60.

Liebes treuestes Kind! Schöne freundliche Seele! Haben Sie Dank für Ihre Grüsse!

So oft wie möglich sollen Sie ein kurzes Bulletin von mir haben.

Es geht – sehr langsam – aber es geht wieder. – Von der ersten Woche meiner KrankheitGlasenapp II, 2, 282. habe ich fast gar keine Erinnerungen mehr. Jetzt wird es mir allmählich wieder klarer. Mehre Tage wurde ich fast ganz blind. Jetzt bin ich ungemein schwach: erstaunlich abgemagert, mit tiefeingefallenen Augen. Dass ich eigentlich immer Schmerzgefühl habe, wissen Sie: nur die nervöse Aufregung konnte immer betäuben; nun ich jede Aufregung meiden muss, können Sie denken, was mir übrig bleibt! –

Aber mir ist noch zu viel vorgesteckt, und das Leben wird mich bald wohl wieder ganz haben!

Gestern hat man mich nach den Champs Elysées gefahren und in der Sonne ein wenig spatzieren geführt. Das ist mir gut bekommen. Es wird wieder werden! Auch habe ich die Geduld wieder gefunden. –

In meiner bescheidenen neuen Wohnung hängen die drei römischen Kupferstiche eingerahmt über und neben meinem Ruhebett! –

Adieu für heute! Ich kann nicht mehr schreiben! – Dank, tausend Dank! Und herzliche tiefe Treue! –

R. W.


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