Richard Wagner
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk
Richard Wagner

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69.

Charfreitag. [22. April 1859.]

Vor Schlafengehen.

Soeben habe ich noch den Egmont zu Ende gelesen. Der letzte Akt ist doch sehr schön. Sonst störte mich diesmal in dem Stücke die Prosa: nach dem Tasso kommt einem so etwas doch nur wie eine unausgeführte Skizze vor. Viel lebenvolle Züge, und doch kein recht lebenvolles Ganzes. Es ist noch kein rechtes Kunstwerk und ich glaube in diesem Sinne ist auch der Tasso einzig. Doch war ich auch diesmal zu ergreifen, aber namentlich vom letzten Akte. – Hat das Kind nicht 'was hübsches zu lesen für den Meister? Etwas weiches, dichterisches – ausspannendes. Wie gern hätte ich ein unbekanntes poetisches Meisterwerk. Sollte ich Alles schon kennen? Haben Sie vielleicht eine Uebersetzung des Tasso – befreites Jerusalem? –

Heut' war wieder einmal so ein voller Regentag: aus bin ich noch nicht gekommen. Doch ging's noch erträglich mit der Arbeit. Aber Zeit gebrauche ich zu ihr. Kennen Sie das? –

Sehr lebhaft.

Noten

Wohl kaum?

Ich freue mich unbeschreiblich auf Euren Besuch! Alles ist schon wohlgeordnet, und soll wie an der Schnur gehen. Mir wird das Musiziren einmal recht wohlthun, und den Erard bin ich Ihnen auch noch schuldig. Hübsch grün wird es schon. Wenn recht schön Wetter ist – nicht wahr? Ich verspreche Wesendonk auch, beim Musiziren recht viele Schlüsse anzubringen; alle 8 Takte eine kleine Befriedigung.

Schönsten Segen dem Hause!

Viele Grüsse! – Auf baldiges Wiedersehen!

R. W.


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