Richard Wagner
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk
Richard Wagner

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108.

24. Oct. 60.

Ein flüchtiges Wort, mein theuerstes Kind!

Tief und herzlich froh haben mich Ihre letzten Zeilen gemacht: – so ist man nun einmal nach der Angst!

Der Brief ist an einem unglücklichen Tage hier angekommen gewesen. Ich entliess meinen Diener, den ich bis dahin mit Mühe ertragen hatte, plötzlich. Er hatte mir oft die Vergesslichkeit begangen, Briefe mehre Tage mit sich herumzutragen, wenn sie ihm vom Briefträger eingehändigt waren; ich hatte ihn oft sehr heftig deshalb gescholten. Jetzt – es war genau in jenen Tagen – jagte ich ihn schnell fort; in einer halben Stunde musste er (aus guten Gründen) mein Haus verlassen. Noch ein andrer Brief ist mir nicht eingegangen. Jetzt erklärt sich's mir. Aus Tücke oder Angst – gab er die Briefe beim Fortzug nicht ab. – Ich will ihn nun suchen aufzufinden. Gelingt es mir nicht, – ach! so müssen Sie mir noch einmal schreiben. Ich mache allen Menschen genau so viel Noth, als ich mir selbst mache: wir müssen's zusammen tragen. – Ich bin sehr angestrengt: man ist mir hier zu unausgesetzt fleissig. Gar kein Aerger – aber grosse Anstrengung!

Tausend schöne Grüsse! Ich muss wieder fort! – Aber noch ein Gruss mehr!

R. W.


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