Richard Wagner
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk
Richard Wagner

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

86.

Luzern, 8. Aug. 59.

Da habe ich alberner Mensch doch eine Bitte vergessen. Sagen Sie, bestes Kind, hätten Sie wohl die grosse Güte, mir recht schnell ein hübsches Geschenk für Vreneli zu besorgen? Ich glaube, es macht ihr mehr Freude wie das Geld. Etwa ein Kleid – Wolle und Seide? Ich beschränke Sie mit dem Preise nicht: sie soll ein gutes Geschenk haben, koste es was es wolle. –

Das müssten Sie aber sogleich besorgen, damit ich es Mittwoch noch erhalte. Ist es Ihnen lästig, was ich gern glauben würde, so melden Sie mir's nur. –

Und Wille's laden Sie doch wohl zu Freitag ein: wenn es ihnen nur Freude macht zu kommen. Gern sähe ich auch Semper: dann erschiesst sich aber Herwegh. Wille ... wird mir unter meinen Bekannten viel Unruhe machen. Indess, was geht das Euch an? – Suchen Sie mir nur ein Zimmer über dem Gesandten zu reserviren: Ihrem Einfluss gelingt diese Schwierigkeit gewiss. Es ist Eurem liebenswürdigen Charakter vollkommen angemessen, mir auch diesmal wieder Wohnung in Eurem Hause anzubieten; doch an mir ist es, nicht unbescheiden zu sein, die Last und Verlegenheit – die aus einem längeren Aufenthalte entstehen könnte – Ihnen fern zu halten.

Mit mir bin ich überhaupt seit vorgestern sehr unzufrieden; ich habe mich viel zu schämen, und gedenke mich dafür etwas zu chicaniren.

Aber eine gute Erinnerung wird mir verbleiben, und die wird sich ewig als herzlichster gerührter Dank ausnehmen!

Tausend Grüsse!
R. W.


 << zurück weiter >>