Richard Wagner
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk
Richard Wagner

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130.

Biebrich, 16. Febr. 62.

Freundin!

Sie thun Unrecht mich zu beachten: es wird mir diess jetzt zur Beschämung. Ich war unwissend, und somit unruhig. Ein Wort genügte. Ein trauriges, trostloses Wort! O wie viel glücklicher, todt zu sein, als ein Geliebtes todt zu sehen! – So geht es denn über Sie, und Sie erhalten eine Weihe nach der anderen! Dem Ernsten, Tiefen ist es eine Weihe: Denken und Fühlen wird ihm Eines; er fühlt das Tiefst-Gedachte, und weiss, wie furchtbar wahr es ist!

Der Mutter habe ich eine inhaltsschwere Thräne geweint! Seien Sie mir willkommen in diesem ernsten Reiche, das mich nun ganz aufgenommen hat, und aus dem ich einzig nur noch auf die Welt schauen kann. Sie kann mir nun hell erscheinen, denn ich blicke nun nicht mehr in die Nacht, sondern aus der Nacht!

Lassen Sie die Meistersinger ganz bei Seite! Das Manuscript gehört Ihnen: ich hatte nichts anderes im Sinne, als Ihnen Ihr Eigenthum zuzustellen!

Herzliche Grüsse an Otto und die Kinder!

Biebrich
R. W.
(bei Architect Frickhöffer)


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