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Die Marinestreitkräfte im Kampfe.

In der Nacht vom 28. zum 29. Juli hatte ein deutsches Luftschiff-Geschwader die englische Ostküste angegriffen und in den Industrie-Orten und Häfen gewaltigen Schaden angerichtet. Mehrere Marine-Luftschiffgeschwader haben alsdann in der Nacht vom 31. Juli zum 1. August London und die östlichen Grafschaften Englands erfolgreich mit Bomben angegriffen und dabei Küstenwerke, Abwehrbatterien sowie militärisch wichtige Industrie-Anlagen ausgiebig mit sichtbarem Erfolge mit Bomben belegt. Alle Luftschiffe sind trotz heftiger Beschießung, die schon auf dem Anmarsche durch Seestreitkräfte einsetzte, unbeschädigt zurückgekehrt.

Das italienische Unterseeboot »Giacinto Pullino« fiel am 2. August in der nördlichen Adria in die Hände der Oesterreicher. Es wurde fast ganz unbeschädigt nach Pola geschleppt. Die gesamte Bemannung, bestehend aus drei Offizieren und 18 Mann, wurde unverwundet gefangen genommen.

Eine Gruppe österreichischer Torpedofahrzeuge hatte am 2. August morgens militärische Objekte in Molsetta beschossen; ein Flugzeughangar wurde demoliert, eine Fabrik in Brand geschossen, eine andere demoliert; bei der Rückkehr hatten diese Torpedofahrzeuge und der zu ihnen gestoßene Kreuzer »Uspern« ein kurzes Feuergefecht mit einer aus einem Kreuzer und sechs Zerstörern bestehenden feindlichen Abteilung. Nachdem unsererseits Treffer erzielt worden waren, wendeten die feindlichen Einheiten nach Süden und verschwanden. Die Einheiten unserer Verbündeten kehrten unversehrt zurück. In den Morgenstunden desselben Tages wurden fünf feindliche Landflugzeuge, welche über Durazzo Bomben abgeworfen hatten, ohne irgendeinen Schaden anzurichten, von den dort sofort aufgestiegenen Seeflugzeugen verfolgt. Eines der feindlichen Flugzeuge wurde einige Seemeilen südlich Durazzo durch ein österreichisches Seeflugzeug (Führer: Seefähnrich von Fritsch, Beobachter: Seefähnrich Sewara) zum Absturz gebracht und, nur leicht beschädigt, erbeutet. Von den beiden Insassen, welche die Flucht ergriffen, wurde später ein Offizier von den k. u. k. Truppen gefangen. Das Torpedofahrzeug »Magnet« wurde am 2. August vormittags von einem feindlichen Unterseeboot anlanciert und durch einen Torpedotreffer am Heck beschädigt. Hierbei wurden zwei Mann getötet, vier verwundet; sieben Mann wurden vermißt. Das Fahrzeug wurde in den Hafen eingebracht.

Ueber den Angriff unserer Marineluftschiffe auf England in der Nacht vom 2. zum 3. August erfuhren wir nachstehende Einzelheiten. In Harwich wurden in zweimaligem Angriff die im Hafen liegenden Seestreitkräfte, ferner Werft- und Bahnanlagen ausgiebig mit Bomben belegt. In der Grafschaft Norfolk wurden Industrie-Anlagen und Scheinwerfer-Batterien von Norwich und Winderton erfolgreich angegriffen, ferner galt der Angriff Lowestoft, in dessen Nähe eine größere Fabrikanlage infolge Bombenwurfs unter immer neuausbrechenden Feuererscheinungen in Brand gesetzt wurde. Ueber die feindliche Gegenwirkung war zu bemerken, daß auf dem Hinmarsch über dem Hoofden ein plötzlich aus einer Wolkenschicht heraustretendes feindliches Wasserflugzeug dreimal eines unserer Marineflugzeuge anzugreifen versuchte. Das feindliche Flugzeug wurde jedoch jedesmal durch Maschinengewehrfeuer zum Abdrehen veranlaßt und verschwand dann in westlicher Richtung. Auch vor Yarmouth traf eines unserer Luftschiffe auf einen Wasserflieger, der ebenfalls in die Flucht geschlagen wurde.

Die russischen Flugzeugstationen im Rigaischen Meerbusen wurden im August mehrmals mit gutem Erfolge angegriffen.

Aus dem Haag wurde von einem holländischen Kaufmann, der sich während der letzten Zeppelinangriffe in England aufgehalten hatte, folgendes berichtet: Auf die Frage, welche Ansicht er sich über die Behauptungen der englischen Admiralität, daß der Schaden: nur verschwindend klein sei, gebildet habe, antwortete er: »Ist es nicht merkwürdig, daß die ersten – rund zwanzig – mit nur wenigen Luftschiffen ausgeführten Angriffe allbekannt großen Schaden angerichtet haben – es sollen dabei nach den amtlichen Angaben über 1400 Personen getötet oder verwundet sein –, während bei den letzten mit fünf, sieben oder acht Zeppelinen ausgeführten Angriffen kaum ein Dutzend Personen umgekommen sein und nur sehr geringer Schaden verursacht sein soll? Um dies zu verstehen, muß man wissen, daß vor der Ausführung der letzten Angriffe eine sehr große Unzufriedenheit in England über die Häufigkeit der Zeppelinangriffe bestand. Der Sachschaden bei den früheren Angriffen wurde auf 500 bis 600 Millionen Mark geschätzt. Diese Summe ist nach meiner Wahrnehmung eher zu niedrig als zu hoch berechnet. Es regnete deshalb auch Proteste und Eingaben an die Städte, Bezirke und an die Regierung. Wie sehr diese den Kopf zu verlieren schien und nicht mehr aus noch ein wußte, beweist die Tatsache, daß der oberste Beamte in der eigens für die Abwehr von Luftangriffen geschaffenen Abteilung wiederholt wechselte. Die Regierung machte verzweifelte Anstrengungen, um die Bevölkerung zu beruhigen. An der Ost- und Südostküste wurden 42 Signal- und Abwehrstationen errichtet. Ferner wurden diesen Stationen in einem gewissen Zeitpunkte über hundert Flieger zuerteilt, deren Zahl jedoch in der letzten Zeit sehr vermindert worden ist. Um auf die amtlichen Berichte der Admiralität zurückzukommen, so gibt es in England noch nicht 10 v. H. der Bevölkerung, die an die Ehrlichkeit dieser Mitteilungen glauben. Die Regierung hat aber in gewisser Hinsicht leichtes Spiel, die Bevölkerung zu täuschen. Die Weitergabe von Einzelheiten über Zeppelinschäden ist streng verboten. Die betreffenden Stadtteile werden sofort abgesperrt und das Ergebnis des Angriffs und die Zahl der Opfer so lange wie möglich geheimgehalten. Die Presse läßt häufig durchblicken, daß man durch Veröffentlichung wahrheitsgetreuer Berichte den Feind zur Wiederholung seiner Angriffe ermutigen würde; man müsse ihn täuschen. Diejenigen, die Genaueres wissen, schweigen aus Patriotismus oder um sich keiner Verfolgung auszusetzen. Im übrigen ist es der Presse verboten, irgendwelche Zuschriften über Zeppelinschäden ohne vorherige Zensur abzudrucken. In England herrschen nach dieser Richtung hin Zustände, die man früher im freien England mit Abscheu als »russisch« bezeichnete.«

Interessant, aber – ein Märchen war die in den feindlichen Zeitungen verbreitete Nachricht, daß eilt französischer Flieger Berlin überflogen haben sollte.

Eines unserer Unterseeboote hatte am 13. August vormittags im englischen Kanal den englischen Zerstörer »Lassoo« versenkt. Ein anderes Unterseeboot versenkte im englischen Kanal in der Zeit vom 2. bis 10. August sieben englische und drei französische Segelfahrzeuge, sowie drei englische und zwei französische Dampfer.

Mehrfach wurden im August Triest und Venedig von österreichischen Flugzeugen bombardiert, wobei sich Linienschiffsleutnant Banfield durch Abschießen feindlicher Flieger auszeichnete.

Auch Valona in Albanien wurde mehrfach von Flugzeugen bombardiert.

In der Nordsee fand am 19. August ein siegreicher Kampf deutscher gegen englische Seestreitkräfte statt. Die Engländer verloren zwei Kreuzer und einen Zerstörer. Wir hatten keine Verluste unter den siegreichen Unterseebooten.

Bekannt gegeben wurde, daß Kapitänleutnant Walter Forstmann bereits hundert feindliche Fahrzeuge versenkt hatte. Ein anderes deutsches Unterseeboot versenkte auf einer einzigen Fahrt durch das Mittelmeer 54 feindliche Schiffe.

Ueber das erwähnte Seegefecht wurde amtlich berichtet: »Am 19. August gegen fünf Uhr nachmittags sichtete eines unserer U-Boote fünf kleine englische Kreuzer mit südöstlichem Kurs, die von zwei Zerstörerflottillen begleitet waren. Hinter diesen standen sechs Schlachtkreuzer mit starker Zerstörersicherung. Dem U-Boot gelang es, auf einen der sichernden Zerstörer, der vier Schornsteine hatte und anscheinend dem Typ »Mohawk« angehörte, zu Schuß zu kommen. Kurz nach dem Schuß sank der Zerstörer, mit dem Heck hoch aus dem Wasser stehend. Als gleich darauf der gesamte englische Verband kehrtmachte, griff das Boot einen der nunmehr hinten stehenden, 25 Seemeilen laufenden kleinen Kreuzer vom Typ der Chatham-Klasse an. Es wurden zwei Treffer, der eine in der Back, der andere im Maschinenraum, beobachtet. Das Schiff bekam sofort starke Schlagseite und blieb liegen. Wegen der starken feindlichen Sicherung gelang es dem U-Boot erst 2½ Stunden später, seinen Angriff auf den Kreuzer, der inzwischen ins Schlepp genommen war, zu wiederholen. Kurz vor dem Schuß des U-Bootes wurde beobachtet, wie ein 300 Meter querab stehender Zerstörer mit äußerster Kraft auf das U-Boot zulief und es zu rammen versuchte. Dies ging augenblicklich auf größere Wassertiefe und vernahm gleich darauf eine starke Detonation über sich. Die feindlichen Zerstörer verfolgten das U-Boot bis zur Dunkelheit. Das Boot ist inzwischen wohlbehalten zurückgekehrt. Der schwerbeschädigte kleine Kreuzer ist später von einem anderen unserer U-Boote vernichtet worden.«

Eine große Freude war es, daß das erste deutsche Handels-Unterseeboot »Deutschland« mit Kapitän König am 23. August wohlbehalten von seiner ersten Fahrt nach Amerika zurückkehrte.

In der Nacht vom 24. zum 25. August hatten mehrere Marine-Luftschiffe den südlichen Teil der englischen Ostküste angegriffen und dabei die City und den südwestlichen Stadtteil von London, Batterien bei den Marinestützpunkten Harwich und Folkestone sowie zahlreiche Schiffe auf der Reede von Dover ausgiebig mit Bomben belegt. Ueberall wurde sehr gute Wirkung beobachtet. Die Luftschiffe wurden auf dem Hin- und Rückmarsch von zahlreichen Bewachungsstreitkräften und beim Angriff von Abwehrbatterien heftig, aber erfolglos beschossen. Sie sind sämtlich zurückgekehrt.


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