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Gefechte zur Verbesserung der deutschen Westfront im Februar 1915.

Die Franzosen und Engländer hatten in ihren Zeitungen mit gewaltigem Wortschwall eine »neue große Siegesoffensive« gegen uns für das Frühjahr 1916 angekündigt. Durch diese Siegesoffensive sollte Deutschland ganz gewiß vollständig zerschmettert und das graue Barbarenheer vollständig vernichtet werden. Ohne große Worte traf jedoch die deutsche Heeresleitung ihre Vorbereitungen. Im Laufe des Februar wurden durch gelungene Vorstöße in die feindliche Stellung die deutsche Stellung an verschiedenen Stellen verbessert. Ende Februar erfolgte sodann die Angriffsschlacht auf das Festungsgebiet von Verdun.

Am 3. Februar wurde amtlich gemeldet: »In Flandern antwortete die gegnerische Artillerie lebhaft auf unsere in breiterer Front durchgeführte starke Beschießung der feindlichen Stellungen. Nordwestlich von Hulluch besetzten wir zwei vor unserer Front von den Engländern gesprengte Trichter. In der Gegend von Neuville steigerte der Feind in den Nachmittagsstunden sein Artilleriefeuer zu großer Heftigkeit. Auch an anderen Stellen der Front entwickelten sich lebhafte Artillerie-, in den Argonnen Handgranatenkämpfe. Unsere Flieger schossen ein englisches und ein französisches Kampfflugzeug in der Gegend von Peronne ab. Drei der Insassen sind tot, der französische Beobachter ist schwer verwundet.«

Einer der nordwestlich von Hulluch von uns besetzten Trichter wurde am 4. Februar durch eine erneute englische Sprengung verschüttet. Bei Loos und Neuville lebhafte Handgranatenkämpfe. Die feindliche Artillerie entwickelte an vielen Stellen der Front, besonders in den Argonnen, rege Tätigkeit. Westlich von Marle fiel ein französischer Kampfdoppeldecker, dessen Führer sich verirrt hatte, unversehrt in unsere Hand. Ein kleiner englischer Vorstoß südlich des Kanals von La Bassée wurde am 4. Februar abgewiesen. Ein durch Wurfminenfeuer vorbereiteter französischer Handgranatenangriff südlich der Somme brach in unserem Artilleriefeuer zusammen. In der Champagne und gegen einen Teil unserer Argonnenfront unterhielt die feindliche Artillerie am Nachmittag schweres Feuer. Französische Sprengungen auf der Höhe von Vauquois (östlich der Argonnen) richteten geringen Schaden an unseren Sappen an. Unsere Artillerie beschoß ausgiebig die feindlichen Stellungen auf der Vogesenfront zwischen Diedolshausen und Sulzern.

Am 7. Februar wurde gemeldet: Heftige Artilleriekämpfe zwischen dem Kanal von La Bassée und Arras, sowie südlich der Somme. Die Stadt Lens wurde in den letzten Tagen vom Feinde wieder lebhaft beschossen. In den Argonnen sprengten und besetzten die Franzosen auf der Höhe 285 (La Fille morte) nordöstlich von Chalade einen Trichter, wurden aber durch einen Gegenstoß sofort daraus vertrieben. Südlich der Somme herrschte weiter lebhafte Kampftätigkeit. In der Nacht vom 6. zum 7. Februar war ein kleines Grabenstück unserer neuen Stellung verloren gegangen. Ein gestern mittag durch starkes Feuer vorbereiteter französischer Angriff wurde abgewiesen; am Abend brachte uns ein Gegenangriff wieder in den vollen Besitz unserer Stellung. Ein deutsches Flugzeuggeschwader griff die Bahnanlagen von Poperinghe und englische Truppenlager zwischen Poperinghe und Dixmuiden an. Es kehrte nach mehrfachen Kämpfen mit dem zur Abwehr aufgestiegenen Gegner ohne Verluste zurück.

Westlich von Vimy stürmten unsere Truppen am 8. Februar die erste französische Linie in 800 Meter Ausdehnung, machten über hundert Gefangene und erbeuteten fünf Maschinengewehre. Südlich der Somme waren die Franzosen abends wieder in ein kleines deutsches Grabenstück eingedrungen. Im Priesterwald wurde von unserer Infanterie ein feindliches Flugzeug abgeschossen. Es stürzte brennend ab. Beide Insassen waren tot.

Nordwestlich von Vimy entrissen unsere Truppen am 9. Februar den Franzosen ein größeres Grabenstück und gewannen in der Gegend von Neuville einen der früher verlorenen Trichter zurück, 52 Gefangene und zwei Maschinengewehre fielen dabei in unsere Hand. Südlich der Somme wurden mehrere französische Teilangriffe abgeschlagen. Hart nördlich Rocqlincourt gelang es dem Feinde, in einem kleinen Teil unseres vordersten Grabens Fuß zu fassen. Auf der Combres-Höhe quetschten wir durch Sprengung einen feindlichen Minenstollen ab. Französische Sprengungen nordöstlich von Celles (in den Vogesen) blieben erfolglos.

Nordwestlich von Vimy machten die Franzosen am 10. Februar nach stundenlanger Artillerie-Vorbereitung viermal den Versuch, die dort verlorenen Gräben wiederzugewinnen. Ihre Angriffe schlugen sämtlich fehl. Auch südlich der Somme konnten sie nichts von der verlorenen Stellung wiedergewinnen. An der Aisne und in der Champagne stellenweise lebhafte Artillerie-Kämpfe. Einer unserer Fesselballons riß sich unbemannt los und trieb bei Vailly über die feindlichen Linien ab.

Nach heftigstem Feuer auf einen großen Teil unserer Front in der Champagne griffen die Franzosen am 11. Februar abends östlich des Gehöftes Maison de Champagne (nordwestlich von Massiges) an und drangen in einer Breite von noch nicht 200 Metern in unsere Stellung ein. Auf der Combres-Höhe besetzten wir den Rand eines vor unserem Graben von den Franzosen gesprengten Trichters.

In der letzten Ecke unserer elsässischen Front, dicht an der Schweizer Grenze, hatte unsere Artillerie den Franzosen in den letzten Tagen so schwer zugesetzt, daß sie die Dörfer Sept und Pfellershausen räumten.

Einen schönen Sieg in der Champagne meldete der Generalstabsbericht vom 13. Februar: »Die lebhaften Artilleriekämpfe dauerten auf einem großen Teile der Front an. Der Feind richtete nachts sein Feuer wieder auf Lens und Lievin. Südlich der Somme entwickelten sich heftige Kämpfe um einen vorspringenden erweiterten Sappenkopf unserer Stellung. Wir gaben den umfassenden Angriffen ausgesetzten Graben auf. In der Champagne wurden zwei feindliche Gegenangriffe südlich von St. Marie-a-Py glatt abgewiesen. Nordwestlich von Tahure entrissen wir den Franzosen im Sturm über 700 Meter ihrer Stellung. Der Feind ließ sieben Offiziere, über 300 Mann gefangen in unserer Hand und büßte drei Maschinengewehre, fünf Minenwerfer ein. Die Handgranatenkämpfe östlich von Maison de Champagne sind zum Stillstand gekommen. Südlich von Lusse (östlich von St. Die) zerstörten wir durch eine Sprengung einen Teil der feindlichen Stellung. Bei Obersept (nahe der französischen Grenze nordwestlich von Pfirt) nahmen unsere Truppen die französischen Gräben in einer Ausdehnung von etwa 400 Metern und wiesen nächtliche Gegenangriffe ab. Einige Dutzend Gefangene, zwei Maschinengewehre und drei Minenwerfer sind in unsere Hand gefallen. Die deutschen Flugzeuggeschwader griffen Bahnanlagen und Truppenlager des Feindes auf dem nördlichen Teile der Front an.«

Auch der nächste Bericht gab Siegeskunde: »In Flandern drangen nach lebhaftem Artilleriekampfe Patrouillen und stärkere Erkundungs-Abteilungen in die feindlichen Stellungen ein. Sie nahmen einige wirkungsvolle Sprengungen vor und machten südöstlich von Boesinghe über 40 Engländer zu Gefangenen. Englische Artillerie beschoß gestern und vorgestern die Stadt Lille mit gutem sachlichen Ergebnis; Verluste oder militärischer Schaden wurde uns dadurch nicht verursacht. Auf unserer Front zwischen dem Kanal von La Bessée und Arras sowie auch nördlich der Somme litt die Gefechtstätigkeit unter dem unsichtigen Wetter. In den Kämpfen in der Gegend nordwestlich und westlich von Vimy bis zum 9. Februar sind im ganzen neun Offiziere, 682 Mann gefangen genommen worden, die Gesamtbeute beträgt 35 Maschinengewehre, zwei Minenwerfer und anderes Gerät. Unsere Artillerie nahm die feindlichen Stellungen zwischen der Oise und Reims unter kräftiges Feuer; Patrouillen stellten gute Wirkung in den Gräben des Gegners fest. In der Champagne stürmten wir südlich von St. Marie-a-Py die französischen Stellungen in einer Ausdehnung von etwa 700 Metern und nahmen vier Offiziere, 202 Mann gefangen. Nordwestlich von Massiges scheiterten zwei heftige feindliche Angriffe. An dem von den Franzosen vorgestern besetzten Teil unseres Grabens östlich von Maison de Champagne dauern Handgranatenkämpfe ohne Unterbrechung fort. Zwischen Maas und Mosel zerstörten wir durch fünf große Sprengungen die vorderen feindlichen Gräben völlig in je 30-40 Meter Breite. Lebhafte Artilleriekämpfe in Lothringen und in den Vogesen. Südlich von Lusse (östlich von St. Die) drang eine deutsche Abteilung in einen vorgeschobenen Teil der französischen Stellung ein und nahm über 30 Jäger gefangen. Unsere Flugzeuggeschwader belegten die feindlichen Etappen- und Bahnanlagen von La Panne und Poperinghe ausgiebig mit Bomben. Ein Angriff der feindlichen Flieger auf Ghistelles (südlich von Ostende) hat keinen Schaden angerichtet.«

Südöstlich von Ypern nahmen unsere Truppen am 14. Februar nach ausgiebiger Vorbereitung durch Artillerie- und Minenwerfer-Feuer etwa 800 Meter der englischen Stellungen. Ein großer Teil der feindlichen Grabenbesatzung fiel, ein Offizier, einige Dutzend Leute wurden gefangen genommen. An der Straße Lens–Béthune besetzten wir nach erfolgreicher Sprengung den Trichterrand. Der Gegner setzte die Beschießung von Lens und seinen Vororten fort. Südlich der Somme schlossen sich an vergebliche französische Handgranaten-Angriffe heftige, bis in die Nacht andauernde Artillerie-Kämpfe an. Nordwestlich von Reims blieben französische Gas-Angriffsversuche wirkungslos. In der Champagne erfolgte nach starker Feuervorbereitung ein schwächlicher Angriff gegen unsere neue Stellung nordwestlich von Tahure. Er wurde leicht abgewiesen. Oestlich der Maas lebhaftes Feuer gegen unsere Front zwischen Flabas und Ornes. Ein nächtlicher Gegenangriff der Franzosen vor der ihnen entrissenen Stellung bei Obersept scheiterte.

Die Engländer griffen am 15. Februar dreimal vergebens die von uns eroberte Stellung südöstlich von Ypern an. Ihr Gefangenenverlust beträgt im ganzen rund hundert Mann. In der Champagne wiederholten die Franzosen den Versuch, ihre Stellungen nordwestlich von Tahure zurückzugewinnen, mit dem gleichen Mißerfolge, wie am vorhergehenden Tage. Allgemein beeinträchtigte stürmisches Regenwetter die Kampftätigkeit.

Der amtliche Heeresbericht vom 18. Februar lautete: »Die Engländer haben nochmals versucht, ihre Stellungen südöstlich von Ypern zurückzugewinnen. Sie wurden blutig abgewiesen. Nordwestlich von Lens und nördlich von Arras haben unsere Truppen mit Erfolg Minen gesprengt. Eine kleine deutsche Abteilung brachte von einer nächtlichen Unternehmung gegen die englische Stellung bei Tonquevillers (nördlich von Albert) einige Gefangene und ein Maschinengewehr ein. Hart südlich der Somme brach ein Angriff frisch eingesetzter französischer Truppen in unserem Feuer zusammen. Auf der übrigen Front zeitweise lebhaftere Artilleriekämpfe. Nächtliche feindliche Fliegerangriffe in Flandern wurden von unseren Fliegern sofort mit Bombenabwurf auf Poperinghe beantwortet.«

Auch am 18. Februar brachten unsere Truppen einen durch starkes Feuer vorbereiteten englischen Angriff südlich von Ypern zum Scheitern. Im Abschnitt nördlich und nordöstlich von Arras Minen- und Handgranatenkämpfe. Wir besetzten einen von uns gesprengten Trichter. Auf der Front zwischen der Aisne und Maas lag stellenweise stärkeres feindliches Artillerie- und Minenfeuer. Durch eine größere Sprengung zerstörten wir einen Teil der französischen Stellung auf der Combres-Höhe. Nordöstlich von Largitzen (nahe der französischen Grenze südwestlich von Altkirch) stießen deutsche Abteilungen in die feindliche Stellung vor, zerstörten Verteidigungsanlagen und Hindernisse des Gegners und kehrten mit einigen Gefangenen und zwei erbeuteten Minenwerfern zurück. Unsere Flieger griffen den Flugplatz Abeele (südwestlich von Poperinghe) sowie feindliche Bahnanlagen erfolgreich an.

Am Yser-Kanal nördlich von Ypern wurde am 19. Februar die englische Stellung in etwa 350 Meter Frontbreite gestürmt. Alle Versuche des Feindes, in nächtlichen Handgranaten-Angriffen seine Gräben zurückzugewinnen, scheiterten. Dreißig Gefangene blieben in unserer Hand. Südlich von Loos entspannen sich lebhafte Kämpfe; der Feind drang bis an den Rand eines unserer Sprengtrichter vor. Südlich von Hebuterne (nördlich von Albert) nahmen wir bei einem erfolgreichen kleinen Nachtgefecht einige Engländer gefangen. Im Luftkampf östlich von Peronne wurde ein mit zwei Maschinengewehren ausgerüsteter englischer Doppeldecker abgeschossen; die Insassen waren tot. Unsere Flieger belegten zahlreiche Orte hinter der feindlichen Nordfront sowie Luneville mit Bomben.

Nördlich von Ypern wurde am nächsten Tage ein englischer Handgranaten-Angriff gegen unsere neue Stellung am Kanal abgewiesen. Südlich von Loos mußte sich der Feind von unserer Trichterstellung wieder zurückziehen; an der Straße Lens–Arras griff er vergeblich an.

Die Engländer hatten sich nach dem Verlust der »Höhe 60« südöstlich von Ypern, die diesen ganzen Raum beherrscht, unmittelbar an deren flach verlaufendem Hange eine neue, sehr sorgfältig ausgebaute Stellung geschaffen, die der deutschen im allgemeinen so nahe lag, daß sich die beiderseitigen Drahthindernisse fast berührten. Seit Wochen lagen sich die beiden Linien sprungbereit gegenüber, die Deutschen, um die Engländer gänzlich in die jetzt grundlos nasse Ebene nächst des kleinen Sees von Zillebeke hinabzudrücken, die Engländer, um die verlorene Höhe Sechzig wiederzugewinnen, von der aus sie allein den Blick auf den ganzen Raum hinter den deutschen Stellungen haben konnten. Außerdem war den Engländern das Verbleiben in ihren nur sehr wenig tiefer gelegenen Gräben auch dadurch sehr erschwert worden, daß die Unseren ihnen das ganze Regenwasser aus der eigenen Stellung kunstgerecht hinüberleiteten. Jetzt waren sie von unseren Feldgrauen auch aus der »nassen Stellung« hinausgeworfen worden.

Aus einer französischen Munitionsfabrik: Ausgefüllte große Granaten, die fast die Größe eines Mannes haben. (Nach französischer Darstellung.)

Am 22. Februar wurde gemeldet: »Das nach vielen unsichtigen Tagen gestern aufklärende Wetter führte zu lebhafter Artillerietätigkeit an vielen Stellen der Front; so zwischen dem Kanal von La Bassée und Arras, wo wir östlich von Souchez im Anschluß an unser wirkungsvolles Feuer den Franzosen 800 Meter ihrer Stellung im Sturm entrissen und sieben Offiziere, 319 Mann gefangen einbrachten. Auch zwischen der Somme und der Oise, an der Aisnefront und an mehreren Stellen der Champagne steigerte sich die Kampftätigkeit zu größerer Heftigkeit. Nordwestlich von Tahure scheiterte ein französischer Handgranaten-Angriff. Endlich setzten auf den Höhen zu beiden Seiten der Maas oberhalb von Dun Artilleriekämpfe ein, die an mehreren Stellen zu beträchtlicher Stärke anschwollen und auch während der letzten Nacht nicht verstummten. Zwischen den von beiden Seiten aufgestiegenen Fliegern kam es zu zahlreichen Luftgefechten, besonders hinter der feindlichen Front. Ein deutsches Luftschiff ist heute Nacht bei Revigny dem feindlichen Feuer zum Opfer gefallen.«

Der Hinweis, daß die Artillerietätigkeit zu beiden Seiten der Maas (nördlich von Verdun stark wurde, ließ auf schwere Kämpfe in dieser Gegend schließen. Es kam zur Schlacht bei Verdun, die wir in einem späteren Kapitel erzählen.


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