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Der Krieg in Deutsch-Ostafrika.

In einer amtlichen Denkschrift – der sechsten über den Kolonialkrieg – wurden die kriegerischen Ereignisse in den deutschen Schutzgebieten eingehend behandelt. Erwähnenswert ist daraus folgendes:

Aus allen vorliegenden Meldungen ergibt sich die erfreuliche Tatsache, daß es unseren Feinden auch weiterhin nicht gelungen ist, auf deutschem Boden festen Fuß zu fassen. Wir sehen im Gegenteil, wie sich die meisten der stattgehabten Kämpfe auf feindlichem Gebiet abspielen, in das einzelne Abteilungen der Schutztruppe sogar auf größere Entfernungen vorgestoßen sind.

Von den Begebenheiten an der Küste erwähnt die Denkschrift die nach umfangreichen Vorbereitungen unter ungeheurem Kräfteaufwand in den Tagen vom 6. bis 11. Juli 1915 unternommenen Angriffe der englischen Blockadestreitkräfte zum Zwecke der Vernichtung des Kreuzers »Königsberg«. Danach bedurfte es eines zweimaligen Angriffs, deren erster sogar vollkommen ergebnislos verlief, unter Mitwirkung von vier Kreuzern, drei Hilfskreuzern, sieben armierten Walfischfängern und zwei starken Monitoren, zusammen also 16 Schiffen, um den deutschen Kreuzer außer Gefecht zu setzen. Nachdem er sich bis zum letzten Augenblick seiner ihm an Geschützzahl und Stärke um das Vielfache überlegenen Gegner erwehrt hatte, wurde der Kreuzer schließlich von der von Bord gehenden Besatzung auf Befehl des Kommandanten in die Luft gesprengt und hat somit ein ruhmreiches Ende gefunden.

Ueber die weitere Tätigkeit der englischen Seestreitkräfte an der Küste Deutsch-Ostafrikas ist in der Londoner Meldung nur die Unbrauchbarmachung einiger deutscher Handelsschiffe, wie des Dampfers »Präsident« der Deutschen Ostafrika-Linie und des Dampfers »Markgraf« im Hafen von Tanga erwähnt.

Im Gebiet der Nordostgrenze sehen wir in den Monaten Mai bis Juli 1915 einzelne Abteilungen der Schutztruppe eine rege und erfolgreiche Tätigkeit auf englischem Gebiet entfalten. Diese richtete sich in der Hauptsache gegen die Ugandabahn, sowie gegen die von dieser bei Kiu abzweigenden Magadibahn und die in letzter Zeit aus rein strategischen Gründen in Bau genommene Bahn Voi–Makatau (Taveta). Das Bestreben der Engländer, den Bau dieser nach dem Kilimandscharo führenden Bahn möglichst zu fördern und die dagegen deutscherseits unternommenen Maßnahmen führten zu einer Reihe von Zusammenstößen, von denen ein größerer am 14. Juli mit einer gründlichen Niederlage der Engländer im Kilimandscharogebiet endete. Im einzelnen ist darüber folgendes bekannt geworden: Am 27. Juni gelang es der Abteilung des Oberleutnants Gutknecht, die Bahn zwischen Bura und Makatau zu sprengen. Um diesen Störungen ihres Bahnbaues wirksam zu begegnen, unternahmen die Engländer Mitte Juli mit stärkeren Kräften einen Vorstoß in Richtung Taveta, der jedoch mit einem vollen Mißerfolg für sie endete. Die amtliche deutsche Meldung hierüber lautet:

»Am 14. Juli bedeutenderes Gefecht östlich Taveta. Abteilungen Hauptmann Vorberg, Oberleutnant d. L. Merensky und Oberleutnant d. R. Steinhäuser von 1600 Mann mit Batterie angegriffen. Feind gründlich geschlagen. Bisher sechs Europäer, darunter ein Major und ein Hauptmann, sowie 38 Farbige beerdigt. Ein Hauptmann schwer verwundet gefangen. Ein Maschinengewehr, Waffen und Signalgerät erbeutet. Bei uns fünf Askari gefallen. Leutnant Dietrich und elf Askari schwer verwundet.«

Am gleichen Tage gelang es der Abteilung des Leutnants d. R. Schnecko, die Bahn bei Mwatete zwischen Voi und Bura, also im Rücken der vorgestoßenen Engländer, zu sprengen. Ebenso erfolgten weitere Sprengungen am 19. und 23. Juli.

Schon in der letzten Mitteilung konnte über erfolgreiche Vorstöße gegen die Ugandabahn Ende Mai 1915 berichtet werden. Daß diese Vorstöße auch in der darauf folgenden und auch noch in neuerer Zeit mit gutem Erfolg fortgesetzt wurden, beweisen nicht nur amtliche Meldungen, sondern auch solche von feindlicher Seite. Aus allem ergibt sich die erfreuliche Feststellung, daß auf diesem Teile des ostafrikanischen Kriegsschauplatzes die Schutztruppe durch kühne Vorstöße in feindliches Gebiet dem Gegner nicht nur große Verluste, sondern auch seinen schon bestehenden und den im Bau befindlichen Eisenbahnen und Telegraphenlinien bedeutenden Schaden zugefügt hat, ohne dabei selbst nennenswerte Verluste zu erleiden.

Der Sultan überreicht auf dem Balkon seiner Residenz in feierlicher Weise Fahnen an neugebildete Regimenter.

Die Begebenheiten im Südwest-Grenzgebiet, also im Raume zwischen dem Tanganjika- und Nyassa-See, an der Grenze zwischen Deutsch-Ostafrika und Nord-Rhodesien, zeigen als wichtigste Punkte die erfolgreichen Kämpfe bei Tanga und Jassini. In der Schlacht bei Tanga, die vom 2. bis 5. November währte, wurde das englische Expeditionskorps völlig geschlagen. Die Verluste des Feindes waren enorm. An manchen Stellen lagen hundert und mehr tot daniedergestreckt. Die Gesamtverluste des Gegners, deren Größe sich immer mehr herausstellt, werden mit 1200 Mann nicht zu gering angegeben. Große Mengen von Waffen, Munition, Ausrüstungsgegenständen und Verpflegung wurden erbeutet. Viele unverwundet gefangene Engländer und Inder wurden in das Innere transportiert, wohin auch Eisenbahnzüge voll von verwundeten Engländern und Indern geschafft wurden. Unsere Verluste waren gering. Die Engländer hatten sich mit unglaublich reichen Materialien versehen, um die Verwaltung des Nordens unserer Kolonie sofort antreten zu können. Die Einzelheiten des Kampfes sollen furchtbar gewesen sein. Auf unserer Seite wurde mit unglaublicher Bravour und Todesverachtung gekämpft. Auch über das schon früher geschilderte, für uns siegreiche Gefecht von Jassini am 18. und 19. Januar 1915 liegen nähere Nachrichten vor.

Nach der Schlacht von Tanga hatten die Engländer ihre Grenztruppen am Umba-Fluß bedeutend verstärkt und beabsichtigten sogar eine Offensive auf deutsches Gebiet in Richtung Tanga. Nachdem die Abteilung v. Boemcken die Stellung der Engländer in der Gegend von Jassini erkundet, wurde für den 18. Januar der allgemeine Angriff auf Jassini befohlen. Unter dem Schutze der Nacht gingen unsere braven Truppen von Süden her auf Jassini und Umgegend vor. Gegen 7 Uhr vormittags wurde das vom Gegner besetzte Assistentenhaus und bald darauf auch die Fabrik der Pflanzung Jassini im Sturm genommen. Während der Nacht vom 18. zum 19. Januar wurde unter dem Schutze der Dunkelheit ein Teil unserer Geschütze dicht an das feindliche Werk geschafft, um bei Morgengrauen das Feuer gemeinsam mit unseren Maschinengewehren zu eröffnen und den Gegner völlig zu vernichten. Dies wartete der Feind indessen klugerweise nicht ab, sondern ergab sich bald nach unserer Feuereröffnung. Bald nach 6 Uhr morgens streckte die Besatzung des Forts in Stärke von vier indischen Kompagnien die Waffen. Der Gegner hatte einschließlich der gefangenen 270 Inder und etwa 100 Träger rund 800 Mann Verluste. Erbeutet wurden außerdem 350 englische Gewehre, eine Menge Patronen, ein Maschinengewehr, Telephongerät und viele Ausrüstungsstücke sowie Verpflegung.

Der Teufelskrieg.

Die Vernichtung Preußens, so schrieb der »Nouvelliste de Bordeaux«, wäre nicht nur der Untergang eines Staates, sondern der Zusammenbruch einer sittlichen Ordnung, die im Widerspruch mit der Zivilisation steht. Unter Führung des »verdammten« preußischen Staates hat Deutschland einen Vertrag mit der Hölle geschlossen, um mit unbeschreiblicher Kühnheit die Herrschaft des Bösen in der Welt aufzurichten. Dieses große religiöse Problem wird durch den jetzigen Krieg entschieden. Deutschland ist der Vorkämpfer des Teufels, Frankreich der Streiter Gottes. Der Stern Frankreichs, der mit jedem Kampftag heller leuchtet, hat im allmächtigen Himmel einen Ehrenplatz. Der Krieg muß daher mit dem Siege Frankreichs enden. Selbst wenn dieser Sieg mit menschlichen Kräften kaum möglich erscheint, so wird Gott im rechten Augenblick eingreifen, und wenn er sich der Menschen bedient, so sind das die Franzosen in ganz besonderem Maße.

Diese Schreiberei grenzte tatsächlich an Irrsinn!


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