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Der weitere Siegeszug durch Serbien.

Die englischen Politiker begannen einzusehen, daß ihre Dardanellen-Expedition hoffnungslos zu Ende ging. Sie wollten daher einen Teil ihrer Streitkräfte von Gallipoli fortnehmen und nach dem Balkan-Kriegsschauplatz entsenden – aber auch diese Hilfe für Serbien kam zu spät. Unwiderstehlich war der Siegeslauf der verbündeten deutschen, österreichisch-ungarischen und bulgarischen Heere. In schnellster Aufeinanderfolge wurden ganz außerordentliche Erfolge in den nächsten Wochen erzielt. Schließlich ließen die Engländer und Franzosen wie die Russen den serbischen Bundesgenossen vollständig im Stich. Serbien hatte auf Anstiften Englands den Brand entfacht – und hatte damit nach der Ansicht der Briten genug für die Weltgeschichte getan. Man wollte ihm gar nicht mehr helfen!

Nach dem amtlichen deutschen Bericht vom 16. Oktober waren die Armeen des Feldmarschalls Mackensen im weiteren Fortschreiten. Südlich von Semendria war der Vranovo-Berg, östlich von Požarevac der Ort Smoljinac erstürmt. Bulgarische Truppen erzwangen nach Kampf an vielen Stellen zwischen Negotin und Strumitza den Uebergang über die Grenzkämme; die Ostforts von Zajeèar waren genommen.

Im amtlichen Generalstabsbericht wurde uns Kunde gegeben von dem erfolgreichen Vorgehen der Bulgaren auf serbischem Gebiet. Nachdem die Bulgaren den serbischen Einfall bei Belogradchik zurückgewiesen hatten, waren sie kräftig nachgestoßen und hatten die Paßhöhen bis nach Knjacevac hin in ihren Besitz gebracht. Durch diese Meldung wurde zugleich auch der serbische Bericht von Kämpfen bei Knjacevac bestätigt, deren Beginn, den Vorstoß in Richtung Belogradchik, die Serben freilich wohlweislich verschwiegen hatten, um den Bulgaren die Schuld an dem Ausbruch der Feindseligkeiten zuzuschieben. Von Belogradchik bis Knjacevac beträgt die Entfernung etwa 40 Kilometer; die Grenze zieht sich etwa in der Mitte zwischen beiden Punkten hin. Die Bulgaren hatten mit diesem ersten Erfolge das obere Timoktal gewonnen; die Bahn, die von der Hauptlinie Belgrad–Uesküb unterhalb Nisch nach Zajeèar abzweigt, lag schon unter dem Feuer bulgarischer Kanonen. Von Nisch liegt Knjacevac nur etwa 45 Kilometer entfernt. Nisch ist ein Verkehrsmittelpunkt, der um so wichtiger erschien, als die Serben nach dem Eingreifen der Bulgaren erst recht auf die nicht eintretende Hilfe der Franko-Briten angewiesen waren.

Die serbischen Truppen waren nun schon seit acht Tagen aufs heftigste in den Kampf gezogen, ihre Verluste gingen in die Tausende. Unsere Angriffe bei Belgrad, an der Morawa (Semendria) und bei Požarevac gingen weiter vorwärts. Požarevac selbst war jetzt vollständig in unseren Händen. Die Serben wurden nach Osten zurückgedrängt.

Bewaffnete bulgarische Flußdampfer waren donauaufwärts gefahren und hatten mehrere serbische Transportdampfer, die mit rumänischer Munition befrachtet waren, versenkt. Eine Verbindung zwischen Serbien und Rumänien auf dem Schiffahrtswege war bereits jetzt nicht mehr möglich.

Unsere vordringenden Truppen fanden in den besetzten serbischen Ortschaften große Vorräte, woraus zu ersehen ist, daß es in Serbien eine ausgezeichnete Ernte gegeben hatte. Die Serben kämpften verzweifelt, ohne Siegeshoffnung, bloß um die Waffenehre. Das Terrain war sehr schwierig, was jedoch weitere Erfolge der Verbündeten nicht verhindern konnte. Die gesammelten großen Kriegserfahrungen eines Mackensen, eines Koeveß und Gallwitz verbürgten nach menschlicher Berechnung die weiteren Erfolge. Die Ostgrenze Serbiens war beinahe ganz unverteidigt; nur kleine Gruppen hielten die Grenzwache. Deutsche Flugzeuge, die dieses Gebiet durchflogen, wurden kaum beschossen, als ob die Serben die Vergeblichkeit ihres Widerstandes einsahen. Bei den bulgarischen Grenztruppen meldeten sich von Tag zu Tag immer mehr Ueberläufer.

Die Briten suchten inzwischen immer wieder, Griechenland in den Kampf gegen uns zu ziehen. Trotzdem sie große Landversprechungen machten, gelang es ihnen aber nicht, Griechenland auf ihre Seite zu ziehen. Griechenland erklärte immer wieder, bei bewaffneter Neutralität beharren zu wollen.

Auch Rumänien ließ sich nicht verlocken, trotzdem dort eine deutschfeindliche Partei mit zahlreichen Anhängern bestand, die mit englischem und russischem Gelde bestochen wurde. Ein rumänischer Minister erklärte: »Wir haben alle die Hoffnung, daß Griechenland nichts unternehmen wird, so lange die Zentralmächte siegen. Griechenland könnte uns gefährlich werden, wenn die Kraft der Zentralmächte nachließe. In diesem Falle würde sich auch die Situation Bulgariens verschlechtern. Rumänien bleibt ebenfalls neutral, da es gar kein Interesse hat, sich, in den Krieg einzumengen. Rumänien kann abwarten, bis das Ergebnis des Kampfes sichtbar wird. Die Türkei ist unser aufrichtiger Nachbar. Wir sind stolz auf unsere Armee; wir sind sicher, sie wird ihr Ziel erreichen, das ihr gesteckt ist.«

Es schien wirklich, daß man mit einem ernstlichen Versuche des Vierverbandes rechnen konnte, den Widerstand des nunmehr von Westen, Norden und Osten umfaßten Serbiens durch ein starkes Hilfsheer zu stützen. Die Ausschiffungen in Saloniki, eine Weile nach Venizelos' Sturze unterbrochen, waren wieder aufgenommen und hatten sogar die Leistungsfähigkeit des vervollkommnungsfähigen Hafens so erheblich in Anspruch genommen, daß sein Handelsverkehr ins Stocken geriet und damit eine Lebensmittelknappheit herbeigeführt wurde. Daß man ohne weiteren Aufenthalt die Gelandeten nach Gewgheli und anderen serbischen Grenzpunkten übergeführt haben sollte, dürfte wohl ein Märchen sein. Eine arge Kopflosigkeit muß im Versorgungswesen bei diesen Transporten geherrscht haben; ein italienisches Schiff mit Lebensmitteln konnte überhaupt nicht zu einer Landung gelangen, sondern mußte wieder umkehren; die meisten aber blieben aus Angst vor dem U-Boot-Schrecken lieber gleich in Palermo, Sassari usw. und versuchten gar nicht erst, das Kriegsrisiko herauszufordern. Und da nun die ausgeschifften Soldaten über die in Hafen und Stadt aufgestöberten Vorräte hergefallen waren, so herrschte bei den unglückseligen Thessalonichern bittere Not. Eine furchtbare Anklage gegen die Halbheit der Regierung, die ihrer Verwahrung gegen die Landung nicht einen tatkräftigen Verhinderungsversuch folgen ließ! Allein das mußte sie mit ihren eigenen Untertanen ausmachen, die vielleicht ein Verständnis für die Notlage ihrer Regierung gegenüber den englisch-französischen Gewaltandrohungen hatten. Denn in jenem Lager hieß es einfach: wenn Griechenland uns in den Weg tritt, soll es zerschmettert werden – ganz wie Herr Venizelos es Bulgarien gewünscht hat! Griechenland war nämlich klein, und der Vierverband war groß und mächtig.

Ausländische Blätter meldeten, daß eine große Schlacht in der Gegend von Walandowo im Gange war, an der 40 000 Bulgaren mit zahlreichem Artilleriematerial teilnahmen. In Mazedonien stand ein Zusammenstoß zwischen den den Serben zu Hilfe geeilten Verbündeten und den Bulgaren bevor. Laut anderen Meldungen gewannen die bei Walandowo und Strumitza begonnenen Kämpfe zwischen serbischen und bulgarischen Banden, in die französische Truppen eingriffen, infolge Eintreffens bulgarischer Truppen, besonders bulgarischer Artillerie, an Umfang. Später erfuhren wir, daß die Franzosen hier in dieser Gegend vollständig geschlagen worden waren.

Der Marktplatz in Kraljevo.

Zwischen griechischen Gendarmen und französischen Kolonialsoldaten kam es in Saloniki zu einem blutigen Zusammenstoß. Es wurde die Klage erhoben, daß englische und französische Soldaten in die Häuser der Vorstädte eindrangen und dort allerlei Gewaltakte ausübten. Es wurden deshalb griechische Bewaffnete entsandt, die in der Nacht zum 15. Oktober in einem Hause acht französische Soldaten angriffen, die dort gewaltsam auftraten. Die französischen Soldaten widersetzten sich der Wache und erschossen sechs Griechen. Die Wache tötete hierauf vier Franzosen, während die übrigen schwer verletzt wurden.

Der Vizekanzler der Universität Sheffield sagte in einem Vortrage: »Die nächsten Wochen werden in der Geschichte des britischen Reiches die kritischsten seit dem indischen Aufstande sein. Sobald die Deutschen die Bahnlinie durch Serbien und Bulgarien nach den Dardanellen besitzen, werden sie imstande sein, das ganze System des britischen Reiches im Orient zu bedrohen.« Den Engländern wurde sonach um die Zerstörung ihrer Weltmachtstellung doch sehr ängstlich zu Mute! Bei uns konnte das nur eine große Genugtuung auslösen.

Oesterreichisch-ungarische und deutsche Bataillone hatten am 16. Oktober in umfassendem Angriff von Nord und West die serbischen Stellungen auf dem Avalaberge gestürmt. Die beiderseits der Straße Belgrad–Grocka vordringenden k. u. k. Truppen entrissen dem Feinde die Höhen Velky-Kamien und Pasuljiste. Südwestlich von Semendria und südöstlich von Požarevac wurde der Gegner durch die Deutschen neuerlich geworfen. Die Bulgaren übersetzten abwärts von Zajeèar den Timok und erstürmten die östlich von Kujacevac aufragende Höhe Glogovica, wobei sie 200 Mann gefangen nahmen und acht Geschütze erbeuteten. Der Angriff schritt überall vorwärts.

Der deutsche Bericht vom 17. Oktober lautete: »Beiderseits der Bahn Belgrad–Palanka wurde der Petrovgrob und der beherrschende Avalaberg, sowie der Bk. Kamen und die Höhen südlich von Ripotek (an der Donau) genommen. Das Höhengelände südlich von Belgrad ist damit in unserer Hand. Die Armee des Generals von Gallwitz warf den Feind von der Podunavlje hinter die Ralja (südwestlich von Semendria) und von den Höhen bei Sapina und Makci. Die Armee des bulgarischen Generals Bojadjew erzwang sich den Uebergang über den unteren Timok und stürmte den 1198 Meter hohen Glogavicaberg (östlich Kujacevac), wobei acht Geschütze erbeutet und 200 Gefangene gemacht wurden. Auch in Richtung Pirot drangen bulgarische Truppen weiter vor. Die Heeresgruppe des Generals von Mackensen erbeutete bisher 68 serbische Geschütze.«

Wien meldete am 18. Oktober: »Die im Avala-Gebiet geschlagenen serbischen Divisionen weichen beiderseits der nach Süden führenden Straßen zurück. Unsere Truppen befinden sich im Angriff auf die noch nördlich der Ralja stehenden feindlichen Abteilungen. Auch in der Maèva wurde der Gegner zum Rückzug gezwungen. Beiderseits der unteren Morawa gewannen die deutschen Divisionen abermals Raum. Die Bulgaren haben die Höhen des Muslin-Percin und des Babin-Zub besetzt. Weiter südlich dringen sie über Egri-Palanka vor.«

Dem Bericht des bulgarischen Großen Generalstabes vom 15. Oktober ist folgendes zu entnehmen: »In Mazedonien schreitet unser Vordringen gegen die obere Brejalnica fort. Unsere Truppen erreichten die Linie Dranesac–Sukavolac, die Berggegend von Kawka und Gelak Planina. Unsere Truppen eroberten Zarevoselo, Pehtschevo und Berovo. Auf dem westlichen Abhang des Großen Balkans erreichten. unsere Truppen die Linie Novokorito–Zldinae–Repuznica–Rownobucse–Tscherni Vrh. Unsere Truppen besetzten im Morawa-Tale das strategisch wichtige Uranja Glava.«

Zum siegreichen Vordringen der bulgarischen Truppen in Serbien sagte das bulgarische Regierungsorgan »Narodni Prawa«: »In Serbien vollzieht sich jetzt der Schlußteil des blutigen Balkandramas. Den Serben war es innerhalb zweier Jahre gelungen, aus Mazedonien eine Trümmerstätte zu machen, nachdem sie dort ein mittelalterliches Schreckensregiment eingeführt hatten. Um den serbischen Schrecken in Mazedonien zu brechen, sind die bulgarischen Truppen in das Gebiet des verräterischen Volkes eingedrungen, welches den Weltbrand entzündete, indem es den Fürstenmord in Sarajevo anzettelte. Die bulgarische Armee wird die große Aufgabe erfüllen und das vor zwei Jahren geraubte Mazedonien mit Bulgarien vereinigen.«

Die bulgarische Offensive erfolgte auf mindestens 250 Kilometer Front längs der bulgarischen Grenze. Im Norden begann die Offensive im Timok-Tale, folgte der Eisenbahnlinie Donau–Pirot, streifte das Pirot-Gebiet, näherte sich der Linie Nisch–Uesküb, kehrte zur früheren mazedonischen Grenze zurück und setzte sich bis ins Gebiet von Strumitza fort.

Generalfeldmarschall Mackensen berichtete am 18. Oktober: »In der Maèva beginnt der Feind zu weichen. Auf dem Höhengelände südlich Belgrad sind unsere Truppen im Vorschreiten gegen Cvetkov-Grob und den Ort Brcin. Südöstlich von Požarevac sind Ml. Crnice und Bozevac genommen. Bulgarische Truppen haben die Höhen des Musin-Percin und Babin-Zub besetzt. Weiter südlich dringen sie über Egri-Palanka vor.«

Eine neutrale holländische Zeitung schrieb in diesen Tagen: »Brüssel, Warschau und nun Belgrad! Der deutsch-österreichische Feldzug hat ein napoleonisches Ansehen bekommen. Es ist ein militärischer, politischer und moralischer Erfolg ohne gleichen, der Beweis, daß Deutschland keineswegs an seiner eigenen Kraft zweifelt und keine Bedenken zeigt, eine neue Front au die vielen noch anzufügen, auf denen es schon Krieg führt. Es verdient anerkannt zu werden, daß die Leistungsfähigkeit der vortrefflich geschulten deutschen Heere jedem Achtung abzwingen muß. An zwei Fronten ist Deutschland nun 14 Monate in einen Kampf verwickelt, nun tritt es noch auf einer dritten mit sofortigem Erfolge auf. Und der Bericht des deutsch-österreichischen Einmarsches in Serbien wird seinen Eindruck auf die Ententemächte nicht verfehlen, deren Heere noch immer nicht ganz an Land gesetzt sind. Neben dem Auftreten der Diplomaten und der deutschen Heere während der letzten Zeit erweckt das Auftreten der Ententemächte den Schein der Fahrlässigkeit.«

Lager türkischer Truppen.

Die Angriffe der verbündeten Heere machten auch am 17. Oktober überall Fortschritte. Die Maèva war zum größten Teile in unserem Besitz. Die beiderseits der Kolubara-Mündung überschifften k. u. k. Truppen nahmen um Mitternacht die Stadt Obrenovac und die Höhen südöstlich davon. Die von Belgrad südwärts vordringenden Streitkräfte gelangten in der Verfolgung des Feindes über Ripanj hinaus. Eine österreichisch-ungarische Kolonne erstürmte mit dem Bajonett den Zigeuner-Berg südlich von Grocka und nahm mit den beiderseits der unteren Morawa erfolgreich vorrückenden deutschen Divisionen die Verbindung auf. In den dreitägigen Kämpfen um Avala und um die Stellungen nordwestlich von Grocka waren von unseren Truppen 15 serbische Offiziere und 2000 Mann als Gefangene eingebracht worden.

Am 18. Oktober meldete der deutsche Generalstab: »Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen wurde von der Armee des Generals von Koeveß durch österreichisch-ungarische Truppen die Stadt Obrenovac genommen, südlich von Belgrad erreichten deutsche und österreichisch-ungarische Verbände nach Kampf die Höhen östlich von Branic, südlich von Ripanj und südlich an der Donau. Die Armee des Generals von Gallwitz erkämpfte mit dem rechten Flügel die Gegend westlich von Seone, sowie die Orte Vodanj und Mala Krsna. Das Höhengelände bei Lucica sowie südlich und östlich von Bocevac bis Misljenovac wurde dem Feinde entrissen. Die Armee des Generals Bojadjeff drang gegen Zajeèar, Knjacevac, über Jnowo und gegen den Kessel von Pirot weiter vor. Andere bulgarische Truppen haben Branje im oberen Morawa-Tal genommen und weiter südlich die Linie Egri-Palanka–Stip bereits überschritten.«

Durch die Einnahme Vranjas durch die bulgarischen Truppen war die einzige Bahnverbindung Serbiens mit Südmazedonien in den Händen der Bulgaren und somit auch der Verbindungsweg der Westmächte mit Rußland unterbunden. Beim weiteren Rückzug wurden die eventuellen Rückzugslinien der serbischen Armee bedroht, jedenfalls erschien schon jetzt eine Bereinigung des Landungskorps in Saloniki mit den serbischen Hauptkräften problematisch. Die serbischen Truppen, die in Mazedonien standen, waren gleichfalls von den Hauptkräften abgeschnitten. Nachdem die mazedonische Bevölkerung die bulgarischen Truppen als Befreier begrüßte, konnte sich die Besetzung Mazedoniens ohne Störungen vollziehen. Die bisher vordringenden bulgarischen Truppen hatten unter den atmosphärischen Unbilden zu leiden, namentlich erschwerten Nebel und unaufhörliche Regengüsse ein rasches Vordringen, weil alle Wege aufgeweicht waren.

Oesterreichisch-ungarische Truppen drangen am 19. Oktober auf Šabac vor. In der Gegend südlich von Ripanj waren weitere Kämpfe im Gange. Südlich von Lucica–Bózevac wurde der Feind erneut geworfen. Bulgarische Truppen setzten sich durch schnelles Zufassen in Besitz des Sultan Tepe (südwestlich Egri-Palanka); sie machten beim Vormarsch auf Kumanovo 2000 Gefangene und eroberten zwölf Geschütze.

Mit wahrhaft beispielloser Schnelligkeit vollzog sich also in den letzten Oktobertagen das Strafgericht gegen Serbien. Die Serben zogen sich, durch österreichisch-ungarische und deutsche Truppen verfolgt, schon auf der ganzen Linie auf die hinteren Verbindungs-Abschnitte zurück. Wir standen Ereignissen gegenüber, die, trotz tapferen Widerstandes der Serben, die militärische und technische Ueberlegenheit der Offensive unaufhaltsam machten, ohne Rücksicht auf Nebenerscheinungen, wie das Eingreifen der Truppen der Verbündeten.

Die ersten Verwundeten-Transporte waren in Sofia eingetroffen. Verwundete erzählten, die Serben kämpften durchaus tapfer, aber planlos und ohne System. Die Kämpfe trugen einen, sehr erbitterten Charakter; die Gegner warfen sich mit großem Ungestüm aufeinander und verbissen sich gewissermaßen. Die Serben bauten viele Schützengräben, in denen sich nur die erste Kampfreihe befand, während die übrigen freistanden.

Die Bulgaren kämpften äußerst tapfer. Vor Pirot mußten die serbischen Stellungen im Granatenhagel eingenommen werden. Die Bulgaren ließen ihre Gewehre zurück und schlichen, nur mit dem Bajonett bewaffnet, an die serbischen Schützengräben heran. Auf der Höhe entspann sich ein entsetzlicher Kampf. Die Bulgaren warfen sich auf die Serben, und mit Messer, Bajonett und der Faust wurde wütend Mann gegen Mann gefochten. In der Erbitterung des Kampfes ereignete es sich oft, daß sich die Gegner in die Gurgel bissen.

Der österreichische Bericht vom 20. Oktober verlautbart: »Die in der Maèva vordringenden österreichisch-ungarischen Truppen nähern sich Šabac. Bei Ripanj und ›südöstlich von Grocka warfen wir den Feind aus einer stark besetzten Höhenstellung. Deutsche Streitkräfte erkämpften sich südlich von Semendria den Uebergang über die untere Ralja und gewannen südöstlich von Požarevac in der Richtung auf Petrovac erneut Raum. Die Bulgaren entrissen dem Feinde seine starken Stellungen auf dem Sultan Tepe, südwestlich von Egri-Palanka. Sie nahmen, gegen Kumanovo vordringend, 2000 Serben gefangen und erbeuteten zwölf Geschütze.«

Ueber die blutigen Kämpfe um den Avalaberg, südlich von Belgrad, lagen nun besondere Einzelheiten vor. Gefangene serbische Soldaten erzählten: Die serbische Armeeleitung habe gehofft, die Verbündeten beim Avalaberg aufhalten zu können. Durch ihre Umfassungsbewegung sei es aber den Verbündeten gelungen, den Berg zu besetzen. Schon am Abend des ersten Tages war die 400 Meter hoch liegende Vorstellung der Serben von österreichisch-ungarischen Truppen genommen. Die erste Befestigungslinie wurde sodann im Bajonettkampf erobert, wobei die Serben enorme Verluste erlitten. Bald darauf fiel auch die zweite Verteidigungslinie. Am nächsten Tage zogen die Serben Reserven heran, aber jeder Versuch derselben, der Situation eine Wendung zu geben, brach im Feuer der verbündeten Truppen zusammen. Die Serben mußten darauf den weiteren Kampf aufgeben. Während ihrer Flucht rannten sie in die eigenen Drahtverhaue, wobei viele den Tod fanden. Am dritten Tage folgte dann der allgemeine Sturm auf den Avalaberg, der in den Besitz der Verbündeten gelangte. Längs der Donau war die Verbindung zwischen den von Belgrad kommenden österreichisch-ungarischen Truppen und den westlich von Semendria über den Strom setzenden Deutschen bereits hergestellt.

Talfahrt eines k. und k. Offiziers auf einem Sommerrodel.

In der Gegend von Pirot warfen die von Osten und Süden angreifenden Bulgaren in unwiderstehlichem Sturm die Serben aus ihren Stellungen und drängten entschlossen den Feind bis zur Stadt zurück. Einzelne bulgarische Abteilungen drangen in die äußeren Straßen ein, wo sich Frauen und Kinder mit Handgranaten und Messern auf die Bulgaren stürzten. Anders standen die Verhältnisse an der mazedonischen Front, in deren Ortschaften die Bulgaren mit Jubel und Begeisterung begrüßt wurden. Der linke Flügel der Küstendiler Armee vereinigte sich nach der Einnahme von Kocana am Plaskovica-Berg bei Vurusovo mit der vom Kleinen Balkan-Gebirge kommenden mazedonischen Legion und drang über Drava und Kara-Osmanli vor. Die von Radoviste anmarschierenden Truppen nahmen Leskovci und das am Südhang der Caske-Hochfläche gelegene Karahodzadgl. Von Strumitza angreifende Mazedonier kamen bei Raie an die Eisenbahn, bulgarische schwere Artillerie, die bisher die Linie unter Feuer hielt, bekam eine andere Bestimmung; ihre dortige Tätigkeit wurde vorläufig überflüssig, weil die Bahnlinie durch ihre erfolgreiche Aktion bereits unbrauchbar geworden war.

Oesterreichs Heer meldete am 21. Oktober: »Unsere Truppen rückten in Šabac ein. Die Ebene der Maèva ist vom Feinde gesäubert. Die Armee des Generals der Infanterie von Koeveß und die beiderseits der Morawa vordringenden deutschen Streitkräfte dringen im engen Zusammenschluß immer tiefer in das serbische Gebiet vor. Von den österreichisch-ungarischen Truppen des Generals von Koeveß rückte die westliche Kraftgruppe auf den Höhen der Kolubara bis in das Mündungsgelände der Turija vor, während die östliche südlich von Grocka unter Kampf die Ralja-Niederung überschritt. Die Bulgaren gewannen zwischen Zajeèar und Knjacevac das Timok-Tal und näherten sich östlich von Pirot den Hauptwerken auf Geschützertrag. Eine ihrer Armeen erkämpfte sich vorgestern mit den Vortruppen den Austritt in das Becken von Kumanowo und in das Vardar-Tal.«

Feldmarschall Mackensen fügte hinzu: »Die verbündeten Truppen folgen auf der ganzen Front dem langsam weichenden Feinde. Aus der stark befestigten Stellung südlich und östlich von Ripanj sind die Serben in südlicher Richtung geworfen. Unsere Vortruppen erreichten Stepojavac–Leskobaba. Westlich der Morawa dringen deutsche Truppen über Selevac und Saraorci, östlich des Flusses über Vlaskido, Rasanac und aus Ranovac vor. Bulgarische Truppen kämpfen bei Negotin. Weiter südlich erreichten sie die Straße Zajeèar–Knjacevac.«

Die bulgarische Heeresleitung befleißigte sich in ihren amtlichen Berichten derselben nüchternen Klarheit, wie sie die deutschen Berichte auszeichnet. So lautete der bulgarische Bericht vom 20. Oktober: »Unsere im Timok-Tale Schritt für Schritt vordringenden Truppen stehen schon vor Negotin, wo sie die Serben zurückgeschlagen haben. Diese flohen, von Panik ergriffen, und ließen einen Offizier und fünfzig Mann als Gefangene und einen Offizier und hundertfünfzig Mann tot im Timok-Tale zurück. Unsere Truppen erreichten die Linie Tscherni Vrh, Wetren, Petruschitza, Grasischkatsuca, Orsonanlava, Tachoinitza, Dorf Viberci (fünf bis sechs Kilometer östlich von Knjacevac), Jassen und Gabar. Bei Pirot nahmen unsere Truppen nach einem erbitterten Kampfe sehr wichtige strategische Punkte ein. Auf der Vidi Splanitza bei Bangja setzten sich unsere Truppen fest. Sie säuberten das Tal der bulgarischen Morawa in einer Ausdehnung vor zwölf Kilometern nach Norden und Nordosten hin. Die Beute von Vranja ist noch nicht gezählt. Man weiß nur, daß sie unter anderm zwei Millionen Patronen (System Verdan) umfaßt, ferner Tabak für zwei Millionen Franken. Auf dem Bahnhof von Bojanowitz fand man ungefähr eine Million Kilogramm Heu. Unsere über Egri-Palanka vordringenden Truppen griffen eine starke Stellung an und schlugen die Serben zurück, die sie in Eile auf Kumanowo verfolgen. Im Tal der Bregalnitza schreitet unsere Offensive mit einer blitzartigen Schnelligkeit vorwärts. Das ganze Tal ist ebenso wie die Ebene von Ovtsche Polje in unseren Händen, auch schon die Städte Kotschana, Radowischte, Tipkilisse und Mikratowo. Unsere Kavallerie, welche die auf dem Rückzuge befindlichen Serben verfolgte, erreichte sie bei Kisseli und zerstreute sie vollständig. Ungefähr 2000 Serben wurden zu Gefangenen gemacht; andere konnten nur dank der Dunkelheit der Nacht entweichen. Die Bevölkerung in dem von dem serbischen Joche befreiten Gebiete nimmt unsere Truppen mit unbeschreiblicher Begeisterung auf. Ueberall bedeckt man unsere Soldaten, die als lange ersehnte Befreier wiederkommen, mit Blumen. Sie sind Gegenstand begeisterter Kundgebungen.«

Ein gefährlicher Patrouillengang.

Die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen drängten die Serben langsam aber stetig an den Bahnlinien und Flußtälern nach Süden zurück. Die Serben hielten, unterstützt auch durch die Witterung, welche die ohnehin schlechten Wege in einen Morast verwandelt hatte, hartnäckig das ihnen wohlvertraute Gelände. Aber auch sie konnten sich keinen Täuschungen hingeben, daß sie unseren Vormarsch nur kurze Zeit hemmen konnten, und ob im Hinblick auf diese Wirkung nicht die Opfer der serbischen Verteidiger allzu groß waren, das erschien uns im höchsten Maße zweifelhaft; unser Vormarsch vor allem im Morawa-Tale drückte die Serben unaufhaltsam nach Süden zurück. Inzwischen aber hatten in der Flanke des Morawa-Tales die Bulgaren die Straße Knjacevac–Zajeèar erreicht und waren über den unteren Timok bis in die Nähe von Negotin vorgekommen. Von Nordwesten wie von Südosten her wurden somit die serbischen Truppen ohne Ruh und Rast zurückgeschoben.

Am 22. Oktober meldete der bulgarische Generalstab, daß eine englische Flotte die unbefestigte bulgarische Hafenstadt Dedeagatsch beschossen und die friedlichen Bürgerhäuser zerstört habe. Es war das abermals eine Verletzung völkerrechtlicher Gebräuche durch die Briten, da Dedeagatsch gar keine militärischen Einrichtungen besaß. Aus der zwecklosen Beschießung sprach nur die ohnmächtige Wut der Engländer über den Anschluß Bulgariens an die Westmächte.

Bei Visegrad wurde, nach der deutschen Depesche vom 23. Oktober der Uebergang über die Drina erzwungen und der Feind von den Höhen südlich des Ortes vertrieben. Die Armee des Generals von Koeveß hatte die feindlichen Stellungen zwischen der Lukavica und dem Kosmaj-Berg gestürmt. Die Armee des Generals von Gallwitz hatte den Gegner östlich von Palanka über die Jasenica und östlich der Morawa aus seinen Stellungen in Linie Aleksanrovac–Orljevo geworfen. Ueber 600 Serben wurden gefangen genommen. Dem Druck von beiden Seiten nachgebend, wichen die Serben auch aus ihren Stellungen in der Linie Kosutica-Berg–Slatina-Höhe. Die bulgarischen Truppen setzten sich in Besitz von Negotin und Rogljevo. Sie standen östlich und südöstlich von Knjacevac im fortschreitenden Angriff und wiesen südöstlich von Pirot serbische Angriffe blutig ab.

Die Wiener Depesche fügte hinzu: »Die Offensive der Verbündeten in Serbien machte auch gestern überall Fortschritte. Oesterreichisch-ungarische Truppen der von General von Koeveß befehligten Armee erstürmten, gegen die Kosmaj-Stellung vordringend, die südlich der Ralja aufragende Höhe Slatina. Die beiderseits der unteren Morawa vordringenden deutschen Streitkräfte gewannen die Räume nördlich von Polanka und von Petrovac. Branje, Kumanovo und Veles sind in der Hand der Bulgaren.«

Die Kämpfe zwischen den französischen und bulgarischen Truppen bei Walandowo hatten großen Umfang. Die ersten Truppen des Expeditionsheeres, die mit den Bulgaren ins Gefecht kamen, bestanden aus den französischen Infanterie-Regimentern 35, 175 und 176. Sie hatten seit dem Beginn des Angriffs auf die Dardanellen auf der Halbinsel Gallipoli gestanden. Diese Regimenter wurden bei ihrem Aufmarsche bei Walandowo von den Bulgaren angegriffen. Die großen Nachteile der eingleisigen Linie von Saloniki begannen sich bereits zu zeigen, indem sie sich für das englisch-französische Expeditionsheer fühlbar machten.

Die Armee des Generals von Koeveß brach am 22. Oktober westlich der von Belgrad nach Arangjelovac führenden Straße in die festungsartig ausgebaute Kosmaj-Stellung ein. Die durchs Morawa-Tal vordringenden deutschen Streitkräfte warfen den Gegner von den Höhen nördlich der unteren Jasnienika herab. Bei Orsova hatte eine aus österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen zusammengesetzte Gruppe die Bergstellungen am Südufer der Donau und das Fort Elisabeth genommen. An vielen Punkten ihrer erschütterten Front aufgelöst und zersprengt, wichen die Serben überall gegen Süden zurück. Die Verbündeten verfolgten. Bei Visegrad hatten österreichisch-ungarische Truppen den Feind von den Höhen östlich der Drina vertrieben. Die Vorrückung der bulgarischen ersten Armee machte bei Negotin, am mittleren Timok und südöstlich von Knjacevac weitere Fortschritte.

Am nächsten Tage drängte die Armee des Generals von Koeveß den Gegner über die Höhen nördlich von Arangjelovac zurück. Serbische Nachhuten, die sich südlich der Slatina zum Kampf stellten, wurden von unseren Bataillonen geworfen. Die beiderseits der Morawa vordringenden deutschen Streitkräfte gewannen die Höhen südlich von Palanka und nördlich von Petrovac. Die bei Orsova übergesetzte Kraftgruppe vertrieb den Feind aus dem Berglande westlich von Kladovo. Die Bulgaren rückten über Negotin hinaus und überschritten mit den nördlich von Knjacevac vorgehenden Streitkräften den mittleren Timok.

Vom österreichisch-russischen Kriegsschauplatz. Ein kunstvoll gebauter Offizier-Beobachtungsstand.

Rumänische Blätter erfuhren aus Turn Severin, daß die Artillerie der Verbündeten von Orsova aus die serbische Batterie von Tekija zum Schweigen gebracht hatte. Die Serben räumten nunmehr das ganze Donau-Ufer. Die russischen Schiffskanonen wurden demontiert. Ihre Bedienungsmannschaft beabsichtigte, sich nach Turn Severin zu flüchten. Die serbische Bevölkerung suchte in Rumänien Zuflucht. Sechshundert Personen kamen ins Donaudorf Gruja. Die Serben hatten in der Donau Minen gestreut, um die Durchfahrt zu hemmen. Bei Orsova wollten die verbündeten Truppen gleichfalls über die Donau gehen. Der Anschluß an die Bulgaren stand also unmittelbar bevor.

Von der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen warf die Armee des Generals von Koeveß am 23. Oktober östlich der Lucavica die Serben weiter in südlicher Richtung zurück. Die Armee des Generals von Gallwitz hatte bei Palanka das Südufer der Jasenica gewonnen, weiter östlich die Linie Rapinac–nördlich Petrovac–Ranovac gegen teilweise sehr hartnäckigen Widerstand der Serben erreicht. Die große Zahl der von unseren Truppen beerdigten Serben ließ auf die Schwere der Verluste des Feindes schließen. Bei Orsova war die Donau überschritten, die Höhe der Slava Bozija gewonnen. Drei Offiziere, 70 Mann wurden gefangen. Die Armee des Generals Bojadjeff hatte in Prahovo (an der Donau nordöstlich von Negotin) ein russisches Munitionslager erbeutet und hatte halbwegs Zajeèar–Knjacevac das Westufer des Timok besetzt.

Bisher hatten die Bulgaren 5000 serbische Kriegsgefangene gemacht. Das gesamte serbische Verteidigungssystem war auf der Annahme aufgebaut, daß starke Truppenkörper durch Mazedonien aus Saloniki eintreffen würden. Große Depots an Munition und sonstigem Kriegsmaterial waren in Mazedonien errichtet worden, um die Ententetruppen zu versorgen. Die in Mazedonien operierende Serben-Armee wurde auf über 60 000 Mann geschätzt, bestehend aus neuen, gut ausgerüsteten Truppenkörpern. Die befestigten Stellungen, wie zum Beispiel Kitka und Sultan Tepe, die mit starker Artillerie ausgerüstet waren, wurden verzweifelt verteidigt, jedoch setzte die bulgarische Offensive derartig schnell ein, daß sie den serbischen Verteidigungsgürtel an mehreren Stellen durchbrach und die serbische Armee fluchtartig, in mehrere Teile gerissen, gegen Monastir und Pristina zurückflutete. Die serbische Armee Stephanovic befand sich in schwieriger Lage. Die starke serbische Stellung bei Pirot wankte. Die Operationen wurden durch den strömenden Regen und den starken Nebel erheblich behindert, jedoch war der Geist der Bulgaren-Armee äußerst gehoben.

Der deutsche Bericht vom 25. Oktober besagte: »Bei Visegrad ist der gewonnene Brückenkopf erweitert. Westlich der Kolubara wurden die Tamnava-Uebergänge, nordwestlich von U. B. in Besitz genommen. Die Armee des Generals von Koeveß hat die allgemeine Linie Lazarevac – nördlich von Arangjelovac – Rabrovac (westlich von Ratari) erreicht. Die Armee des Generals von Gallwitz hat südlich der Jasenica die beherrschenden Höhen östlich von Banicina gestürmt und hat in der Morawa-Ebene in heftigen Kämpfen Dl. Livadica und Zabari gewonnen; östlich davon ist sie bis zur Linie Presedna – Höhe südlich von Petrovac – westlich von Meljnica gelangt. Im Pek-Tale wurden die Höhen westlich und nordwestlich von Kucevo besetzt. Die bei Orsova übergegangenen Truppen sind weiter nach Süden vorgedrungen und haben mit ihrem linken Flügel Sip (an der Donau) erreicht. Die bulgarische Armee des Generals Bojadjeff hat den Kamm zwischen den Gipfeln Drenovaglava und des Mirkovac (20 Kilometer nördlich von Pirot) genommen.«

Der bulgarische amtliche Bericht über die Operationen am 23. Oktober besagte: »Unsere Truppen haben den serbischen Truppen in der Umgegend von Ueslüb eine entscheidende Niederlage beigebracht und die Stadt endgültig besetzt; der Feind hatte über 500 Tote und Verwundete und wurde auf den Engpaß von Katsthanik zurückgeworfen. Unsere Truppen verfolgen ihn stürmisch in dieser Richtung. An den anderen Fronten ist keine wesentliche Veränderung in der Lage eingetreten.«

Feldmarschall Mackensen telegraphierte am 26. Oktober: »Oestlich von Visegrad ist die Höhenlinie Suha Gora–Panos erreicht. Der Angriff der Armeen der Generale von Koeveß und von Gallwitz schreitet gut fort. Südlich von Palanka sind die Nordhänge des Raca-Tales in unserem Besitz, weiter östlich sind Markovac, Vk. Laole, Kucevo genommen. In den letzten drei Tagen sind 960 Serben gefangen genommen.«

Ueber die Einnahme von Uesküb erfuhren wir folgende Einzelheiten: »In der Stadt fanden fürchterliche Straßenkämpfe statt, an denen auch die mazedonische Bevölkerung teilnahm; mit elementarer Kraft brach unter dieser die Erbitterung gegen die Serben aus, von denen sie zwei Jahre lang eine so grausame Bedrückung hatte erfahren müssen. Endlich gelang es, den Feind aus der Stadt zu verdrängen, und damit war der erste Teil des bulgarisch-serbischen Krieges beendigt: die Hauptstadt Mazedoniens war befreit. Nach Verdrängung der Serben aus der Stadt besetzten Mazedonier in der Verfolgung Acsalar, Slenja und den am Treskafluß gelegenen Merezi, ferner den am Vardar gelegenen Ort Koplova und die Bahnstation Osman, worauf sie den Vormarsch gegen Tetovo fortsetzten. In der Richtung Prilep nahmen die Mazedonier Jzvor und das am Fuße der Babunaplania gelegene Abtipascha. Im Strumitza-Abschnitt drängten die von Belasicaplania vorrückenden Mazedonier französische, englische und serbische Kräfte über Rabrovo hinaus gegen die griechische Grenze. Der in der Nähe befindliche Bahnabschnitt wurde durch bulgarische schwere Batterien bei Samakovci bombardiert. Die Bulgaren hatten zunächst den auf dem Ostufer der Wardar liegenden Stadtteil erobert, der besonders stark befestigt war. Den bulgarischen Truppen gelang es, den Wardar zu überschreiten. Es kam zu blutigen Kämpfen um den Westteil der Stadt mit den serbischen Nachhuten. In den Straßen entspann sich ein Kampf Mann gegen Mann, und das Handgemenge erforderte erhebliche Opfer auf seiten beider Gegner.

In vorstehender Verkleidung ist vor kurzem der seit Kriegsbeginn in Montevideo (Südamerika) vom Vaterland abgeschnitten gewesene Paul Nieberg glücklich wieder in seiner Heimatstadt Hamburg angelangt. Als ein gedienter Seesoldat ist er sofort als Obermatrose bei der Marine-Artillerie eingetreten.

Oesterreichisch-ungarische Reiterabteilungen rückten nach den amtlichen Berichten vom 26. Oktober in Valjevo ein. Die Armee des Generals von Koeveß näherte sich kämpfend der Stadt Aranajelovac. Die beiderseits der Kolubara vordringenden k. und k. Truppen dieser Armee befanden sich im Angriff gegen die Höhen südlich und südöstlich von Lazarevac, ein anderer österreichisch-ungarischer Heereskörper warf die Serben bei Ratari, zehn Kilometer südwestlich von Palanka. Deutsche Streitkräfte erstürmten die mit großer Erbitterung verteidigten Stellungen südlich Palanka und gewannen Petrovac im Mlavatal. Die bei Orsovac überschifften österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen drangen im Gebirge östlich der Stromenge Klissura vor. Der Feind flüchtete und ließ Gewehre und Munition liegen. Die Bulgaren hatten in den letzten Tagen den Timok von der Quelle bis zur Mündung an zahlreichen Punkten überschritten. Ihre Angriffe auf die Höhen des linken Ufers und auf Zajeèar, Knjacevac und Pirot schritten vorwärts.

Der deutsche Bericht vom 27. Oktober lautete: »Oestlich von Visegrad wurde Dobrun genommen. Die Armeen der Generale von Koeveß und von Gallwitz haben den Gegner überall, wo er sich stellte, geworfen. Mit den Hauptkräften wurde die allgemeine Linie Valjevo–Morawci (am Ljig)–Topola erreicht, östlich davon die Jasenica, Raca und beiderseits Svilajnac die Resava überschritten. Im Pek-Tal ist Neresnica genommen. Die südlich von Orsova vorgehenden Kräfte erbeuteten in Kladavo 12 schwere Geschütze. In Ljubicevac (an der Donau östlich von Brza Palanka) wurde die unmittelbare Verbindung mit der Armee des Generals Bojadjeff durch Offiziers-Patrouillen hergestellt. Der rechte Flügel dieser Armee folgt dem Gegner von Negotin in nordwestlicher und südwestlicher Richtung. Um den Besitz von Knjacevac wird weiter gekämpft.«

Dazu berichtete der österreichische Stab: »Die östlich von Visegrad vorgehenden österreichisch-ungarischen Streitkräfte warfen den Feind an die Grenze zurück. Unter den Gegnern befanden sich neben den serbischen Bataillonen auch montenegrinische. Die im Nordwestwinkel operierenden k. u. k. Truppen der Armee des Generals von Koeveß nähern sich der oberen Kolubara und der von den Serben vor unserer Reiterei geräumten Stadt Valjevo. Die von Obrenovac südwärts entsandten österreichisch-ungarischen Divisionen entrissen dem Gegner nach erbitterten Kämpfen die starken Höhenstellungen südlich und südöstlich von Lazarevac. Deutsche Truppen trieben den Feind über Arangjelovac zurück. In Topola und auf den Höhen östlich davon stehen österreichisch-ungarische Kräfte im Gefecht. Die beiderseits der Morawa vordringende deutsche Armee bemächtigte sich der Höhen nördlich von Raca, des Ortes Markovac und weiterer serbischer Stellungen südöstlich von Petrovac. Das Gebirgsland in der Donauschleife östlich der Klissura-Enge ist zum größten Teil vom Feinde gesäubert. Es wurden hier drei von den Serben verlassene Geschütze eingebracht, darunter ein schweres.«

Die Armeen der Generale von Koeveß und von Gallwitz waren am 27. Oktober im weiteren Vordringen. Die Armee des Generals von Gallwitz hatte seit dem 23. Oktober 2033 Gefangene gemacht und mehrere Maschinengewehre erbeutet. Die Armee des Generals Bojadjeff hatte am selben Tage Zajeèar genommen. Nördlich von Knjacevac wurde der Timok in breiter Front überschritten. Knjacevac war in bulgarischer Hand. Mehrere Geschütze wurden erbeutet. Die Höhe der Drenova Glava (25 Kilometer nordwestlich von Pirot) war besetzt.

Die Wiener Meldung lautete: »Oestlich Visegrad entrissen unsere Truppen dem Feinde die Höhen beiderseits des Grenzdorfes Dobrunj. Die Armee des Generals der Infanterie von Koeveß drängte den Gegner ins Gebirge nördlich von Grn. Milanovac zurück. Oesterreichisch-ungarische Kräfte warfen ihn mit dem Bajonett aus seinen Höhenstellungen bei Topola. Die beiderseits der Morawa operierende deutsche Armee gewann die Höhen südlich der Raca und dringt die Mlava aufwärts vor. Die Orsova-Gruppe ist in Brza-Palanka eingerückt. In Kladova wurden zwölf schwere serbische Geschütze und große Vorräte an Munition sowie an Verpflegung und Bekleidung erbeutet. Abteilungen der westlich von Negotin kämpfenden bulgarischen Kräfte stellten die Verbindung mit den österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen her. Die gegen Knjacevac entsandten bulgarischen Kräfte kämpften gestern im Ostteile dieser Stadt.«

Durch das rasche Vorgehen der verbündeten Truppen von Orsova, der Bulgaren von Negotin her, wurden die serbischen Stellungen an der Donau unhaltbar; das Donau-Ufer war jetzt vollkommen in unserer Hand. Bei Ljubicevac östlich Brza Palanka (zwischen Kladovo und Prahovo) trafen sich Offizierspatrouillen beider Armeen. Damit war der »Weg nach Konstantinopel«, der Franzosen und Briten zu solch eifriger Hilfeleistung in Worten anspornte, von den tapferen Truppen der drei verbündeten Heere erkämpft. Die Verbündeten saßen mit ihren Hauptkräften derweilen in Saloniki und hatten nur verhältnismäßig schwache Kräfte auf serbisches Gebiet vorgeschoben, die von den Bulgaren südlich Strumitza bereits zurückgedrängt wurden.

Paßzwang für die Bevölkerung Rußlands.

Der amtliche Bericht der Bulgaren über die Operationen vom 25. Oktober besagte: »Die Offensive dauert auf der ganzen Front an. In Negotin fanden wir große Vorräte von Mehl und Hafer. In dem Donauort Kussiak westlich von Prahovo wurden 4000 Winterwesten, 2000 Kapuzen, 2000 Militärmützen und 30 Kisten Munition gefunden. Bei Knjacevac erbeuteten wir vier Feldgeschütze und sechs Kisten voll Munition und nahmen einen Hauptmann und 30 Soldaten gefangen. Im Distrikt von Kossovo beginnt die albanische Bevölkerung mit bewaffneter Hand gegen die Serben zu kämpfen. Nördlich von Uesküb auf dem Wege nach Kaschanik entdeckte man die Leichen von 28 Bulgaren, die von den Serben aus dem Gefängnis entlassen und niedergemacht worden waren. Ferner wurden 300 Bulgaren aus verschiedenen Städten Mazedoniens nach Kaschanik abgeführt. Die Serben machten eine große Zahl von Bulgaren nieder, die bei ihren Trains und der Bagage beschäftigt waren. Viele serbische Familien, darunter mehrere von serbischen Offizieren, waren in Uesküb geblieben. Vertreter der Behörden und höhere serbische Offiziere rieten der amerikanischen Mission und anderen Fremden, aus Uesküb zu fliehen, indem sie sagten, daß die Bulgaren ein Barbarenvolk seien und sie niedermachen würden. Gleichzeitig ließen sie aber ihre eigenen Familien in Uesküb und sagten ihnen, daß die Bulgaren Leute von gutem Benehmen seien und ihnen kein Leid tun würden.«

Wien berichtete am 28. Oktober: »Die östlich von Visegrad vordringenden k. u. k. Truppen haben den Feind beiderseits der Karaula Balva über die Grenze zurückgeworfen. Zwei flankierend angesetzte Gegenangriffe einer montenegrinischen Brigade wurden abgeschlagen. Der aus österreichisch-ungarischen Kräften zusammengesetzte rechte Flügel der Armee des Generals von Koeveß hat die obere Kolubara in breiter Front überschritten. Die Deutschen erstiegen die Gebirgskette nördlich von Rudnik. Oestlich davon dringen auf gleicher Höhe österreichisch-ungarische Kolonnen beiderseits der Straße Topola–Kragujevac vor. Die Armee des Generals von Gallwitz gewann das Gelände westlich der Eisenbahnstation Lapowo und vertrieb den Gegner unter schweren Kämpfen von den Höhen südlich und südöstlich von Svilajnac. Die bulgarische erste Armee hat Zajeèar und Knjacevac erobert und kämpft erfolgreich auf den Höhen des linken Timok-Ufers. In Knjacevac wurden vier Geschütze und sechs Munitionswagen erbeutet.«

Bei Drinsko (südlich von Visegrad) wurde der Gegner nach dem deutschen Telegramm vom 29. Oktober geworfen. Oestlich davon war er über die Grenze zurückgedrängt. Westlich der Morawa war die allgemeine Linie Slavkovica–Rudnik– Cumic–Batocina erreicht. Südöstlich von Svilajnac wurden die feindlichen Stellungen beiderseits der Resava gestürmt. Ueber 1300 Gefangene fielen in unsere Hand. Vor der Front der Armee des Generals Bojadjeff war der Feind im Weichen. Die Armee verfolgte.

Eine recht erfreuliche Siegeskunde meldete der Telegraph am gleichen Tage aus Sofia: »Nach langen blutigen Kämpfen haben die deutschen Truppen Pirot eingenommen. Die bulgarische Armee hat mit der österreichisch-ungarischen und deutschen die Verbindung hergestellt

Pirot, das in neuerer Zeit starke Befestigungsanlagen erhalten hatte, liegt an der Nischava ostsüdöstlich von Nisch. Der Ort, der von den Türken Schartschoj genannt wurde, hat in der serbischen Geschichte schon öfters eine Rolle gespielt. So wurden hier am 27. und 28. November 1885 die Serben von den Bulgaren unter dem Fürsten Alexander aufs Haupt geschlagen.

Ganz Sofia prangte im Schmucke bulgarischer, deutscher, österreichisch-ungarischer und türkischer Fahnen. Der Jubel der Bevölkerung über die Vereinigung der bulgarischen mit den Truppen der Zentralmächte war grenzenlos. »Kambana« schrieb, daß dies Zusammentreffen die Sicherheit und das Geborgensein Bulgariens für alle Zukunft bedeute. In ähnlichem Sinne äußerten sich alle Blätter. Man erwartete, daß bereits in den nächsten Tagen die rastlose Arbeit der bulgarischen und deutschen Pioniere die zerstörten Eisenbahnverbindungen wieder hergestellt haben werde. Mit welcher Schnelligkeit und Zielsicherheit gearbeitet wurde, konnte daraus ersehen werden, daß die Donauschiffahrt in beschränktem Umfange bereits jetzt wieder aufgenommen worden war. Binnen kurzem hatten die bulgarischen Minensucher alle Minenfelder abgesammelt, so daß einem Schiffahrtsverkehr wie in Friedenszeiten nichts mehr im Wege stand. Eine Dampferflottille für die Beförderung des Kriegsbedarfs wartete an einem geeigneten Orte. Dieser Erfolg war entscheidend für den Gang des neuen Balkankrieges.

Bekannt wurde zu gleicher Zeit, daß russische Kriegsschiffe den bulgarischen Schwarzmeerhafen beschossen hatten, daß dabei aber zwei Kriegsschiffe durch Torpedierung deutscher U-Boote verloren gegangen waren.

Wien berichtete am 29. Oktober: »Die südöstlich von Visegrad auftretenden montenegrinischen Bataillone wurden bei Drinsko und auf dem Suha Gora geschlagen. Die deutschen Divisionen der Armee des Generals von Koeveß drangen in die Gegend von Rudnik vor. Oesterreichisch-ungarische Kräfte dieser Armee überquerten im Angriff die durch andauernden Regen fast ungangbar gewordenen Niederungen an der obersten Raca, warfen in erbitterten Kämpfen den Feind von der Cumisko-Höhe und erstürmten die Kirche und das Dorf Cumis. Die Armee des Generals von Gallwitz überschritt im Raume von Làpovo die Lepenica und machte südöstlich von Svilajnac weitere Fortschritte. Die bulgarische erste Armee eroberte Pirot; der Feind hat vor ihrer ganzen Front den Rückzug angetreten.«

Mackensen depeschierte am 30. Oktober: »Die Armeen der Generale von Koeveß und von Gallwitz haben feindliche Stellungen gestürmt, über 1000 Serben gefangen genommen, zwei Geschütze, ein Maschinengewehr erbeutet, und sind in der Vorbewegung geblieben. Die Armee des Generals Bojadjeff setzt die Verfolgung fort.«


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