Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vom Seekriege im Dezember 1915.

Das englische Handelsamt gab folgende Schiffsverluste im Monat November bekannt: 35 Segelschiffe und 53 Dampfer gingen verloren. Von den Dampfern wurden zwanzig von deutschen Kriegsschiffen versenkt, zehn verunglückten durch Minen. 315 Personen gingen mit »Ramazan« unter und 167 mit »Marquette«.

Die deutschen und österreichischen U-Boote verrichteten in den nächsten Wochen weiter ihre stille, aber erfolgreiche Arbeit. Ihr Haupttätigkeitsfeld war jetzt das östliche Mittelmeer. Täglich fielen feindliche Schiffe auf den Meeresgrund.

Die ohnmächtige Wut der Engländer, die ihre Blockadepolitik gegen Deutschland nicht durchführen konnten, kam in der Rede eines englischen Lords im Parlament zum Ausdruck. Der edle Lord sagte nämlich und sprach damit die Gesinnung aller Engländer aus: »Wir müssen den ganzen Plunder der Londoner Erklärung, der Haager Abmachung und ähnlicher juristischer Feinheiten los werden und die Interessen Englands und seiner Verbündeten einzig und allein allen anderen voranstellen.« England wollte also unverblümt alle völkerrechtlichen Abmachungen mißachten. – Die feindliche Presse meldete am 7. Dezember, daß bei Gibraltar deutsche Unterseeboote versenkt worden wären. Die amtliche Erwiderung der deutschen Regierung lautete: Diese Angabe ist glatt erfunden.

Ein »widerstandsfähiger« Schornstein mit Granatlöchern französischer Herkunft auf dem nordwestlichen Kriegsschauplatz.

Das österreichische Flottenkommando meldete: »Am 5. Dezember hat unser Kreuzer »Novara« mit einigen Zerstörern in San Giovanni di Medua drei große und zwei kleine Dampfer, fünf große und viele kleine Segelschiffe, während sie Kriegsvorräte landeten, durch Geschützfeuer versenkt. Einer der Dampfer flog in die Luft. Die Flottille wurde dabei von zirka zwanzig Geschützen am Lande sehr heftig, aber erfolglos beschossen. Nicht weit davon hat S. M. Schiff »Warasdiner« das französische Unterseeboot »Fresnel« vernichtet und den Kommandanten, den zweiten Offizier und 26 Mann gefangen genommen. Eine andere Flottille hat in der Nacht auf den 23. November einen mit drei Geschützen armierten Dampfer und einen größeren Motorsegler, beide italienisch, voll beladen, auf der Fahrt von Brindisi nach Durazzo versenkt. Die Ueberlebenden des Dampfers, darunter vier von der Kriegsmarine, wurden gefangen genommen, die Bemannung des Motorseglers in Booten freigelassen.«

Einen sehr schönen Erfolg konnte sich die österreichische Marine gleich darauf buchen. In Wien wurde am 8. Dezember amtlich verlautbart: Eines unserer Unterseeboote hat am 5. Dezember mit 10 Uhr vormittags vor Valona einen italienischen kleinen Kreuzer mit zwei Schloten versenkt.«

Ein österreichisches Unterseeboot hatte am 7. Dezember vormittags im Drin-Golf einen albanischen Motorsegler, auf dem sich 30 serbische Militärflüchtlinge mit Gewehren, vier Geschützen und Munition befanden, festgenommen und nach Cattaro eingebracht.

Immer wieder mußte sich Deutschland amtlich gegen erlogene Meldungen wenden. So wurde am 10. Dezember verlautbart: »In letzter Zeit sind durch die feindliche, insbesondere durch die englische Presse allerlei falsche Meldungen über deutsche Kriegsschiffsverluste veröffentlicht worden. Es seien hier folgende erwähnt: Untergang des Panzerkreuzers »Derfflinger«, Untergang des kleinen Kreuzers »Frauenlob«, Untergang eines Dreitausend-Tonnen-Kreuzers vor Windau, Untergang von zwei U-Booten in der Straße von Gibraltar, Vernichtung eines U-Bootes durch ein britisches Flugzeug, Vernichtung von 20 U-Booten durch englische Kreuzer bei Flamborough Head, Aufbringung des größten und neuesten, eben in Stettin vom Stapel gelassenen U-Bootes durch die Engländer. Daß derartige unwahre Nachrichten von unseren Gegnern in böswilliger Absicht verbreitet werden, ist bekannt und des öfteren gelegentlich der amtlichen Richtigstellung betont worden. Es wird daher für die Zukunft erneut davor gewarnt, solchen Ausstreuungen von feindlicher Seite irgendwelchen Glauben beizumessen und auf die amtliche deutsche Berichterstattung hingewiesen.«

Eine griechische Zeitung brachte eine Meldung aus Volo, in der sie unter scharfen Ausfällen auf die deutsche Kriegführung die Behauptung aufstellte, ein deutsches Unterseeboot habe nach Versenkung des englischen Transportdampfers »Marquette« im Golf von Saloniki auf ein mit Frauen besetztes Boot, der Schiffbrüchigen dieses Dampfers, geschossen. Wie wir von zuständiger Seite erfuhren, stellte sich diese Behauptung als böswillige Erfindung dar. Zur Versenkung der »Marquette« war lediglich ein Torpedo abgefeuert worden; Artillerie oder Gewehre waren gar nicht in Tätigkeit getreten. Allerdings sollen nach einer englischen Meldung mehrere Krankenschwestern bei dieser Gelegenheit ertrunken sein. Aber die Schuld hieran fällt ausschließlich der englischen Regierung zur Last, die sich nicht scheut, weibliche Personen auf ihren lediglich zu Truppentransportzwecken gecharterten Dampfern zu befördern. Die von Amerika nach England beförderten Munitionstransporte schützte England, indem es Amerikaner an Bord der betreffenden Schiffe führte, wie im Falle der »Lusitania«. Jetzt schien es seine Truppentransporte durch Krankenschwestern decken zu wollen, deren tragisches Los dann im Falle der rechtmäßigen Versenkung solcher Fahrzeuge als himmelschreiendes Unrecht deutscher Barbarei hingestellt wurde. Nachdem der Fall der Spionin Miß Cavell, deren rechtmäßige Aburteilung nichts weiter war als dringendste Abwehr gegen ein verbrecherisches System unserer Feinde, in den neutralen Ländern ohne Eindruck blieb, schien man neue »Märtyrerinnen« konstruieren zu wollen, um die Fiktion der deutschen Unmenschlichkeit aufrecht zu erhalten

Wien drahtete: »Am 10. Dezember nachmittags hat ein Geschwader unserer Seeflugzeuge in Ancona den Bahnhof, das Elektrizitätswerk, Gasometer und militärische Objekte sehr erfolgreich mit Bomben belegt. Trotz des Schrapnellfeuers aus mehreren Geschützen und der sehr ungünstigen Witterung sind alle Flugzeuge unversehrt eingerückt. Flottenkommando.«

Von Bedeutung waren die nachfolgenden beiden amtlichen deutschen Auslassungen: »Nachdem bereits im englischen Bericht vom 2. Dezember das Bestehen einer planmäßigen Bewachung der neutralen Schiffahrt am Südausgange des Sund und damit die uneingeschränkte Betätigung der deutschen Marine in der Ostsee englischerseits zugestanden war, schreibt jetzt der Marinekorrespondent der »Times« am 6. Dezember über »Seeherrschaft und Unterseeboote« folgendes: »Es muß zugestanden werden, daß unsere eigenen Bemühungen in der Ostsee und im Marmarameer nur eine vorübergehende und teilweise Wirkung gezeitigt haben; der Gewinn liegt weniger auf materiellem als auf moralischem Gebiet.« Noch deutlicher als hier aus englischem Munde geschehen, kann die Unmöglichkeit einer Blockierung der Ostsee durch englische Streitkräfte nicht gut zugestanden und bestätigt werden. Aber nicht genug damit. Nach einer Drahtmeldung aus London vom 6. Dezember teilen »Daily News« mit, es bestehe Grund zur Annahme, daß binnen kurzer Zeit die Tätigkeit der englischen Unterseeboote in Ostsee und Bottnischem Meerbusen durch Eis erschwert werde. Diese zweifellos zensierte Nachricht läßt, wenn auch nicht auf gänzliches Einstellen der englischen U-Boots-Tätigkeit in der Ostsee, so doch darauf schließen, daß man sich in England auf noch weiteres Versagen in dieser Beziehung gefaßt macht. Zu diesen englischen Mißerfolgen steht die anhaltend erfolgreiche Tätigkeit deutscher und österreichisch-ungarischer U-Boote mit bisher 508 lediglich durch U-Boote versenkten Fahrzeugen von insgesamt 917819 Tonnen in erfreulichem Gegensatz.«

»Londoner Blätter bringen am 20. November die völlig aus der Luft gegriffene Meldung, daß sich nach der Versenkung des französischen Truppen-Transportdampfers »Calvados« drei Mann dieses Schiffes an das Unterseeboot geklammert hätten und von deutschen Offizieren mit Fußtritten ins Meer zurückgestoßen seien. Natürlich können selbst die Engländer nicht glauben, daß sie trotz der weiten Verbreitung ihrer Lügenpresse mit einer einzelnen derartigen plumpen und böswilligen Erfindung irgendwelchen Eindruck auf die Neutralen machen. Aber in ihrem Vorgehen liegt System. Nach dem Grundsatz »die Masse muß es bringen« verbreiten sie in ihrer eigenen und der von ihr abhängigen neutralen Presse immer wieder die unglaubwürdigsten Schauermärchen über angebliche deutsche Grausamkeit. Es ist auffallend und bezeichnend für die diesem System zugrunde liegenden geheimen Absichten, wie sich diese englischen Lügen gehäuft haben, seitdem durch eidliche Aussage einer großen Zahl glaubwürdiger Personen einwandfrei festgestellt ist, in welch unmenschlicher Weise die Mannschaft und der Kommandant des Hilfskreuzers »Baralong« deutsche U-Bootsleute ermordet haben.«

Ein schweres Marinegeschütz in verdeckter Stellung an der flandrischen Küste.

Teile unserer Flotte suchten bis Mitte Dezember die Nordsee nach dem Feinde ab und kreuzten dann zur Ueberwachung des Handels am 17. und 18. Dezember im Skagerak. Hierbei wurden 52 Schiffe untersucht und ein Dampfer mit Bannware aufgebracht. Während der ganzen Zeit ließen sich englische Streitkräfte nirgends sehen.

Am 17. Dezember nachmittags wurde der kleine Kreuzer »Bremen« und eines seiner Begleittorpedoboote in der östlichen Ostsee durch Unterseebootangriff zum Sinken gebracht. Ein erheblicher Teil der Besatzung wurde gerettet.

Die »Bremen« war im Juli 1909 vom Stapel gelaufen. Ihre Wasserverdrängung betrug 3250 Tonnen. Die Geschwindigkeit betrug 23 Knoten in der Stunde. Die Armierung bestand aus zehn 10,6-Zentimeter-Geschützen. Die Torpedo-Armierung betrug zwei 45-Zentimeter-Lancierrohre, die Besatzung 305 Köpfe. Die »Bremen« wurde auf der Weserwerft erbaut.

Ein österreichisch-ungarisches Geschwader, aus Torpedojägern und zwei Kreuzern, sowie neunzehn entfernt kreuzenden Kriegsschiffen bestehend, erschien zwei Tage nach den Fahrten in San Giovanni di Medua morgens vor Durazzo und versenkte alle Dampfer und Segelschiffe jeder Nationalität, nachdem der Kommandant die Rettung der Bemannung angeboten hatte. An Bord des Segelschiffes »Cermelitano« hatte sich ein österreichisch-ungarischer Offizier mit zwei Matrosen begeben, um die Schiffspapiere zu durchsuchen und die italienische Flagge augenfällig zu zerfetzen. Die Einwohnerschaft von Durazzo, die eine Beschießung des Ortes befürchtete, empfing von dem diplomatischen Vertreter Oesterreich-Ungarns die Versicherung,

Zeile fehlt im Buch. Re

heit des Geschwaders die Unwahrheit der Behauptung von der Seeherrschaft Italiens des Geschwaders die Unwahrheit der Behauptung von der Seeherrschaft Italiens beweise, und daß nicht Italien, sondern Oesterreich-Ungarn bald in Albanien landen werde. Nachdem das österreichisch-ungarische Geschwader längst abgedampft war, traf ein italienisches Geschwader vor Durazzo ein; es vermochte jedoch den tiefen Eindruck nicht zu beseitigen, den das Erscheinen der österreichisch-ungarischen Flotte und ihr die Italiener herabsetzendes Verhalten bei den österreichisch-ungarischen, türkischen und griechischen Bewohnern Durazzos hinterlassen hatte.

In den Weihnachtstagen wurde aus London amtlich gemeldet, daß am ersten Weihnachtstage allein vier britische Handelsdampfer versenkt worden waren.

Am 29. Dezember früh hatte eine österreichische Flottille von fünf Zerstörern und Kreuzer »Helgoland« das französische Unterseeboot »Monge« vernichtet. Es wurde darüber berichtet: »Zweiter Offizier und 15 Mann gefangen genommen. Darauf im Hafen von Durazzo einen Dampfer und einen Segler durch Geschützfeuer versenkt und das Feuer mehrerer Landbatterien zum Schweigen gebracht. Dabei stießen zwei Zerstörer auf Minen. »Lika« gesunken. »Triglav« schwer beschädigt. Größter Teil der Mannschaft gerettet. »Triglav« wurde ins Schlepptau genommen, mußte jedoch nach einigen Stunden versenkt werden, da mehrere überlegene feindliche Kreuzer und Zerstörer den Rückzug bedrohten. Unsere Flottille ist in den Basishafen zurückgekehrt. Unter den feindlichen Schiffen wurden nur englische Kreuzer Typ »Bristol« und »Falmouth«, sowie französische Zerstörer Typ »Bouclier« deutlich erkannt. Flottenkommando.«

Dazu wurde weiter berichtet: »Ziel der Fahrt war anscheinend der Hafen von Durazzo; dort gelang es den Schiffen unserer Verbündeten, zwei Handelsschiffe zu versenken und die feuernden Landbatterien niederzukämpfen. Vorher war es schon geglückt, das französische U-Boot »Monge« abzufangen und zu vernichten. Dieses Boot gehörte zu einer Klasse von 17 Tauchbooten, die in den Jahren 1907 bis 1912 erbaut wurden: seine Wasserverdrängung betrug rund 500 Tonnen, seine Besatzung 95 Mann; 16 davon wurden gefangen genommen. Leider hatte auch die k. u. k. Flotille ihren Erfolg mit Opfern bezahlen müssen: die Zerstörer »Lika« u. »Triglav« liefen auf Minen und sanken. Beide stammten aus den Jahren 1912/13 und hatten je 800 Tonnen Wasserverdrängung. Ihre Besatzung dürfte je 120 Mann betragen haben. Das Erscheinen stärkerer feindlicher Schiffe konnte nicht verhindern, daß die österreichisch-ungarische Flottille ihren Ausgangshafen wieder erreichte. Ein Kampf wäre bei der Ueberlegenheit der feindlichen Kreuzer aussichtslos gewesen; hat doch der 3500 Tonnen-Kreuzer Helgoland nur neun 10-Zentimeter-Geschütze u. ein 4,7-Zentimeter-Geschütz, während die Schiffe der »Falmouth«-Klasse (5300 Tonnen) über acht 15,2-Zentimeter- und vier 4,7-Zentimeter-Geschütze und die Kreuzer der »Bristol«-Klasse (4900 T.) über zwei 15.2-Zentimeter-, zehn 10,2-Zentimeter- und vier 4,7-Zentimeter-Geschütze verfügen. Bemerkenswert ist jedoch die Feststellung des k. u. k. Flottenkommandos, daß auch diesmal, wie schon bei allen früheren Streifzügen der österreichisch-ungarischen Flotte in der Adria, keine italienischen, sondern nur englische und französische Schiffe gesichtet wurden. Die kleine, aber um so rührigere und erfolgreichere Kriegsflotte unserer Verbündeten mag es sich als wertvollstes Verdienst zuerkennen, den italienischen Anspruch auf die Seeherrschaft in der Adria schon jetzt in seiner ganzen Haltlosigkeit aufgedeckt zu haben.«

Beobachtungsposten.

Der Hafen und der griechische Königspalast von Korfu.


 << zurück weiter >>