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Oesterreichische Siege über die Italiener.

In der Mitte des Monats Mai 1916, des zwölften Kriegsmonats auf dem Alpenkriegsschauplatz, stießen die österreichischen Heere in einer kraftvollen Weise gegen die starken italienischen Stellungen in Südtirol vor. Tag auf Tag wurden die Italiener geschlagen, ungeheure Siegesbeute fiel den tapferen Angreifern zu.

Am 15. Mai berichtete die österreichische Heeresleitung zunächst: »Gestern nachmittag entwickelten sich in mehreren Abschnitten lebhafte Artilleriekämpfe, die auch heute fortdauern. Nachts belegten unsere Flieger die Adria-Werke bei Monfalcone, den Bahnhof von Cervignano und sonstige militärische Anlagen ausgiebigst mit Bomben. Alle Flugzeuge kehrten unversehrt zurück. Westlich von San Martina warf unsere Infanterie den Feind aus seinen vorgeschobenen Gräben und schlug mehrere Gegenangriffe ab. Vorstöße der Italiener nördlich des Monte San Michele brachen zusammen. Die Stadt Görz stand abends unter Feuer. Auch nördlich des Tolmeiner Brückenkopfes drangen unsere Truppen mehrfach in die italienischen Gräben ein.«

Den ersten bedeutenden österreichischen Sieg meldete der Telegraph uns am 16. Mai: »Die Artilleriekämpfe dehnten sich gestern auf die ganze Front aus und steigerten sich vielfach zu großer Heftigkeit. Im Abschnitt der Hochfläche von Doberdo drang das bewährte Egerer Landsturm-Regiment in die feindlichen Gräben nördlich von Monfalcone ein, nahm fünf Offiziere und 150 Mann verschiedener italienischer Kavallerie-Regimenter gefangen und erbeutete ein Maschinengewehr. In den Dolomiten wurden mehrere italienische Angriffe auf unsere Stellungen im Sol di Lana- und Tresassi-Gebiete abgewiesen. In Südtirol nahmen unsere Truppen, unterstützt durch überwältigende Artilleriewirkung, die ersten feindlichen Stellungen auf dem Armenterra-Rücken (südlich des Sugana-Tales), auf der Höhe von Vielgereuth, nördlich des Terragnolo-Tales und südlich von Rovreit (Rovereto). In diesen Kämpfen wurden 65 Offiziere, darunter ein Oberst, und über 2500 Mann gefangen genommen und elf Maschinengewehre und sieben Geschütze erbeutet. Ein feindliches Flugzeug wurde abgeschossen.«

Die lebhaften Artilleriekämpfe, die am 13. und 14. Mai an mehreren Abschnitten der italienischen Front einsetzten, dauerten auch am 15. an und steigerten sich teilweise noch. Zu gleicher Zeit aber unternahmen unsere Verbündeten eine Reihe kräftiger Vorstöße auf die feindliche Front; dem Vorstoß am Nordrande der Hochfläche von Doberdo (San Martino) folgte jetzt einer im äußersten Süden bei Monfalcone in der Mündungsebene des Isonzo. Egerer Landsturm jagte die Italiener aus ihren Gräben. Am oberen Isonzo, am Tolmeiner Brückenkopf, vermochten die österreichisch-ungarischen Truppen dem Feinde erneute Verluste beizubringen. Noch bedeutungsvoller freilich als diese Erfolge im Küstenlande erschienen die Fortschritte, welche unsere Verbündeten in Südtirol errangen. Dort, wo bisher die Italiener vergebliche Versuche machten, sich einen Weg durch das Suganatal nach Trient zu bahnen, wurde die erste Linie feindlicher Stellungen vom Armenterra-Rücken (südlich des Suganatales), auf der Hochfläche von Vielgereuth (Folgaria) und bei Rovreit (Rovereto), wie auch östlich Rovreit im Terragnolotale gestürmt. Der Angriff erstreckte sich somit auf die etwa 25 Kilometer breite Front zwischen Brenta (Suganatal) und Etsch. Es war ein hochbedeutsamer Erfolg der tapferen k. u. k. Truppen, dem die Italiener bisher auch nichts annähernd Gleichwertiges an die Seite zu setzen hatten. Ihre eigenen Vorstöße bei San Martino wie auch in den Dolomiten (Col di Lana, Tresassi) mißglückten vollständig.

Am 17. Mai wurde weiterer Fortgang des siegreichen Vorstoßes berichtet: »Die Artilleriekämpfe dauern an der ganzen Front fort. Auf der Hochfläche von Doberdo wurde unsere neue Stellung westlich San Martino durch Minensprengungen erweitert. Hierauf folgte von Feindesseite Trommelfeuer und ein Angriff, den unser Infanterie-Regiment 43 im Handgranatenkampf abschlug. Am Görzer Brückenkopf, im Krn-Gebiete, bei Flitsch und in mehreren Abschnitten der Kärntner Front war das Geschützfeuer zeitweise äußerst lebhaft. In den Dolomiten wurden feindliche Nachtangriffe gegen den Hexen-Fels (Lasso di Stria) und den Sattel nördlich des Sief-Berges abgewiesen. In Südtirol breiteten sich unsere Truppen auf dem Armenterra-Rücken aus, nahmen auf der Hochfläche von Vielgereuth die feindliche Stellung Soglio d'Aspio–Coston–Costa d'Agra–Maronia, drangen im Terragnola-Abschnitt, in Piazza und Valduga ein, vertrieben die Italiener aus Moscheri und erstürmten nachts die Zugna-Torta (südlich von Rovreit). In diesen Kämpfen ist die Zahl der feindlichen Gefangenen auf 141 Offiziere, 6200 Mann, die Beute auf 17 Maschinengewehre und 13 Geschütze gestiegen. Im Abschnitte des Loppio-Gebietes unterhielt der Feind heute nacht ein kräftiges Feuer gegen seine eigenen Linien. Starke Geschwader unserer Land- und Seeflugzeuge belegten vorgestern nacht und gestern früh die Bahnhöfe und sonstigen Anlagen von Venedig, Mestre, Cormons, Cividale, Udine, Per-la-Carnia und Treviso ausgiebig mit Bomben. Allenthalben, insbesondere aber in Udine, wo etwa 30 feindliche Geschütze ein vergebliches Abwehrfeuer unterhielten, wurde große Wirkung beobachtet.«

Am nächsten Tage wurden weitere siegreiche Erfolge gemeldet: »An der küstenländischen und Kärntner Front war die Artillerietätigkeit zumeist durch Bodennebel behindert. Südöstlich Monfalcone wurde ein Versuch der Italiener, ihre unlängst verlorene Stellung bei Bagni wiederzugewinnen, abgewiesen. Im Col di Lana-Gebiete scheiterten feindliche wiederholte Angriffe. In Südtirol nahmen unsere Truppen im Angriff zwischen Astach- und Lain-Tal (Astico- und Leno-Tal) den Grenzrücken des Maggio in Besitz, bemächtigten sich nach Ueberschreiten des Lain-Tales südöstlich Platzer (Piazza) der Costa-Bella und schlugen südlich von Moscheri auf der Zugna-Torta mehrere feindliche Gegenangriffe ab. Der gestrige Tag brachte über 900 weitere Gefangene, darunter zwölf Offiziere, und eine Beute von 18 Geschützen und 18 Maschinengewehren ein. – Die Berichte des italienischen Generalstabes vom 16. und 17. Mai behaupten, unsere Verluste in diesen Kämpfen seien schrecklich und ungeheuer gewesen. Diese Angaben, die den Eindruck des Rückzuges abschwächen sollen, sind frei erfunden.«

Die Erfolge der Oesterreicher wurden von Tag zu Tag bedeutender. Der österreichisch-ungarische Heeresbericht konnte die Eroberung des 1870 Meter hohen Maggio-Rückens melden. Das Lain- oder Terragnolo-Tal zieht sich in ostwestlicher Richtung zum Etschtal hin, in das es knapp oberhalb Rovreit einmündet. Aus diesem Tal zieht sich dann über den Borcolapaß ein Gebirgspfad hin, der den Anschluß an das oberitalienische Straßennetz im Arsierotal vermittelte. Mit der Eroberung des Monte Maggio gewannen unsere Verbündeten die diese Straße beherrschende Höhenstellung. Zugleich dehnten sich die k. u. k. Truppen über das Laintal hinaus bis zur Costa Bella aus, und kamen damit auch dort in gleiche Höhe mit der unlängst gewonnenen Zugna-Torta. So konnten unsere Verbündeten bereits am dritten Tage ihres Angriffs trotz aller Schwierigkeiten des Gebirgskrieges auf der ganzen 25 Kilometer breiten Front zwischen Astico- und Etschtal eine einheitliche, nach Südosten gerichtete Front herstellen. Von dieser Front aus hatten sie nun, wie der letzte österreichisch-ungarische Heeresbericht mitteilte, ihren Angriff weiter vorgetragen und dabei wieder neue wichtige Erfolge errungen. Unter Führung des Thronfolgers Feldmarschalleutnants Erzherzog Karl Franz Joseph trieben sie die Italiener überall weiter zurück und eroberten die Panzerwerke Campomolon und Toraro. Es waren das von den Italienern angelegte Panzerwerke aus Eisen und Beton, die östlich und südöstlich von dem bereits früher erstürmten Monte Coston, nordöstlich vom Maggio-Rücken liegen. Mit der Eroberung dieser Werke hatten sich die Oesterreicher die Wege geöffnet, die zunächst nach dem Asticotal in der Richtung auf Arsiero hinabführen. Westlich davon, zwischen Lain- und Brand-Tal, wurde der Nordrand des Col Santo erreicht. Dieser Berg erhebt sich bis 2114 Meter Höhe. Er liegt zwischen der Zugna-Torta im Westen und dem Maggio-Rücken im Osten. Die österreichische Front war jetzt in der Linie Zugna-Torta–Maggio-Rücken vollkommen ausgeglichen. Auch im Etschtal selbst schritt der österreichische Angriff weiter vorwärts. Die Italiener räumten die Orte Marco und Mori. Marco liegt auf dem östlichen Etschufer, fünf Kilometer südlich Rovereto auf der gleichen Höhe wie die östlich davon befindliche Zugna-Torta. Mori liegt am Westufer der Etsch an der Stelle, wo Straße und Bahn vom Etschtal südlich des Loppiosees nach Riva führt. Gegenangriffe der Italiener auf die österreichischen Stellungen auf dem Armenterra-Rücken im Suganatal, die anscheinend das Vorgehen der Oesterreicher aufhalten sollten, waren vergebens. Sie wurden unter den schwersten Verlusten für den Feind zurückgewiesen. Neben dem bedeutenden Geländegewinn und der Eroberung mehrerer beherrschender Höhenstellungen und zweier Panzerwerke war den Oesterreichern auch eine nicht unbedeutende Siegesbeute aus den Angriffen der letzten Tage in Südtirol erwachsen. Ueber 10 000 Gefangene mit 196 Offizieren, 51 Maschinengewehre und 61 Geschütze. Dieser Erfolg war um so höher einzuschätzen, als die örtlichen Verhältnisse im dortigen Hochgebirgskriege außerordentlich schwierige waren.

Der amtliche österreichische Bericht vom 19. Mai lautete: »Die an der küstenländischen und Kärntner Front eingetretene Feuerpause hielt im allgemeinen auch gestern an. Heute früh wurden zwei feindliche Angriffe auf die von unseren Truppen unlängst gewonnenen Stellungen östlich Monfalcone abgeschlagen. Eines unserer Seeflugzeug-Geschwader belegte die Bahnhofsanlagen von San Giorgio di Nogaro und die feindliche Seeflugstation nächst Grado erfolgreich mit Bomben. An der Südtiroler Front gewann unser Angriff unaufhaltsam Raum. Auf dem Armenterra-Rücken wurden sechs italienische Angriffe abgewiesen, Unsere zwischen dem Astach- und Lain-Tal vorgerückten Kräfte unter Führung Seiner k. u. k. Hoheit des Feldmarschalleutnants Erzherzogs Karl Franz Joseph trieben den Feind an der ganzen Front weiter zurück und bemächtigten sich heute früh der italienischen Werke Campomolon und Toraro. Zwischen Lain- und Brandtal (auf Vallarsa) erreichten unsere Truppen den Nordrand des Col Santo. Im Etschtale mußten die Italiener die Orte Marco und Mori räume». Die Zahl der bei Beginn unseres Angriffs gemachten Gefangenen hat sich auf über 10 000 und 106 Offiziere, die Beute auf 51 Maschinengewehre und 61 Geschütze erhöht.«

An der Südtiroler Front warfen die Angriffe der österreichisch-ungarischen Truppen den Feind weiter zurück. Im Suganatal drangen sie in Rundschein (Roncegno) ein. Auf dem Armenterra-Rücken bemächtigten sie sich des Sasso Alto. Oestlich des eroberten Werkes Campomolon sind die Tonezza-Spitzen, der Passo della Vena und der Monte Melignone in ihrer Hand. Hier versuchten die Italiener mit eilends zusammengerafften Kräften einen Gegenangriff, der sofort abgeschlagen wurde. Auch vom Col Santo war der Feind bereits vertrieben. Seit Angriffsbeginn nahmen die Oesterreicher 257 Offiziere, über 1 900 Mann gefangen und erbeuteten 107 Geschütze, darunter zwölf 28-Zentimeter-Haubitzen, und 68 Maschinengewehre. Oesterreichische Flieger belegten die Bahnhöfe von Peri, Vicenza, Cittadella, Castelfranco, Treviso, Casarsa und Cividale, sowie die feindlichen Seeflugstationen mit Bomben.

Auch der 21. Mai brachte siegreiche Erfolge. Die Depesche besagte: »Die Kämpfe an der Südtiroler Front nahmen an Ausdehnung zu, da unsere Truppen auch auf der Hochfläche von Lafraun zum Angriff schritten. Der Gipfel des Armenterra-Rückens ist in unserem Besitz. Auf der Hochfläche von Lafraun drangen unsere Truppen in die erste, hartnäckig verteidigte feindliche Stellung ein. Die aus Tiroler Kaiserjägern und der Linzer Infanterie-Truppendivision bestehende Kampftruppe Seiner k. u. k. Hoheit des Feldmarschalleutnants Erzherzog Karl Franz Joseph erweiterte ihren Erfolg. Die Cima dei Laghi und – nordöstlich dieses Gipfels – die Cima di Mesole sind genommen. Auch vom Borcola-Paß ist der Feind verjagt. Südlich des Passes fielen drei weitere 28-Zentimeter-Haubitzen in unsere Hände. Vom Col Santo her dringen unsere Truppen gegen den Pasubio vor. Im Brandtal ist der Langeben (Langhebeni) von uns besetzt. Gestern wurden über 3000 Italiener, darunter 84 Offiziere, gefangen genommen, 25 Geschütze und acht Maschinengewehre erbeutet.«

Am nächsten Tage – 22. Mai – meldete der amtliche Bericht: »Die Niederlage der Italiener an der Südtiroler Front wird immer größer. Der Angriff des Grazer Korps auf die Hochfläche von Lafraun hatte vollen Erfolg. Der Feind wurde aus seiner ganzen Stellung geworfen. Unsere Truppen sind im Besitz der Cima Mandriolo und der Höhe unmittelbar westlich der Grenze von diesem Gipfel bis zum Astach-Tal. Die Kampfgruppe Seiner k. u. k. Hoheit des Feldmarschalleutnants Erzherzog Karl Franz Joseph hat die Linie Monte Tormeno–Monte Majo genommen. Seit Beginn des Angriffs wurden 23 883 Gefangene, darunter 482 Offiziere, gezählt. Unsere Beute ist auf 172 Geschütze gestiegen.«

Die ganze Front zwischen Etsch und Brenta war ins Rollen gekommen. An einzelnen Punkten, so am Monte Tormeno, standen die Truppen des Erzherzogs Karl Franz Joseph bereits acht Kilometer jenseits der Landesgrenze auf italienischem Boden. Im ganzen hielten sie schon heute über 50 Quadratkilometer Venetiens besetzt. Die Zahl der Gefangenen, die wieder um 6000 auf fast 24 000 stieg, und noch mehr die Zahl der erbeuteten Geschütze bewiesen schlagend, in welchem Maße die Italiener durch den Vorstoß überrascht und überrannt worden waren. Mit dem eroberten 1500 Meter hohen Monte Majo beherrschten die k. u. k. Truppen die Posinastraße von der Borcolastraße bis vor Arsiero, und durch die Erstürmung des 1300 Meter hohen Monte Tormeno kamen ihre Geschütze auf vier Kilometer an die Forts von Arsiero heran, die sie um 800 Meter überhöhten. Nördlich der nach Arsiero führenden Asticostraße hatte sich das Grazer Korps von der Lafrauner Hochebene über die erste italienische Deckungslinie hinaus bis in den Bezena-Abschnitt und auf die 2000 Meter hohe Cima Mandriolo vorgeschoben. Hierbei wurde der Gegner auf der ganzen Linie geworfen.

Der Bericht vom 23. Mai lautete: »Unsere Truppen rücken schon auch beiderseits des Sugana-Tales vor. Burgen (Borgo) wurde vom Feinde fluchtartig verlassen; reiche Beute fiel in unsere Hand. Das Grazer Korps überschritt die Grenze und verfolgt den geschlagenen Gegner. Das italienische Werk Monte Verena ist bereits in unserem Besitz. Im Brandtal ist der Angriff auf die feindlichen Stellungen bei Chiesa im Gange. Die Zahl der seit 15. Mai erbeuteten Geschütze hat sich auf 188 erhöht. Unsere Seeflugzeuge belegten die Eisenbahnstrecke San Dona-di-Piave–Portogruaro mit zahlreichen Bomben.«

Nördlich des Sugana-Tales nahmen die österreichischen Truppen am 24. Mai die Höhenrücken von Salubio bis Burgen (Borgo) in Besitz. Auf dem Grenzrücken südlich des Tales wurde der Feind vom Kempel-Berge vertrieben. Weiter südlich hielten die Italiener die Höhen östlich des Val d'Assa und den befestigten Raum von Asiago und Arsiero. Das Panzerwerk Campolongo war in den Händen der Oesterreicher, deren Truppen näher an das Val d'Assa und das Posina-Tal herangingen. Seit Beginn des Angriffs wurden 24 400 Italiener, darunter 524 Offiziere, gefangen genommen, 251 Geschütze, 101 Maschinengewehre und 16 Minenwerfer erbeutet. Im Abschnitt der Hochfläche von Doberdo waren die Geschützkämpfe teilweise recht lebhaft. Bei Monfalcone wurde ein feindlicher Angriff abgewiesen.

Die Kampftätigkeit im Abschnitte von Doberdo, bei Flitsch und am Plöcken war nach dem Bericht vom 25. Mai lebhafter als in den letzten Tagen. Wiederholte feindliche Angriffsversuche bei Peutelstein wurden abgewiesen. Nördlich des Sugana-Tales nahmen die Oesterreicher die Cima-Cista, überschritten an einzelnen Stellen den Maso-Bach und rückten in Striegen (Strigne) ein. Südlich des Tales breitete sich die über den Kempel-Berg vorgerückte Gruppe unter Ueberwindung großer Geländeschwierigkeiten und des feindlichen Widerstandes nach Osten und Süden aus. Der Corno-di-Campo-Verde war in ihrem Besitz. Italienische Abteilungen wurden sofort zurückgeworfen. Im Brand-Tal (Vallarsa) wurde die Chiesa von den Oesterreichern in Besitz genommen. Die Nachlese im Angriffsraum erhöhte ihre Beute noch um zehn Geschütze. Ein österreichisches Seeflugzeug-Geschwader belegte den Bahnhof und die militärischen Anlagen von Latisana mit Bomben.

Schwieriger Transport von Gebirgsgeschützen in den Tiroler Alpen.

Kaiser Franz Joseph hatte an den Erzherzog Leopold Salvator nachstehendes Handschreiben gerichtet: »Lieber Herr Feldzeugmeister Erzherzog Leopold Salvator! Ich ernenne Sie zum Generalobersten und beglückwünsche Sie zu den herrlichen Erfolgen, die meine brave Artillerie erkämpft hat.«

Im Sugana-Abschnitt eroberten österreichische Truppen am 26. Mai Civaron (südöstlich Burgen) und erklommen die Elfer Spitze (Cima Undici). Im Raume nördlich von Asiago erkämpften Teile des Grazer Korps einen neuen großen Erfolg. Der ganze Höhenrücken von Corno-di-Campo-Verde bis Meata war im Besitz unserer Verbündeten. Der Feind erlitt auf seiner Flucht im wirkungsvollsten Geschützfeuer große blutige Verluste und ließ über 2500 Gefangene, darunter einen Oberst und mehrere Stabsoffiziere, vier Geschütze, vier Maschinengewehre, 300 Fahrräder und viel sonstiges Material in den Händen der Oesterreicher. Nördlich Arsiero wurden die Italiener zuerst aus ihren Stellungen westlich Bacarola vertrieben, sodann säuberten die Truppen in siebenstündigem Kampfe die Waldungen nördlich des Monte Simone und besetzten den Gipfel dieses Berges. Im oberen Posina-Tale war Bettale genommen. Oesterreichische Landflieger bewarfen die Bahnhöfe von Peri, Schio, Thiene und Vicenza und Marineflieger die Seeflugzeughalle und den Innenhafen von Grado mit Bomben. Nachts warf ein feindliches Luftschiff zahlreiche Bomben auf Triest ab, die jedoch niemand verletzten und auch keinen Schaden verursachten.

Mit einer in Berücksichtigung des Geländes erstaunlichen Geschwindigkeit hatte der Vormarsch des Grazer Korps südlich der Brenta auf italienischem Boden seinen Fortgang genommen, denn das italienische Panzerwerk Campolongo wurde bereits einen Tag nach der Wegnahme des Monte Verena von den siegreichen Truppen besetzt. Der Monte Verena liegt um mehrere hundert Meter höher als die 4½ Kilometer weiter südlich gelegene Cima di Campolongo. Wir hörten, daß die Italiener den befestigten Raum von Arsiero und Asiago ebenso wie Val d'Assa hielten. Was Arsiero anbelangt, so liegt dieses im Posina-Tal, unweit der Einmündung der Posina in den Astach oder Astico und bildet sozusagen den Ausgangspunkt für einen italienischen Vormarsch nach Lafraun entlang der Straße nach dem Astach-Tal, sowie das Sammelzentrum für etwaige von dort ausströmende Truppen. Seine Lage unfern des Einganges nach der oberitalienischen Ebene erklärte die Befestigung des Raumes von Arsiero, in den die österreichisch-ungarischen Truppen durch die Wegnahme des Borcula-Passes, des Monte Tormeno, vier Kilometer nördlich, und des Monte Majo, neun Kilometer westlich Arsiero bereits eingedrungen waren. Durch das nähere Herangehen des Angreifers an das südlich des Majo nach Osten sich hinziehende Posina-Tal wurde das Eindringen in den befestigten Raum von Arsiero noch bedeutend mehr betont und vor allen Dingen der Monte Pasubio, der als ein Hauptpunkt der von Arsiero im Osten bis zum Brand-Tal (Vallarsa-Tal) im Westen sich hinziehenden Stellung gelten konnte, von Arsiero abgeschnitten. Die Einnahme von Campolongo und die Annäherung der Truppen der Angreifer an das Assa-Tal war gleichbedeutend mit der Annäherung an Asiago, zu dessen befestigtem Raum der Campolongo gerechnet werden konnte. Asiago liegt 14½ Kilometer ostnordöstlich von Arsiero. In seinem befestigten Raume war daher eine Fortsetzung des befestigten Raumes oder der befestigten Stellung der Italiener nach Osten zu erkennen. Die Assa bildet ein von Norden nach Süden sich hinziehendes Tal, bis sie drei Kilometer westlich Asiago energisch nach Westen abbiegt und dem Astach (Astico) zufließt. Die Eroberung des Campolongo brachte den Angreifer bis auf etwa vier Kilometer an den nach Westen gerichteten Teil dieses Tales heran. Daß aber die österreichisch-ungarischen Truppen nicht nur auf dem westlichen Ufer des oberen Assa-Tales tätig waren, zeigte die Vertreibung der Italiener vom Kempel-Berg, dessen Verteidigung offenbar den Zutritt zum östlichen Assa-Tal verhindern sollte. Arsiero wie Asiago sind Eisenbahn-Endpunkte, doch windet sich die Eisenbahn von Asiago in westsüdwestlicher Richtung dem Astach-Tal zu, während die Bahn von Arsiero nach kurzem Weg nach Osten dieses Tal erreicht, um sodann dem Astach in die Ebene zu folgen, die sie einen Kilometer nördlich Piovene erreicht. An diesem Punkte vereinigen sich die Bahnen von Arsiero und Asiago. Ueber Schio führt sodann die Bahn nach dem Hauptknotenpunkt Vicenza, von wo Verbindungslinien nach allen Teilen Italiens führen. Auch dies erklärte die Befestigung der Räume von Arsiero und Asiago, die zwischen Etsch und Brenta die vorgeschobenen Sammelpunkte für den Vormarsch nach Tirol bildeten.

Die Italiener wollten für ihre zurückweichenden Truppen auch etwas Gutes tun – und setzten daher den General Bousati, der in den letzten Wochen täglich geschlagen worden war, ab!

Das zur Befestigungsgruppe von Arsiero gehörende Panzerwerk Casa Ratti, die Straßensperre unmittelbar südwestlich von Bacarola, war am 27. Mai in den Händen der Oesterreicher. Leutnant Albin Mlaker des Sappeur-Bataillons Nr. 14 drang mit seinen Leuten ungeachtet des heftigen beiderseitigen Feuers in das Werk ein, nahm die feindlichen Sappeure, die es sprengen wollten, gefangen und erbeutete so drei unversehrte schwere Panzerhaubitzen und zwei leichte Geschütze. Nördlich von Asiago bemächtigten sich die Oesterreicher des Monte Moschice, auf dem Grenzrücken des Sugana-Tales drangen sie bis auf die Cima Maora vor. Die Zahl der im Angriffsraum erbeuteten Geschütze hatte sich auf 284 erhöht. Am Monte Sief und am Krn wurden feindliche Angriffe abgeschlagen.

Am nächsten Tage bemächtigten sich die österreichischen Truppen des Panzerwerkes Cornolo (westlich von Arsiero) und im befestigten Raum von Arsiago der beständigen Talsperre Val d'Assa (südlich des Monte Interrotto).

Vor den Toren Arsieros und Schlegens (Asiago) stehend, hatten die Truppen unserer Verbündeten in Südtirol in rascherer Zeit voll und ganz erfüllt, was man sich von der Offensive gegen die Italiener versprochen hatte. Nachdem sie täglich im schwierigen Gebirgsgelände Raum gewonnen und schier uneinnehmbare feindliche Bollwerke erstürmt hatten, gelangten sie vor den inneren Kern der Befestigungen beider Räume, in den sie auch schon Breschen gerissen hatten. Nach dem Fall von Casa Ratti, nördlich von Arsiero, der am 27. Mai erfolgte, kam am 28. westlich Arsiero im Posina-Tale das Panzerwerk Cornolo an die Reihe, das zugleich der Straßenkopf für die nordwärts führende Armierungsstraße war. Im Raume von Schlagen wurde gleichfalls ein Werk, die Straßensperre Val d'Assa, erobert, die südwestlich vom stark befestigten Monte Interrotto liegt. Die bisherigen Leistungen der k. u. k. Streitkräfte in Südtirol waren überwältigend. Mit einer von niemand vorausgesehenen Raschheit wurden die Schwierigkeiten des Gebirges überwunden, der kräftige feindliche Widerstand gebrochen, zahlreiche Festen und Panzerwerke bezwungen. Die rein körperlichen Leistungen während der ersten dreizehn Angriffstage stellten alles bisher im Weltkriege Vorgekommene in den Schatten. Tausende Meter zwischen Geröll hochsteigen und dann zum siegreichen Angriff vorstürmen, verlangt größere Kraftanspannung, umsomehr, als das Tempo des Vormarsches äußerst rasch war. Gewiß gebührte der unübertrefflichen Artillerie, den Fliegerbeobachtern und technischen Truppen äußerste Anerkennung, aber die Infanterie hatte doch die größten Strapazen zu ertragen. Nunmehr, da die ersten Ziele der Offensive erreicht, die befestigten Räume von Arsiero und Asiago betreten und die feindlichen Verbindungswege bedroht waren, konnten die österreichischen Truppen ein wenig verschnaufen. Mittlerweile wurden die Nachschublinien ausgebessert, die schwere Artillerie sowie nötiges Kriegsgerät herangeschafft. Die Führung legte größten Wert darauf, durch planvolle Kräfteverteilung und mustergültiges stetes Zusammenwirken aller Faktoren den Sieg zu erringen, und darum ging man österreichischerseits systematisch vor. Diesem Umstande war es zuzuschreiben, daß die bisherigen Verluste verhältnismäßig sehr gering waren. Nun konnte eine Verlangsamung des Tempos umsomehr eintreten, da die Oesterreicher das Uebergewicht ihrer technischen und artilleristischen Ueberlegenheit stets aufrechterhalten mußten, um den bisher errungenen Sieg vollends auszubauen.

Bisher waren von den österreichisch-ungarischen Truppen über 250 Quadratkilometer italienischen Bodens besetzt worden. Versuche der Italiener, die Offensive aufzuhalten, waren erfolglos; die Angriffsfront stand knapp vor der inneren Befestigungszone der italienischen Hauptstellungen im Gebiet von Asiago und Arsiero.

Im befestigten Raume von Asiago überschritten die Oesterreicher am 29. Mai bei Rovana das Assa-Tal, warfen den Feind bei Canova zurück und breiteten sich auf den südlichen und östlichen Talhängen aus. Andere Kräfte nahmen nach Ueberwindung der Befestigungen auf dem Monte Interrotto die Höhe nördlich von Asiago in Besitz. Weiter im Norden waren der Monte Zebio, Monte Zingarella und Como-di-Campo-Bianco in den Händen der österreichisch-ungarischen Truppen. Im oberen Posina-Tale wurden die Italiener nach hartnäckigem Kampfe aus ihren Stellungen westlich und südlich Bettale vertrieben.

Am 30. Mai wurde verlautbart: »Gestern fiel das Panzerwerk Punta Corbin in unsere Hand. Westlich von Arsiero erzwangen unsere Truppen den Uebergang über den Posina-Bach und bemächtigten sich der südlichen Uferhöhen. Vier heftige Angriffe der Italiener auf unsere Stellung südlich Bettale wurden abgeschlagen.«

Endlich kam auch noch am letzten Maitage eine bedeutsame Siegesnachricht: »Die unter dem Befehl Seiner k. u. k. Hoheit des Generalobersten Erzherzog Eugen aus Tirol operierenden Streitkräfte haben Asiago und Arsiero genommen. Im Raume nordöstlich Asiago vertrieben unsere Truppen den Feind aus Galio und erstürmten seine Höhenstellungen nördlich dieses Ortes. Der Monte Baldo und Monte Fiara sind in unserem Besitz. Westlich von Asiago ist unsere Front südlich der Assa-Schlucht bis zum eroberten Werk Punta Corbin geschlossen. Die über den Posina-Bach vorgedrungenen Kräfte nahmen den Monte Priafora. Neuerliche verzweifelte Anstrengungen der Italiener, uns die Stellungen südlich Bettale zu entreißen, waren vergeblich. Heute früh belegten mehrere unserer Seeflugzeuge den Bahnhof und militärische Anlagen von San Giorgio di Nogara mit zahlreichen Bomben. Im Bahnhofsgebäude wurden vier Treffer beobachtet. In dem halben Monat seit Beginn unseres Angriffes wurden 30 388 Italiener, darunter 694 Offiziere, gefangen genommen und 299 Geschütze erbeutet.«

So war denn die Mai-Offensive des österreichisch-ungarischen Heeres von einem vollen, großen Erfolg gekrönt worden. Ueber eine halbe Million Streiter war schon tot und verwundet im ersten Kriegsjahre auf dem Schlachtfeld geblieben, als sich die Italiener zu einer großen Feier des Jahrestages ihrer Kriegserklärung anschickten. Da donnerten die Kanonen am 14. Mai abends gegen die italienischen Stellungen und ungeahnt stürzten die österreichisch-ungarischen Truppen vor, den überraschten Gegner bald überall verdrängend. Es war kein Augenblickserfolg, wie die italienischen Berichte die Menge immer noch glauben machen wollten, denn seine Wirkung mehrte sich von Tag zu Tag. Vergebens suchten die Italiener beim Armenterra-Rücken durch das Brenta-Tal die linke Flanke zu bedrohen, sie wurden trotz sechsmal wiederholter Angriffe abgewiesen und schließlich der Berg von den österreichisch-ungarischen Truppen genommen. Auch die weiter südlich aus der Hochfläche von Lafraun noch gehaltenen Linien mußten dem Drucke nach dem fünften Kampftage weichen. Denn unterdessen hatten die weiter südlich über die Hochfläche von Vielgereuth und die Höhen bei Rovreit vorgegangenen Truppen schon wesentliche Fortschritte erzielt und dadurch den nördlichen Teil mit einer Umgehung bedroht. Jetzt standen nun die österreichischen Kräfte überall an dem Rande der Hochflächen, und wenn auch die Italiener noch da und dort sich festhielten, so mußten diese Einbuchtungen bald dem allgemeinen Druck weichen. Eine kluge Führung hatte dieses Vorgehen so verteilt, daß die Einzelerfolge sich zu einem vollen Ergebnis auf der ganzen Linie zusammenschlossen. Der schon nach zwei Tagen sichtbare Erfolg konnte nach der nächsten amtlichen Meldung als ein großer Sieg bezeichnet werden, den die Italiener vergebens mit eiligst zusammengerafften Kräften in seinem Laufe zu hemmen suchten.

Die Mannschaft in der Front benutzt die Ruhepause, um ihren Angehörigen Briefe zu schreiben.


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