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Neue vergebliche Kämpfe der Italiener.

An der Alpenfront spielten sich bis zum 20. Oktober die seit Monaten üblichen täglichen kleinen Kämpfe ab. Dann aber setzten die Italiener zu einem furchtbaren Generalsturm an. Aber auch diese dritte große Offensive brachte ihnen – um es gleich vorweg zu sagen – nicht den erhofften Gewinn. Einige Berggipfel und Abhänge wechselten den Besitzer – aber das war auch alles.

Der Bericht vom 17. Oktober lautete: »Nach kräftiger Artillerievorbereitung setzten die Italiener gestern früh gegen den Nordwestabschnitt des Plateaus von Doberdo mehrere Infanterie-Angriffe an, die alle an unseren Hindernissen zusammenbrachen. Der Feind erlitt große Verluste und ging in seine früheren Stellungen zurück. Ein in den Nachmittagsstunden erneuerter Angriff wurde schon durch unser Geschützfeuer zum Stehen gebracht. Am Abend und während der Nacht versuchte die feindliche Infanterie noch weitere Vorstöße, die wie alle früheren scheiterten. Die angreifenden Truppen werden auf drei bis vier Infanterie-Regimenter geschätzt. Weiter nördlich im Görzer und Tolmeiner Brückenkopfe standen unsere Stellungen tagsüber unter feindlichem Artilleriefeuer. Der Gegner verschoß gegen Teile des Tolmeiner Brückenkopfes Gasbomben. In Kärnten und Tirol stellenweise heftiges Geschützfeuer.«

An der Isonzofront entwickelten die Italiener am nächsten Tage wieder eine lebhaftere Tätigkeit, während es am Abend vorher auch im Nordwestabschnitte des Plateaus von Doberdo bei Peteano zu heftigeren Kämpfen kam. Starke italienische Infanterie griff die dortigen Stellungen der Oesterreicher an, gelangte teilweise bis nahe an die Hindernisse heran und wurde schließlich unter schweren Verlusten zurückgejagt. Sonst im Küstenlande sowie im Tiroler Grenzgebiete Geschützkämpfe.

Den Beginn der neuen (dritten) großen Isonzoschlacht kündigte der amtliche Bericht vom 19. Oktober an, der da lautete: »Die Kämpfe an der Isonzofront nehmen an Ausdehnung zu. Gestern mittag setzte gegen unsere Stellungen am Krn, am Tolmeiner Brückenkopf, bei Tonale und Plava, gegen den Görzer Brückenkopf und das Plateau von Doberdo starkes Geschützfeuer ein, das mit großer Heftigkeit bis in die Abendstunden anhielt und in einzelnen Abschnitten auch nachts andauerte. Unter dem Schutze dieses Feuers ging die italienische Infanterie an zahlreichen Stellen zum Angriff vor. Am Krn, am Mrzli Vrh und vor den Stellungen des Tolmeiner Brückenkopfes brachen alle feindlichen Angriffsversuche in unserem Infanterie-, Maschinengewehr- und flankierenden Geschützfeuer zusammen. Die gegnerische Infanterie flüchtete, wo sie angegangen war, unter den schwersten Verlusten in ihre Gräben zurück. Stellenweise zog sie es vor, »Avanti« zu schreien, ohne ihre Deckungen zu verlassen. Ein gegen den Monte Sabotino (westlich von Salcano) gerichteter Angriff und mehrere starke Vorstöße gegen die schon seit einigen Tagen heiß umstrittenen Stellungen bei Peteano wurden gleichfalls zurückgeschlagen. Auch hier erlitt die italienische Infanterie große Verluste. In Kärnten und Tirol herrscht weiter rege feindliche Artillerietätigkeit.«

So wenig Neigung die Italiener auch für einen Balkanfeldzug selbst zeigten, einer indirekten Unterstützung der serbischen »Verbündeten« konnten sie sich doch nicht entschlagen. Um möglichst starke österreichisch-ungarische Kräfte zu fesseln, stießen sie deshalb, nachdem sie sich wochenlang nur in Kanonaden und kleineren örtlichen Angriffen in Südtirol und am Karst betätigt hatten, mit beträchtlichem Kräfteaufwand an der Isonzofront vom Krn bis zum Plateau von Doberdo vor. Aber Erfolge vermochten sie ebensowenig zu erringen wie in früheren Kämpfen; meist brachen ihre Angriffe schon unter dem Artilleriefeuer unserer Verbündeten zusammen; an anderen Stellen war die italienische Infanterie überhaupt nicht aus den Gräben zu bringen.

Am 20. Oktober wurde amtlich gemeldet: »Das starke Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen an der Isonzofront hielt auch gestern den ganzen Tag über an. Gegen die Hochfläche von Doberdo nahm es in den Nachmittagsstunden noch an Heftigkeit zu. Die italienische Infanterie griff im Krn-Gebiet, gegen den Brückenkopf von Tolmein, dann gegen den Monte Sabotino, den Monte San Michele und östlich von Vermegliano an, wurde aber überall unter großen Verlusten abgeschlagen. Auch an der Tiroler Front kam es gestern zu größeren Kämpfen. Bei Tre-Sassi und auf der Hochfläche von Vielgereuth schlugen unsere Truppen je zwei Angriffe ab; die Gefechte bei Tre-Sassi führten stellenweise zum Handgemenge. In Judicarien, wo der Feind in der letzten Zeit gleichfalls eine erhöhte Tätigkeit entfaltet, zogen sich unsere vorgeschobenen Abteilungen auf die Hauptwiderstandslinie zurück.«

Oesterreichische Infanterie auf der Stilferjochstraße. Die Mannschaften tragen Baumstämme usw. zu Befestigungsanlagen auf die Paßhöhe.

Nach dem amtlichen Telegramm vom 21. Oktober waren an der ganzen Südwestfront Kämpfe großen Stiles im Gange. In Tirol brachen gestern zahlreiche starke Angriffe der Italiener an unseren festen Stellungen zusammen. So schlugen unsere Truppen auf der Hochfläche von Vielgereuth in der vorvergangenen Nacht sechs Angriffe zurück und wiesen gestern tagsüber den anstürmenden Feind dreimal ab. Das gleiche Schicksal hatte dort ein heute nacht mit sehr starken Kräften geführter Angriff des Feindes. Auch in den Dolomiten waren neue italienische Angriffe im Col di Lana, am Monte Sief und bei der Grenzbrücke südlich Schluderbach abgewiesen worden. Der Feind, der sich in diesem Gebiete schon tagelang abgemüht, konnte nirgends auch nur den geringsten Erfolg erzielen. Am Karnischen Kamm wurde westlich des Wolayer Sees ein Angriff italienischer Alpentruppen zurückgeschlagen. Im Küstenlande hatte sich das feindliche Artilleriefeuer zu größter Heftigkeit gesteigert und hielt tagsüber gegen die ganze Isonzofront an. Annäherungsversuche feindlicher Infanterie und technischer Truppen scheiterten in unserem Infanterie- und Maschinengewehrfeuer.

Ueber die neue Schlacht lautete der amtliche Bericht vom nächsten Tage (22. Oktober): »Wie erwartet, hat gestern vormittag nach mehr als fünfzigstündiger Artillerievorbereitung der allgemeine Angriff der Hauptkräfte des italienischen Heeres gegen unsere Stellungen im Küstenlande begonnen: der dritte in fünfmonatiger Kriegsdauer. Auf dem Krn, an den Stellungen des Tolmeiner Brückenkopfes und namentlich am Plateaurande von Doberdo wird erbittert gekämpft. Der gegen den Krn-Stützpunkt angesetzte Angriff des Mobilmilizregiments Nr. 119 brach unter außerordentlich schweren Verlusten zusammen. Ein zweiter Angriff in diesem Raum scheiterte im Feuer unserer tapferen Verteidiger nach kurzer Zeit. Das Vorfeld der Stellungen ist mit italienischen Leichen bedeckt. Im Tolmeiner Brückenkopf richteten sich die feindlichen Angriffe hauptsächlich gegen den Mrzli Vrh und den Südteil unserer Verteidigungsfront. Alle Angriffe wurden blutig abgewiesen. An einzelnen Stellen, wo der Gegner beim ersten Sturm in unsere vordersten Linien einbrach, warf ihn ein Gegenangriff wieder zurück. Auch hier sind die Verluste der Italiener sehr groß. Am Monte San Michele drangen starke feindliche Kräfte am Nachmittag in unsere Schützendeckungen ein. Durch den folgenden Gegenangriff wurden sie überall zurückgeworfen. Die früheren Stellungen sind wieder in unserem Besitz. Nach mehrfachen Angriffen gelang es den Italienern, auch im südlichen Nachbarabschnitte in unsere Schützengräben einzudringen; keiner von ihnen kam zurück. Die Südwestfront der Hochfläche war gleichfalls der Schauplatz blutigen Ringens. Die Kämpfe führten bald zum Handgemenge; die Verluste des Feindes sind hier besonders schwer. Während der eben verflossenen Nacht dauerten die Kämpfe auf der Hochfläche von Doberdo mit unverminderter Heftigkeit fort. In Kärnten wurden schwächere Angriffe am Hochweißenstein (Monte Peralba) in der Plöcken-Gegend und im Seebachtale abgewiesen. An der Tiroler Front nach wie vor heftige Geschützkämpfe. In den Dolomiten brachen sich neue italienische Angriffe an unseren festen Stellungen.«

Der nächste Bericht vom 23. Oktober lautete: »Mit Tagesanbruch des 22. setzten die Italiener nahezu an der ganzen küstenländischen Front neuerdings mit ihren äußerst heftigen Angriffen ein. Wie an den früheren Schlachttagen waren auch gestern alle italienischen Anstrengungen vergebens. Gegen Mittag scheiterte auf den Hängen des Javorcek ein starker feindlicher Angriff, der an einigen Punkten bis an die eigenen Stellungen herangelangt war. Am Krn, mit Mrzli Vrh und an den anderen Teilen des Tolmeiner Brückenkopfes brachen zahlreiche neue Angriffe der Italiener blutig zusammen. Die feindliche Infanterie erlitt wieder schwere Verluste. Das Angriffsfeld der Alpini von Kozaršèe und jenes der Bersaglieri bei Seno ist mit Leichen bedeckt. Unsere braven Truppen behielten alle Stellungen in ihrem Besitz. In der Gegend von Plava drang italienische Infanterie beim dritten Anlauf in unsere Gräben bei Zagora ein, wurde jedoch ungesäumt wieder hinausgeworfen. Im Görzer Brückenkopfe hielt das starke Geschützfeuer tagsüber an und steigerte sich gegen unsere Schützendeckungen auf der Höhe Podgora zu großer Heftigkeit. Ein feindlicher Angriffsversuch gegen diese Höhe wurde durch das Feuer unserer Batterien vereitelt. Auf der Hochfläche von Doberdo stürmte feindliche Infanterie auch gestern wiederholt gegen den Monte San Michele. Drei Angriffe wurden blutig zurückgeschlagen. Nur einmal gelang es dem Gegner, vorübergehend in unsere Stellungen einzudringen. Ein schneidiger Gegenangriff des Infanterie-Regiments Nr. 43 warf ihn überall zurück. Der Monte San Michele ist nach wie vor fest in unserer Hand. Auch sonst brachen alle gegen die Hochfläche von Doberdo gerichteten Angriffe des Feindes vor der zähen Ausdauer des tapferen Verteidigers zusammen. Zahlreiche den ganzen Tag sich wiederholende Vorstöße italienischer Infanterie endeten fast durchweg mit einer regellosen Flucht des Angreifers. In Kärnten und Tirol hält das italienische Geschützfeuer an der ganzen Front an. Unter schweren Verlusten wurden drei Angriffe gegen den Col di Lana, einer bei der Grenzbrücke südlich von Schluderbach, abgewiesen. Südlich von Arabba stürmten Tiroler Kaiserjäger eine feindliche Vorstellung. Auch die Verteidiger der Befestigungen von Vielgereuth schlugen alle Angriffe ab.«

Am 24. Oktober wurde ebenfalls ausführlich über diesen Generalangriff der Italiener berichtet: »Die allgemeine Schlacht am Isonzo dauert fort. Gestern erstreckten sich die mit beispielloser Erbitterung geführten Infanteriekämpfe auch auf den Brückenkopf von Görz. Wieder brachen die Stürme des Feindes allenthalben am zähen Widerstand unserer tapferen Infanterie, die in der mächtigen Wirkung der Geschütze eine vorzügliche Stütze fand, unter furchtbaren Verlusten zusammen. Der italienische Hauptangriff ist von Vorstößen starker Kräfte gegen die Tiroler Front begleitet. Die Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun stehen unter heftigem Artilleriefeuer. Mehrere italienische Infanterie-Divisionen greifen die Dolomitenfront an. Hier wurden vorgestern und gestern je ein Angriff auf das Bamberger Haus, den Col di Lana und die Stellung von Tre-Sassi, zwei Vorstöße gegen den Rufiedo (südwestlich Schluderbach) und je vier Angriffe auf unsere Linien nördlich des Ortes Sief und im Popena-Tal blutig abgeschlagen. An der Kärntner Front fanden nur Artilleriekämpfe und Plänkeleien statt. Im Flitscher Becken und im Krn-Gebiet unternahm der Feind gestern vormittag noch einzelne vergebliche Vorstöße und Angriffsversuche. Dann flaute der Kampf ab. Gegen die Front von Mrzli bis einschließlich des Tolmeiner Brückenkopfes richten sich noch immer die verzweifelten Anstrengungen der Italiener. Insbesondere die Höhe westlich von St. Lucia wird unaufhörlich angegriffen. Alpini drangen hier in ein kleines Frontstück ein. Ein schneidiger Gegenangriff der Infanterie-Regimenter Nr. 53 und 86 warf sie binnen kurzem wieder hinaus. Auch im Isonzo-Abschnitte zwischen dem Tolmeiner und dem Görzer Brückenkopf, wo namentlich bei Plava heftig gekämpft wurde, vermochte der Feind nirgends durchzudringen. Vor dem Görzer Brückenkopf waren schon vorgestern mehrere Angriffsversuche gegen den Monte Sabotino zusammengebrochen. Gestern gingen nach starker Artillerievorbereitung sehr bedeutende italienische Kräfte zum Angriff auf diesen beherrschenden Berg und gegen Oslavia vor. Der Kampf wogte hin und her, dauerte auch nachts fort und endete damit, daß unsere Truppen alle Stellungen in festem Besitz behielten. Am Rande der Hochfläche von Doberdo tobte die Schlacht im Abschnitte zwischen Mainizza und dem Monte bei Sei Busi mit unverminderter Gewalt weiter, während im Südabschnitt Tag und Nacht ruhiger verlief. Die mit frischen Kräften immer wieder von neuem vorgetriebenen Angriffe des Feindes scheiterten vollständig. Nur vorübergehend gelang es den Italienern, sich in einzelnen vorderen Gräben festzusetzen. Unsere Infanterie, so das brave Infanterie-Regiment Nr. 39 südlich San Martino, gewann ihre Stellungen im Handgemenge immer wieder zurück.«

Oesterreichische Schützengräben im Marmolata-Gebiet.

Ein militärischer Fachmann äußerte sich: »Die Italiener haben nun, offenbar um den Bundesbrüdern ihren guten Willen zu zeigen, zu einer dritten Offensive am Isonzo ausgeholt. Die Angriffe in Südtirol und Kärnten hatten darum mehr demonstrative Bedeutung. Nach fünfzigstündiger Artillerievorbereitung nach französisch-englischem Beispiel setzten überaus heftige Angriffe auf der ganzen Front von Krn bis zum Plateau von Doberdo ein. Kann auch die Offensive heute noch nicht als abgeschlossen gelten, ihr Gesamtergebnis dürfte schon jetzt nicht mehr zu bezweifeln sein. Es gelang dem Feinde nirgends, die heldenmütigen Verteidiger aus ihren Stellungen zu drängen, und nachdem einmal die Wucht und die Ueberraschung des ersten Anlaufs ohne Erfolg vertan ist, werden die Italiener künftighin schwerlich mehr Glück haben, selbst wenn ihnen noch hier und da ein örtlicher Erfolg erblühen sollte. Fünf Monate waren am 23. Oktober seit der Kriegserklärung Italiens verflossen. Und heute stehen die italienischen Streitkräfte, abgesehen von kleinen örtlichen Frontveränderungen, an den Punkten, die ihnen die k. u. k. Truppen in den letzten Maitagen freiwillig überließen. Etwa ein Vierteljahr ist seit der zweiten Offensive im letzten Julidrittel verflossen – die erste fand Anfang Juli statt –, die Italiener werden sie ganz zweifellos gut zur Rüstungsverstärkung, zur Munitionsversorgung ausgenutzt haben, aber die Widerstandskraft unserer Verbündeten erweist sich wiederum als unzerbrechlich. Und das läßt uns der Zukunft mit unverminderter Zuversicht entgegensehen.«

Aus dem österreichischen Kriegspressequartier wurde gemeldet: »Das italienische Kriegsbulletin vom 17. Oktober ist charakteristisch für die Art und Weise, wie Cadorna selbst die geringsten Begebenheiten zu Kämpfen größten Stils zu stempeln versucht. Nach der Darstellung des italienischen Kommuniques handelte es sich um einen hartnäckigen Kampf um den Ort Pregasina am Westufer des Gardasees, der am 13. begann; den 14. verschweigt Cadorna; am 15. führte der nach Cadorna wieder aufgenommene Angriff zur Eroberung von Pregasina. In Wirklichkeit handelt es sich gar nicht um den Ort Pregasina, der von uns überhaupt nicht besetzt war, sondern um einen Angriff gegen unseren nördlich des Ortes auf dem Nedic gelegenen vorgeschobenen Stützpunkt mit einer halben Landsturmkompagnie Besatzung. Dieser am 13. Oktober 2 Uhr nachmittags von einem Alpini-Bataillon durchgeführte Angriff wurde blutig abgeschlagen. Im näheren Vorfeld wurden hundert feindliche Leichen gezählt. Ein Gefangener sagte aus, seine Kompagnie sei fast ganz aufgerieben. Seitdem hat der Gegner den Angriff nicht mehr wiederholt, sondern sich mit der Besetzung des unverteidigten Ortes begnügt.«

Die Isonzoschlacht dauerte auch am 25. Oktober fort. Auch am gestrigen Tage, dem vierten der großen Infanteriekämpfe, schlugen die Verteidiger alle italienischen Angriffe, die nicht schon im Feuer der österreichischen Artillerie zusammenbrachen, unter schwersten Verlusten des Feindes zurück und behaupteten überall ihre Stellungen. An der Tiroler Front griffen mehrere Bataillone die Verteidigungslinien der Oesterreicher auf der Hochfläche von Vielgereuth (wie immer vergebens) an. Ebenso scheiterten feindliche Angriffe auf die Cima di Mezzodi, den Ort Sief und im obersten Rieztale. Am Krn wurde ein Angriff am 24., ein zweiter am 25. nachts abgewiesen. Auch gegen den Mrzli Vrh mißlangen zwei Vorstöße unter besonders schweren Verlusten der Italiener. Südöstlich dieses Berges drang der Feind in ein kurzes Grabenstück ein, wurde aber durch einen Gegenangriff wieder hinausgeworfen. Ein neuer Vorstoß von zwei Alpini-Bataillonen brach erst im österreichischen Feuer zusammen; diese feindlichen Abteilungen wurden fast vollständig aufgerieben. Vor dem Tolmeiner Brückenkopfe richteten sich die Angriffe hauptsächlich gegen die Stellungen der Oesterreicher auf dem Rücken westlich von S. Lucia und bei Selo, die sämtlich in ihrem Besitz blieben. Der Abschnitt von Plava stand unter schwerem Geschützfeuer. Ansammlungen des Feindes bei Plava wurden durch die Wirkung der Artillerie zersprengt. Bei Zagora bemächtigten sich die Italiener unter Tages eines vorspringenden Teiles der österreichischen Gräben; nachts wurden sie daraus vertrieben. Vor dem Monte Sabotino erstickte österreichisches Artilleriefeuer am 24. Oktober vormittags noch einen Angriff. Hierauf unternahm der Gegner keinen ernsten Versuch mehr, sich den Linien des Görzer Brückenkopfes zu nähern. Am heftigsten waren die Kämpfe im Nordabschnitt der Hochfläche von Doberdo, wo sehr starke italienische Kräfte wiederholt in Massen zum Angriff vorgingen. Immer wieder mit verheerendem Feuer empfangen, mußte der Feind in seine Deckungen zurückflüchten. Ein Angriff gegen die österreichischen Stellungen östlich Monfalcone teilte das Schicksal aller anderen Anstrengungen der Italiener. Triest wurde am 24. nachmittags von einem feindlichen Flieger heimgesucht, der durch Bombenwurf zwei Einwohner tötete, zwölf verwundete.

Ein Volltreffer in einem Hause zu Thiaucourt. Die Deutschen sind dabei, die entstandenen Schäden auszubessern.

Der Bericht vom 27. Oktober besagte: »Der gestrige Schlachttag verlief im Verhältnis zu den vorangegangenen an der Front der Hochfläche von Doberdo ruhiger; dagegen wurde um unsere Brückenkopfstellungen von Görz und Tolmein sowie im Abschnitte nördlich Tolmein bis zum Krn wieder äußerst heftig gerungen. Alle diese Kämpfe endigten mit dem vollen Mißerfolge des angreifenden Teiles. Am Krn brachen drei Vorstöße der Italiener in unserem Feuer zusammen. Vor dem Mrzli Vrh scheiterte ein feindlicher Nachtangriff. Gegen den Tolmeiner Brückenkopf bereitete nachmittags ein besonders lebhaftes Artilleriefeuer neue Angriffe starker Kräfte vor. Spät abends schlugen unsere Truppen einen solchen Angriff auf die Höhe von S. Lucia, heute zeitig früh einen zweiten gegen die Stellung nördlich von Kocarsce, der bis zum Handgemenge führte, unter schwersten Verlusten für den Feind zurück. Der Raum von Descla stand zeitweise unter Trommelfeuer. Ein schwächlicher italienischer Angriff gegen Zagora wurde leicht abgewiesen. Der Monte Sabotino, vor dem der Gegner in den letzten Tagen mindestens 2500 Mann verlor, wurde gestern nicht mehr angegriffen, wohl aber von der italienischen Artillerie heftig beschossen. Zahlreiche Granaten fielen auch in den Südteil von Görz. Abends griffen sehr starke feindliche Truppen die Podgora-Höhe an. Es half ihnen nichts, daß sie Bomben mit giftigen Gasen verwendeten, sie wurden blutig zurückgeschlagen. Gestern ließen sich die Verluste der Italiener bei ihren Angriffen gegen die Hochfläche von Doberdo stellenweise übersehen; so liegen vor der Front eines unserer Infanterie-Regimenter dreitausend Feindesleichen.«

Nachdem so diese furchtbarste Schlacht an der Alpenfront, die Aehnlichkeit hatte mit der französischen Offensive in der Champagne einige Wochen vorher, eine volle Woche gewütet hatte, begann sie etwas abzuflauen. Die Heeresleitung berichtete nämlich am 28. Oktober: »Der italienische Angriff auf unsere küstenländische Front wurde gestern nicht mehr mit so großem Aufwand an Menschen und Munition wie in den früheren Schlachttagen fortgeführt. Der Feind zögert mit dem Einsatz seiner zurückgehaltenen Kräfte. Mehrere Angriffsversuche gegen die Krnstellung kamen über ihre Anfänge nicht hinaus. Wiederholte Angriffe auf den Tolmeiner Brückenkopf wurden wie immer abgewiesen. Der Abschnitt von Plava stand zeitweise unter Trommelfeuer. Ein Angriff bei Globna wurde zurückgeschlagen. Bei Plava vermochte die italienische Infanterie nicht mehr vorzugehen. Im Südabschnitte des noch immer unter schwerem Feuer stehenden Brückenkopfes von Görz drang der nachmittags hier angreifende Feind in ein kleines Grabenstück ein, das er jedoch nachts wieder verlor. Das Geschützfeuer gegen die Hochfläche von Doberdo hat bedeutend nachgelassen. Die Angriffstätigkeit der Italiener an der Dolomitenfront hält an. Vorstöße starker gegnerischer Kräfte gegen den Col di Lana und den Siefsattel scheiterten. Unser Spital in Rovereto wurde mit Brisanzgranaten beschossen.«

Weiter wurde noch am gleichen Tage gemeldet: »Das feindliche Artilleriefeuer war gestern an der Isonzofront wieder lebhafter. Die italienische dritte Armee erneuerte den Angriff auf die Hochfläche von Doberdo bisher nicht. Dagegen setzte die nördlich anschließende zweite Armee ihre vergeblichen Anstrengungen gegen unsere festen Stellungen mehrfach fort und dehnte sie auch auf das Flitscher Becken aus. Je eine weitere Armee greift die Dolomitenfront und Südtirol an. Im Abschnitte von Riva sind die Einleitungskämpfe im Gange. Auf der Hochfläche von Lafraun geht der Feind mit Sappen vor. Ein Angriffsversuch gegen unsere Stellungen nördlich des Werkes Lusern scheiterte in unserem Artilleriefeuer. Vor dem Col di Lana brachen gestern nachmittag sechs Stürme der Italiener zusammen. Ebenso mißlangen kleinere feindliche Angriffe gegen Tre Sassi, die Fanes-Stellung und den Nordausgang des Travenanzes-Tales. Im Raume von Flitsch schlugen die Verteidiger am Westhang des Javorcek einen Angriff an den Hindernissen blutig ab. Gegen unsere Linien südöstlich des Mrzli Vrh und gegen Dolje gingen abermals starke Kräfte vor; sie wurden gleichfalls abgewiesen. Nur um einzelne Grabenstücke ist der Kampf noch im Gange. Auch ein abends gegen den Raum nördlich Selo angesetzter feindlicher Angriff brach zusammen. Uebergangsversuche der Italiener nördlich Canale wurden vereitelt. Der Görzer Brückenkopf stand wieder unter schwerem Feuer. Ein vereinzelter Vorstoß des Feindes gegen den Monte Sabotino mißlang vollständig. Mehrere italienische Bataillone, die gegen den Abschnitt nördlich des Monte Michele vorstießen, mußten in unserem Artillerie- und Maschinengewehrfeuer in ihre Deckungen zurückflüchten.«

Der amtliche Bericht vom 29. Oktober lautete: »Gestern nahmen die italienische zweite und dritte Armee den allgemeinen Angriff mit aller Kraft von neuem auf. Die Schlacht war somit an der ganzen küstenländischen Front wieder im Gange. Den Infanterie-Angriffen ging eine Artillerievorbereitung voraus, die sich in mehreren Abschnitten bis zum Trommelfeuer steigerte und namentlich gegen den Görzer Brückenkopf eine noch nicht dagewesene Heftigkeit erreichte. Aber weder dieses Feuer noch die folgenden Stürme vermochten unsere Truppen zu erschüttern. Abermals wiesen sie den Feind an der ganzen Front blutig ab und behaupteten ausnahmslos ihre vielfach zerschossenen Stellungen. Drang der Gegner da oder dort in einen Graben ein, so wurde er durch unverzüglichen Gegenangriff wieder daraus entfernt. Dem schweren Tage, der mit vollem Mißerfolg der Italiener endete, folgte eine ruhige Nacht. Auch an der Dolomitenfront dauert die feindliche Angriffstätigkeit unvermindert fort. Hier richtet der Gegner seine heftigsten Anstrengungen gegen den Col di Lana, vor dem nun schon so viele und auch gestern zwei neue Angriffe zusammenbrachen. Ein italienischer Flieger bedachte das Schloß Miramar mit Bomben.«

Serbische Infanterie mit ihrer verschiedenen Fußbekleidung.

An der Isonzofront verlief der nächste Tag im Abschnitte nördlich des Görzer Brückenkopfes merklich ruhiger; nur die Besatzung des Brückenkopfes von Tolmein hatte noch einen stärkeren Angriff abzuweisen. Vor Görz hielt das feindliche Artilleriefeuer mit größter Heftigkeit bis in die späten Abendstunden an. Angriffsversuche der Italiener auf den Monte Sabotino und die österreichischen Stellungen westlich Pevma wurden zurückgewiesen. Auch auf der Podgorahöhe blieben nach erbitterten Nahkämpfen alle Gräben im Besitze ihrer Verteidiger. Von der italienischen dritten Armee kämpften bereits Teile der bisher zurückgehaltenen Kräfte gegen die Hochfläche von Doberdo. Dies vermochte jedoch an der Lage nichts zu ändern. Wo die feindlichen Angriffe nicht schon durch Geschützfeuer vereitelt wurden, scheiterten sie an der festen Mauer der österreichischen Infanterie. An der Dolomitenfront nahm der Gegner mit zehnfach überlegenen Kräften die Vorstellungen der Oesterreicher auf dem Col di Lana. Feindliche Angriffe im Tonale-Gebiet wurden blutig abgeschlagen.

Am letzten Oktobertage lautete die Meldung: »Auch gestern wiederholten die Italiener ihre Angriffe gegen die meistumstrittenen Punkte der Brückenköpfe von Tolmein und Görz sowie an mehreren Stellen der Karsthochfläche von Doberdo. So kam es wieder zu erbitterten Nahkämpfen, die mehrfach auch nachts andauerten und allenthalben damit abschlossen, daß unsere Truppen ihre Stellungen in Besitz behielten. An der Tiroler Front wurden abermals feindliche Angriffe im Tonale-Gebiet blutig abgewiesen. Im Vorfeld unserer Befestigungen auf dem Col di Lana trat Ruhe ein. Wie überall, so ist auch hier die Hauptstellung fest in unseren Händen.«

Bei einem gefallenen italienischen Offizier wurde ein Tagesbefehl des italienischen siebenten Armeekorps gefunden, der bewies, welch große Bedeutung die italienische Heeresleitung den Kämpfen dieser letzten Tage beimaß, und welche herbe Enttäuschung das Mißlingen dieser großen Offensive für sie sein mußte. Der Befehl lautete wörtlich: »Offiziere und Truppen des siebenten Korps! Es steht eine allgemeine große Offensive bevor, an der das siebente Korps hervorragenden Anteil nehmen wird. Unser erlauchter Armeekommandant hat seinen Angriffsbefehl mit dem Wort Sieg geschlossen, was für uns gleichzeitig ein Ansporn und ein Glückwunsch sein soll. Ich rechne auf jeden einzelnen von Euch sicher, daß jeder tapfer seine Pflicht tun wird mit Aufwand aller Energie und all Eurer körperlichen und geistigen Kraft. Bedenket, daß die Augen ganz Italiens und aller anderen Heere auf Euch gerichtet sind, bedenket, daß es Euch durch einen einzigen kräftigen Angriff gelingen kann, den größten Vorteil für Euer Vaterland zu erringen und ewigen Ruhm für die Armee und für Euch selbst zu ernten. Der Gegner ist schon zermürbt und wankt und wird Euren Schlägen nicht mehr widerstehen können, wenn Ihr ihm beim Angriff die ganze Gewalt Eures unwiderstehlichen Willens zum Siege fühlen lassen werdet. Mut, Kameraden! Macht, daß man eines Tages von Euch sagen kann: Er kämpfte und siegte am Karst, und immer vorwärts bis zum Schluß für Italien und für den König. Der Kommandant des siebenten Korps. Generalleutnant Vecci Giraldi.«

Szene aus den erbitterten Kämpfen der Bulgaren und Serben. Von Rob. Kämmerer

Der Schauplatz des Donauüberganges bei Orsowa. Links das ungarische, rechts das serbische Ufer. In der Mitte die frühere türkische Insel Ada Kaleh, von der die österr.-ungarischen Truppen während des Balkankrieges Besitz ergriffen, um eine Festsetzung der Serben inmitten der Donau zu verhindern. Von Orsowa aus überschritten am 23. Oktober d. J. die verbündeten Truppen die Donau und vertrieben die Serben aus dem gegenüberliegenden Bergland von Kladovo.


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