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Der unaufhaltsame Siegeszug durch Serbien.

Die großartigen und vor allem sehr schnellen Erfolge der Armeen des Generalfeldmarschalls Mackensen im Monat Oktober fanden im Monat November ihre gleichwertige Fortsetzung. Der anfangs sehr tapfere und zähe Widerstand der serbischen Armeen wurde von Tag zu Tag schwächer. Die serbischen Führer sahen wohl schon ein, daß sie für eine verlorene Sache kämpften und daß der volle Zusammenbruch Serbiens nur noch eine Frage der Zeit war. Die letzten Oktoberkämpfe ließen schon erkennen, daß in nächster Zeit der wichtige Waffenplatz Kragujewatz fallen würde und daß der Fall der Hauptstadt Nisch, die schon ganz nahe vom bulgarischen Heere bedrängt wurde, auch nicht lange auf sich warten lassen würde. Die Serben wollten mit aller Gewalt Kragujewatz mit seinen Arsenalen und Militär-Werkstätten halten – aber ihre Mühe war umsonst. Ueber Kragujewatz führt eine der beiden Straßen, die Serbien noch mit der Außenwelt, mit Montenegro, Albanien und der Adria verbinden konnte. Die andere Straße führt über Krusevac; beide Straßen treffen sich nördlich von Pristina im Amselfelde, wo schon vor mehr als einem halben Jahrtausend die Osmanen mit den Serben kämpften.

Große Erfolge brachten uns und den Bulgaren die Novembertage. Die Beute an Geschützen, Gefangenen und Kriegsmaterial erhöhte sich von Tag zu Tag. Vergebens waren die Hilferufe der serbischen Regierung – die übrigens dauernd auf der Flucht war – nach Rußland, Frankreich und England. Die in Saloniki gelandeten Truppen unserer Feinde konnten dem Serbenheere keine Hilfe mehr bringen. Dabei zeigte sich auch wieder die kalte Selbstsucht der Engländer. Sie hatten den Serben feierlich »alle nur mögliche Waffenhilfe« versprochen, konnten und wollten sie aber nicht schicken. Ja, der englische Minister Grey – der Hauptkriegsanstifter – erklärte kalt lächelnd, »daß England Serbien nur politisch und diplomatisch unterstützen könne, daß es aber gar nicht daran gedacht habe, Waffenhilfe zu leisten. Mochten die Serben, die Russen, die Belgier und Franzosen ruhig ihrem vollen Untergang entgegengehen, England ließ es zu, dachte nur an seinen Vorteil. Und seine Vorteile wurden auch von Tag zu Tag geringer!

Ein italienischer Berichterstatter schrieb, daß die Berichte vom serbischen Kriegsschauplatz nicht schlechter lauten könnten. Besonders bedenklich erscheine das Vordringen der Bulgaren zur oberen Morawa, da danach nur noch ein langwieriger Weg zwischen dem serbischen Korps im alten Serbien und den Ententetruppen in Mazedonien offen bleibe, während der gleichzeitige konzentrische Vormarsch der Deutschen, Oesterreicher und Bulgaren auf den anderen Fronten die Serben in einen Ring einschließe, der nur gegen Südwesten nach Novibazar offen sei. Eine Hoffnung auf Rettung bestehe nur dann, wenn die Serben bis zum Eintreffen der Ententekorps durchhielten. Doch habe der französische Befehlshaber ganz richtig beschlossen, den Kampf erst aufzunehmen, wenn das ganze Expeditionskorps versammelt sei, was wegen der Schwierigkeit einer Landung in den beschränkten Anlagen in Saloniki und wegen der geringen Leistungen der Wardarbahn geraume Zeit erfordere. Wahrscheinlich müßten die Aufgaben der Entente ins Riesenhafte wachsen und ihre Kräfte übersteigen.

Die bulgarischen Truppen setzten zunächst die Verfolgung des Feindes auf der ganzen Front fort. Sie erreichten westlich von Knjazevac die Wasserscheide zwischen Timok und Morawa. Südwestlich von Knjazevac eroberten sie nach erbittertem Kampfe den Kamm des Tresibaba, von wo die Straßen nach Nisch und Bela Palanka führen. Im Tale des bulgarischen Morawa nahmen sie nach heftigem Kampfe die Stadt Grdeljica, einen Knotenpunkt der Straße Vranja–Leskovac und der Straße durch das Vlasinatal. In der Gegend von Katschanik griffen die Serben eine dort vorrückende Kolonne an, wurden aber zurückgeworfen. Im Verlauf der Verfolgung des Feindes erbeuteten die Bulgaren zwei Gebirgsgeschütze mit Bespannung und viel Kriegsmunition. Bisher fanden sie in Uesküb 19 000 Gewehre verschiedener Systeme, 950 Kisten mit Pulver, 15 000 Kisten Patronen und eine große Menge anderen Kriegsmaterials.

Der amtliche bulgarische Bericht über die Kämpfe vom 30. Oktober lautete: »Unsere Truppen setzten die Verfolgung des Feindes fort. In der Richtung Zajeèar–Bolevac vorrückende Abteilungen nahmen nach hartnäckigem Kampfe die Höhen 482 und 492 westlich davon. Die im Tale der Nisava vorrückenden Truppen bemächtigten sich der Stadt Bela Palanka und erreichten die Linie Dorf Sadovitze–Dorf Bragoudinac, Höhe 489. Im Morawatale nördlich von Vranja rücken unsere Truppenabteilungen infolge des erbitterten Widerstandes des Feindes langsam vor. Auf dem mazedonischen Kriegsschauplatze ist die Lage unverändert.«

Der Höhenzug des Tresibaba liegt 20 Kilometer nördlich des Nisavatales. Die Entfernungen nach Nisch und Bela Palanka betragen je 30 Kilometer. Bela Palanka liegt im Nisavatale, halbwegs Pirot und Nisch, 25 Kilometer westlich Pirot. Die ganze Entfernung Pirot–Nisch beträgt 60 Kilometer. Grdeljica liegt 15 Kilometer südlich Leskovac, Katschanik 30 Kilometer nordwestlich Uesküb an der Straße nach Pristina und Mitrovica, am Südeingang zum Amselfeld.

Weiter erfuhren wir aus dem Kriegspressequartiert »Die Serben haben eingesehen, daß sie unserer Kampfesweise nicht standhalten können und sie räumen daher oft Stellungen, die sie früher zähe gehalten hätten. So fanden wir die Festung Swetislaw am Timok nahe bei Kladovo, die den Donauweg sperren und die einzige Landstraße verteidigen sollte, verlassen. Die Festung ist, wenn auch klein und nicht modern, doch stark und von einer sehr guten natürlichen Lage. Die Serben räumten sie, weil wir von zwei Seiten und die Bulgaren von der dritten Seite heranmarschierten. In der kleinen Festung, die ohne einen Schuß in unsere Hände fiel, erbeuteten wir mehrere Feldgeschütze, ein schweres Geschütz, fünf Mörser, eine ganze Menge Seeminen, die die Serben in die Donau versenken wollten, viel russische Munition, darunter 18- und 24-kalibrige Granaten, einige hundert russische Pelze, 3000 Kilogramm Pulver und zehn Waggons Hafer.«

Die Bulgaren hatten inzwischen auch die Franzosen bei Walandowo an der serbisch-griechischen Grenze vollständig geschlagen. Mit welchem Enderfolg, das zeigte folgende Nachricht: »Die französische Regierung hat durch Vermittlung des Genfer Roten Kreuzes bei der bulgarischen Regierung anfragen lassen, welche Zahl von Mannschaften des 174. französischen Infanterie-Regiments, das bei Walandowo gegen die Bulgaren gekämpft hat und von dem kein Mann zurückgekommen ist, verwundet oder unverwundet in bulgarische Kriegsgefangenschaft geraten sei.«

Die schon in einem früheren Kapitel erzählte Oeffnung des Donauweges nach Bulgarien hatte eine tiefgehende Begeisterung im bulgarischen Volke hervorgerufen, das aus dieser Tatsache Mut schöpfte für die Verwirklichung seiner nationalen Wünsche. Dank den Heldentaten der verbündeten Armeen öffnete sich eine Zukunft großer Aussichten vor der bulgarischen Nation, die sich von der Geschichte dazu bestimmt fühlte, auf dem Balkan ein wichtiger Faktor des Friedens und des allgemeinen Wohlergehens zu werden. Die bulgarische Hauptzeitung sagte: »Seit dem Eintritt Bulgariens in den Krieg ist die Verbindung zwischen den Truppen der Verbündeten das bedeutsamste Ereignis auf dem Orient-Kriegsschauplatz. Vom rein militärischen Gesichtspunkte bedeutet sie die vollständige Isolierung Serbiens von dieser Seite und die Herstellung einer ununterbrochenen Front bis zum Persischen Golf. Die lebhafteste Phantasie hält verblüfft vor diesem Ereignis inne. Das bedeutet, daß der Krieg in einen neuen Abschnitt tritt, und alle Anzeichen berechtigen dazu, zu glauben, daß es der letzte ist. Die Lösung naht heran, das ist die natürliche, großartige Folge der Waffenbrüderschaft, die zwischen der Türkei, Bulgarien, Oesterreich-Ungarn und Deutschland geschlossen worden ist.«

Der österreichische Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joseph beim Frühstück inmitten seines Stabes.

Die deutsche Meldung vom 1. November besagte: »In Fortsetzung des Angriffs wurden die Höhen südlich von Grn. Milanovac in Besitz genommen. In Richtung auf Kragujevac ist der Feind über den Petrowackar- und Lepenica-Abschnitt zurückgeworfen. Kragujevac ist in deutscher Hand. Oestlich der Morawa ist gegen zähen Widerstand der Serben der Trivunovo-Berg genommen. Es wurden einige hundert Gefangene gemacht. Die Armee des Generals Bojadjeff war am 30. Oktober unter Nachhutkämpfen dem Feinde bis in die allgemeine Linie Höhen von Planinica (südwestlich von Zajeèar) – Slatina (nordwestlich von Knjazevac) – östlich von Sorljig – westlich von Bela Palanka – östlich von Vlasotince gefolgt.«

Der österreichische Bericht vom gleichen Tage verlautbarte: »Im Raume westlich der großen Morawa haben die verbündeten Streitkräfte unter stellenweise heftigen Nachhutkämpfen die Höhen südlich und südöstlich Grn. Milanovac und Kragujevac erreicht. Zwischen 7 und 8 Uhr vormittags wurde heute auf dem Arsenal und der Kaserne von Kragujevac die österreichisch-ungarische und kurz nachher die deutsche Fahne gehißt. Im Flußwinkel zwischen der Morawa und Resava haben deutsche Truppen nach heftigen Kämpfen die beherrschenden Höhen Trivunovo–Brdo genommen. Bulgarische Kräfte haben auf der Straße nach Parazin die Höhen westlich Planinica und im Nisava-Tal die Höhen westlich Bela Palanka erkämpft. Die bisherige Gesamtbeute der deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen des Generals von Koeveß beträgt 20 Offiziere, gegen 6600 Mann, 32 Geschütze, neun Maschinengewehre, über 30 Munitionsfuhrwerke, einen Scheinwerfer, viele Gewehre, Artilleriemunition und sehr viel Infanteriemunition. Ueberdies wurden 45 alte oder gesprengte Geschützrohre erbeutet.«

Ueber die Einnahme von Kragujevac erfuhren wir noch folgende ergänzende Einzelheiten: Dieser wichtige serbische Sammelplatz bildete den Vereinigungspunkt für die Armeen Koeveß und Gallwitz. Von Norden näherte sich ihm der linke Flügel der Armee Koeveß, bestehend aus einem österreichisch-ungarischen Korps, von Nordosten die deutsche Flügelgruppe der Armee Gallwitz, die bei Batonica aus dem Morawa-Tal ins Lepenica-Tal eingeschwenkt war, dort aber durch den auf den Höhen eingenisteten Gegner aufgehalten wurde. Die österreichisch-ungarischen Truppen, die von Arangjelovac über Topola vorgestoßen waren, hatten ebenfalls zähen Widerstand der serbischen Nachhut zu überwinden. Die Serben hielten auch hier ihre zusammengeschossenen Schützengräben bis aufs Aeußerste. Der Mangel an Drahtverhauen erleichterte jedoch den Schwarmlinien das Herankommen an die serbischen Gräben, die mit dem Bajonett genommen wurden. Ein österreichisches Bataillon nahm dabei die ganze Besatzung eines Grabens in Stärke von 140 Mann gefangen. In anderen Fällen kämpften die Verteidiger mit dem Mut der Verzweiflung bis auf den letzten Mann. Während dieser blutigen Nachhutkämpfe zogen nach Fliegererkundungen das Gros der serbischen Armee sowie lange Kolonnen Train und Kriegsmaterial aus Kragujevac ab, das schon seit Tagen von einem großen Teil der Zivilbevölkerung geräumt worden war. Die wenigen Zurückbleibenden ließen den Deutschen, die inzwischen im Mündungsgebiet von Raca und Lepenica den zähen Widerstand der Serben gebrochen hatten, eine Huldigungsadresse überreichen. Diese Huldigungsadresse wurde in Erinnerung an jene des Vorjahres in Valjevo, welcher der heimtückische Ueberfall durch die Zivilbevölkerung gefolgt war, recht kühl aufgenommen. Morgens zwischen 7 und 8 Uhr zog eine k. u. k. Patrouille des Infanterie-Regiments Nr. 70 unter Leutnant Tripke in Kragujevac ein und hißte die schwarzgelbe Fahne auf dem Arsenal und der Kaserne. Die Serben hatten vor ihrer Flucht die militärischen Anlagen nach Möglichkeit gesprengt; die Detonationen waren bis in die österreichische Front vernehmbar gewesen. Nach Besetzung der Stadt setzten die Verbündeten die Verfolgung auf der Straße nach Kraljevo fort. Nach dem Fall Belgrads erbeutete die Armee Koeveß bis jetzt 32 Geschütze, darunter zwei schwere, neun Maschinengewehre, 28 gefüllte Munitionswagen, einen Scheinwerfer, zahlreiche Gewehre und Trainfuhrwerke, und nahm 6500 Mann und 20 Offiziere gefangen. Zugleich mit österreichischen Truppen waren auch deutsche Bataillone in Kragnjevac eingedrungen und hatten an anderer Stelle die deutsche Fahne gehißt.

Aus Sofia wurde gemeldet: »So oft Truppen der Verbündeten bisher den Bulgaren gegenüberstanden, haben die Bulgaren immer gesiegt. Den verbündeten Truppen gelang es nirgends, mit den Serben eine Verbindung zu schaffen. Die Behauptungen der serbischen Berichte, die Serben kämpften mit den Verbündeten vereint, sind lächerliche Lügen. Die Franzosen und Engländer haben vor einigen Tagen bei Strumitza eine Niederlage erlitten, auch wurden sie bei Walandowo geschlagen. Die aus Pirot vorgedrungene bulgarische Armee verfolgte den Feind und befand sich bereits 20 Kilometer westlich Pirot. Nach der Einnahme von Uesküb fanden die Bulgaren österreichisch-ungarische Kriegsgefangene, meist Böhmen und Slovenen, vor, die nach Sofia gebracht wurden. Die Gefangenen erzählten, daß andere Schicksalsgenossen in das Innere des Landes abgeführt wurden, und daß es ihnen gelungen sei, zu entkommen.

Die schwachen Versuche der französischen Streitkräfte, ihre im Raume von Walandowo verlorenen Stellungen wiederzuerobern, scheiterten. Ein mit größeren Streitkräften eingesetzter Angriff gegen bulgarische Truppen südlich Tirtehi wurde unter blutigen Verlusten für den Gegner mit Leichtigkeit abgewiesen. Es waren in Sofia einige in Kriegsgefangenschaft geratene verwundete französische Offiziere angekommen. Aus ihren Erklärungen ging hervor, daß sich das Expeditionskorps fast ausschließlich aus Truppen zusammensetzte, die bisher auf Gallipoli verwendet wurden. Die Offiziere sagten weiterhin aus, daß der Verkehr zwischen Franzosen und Serben äußerst durch den Umstand erschwert wurde, daß die Verständigung nur durch Dolmetscher erfolgte, da nur ein geringer Teil der im Felde stehenden serbischen Offiziere eine andere als ihre Muttersprache beherrschten.

Nördlich und nordöstlich von Cacak wurde nach dem deutschen Bericht vom 2. November der Austritt aus dem Bergland südlich Grn. Milanovac in das Tal der westlichen (Golijska) Morawa erzwungen, Cacak wurde besetzt. Die Höhen südlich von Kragujevac wurden genommen. Beiderseits der Morawa war die allgemeine Linie Bagrdan–Despotovac überschritten. Die Armee des Generals Bojadjeff hatte am 31. Oktober die Becdan-Höhe westlich von Slatina an der Straße Knjazevac–Soko–Banja und die Höhen beiderseits der Turija östlich von Sorljig in Besitz genommen. Im Nisava-Tal nordwestlich von Bela Palanka wurde Vrandol überschritten.

Ein weiblicher Soldat in der österreichischen Armee. Fräulein Jarenia Helene Kuz steht als weiblicher Kadett-Aspirant in der Ukrainischen freiwilligen Alanen-Eskadron.

An der montenegrinischen Grenze gingen österreichische Streitkräfte an zahlreichen Stellen zum Angriff über. Sie eroberten die Grenzhöhen Troglav und Orlovac südöstlich von Avtovac und die beherrschende Höhenstellung auf dem Barbar nordöstlich von Bileca. An der von ihnen erkämpften Linie südöstlich von Visegrad wiesen sie montenegrinische Gegenstöße ab. Die Armee des Generals der Infanterie von Koeveß gewann den Raum nördlich von Pozega und überschritt die Linie Cacak–Kragujevac. Die Armee des Generals von Gallwitz stand am 2. November auf den Höhen östlich von Kragujevac und nördlich von Jagodina im Kampf.

Der 3. November brachte die Nachricht: »Usice ist besetzt. Die Straße Cacak– Kragujevac ist überschritten. Beiderseits der Morawa leistet der Feind noch hartnäckigen Widerstand. In Kragujevac wurden sechs Geschütze, 20 Geschützrohre, zwölf Minenwerfer, mehrere tausend Gewehre, viel Munition und Material erbeutet. Die deutschen Truppen der Armee des Generals von Koeveß machten gestern 350 Gefangene und erbeuteten vier Geschütze. Die Armee des Generals von Gallwitz nahm in den letzten drei Tagen 1100 Serben gefangen. Die Armee des Generals Bojadjeff hat westlich von Planinica beiderseits der Straße Zajeèar–Paracin den Feind zurückgeworfen, 230 Gefangene gemacht und vier Geschütze erbeutet. Südwestlich von Knjazevac verfolgen die bulgarischen Truppen, haben den Brückenkopf von Sorljig genommen, den Sorljiski Timok überschritten und dringen über den Ples-Berg (1327 Meter) nach dem Nisava-Tal vor. 300 Gefangene und zwei Maschinengewehre fielen in ihre Hand. Die im Nisava-Tal vorgegangenen Kräfte wichen vor überlegenem Angriff aus, der Bogov-Berg (1154 Meter) westlich von Bela Palanka ist behauptet.«

Wie die Engländer ihre »silbernen Kugeln« auch in Bulgarien – freilich vergeblich – rollen ließen, das zeigte folgende Nachricht: »Die gerichtliche Untersuchung gegen die Antimilitaristen und Englandfreunde förderte eine sensationelle Enthüllung zutage. Es hat sich herausgestellt, daß der Bierverband in den Tagen unmittelbar vor und während der Mobilisation viele Millionen ausgegeben hat, um die Bestrebungen dieser Antimilitaristen zu unterstützen. Es wurde einwandfrei festgestellt, daß einzelne bäuerliche Abgeordnete rund drei Millionen Franken und einige Oppositionelle eine halbe Million Franken erhalten haben.«

Am 4. November waren unsere Truppen gegen zähen feindlichen Widerstand beiderseits des Koslenik-Berglandes (nördlich von Kraljevo) im Vordringen. Oestlich davon war die allgemeine Linie Zakuta–Bk. Pcelica–Jagodina überschritten. Oestlich der Morawa wich der Gegner; unsere Truppen folgten. Es wurden 650 Gefangene gemacht. Die Armee des Generals Bojadjeff hatte Valakonje und Boljevac (an der Straße Zajeèar–Paracin) genommen und im Vorgehen von Sorljig auf Nisch den Kalafat (10 Kilometer nordöstlich von Nisch) erstürmt.

Die gegen Montenegro kämpfenden österreichisch-ungarischen Streitkräfte erstürmten am 3. November südlich von Avtovac die auf feindlichem Gebiet liegende Höhe Bobija und drei andere, von den Montenegrinern zäh verteidigte Berggipfel. Beim Sturm auf die Bobija-Stellung wurde ein 12-Zentimeter-Geschütz italienischer Herkunft erobert. Von den in Serbien operierenden verbündeten Streitkräften rückte eine österreichisch-ungarische Kolonne mit gleichen Tage in Usice ein. Andere k. u. k. Truppen standen südlich und südöstlich von Cacak im Gefecht. Südlich der von Cacak nach Kragujevac führenden Straße und auf den Höhen südöstlich Kragujevac und nördlich und nordöstlich von Jagodina gewannen die Angriffe der deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte trotz des zähesten gegnerischen Widerstandes überall Raum. In Kragujevac wurden sechs Geschütze, 20 Geschützrohre, zwölf Minenwerfer, einige tausend Gewehre und viel Munition und Kriegsgerät erbeutet.

Ein Italiener besuchte den kranken Chef der serbischen Generalstabes, Pavlovitsch, der u. a. sagte: »Ich bin aufs tiefste erbittert wegen der Vorgänge, die ich vorausgesehen hatte, gegen die aber keine Vorsorge getroffen wurde. Wir hätten Bulgarien früher angreifen sollen. Aber Ministerpräsident Paschitsch drohte uns mit Erschießen, wenn wir nicht dem Kommando der Verbündeten gehorchten und warteten. Die Lage erfordert die dringende Hilfe der Verbündeten.« Der Italiener erteilte der deutschen Kriegführung ungeteiltes Lob wegen ihrer ausgezeichneten Vorbereitung. Die Deutschen seien unbestrittene Herren des Kundschafterdienstes durch ihre überlegenen Flugzeuge, vor denen sich die den Serben von den Franzosen gesandten zurückziehen müssen. Furchtbar sei die deutsche Artillerie, welche die Serben zwingt, ihre Stellungen aufzugeben, ohne mit der Infanterie in Berührung gekommen zu sein. Die deutschen Infanteriekräfte seien tatsächlich sehr gering; die Deutschen erzwingen ihren Vormarsch eben allein durch ihre treffliche, mit gewaltigen Munitionsvorräten versehene Artillerie, gegen die alle Tapferkeit der Serben nichts helfe. Ein serbischer Oberst sagte zu dem Italiener: »Es ist zu Ende. Was nützt der Mut der tapfersten Soldaten gegenüber der deutschen Artillerie! Seit vier Tagen hatte meine Division 1000 Verwundete und heute weitere 225, darunter war kein einziger von Gewehrkugeln getroffen!« In einem weiteren Telegramm beschrieb der Italiener den Rückzug des serbischen Heeres vor den anrückenden Deutschen: »Seit 14 Tagen regnet es, alle Gewässer gehen hoch und sind aus den Ufern getreten. Wege und Niederungen sind ein Kotmeer, in dem die Wagen und Kanonen versinken. Aber die Serben sind es zufrieden. Sie sagen, der Schlamm sei ihr einziger Verbündeter; er verhindere den deutschen Vormarsch. Der Rückzug der Serben gleicht einer Völkerwanderung. Kinder und Frauen sitzen auf Wagen, die von alten Männern gelenkt werden; große Viehherden werden mitgeführt.«

Patrouillenkämpfe in 3000 Meter Höhe.

Die Wiener Meldung vom 4. November besagte: »Oestlich von Trebinje ist ein Angriff gegen die montenegrinischen Grenzstellungen im Gange. Oestlich von Bileca und südlich von Avtovac wurden in den dort erkämpften Positionen feindliche Angriffe abgeschlagen. Auf dem Berg Bobija kam es zu Handgranatenkampf. Der serbische Widerstand im Raume von Kragujevac und bei Jagodina wurde gebrochen. Der Feind ist im Zurückweichen. Von der Armee des Generals von Koeveß rückten österreichisch-ungarische Streitkräfte über Pozega hinaus. Die Verbindung zwischen Uzice und der östlich von Visegrad kämpfenden Gruppe ist hergestellt. Südwestlich von Cacak warfen wir den Feind von den das Tal beherrschenden Höhen. Andere österreichisch-ungarische Kolonnen nahmen die Höhen Stolica und Lipnica glavica und drängten die Serben auf den Drobnja-Rücken zurück. Deutsche Truppen rückten in Jagodina ein. Von den bulgarischen Kräften drang eine Kolonne bis Boljevac südwestlich von Zajeèar vor. Eine andere nahm den Berg Lipnica nordöstlich von Nisch. Die Angriffe der Bulgaren südwestlich von Pirot gewannen Raum.«

Im Moravica-Tal wurden mit nächsten Tage die Höhen bei Arilje in Besitz genommen. Südlich von Cacak war der Kamm der Jelica Planina überschritten. Beiderseits des Kotlenik-Berglandes hatten unsere Truppen den Feind geworfen und in der Verfolgung das Nordufer der westlichen (Golijska-) Morawa beiderseits von Kraljevo erreicht. Sie nahmen 1200 Serben gefangen. Oestlich der Gruza hatte die Armee des Generals von Gallwitz den Feind über die Linie Godacica–Santarovac zurückgeworfen, hatte die Höhen südlich des Lugomir gestürmt und im Morawa-Tal die Orte Cuprija, Tresnjevica und Paracin genommen. 1500 Gefangene wurden eingebracht.

Bemerkenswerte Ausführungen machte die »Bayerische Staatszeitung« über die alle Welt interessierende Haltung Griechenlands, indem sie sagte: »Im Unterschied zum Minister Venizelos hatte König Konstantin frühzeitig eingesehen, daß Griechenland vor allem des inneren Aufbaues und des Friedens bedürfe, ohne seine berechtigten Ansprüche auf Mazedonien und Albanien aufzugeben. Der Weg dazu führte notwendigerweise zu dem Versuche, ein besseres Verhältnis zur Türkei und zu Bulgarien herzustellen und in erster Linie eine kontinentale griechische Balkanpolitik zu treiben. Wenn sich dabei ein Gegensatz zu Italien und gleichzeitig eine starke Annäherung an Oesterreich ergab, ein Abrücken, namentlich seit Ausbruch dieses Krieges, von den Westmächten, so war dies nicht etwa die Folge irgendwelchen deutschen Einflusses, sondern durchaus nationale griechische Politik. Immer wieder steuerte König Konstantin sein Schifflein durch all die Klippen und über alle Untiefen hinweg, und sein kluger Sinn traf sich in dem Wunsche, die Balkanverhältnisse selbständig durch die Balkanstaaten zu ordnen, mit der erprobten Staatsweisheit des Zaren der Bulgaren. So verdankt Griechenland seinem König – und ihm vor allem –, daß es seine selbständige Stellung gewahrt hat, der Balkan aber, daß er nicht völlig in Abhängigkeit vom Vierverbande geriet und daß eine glücklichere Aussicht besteht, die nationalen Hoffnungen der Griechen wie der Bulgaren im Einverständnis mit der Türkei und den Mittelmächten zu regeln. Daß der Weg dabei über die Leiche Serbiens führt, statt daß friedliche Vereinbarungen erzielt wurden, ist nicht die Schuld des unglücklichen serbischen Volkes, sondern der serbischen Regierung und des Verrats des Vierverbandes, in erster Linie Englands. Griechenlands Beispiel aber wird, so scheint es, auch Rumänien den Frieden erhalten, und dereinst können die Balkanvölker hoffentlich dem griechischen Könige ein Denkmal setzen als »Konstantin, dem Erhalter«.

Eine große Siegesnachricht, die in Deutschland und Oesterreich-Ungarn wie ein eigener Sieg gefeiert wurde, kam am 5. November aus der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Sie lautete inhaltsschwer: »Eine bulgarische Division ist in Nisch eingerückt.« Damit war die Hauptstadt und der bisherige Regierungssitz Serbiens in unserer Hand. Die Bulgaren fügten der Nachricht stolz hinzu: »Die Stadt wird für immer in Bulgariens Besitz bleiben!«

Der österreichische Bericht vom gleichen Tage lautete: »Unsere im Orjen-Gebiet kämpfenden Truppen erstürmten gestern im umfangreichen Angriff den westlich von Grahovo aufragenden Berg Mici Motika, zersprengten die montenegrinische Besatzung und machten einen großen Teil derselben zu Gefangenen. Auch östlich von Trebinje wurden mehrere Grenzhöhen genommen. Südlich von Avtovac räumten vorgeschobene Abteilungen vor überlegenem Gegner einige auf feindlichem Boden befindliche Stellungen. Die Armee des Generals von Koeveß drängt die Serben bei Arilje und südlich von Cacak ins Gebirge zurück. Die deutschen Truppen dieser Armee nähern sich Kraljevo. Die über die Höhen des Gruza-Tales vorgehenden österreichisch-ungarischen Kräfte warfen feindliche Nachhuten. Die Armee des Generals von Gallwitz ist in Paracin eingerückt. Auch das Vordringen der bulgarischen ersten Armee macht Fortschritte.«

Der deutsche Bericht vom 6. November besagte: »Im Tale der westlichen Morawa wird südöstlich von Cacak gekämpft. Kraljevo ist genommen. Oestlich davon wird der Feind verfolgt. Stubal ist erreicht, der Zupanjevacka-Abschnitt ist überschritten. Im Morawa-Tal wurde bis über Obrez–Sikirica nachgedrängt; durch Handstreich setzten sich unsere Truppen noch nachts in Besitz von Barvarin. Ueber 3000 Serben wurden gefangen genommen. Bei Krivivir ist die Gefechtsfühlung zwischen den deutschen und bulgarischen Hauptkräften gewonnen. Die Armee des Generals Bojadjeff hat bei Lukovo und bei Soko–Banja den Gegner geworfen, über 500 Gefangene gemacht und sechs Geschütze erbeutet. Nach dreitägigem Kampf ist gegen zähen Widerstand der Serben die befestigte Hauptstadt Nisch gestern nachmittag erobert. Bei den Kämpfen im Vorgelände sind 350 Gefangene und zwei Geschütze in bulgarische Hand gefallen.«

Mühsames Herbeischaffen von Heizmaterial für die Gebirgslager.

Der k. k. Generalstab verlautbarte am 6. und 7. November:

»Die an der montenegrinischen Grenze kämpfenden österreichisch-ungarischen Kräfte erstürmten vorgestern östlich von Trebinje den Ilino Brdo und durchbrachen damit die montenegrinische Hauptstellung. Gestern wurde der Feind bei der Ruine Klobut geworfen. Von der Armee des Generals von Koeveß gewann eine österreichisch-ungarische Kolonne den Talpaß Klisura südlich von Arilje; eine andere drängte den Gegner über die Jelica und südöstlich von Cacak zurück. Kraljevo wurde von den deutschen Truppen besetzt. Weiter südlich überschritten deutsche und österreichisch-ungarische Abteilungen die westliche Morawa. Die Armee des Generals von Gallwitz nähert sich der Talenge nördlich von Krusevac. Der serbische Hauptwaffenplatz Nisch befindet sich in bulgarischen Händen. Auch Soko Banja und die Höhen westlich von Lukovo wurden von den Bulgaren genommen. Ueberall wurden viele in Zivil gekleidete Deserteure der serbischen Armee aufgegriffen.«

»Die Montenegriner versuchten, die ihnen in den letzten Tagen entrissenen Stellungen zurückzugewinnen; ihre Angriffe scheiterten. Die im Moravica-Tale vordringende österreichisch-ungarische Kolonne befindet sich im Angriff gegen die Höhen nördlich von Iwanjica. Südöstlich von Cacak warfen wir den Feind über den Glogovacki Vrh zurück. Bei der Einnahme von Kraljevo durch die Deutschen wurden 130 serbische Geschütze eingebracht. Die südöstlich der Gruza-Mündung kämpfenden k. u. k. Truppen haben gestern 500 Serben gefangen genommen. Die Armee des Generals von Gallwitz erreichte unter Kämpfen nördlich von Krusevac das Tal der westlichen Morawa.«

Feldmarschall Mackensen drahtete am 7. November: »Oesterreichisch-ungarische Truppen haben den Feind von der Gracina-Höhe (12 Kilometer nordwestlich von Iwanjica) zurückgedrängt und sind im Tal der westlichen Morawa über Slatina hinaus vorgedrungen. Beiderseits von Kraljevo ist der Flußübergang erzwungen. In Kraljevo, das nach heftigem Straßenkampf von brandenburgischen Truppen genommen wurde, sind 130 Geschütze erbeutet. Oestlich davon gingen österreichische Truppen vor und machten 481 Gefangene. Unsere Truppen stehen dicht vor Krusevac. Die Armee des Generals von Gallwitz nahm gestern über 3000 Serben gefangen, erbeutete ein neues englisches Feldgeschütz, viele beladene Munitionswagen, zwei Verpflegungszüge und zahlreiches Kriegsmaterial.«

Ein ungarischer Berichterstatter meldete, daß die mazedonischen Kriegsoperationen keineswegs durch das Vordringen der französischen Truppen gestört wurden. Die Bulgaren ließen die Franzosen bis Krivolac marschieren und brachten ihnen hier eine blutige Niederlage bei. In größter Eile flüchteten die geschlagenen Truppen über den Wardar. Die beteiligten französischen Streitkräfte werden auf drei Brigaden geschätzt. Die nicht umstrittene Zone von Mazedonien war bereits vollständig besetzt. Die bulgarischen Streitkräfte drangen weit über Katschanik hinaus vor in der Richtung auf Pristina.

Die Einnahme von Nisch wurde in Bulgarien lebhaft erörtert. Die bulgarische »Armee-Zeitung« erklärte: »Diese Erfolge bilden den kostbarsten Zweig in dem Lorbeerkranze, der die Stirn der heldenmütigen bulgarischen Soldaten schmückt. 15 Monate lang hatte Nisch auf alles, was bulgarisch ist, Feuer und Flammen gestreut. In ihrem Wahne hatten die Serben den höllischen Plan, Bulgarien einzukreisen und ihm einen tödlichen Streich zu versetzen. Gerade von dort hatte man unsere Nachbarn aufgestachelt, den serbischen Treubruch zu unterstützen.« – Die halbamtliche Zeitung schrieb: »Der Fall von Nisch ist das Hauptergebnis auf dem Balkankriegsschauplatz. Nach der Vereinigung der Truppen der Verbündeten am Ufer der Donau, nach Oeffnung des direkten Weges Berlin–Wien–Budapest–Sofia–Konstantinopel wird der Jahrhunderte alte Weg durch das Donau- und das Wardar-Tal in das Innere der Balkanhalbinsel zum ausschließlichen Besitz der Verbündeten. Was das bedeutet, begreift auch der Laie. Der Generalstabschef des englisch-französischen Expeditionskorps in Saloniki, sowie die Regierungen des Vierverbandes werden es zweifellos noch besser begreifen. Der künstliche Optimismus in ihren ministeriellen Erklärungen wird unter den wuchtigen Streichen der Armeen schwinden, die nicht bloß den Willen zum Siege, sondern auch die Kraft dazu besitzen.«

Am 8. November lautete die deutsche Meldung: »Oesterreichisch-ungarische Truppen haben Iwanjica und den Bijenac (896 Meter) sieben Kilometer nordöstlich davon erreicht. Deutsche Truppen sind im Angriff auf die Höhen südlich von Kraljevo. Zwischen Kraljevo und Krusevac ist die westliche Morawa an mehreren Stellen überschritten. Krusevac wurde bereits in der Nacht vom 6. zum 7. November besetzt. Ueber 3000 Serben sind unverwundet gefangen genommen, über 1500 Verwundete wurden in Lazaretten gefunden. Die Beute besteht, soweit bisher feststeht, in zehn Geschützen, viel Munition und Material, sowie erheblichen Verpflegungsvorräten. Im Tale der südlichen (Binacka-) Morawa wurde Praskovce durchschritten.«

Unterstände bei Skiernievice.

Wir erfuhren dann noch folgende Einzelheiten über den Fall von Nisch: Am 5. November, nachmittags 5 Uhr, zog eine bulgarische Division in Nisch ein. Schon in den Morgenstunden wurde auf Grund von Privatmeldungen berichtet, daß die Serben die Stadt räumten. Tags vorher erfolgte die Entscheidung durch die Erstürmung der nördlichen und südlichen Sektoren. Hierbei wurden zwei Kanonen erbeutet und 400 Gefangene gemacht. Da der größte Teil der serbischen Armee sich gegen Pristina zurückzog, nahmen die Bulgaren unverzüglich in dieser Richtung die Verfolgung auf. In Nisch, welches ehemals eine bulgarische Stadt war, empfingen die niederen Volksschichten und Mittelklassen die Bulgaren jubelnd. Der Stadtteil der wohlhabenden Bevölkerung war jedoch geräumt. In Sofia rief die Nachricht ungeheuren Jubel hervor, da vorher verlautet hatte, daß die Serben verzweifelten Widerstand leisten würden. Schon als die Erstürmung Kalafats bekannt wurde, wußte jeder, daß das Schicksal Rischs besiegelt war. Es traf jedoch keine Meldung ein, ob die Serben abziehen oder Widerstand in der Fortlinie versuchen würden. Die Serben machten tatsächlich Halt, konnten jedoch dem konzentrischen Feuer der bulgarischen Artillerie, besonders der schweren, nicht standhalten. Nachdem die Bulgaren den Feind vom Bergkamm Kurilovo vertrieben hatten, zogen sich die Serben in die Forts Binik Gradac und Brzna zurück und befestigten den Ort Gorni Matejevac. Dieser fiel jedoch auf den ersten Ansturm, und auf Einwirkung der schweren Batterien fielen auch die übrigen Forts nacheinander in die Hände der Bulgaren. Am 5. November nachmittags war der Weg nach der Stadt frei. Nachdem die serbische Artillerie auch aus der westlich Nisch gelegenen Ortschaft Medosevac abgezogen war, marschierte die bulgarische Division in die Stadt ein und hißte auf den öffentlichen Gebäuden die bulgarische Fahne.

Der amtliche bulgarische Bericht über die Operationen vom 4. November lautete: »In der Richtung auf Aleksinac erreichten unsere Truppen die Gegend von Soko-Banina. Nach heftigem Kampf nahmen wir vor Nisch die vorgeschobenen Stellungen auf der Nord- und Ostfront der Festung. Wir erbeuteten zwei Geschütze, zwei Munitionswagen und machten 400 Gefangene. An der Eisenbahn Knjazevac–Sorljig erbeuteten wir eine Lokomotive und 103 Wagen mit einer großen Menge Material und für die Genietruppen bestimmte Geräte. Südlich von Strumitza wurden unsere Truppen von an Zahl überlegenen englisch-französischen Kräften angegriffen. Durch heftige Gegenangriffe wurden diese im Bajonettkampf zurückgeworfen und erlitten erhebliche Verluste. Die Kämpfe entwickeln sich für uns günstig und sind mit den Franzosen auf der Front Krwolac–Sonitch Glava im Gange.«

Amtlich gab die bulgarische Regierung noch bekannt: »Die Presse des Bierverbandes fährt fort, ihren Lesern die phantastischsten Nachrichten über die Lage in Bulgarien und über die Unternehmungen in Mazedonien aufzutischen, wobei sie Revolutionen und Meutereien unter den Truppen erfindet oder die Wiedereinnahme von Veles und Uesküb durch Serben, Engländer und Franzosen verkündet, die sogar die Verbindungen auf der Linie nach Saloniki wiederhergestellt haben sollen. Alle diese Meldungen entbehren jeder Grundlage. Die Lage in Bulgarien weist keine Veränderung auf, abgesehen etwa von der Abwesenheit der einberufenen Reservisten. Was Mazedonien anbelangt, so erleiden die Engländer und Franzosen dort einen Mißerfolg nach dem andern. Uesküb und Veles sind fest in unserer Hand.«

Feldmarschall Mackensen meldete am 9. November: »Südlich von Kraljevo und südlich von Krusevac ist der Feind aus seinen Nachhutstellungen geworfen. Unsere Truppen sind im weiteren Vordringen. Die Höhen bei Gjunis auf dem linken Ufer der südlichen Morawa sind erstürmt. Die Beute von Krusevac erhöht sich auf etwa 50 Geschütze, darunter zehn schwere, die Gefangenenzahl auf über 7000. Die Armee des Generals Bojadjeff hatte am 7. November abends nordwestlich von Aleksinac, sowie westlich und südwestlich von Nisch die südliche Morawa erreicht und hat im Verein mit anderen, von Süden vorgehenden bulgarischen Heeresteilen Leskovac genommen.«

Der stärkste Stützpunkt, den die Serben noch au der westlichen Morawa behaupteten, Krusevac, war nun auch von unseren Truppen genommen. 3000 unverwundete Gefangene fielen in unsere Hand; 1500 Verwundete ließ der Feind in den Lazaretten zurück, außerdem wurden zehn Geschütze erbeutet. Die Verteidigung an der westlichen Morawa konnte jetzt schon als gescheitert gelten. Nun bot ja das Bergland, das sich nach Novibazar hinzieht, dem zurückgehenden Feinde immer noch gute Verteidigungsmöglichkeiten. Aber zugleich mußten die schwer erschütterten, von allen Seiten hart bedrängten serbischen Truppen in dem armen Gebirgslande, abgeschnitten von den meisten Zufahrtsstraßen, schwer leiden, und das mußte ihre Widerstandskraft, die an und für sich durch das Gelände begünstigt wurde, wiederum herabmindern. So sahen wir denn auch die im Tale der Moravica vorgehenden k. u. k. Truppen in verhältnismäßig raschem Vorgehen; schon war Iwanjica in ihren Händen und der sieben Kilometer nordöstlich dieses Ortes gelegene Bijenac-Berg genommen; damit hatten sie sich auf etwa 45 Kilometer Entfernung an Novibazar herangearbeitet. Auch die Höhen südlich Kraljevo standen unter unserem Angriff. In Mittelserbien hatten die deutschen Truppen auch das Tal der großen Morawa völlig durchschritten und waren in das der südlichen (Binacka-) Morawa eingedrungen, des südlichen Quellflusses der großen Morawa, an der auch Nisch liegt.

Die nächsten Wochen sollten somit weitere Erfolge bringen.

Kämpfe bei Plava im Isonzotale. Nach einer Zeichnung von F. Nitram


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