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Die Ruhe auf dem Balkan.

Aus Saloniki wurde gemeldet, daß die Einwohner sieben griechischer Dörfer im Gebiet von Doiran in dem südlicher gelegenen Kilkis ankamen. Die Dörfer mußten geräumt werden. Die Militärkreise der Entente in Saloniki trafen fieberhafte Vorbereitungen.

Die Engländer und Franzosen bedrängten inzwischen immer mehr das sich wacker widersetzende Griechenland. Neuerdings forderten sie Besetzung der griechischen Eisenbahnen und Beförderung der Reste des einstigen Serbenheeres durch das Land. Die griechische Regierung aber behielt nach wie vor den gleichen unnachgiebigen Standpunkt gegenüber dem geplanten Landtransport der serbischen Truppen bei und war gegebenenfalls zu einem gewaltsamen Widerstand gegen die Entente entschlossen. Die Regierung wußte sich in diesem Punkte mit dem größten Teile der Bevölkerung und der Armee gleichen Sinnes. Der Durchführung des Landtransportes setzten sich übrigens auch technische Schwierigkeiten entgegen, weil bei der geringen Leistungsfähigkeit der Bahnen Larissa–Athen–Katerini mehrere Wochen für die Ueberführung der Truppen nötig gewesen wären. Trotzdem wollte die Entente immer noch alles aufbieten, um die griechische Regierung umzustimmen und ließ es sogar an versteckten Drohungen nicht fehlen.

Ministerpräsident Skuludis hatte den Entente-Gesandten wiederholt erklärt, Griechenlands Weigerung, den Serben den Landweg zu gestatten, sei unwiderruflich und absolut. Auf das Vorhalten des serbischen Gesandten, Griechenland werde vielleicht eines Tages das serbische Heer benötigen, antwortete Skuludis: Wenn die Entente auf ihrer Forderung bestehe, werde Griechenland alle Eisenbahnbrücken und Tunnels sprengen; wenn aber die Serben den Wasserweg durch den Korinth-Kanal benutzen, werde Griechenland sich auf einen formellen Protest beschränken. Die Presse und die Regierungspartei zeigten sich höchst beunruhigt und befürchteten, der Durchmarsch würde nur die dauernde Besetzung der wichtigsten Punkte Griechenlands maskieren, und der Vierverband wolle innere Unruhen und Verschwörungen anzetteln und einen Vorwand gewinnen, den König zu beseitigen.

General Mahon, der Befehlshaber der englischen Truppen in Saloniki, hatte durch den englischen Gesandten Elliot eine Audienz beim König Konstantin nachgesucht, um mit diesem über die schwebenden Streitfragen zu beraten. Die Regierung teilte dem Gesandten mit, daß der König nicht in der Lage sei, mit General Mahon über die militärischen und noch weniger über die diplomatischen Fragen zu sprechen.

Es wurde bekannt, daß Griechenland bis zum 22. April bei dem Verband 63 Proteste wegen politischer und militärischer Handlungen eingelegt hatte, darunter an einem Tage in der letzten Woche allein sechs.


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