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Die große Seeschlacht in der Nordsee.

Fast zwei Jahre lang brannte die deutsche Flotte, eine Schöpfung Kaiser Wilhelms II. und des Großadmirals Tirpitz, darauf, die verhaßten Engländer in offener Seeschlacht zu fassen. Aber die Engländer, die sich bei Ausbruch des Weltkrieges gerühmt hatten, die deutsche Flotte aus ihren »Rattenlöchern« zu locken und am ersten Kriegstage zu »vernichten« mit Stumpf und Stiel, diese »tapferen« Engländer wagten es selbst zwei Jahre lang nicht, aus ihren Schlupfwinkeln im Norden Schottlands mit ihrer starken Flotte hervorzukommen. Als sie es aber endlich am Spätnachmittag des 31. Mai und in der Nacht zum 1. Juni wagten, da erhielten sie ganz furchtbare Hiebe. Die junge deutsche Marine zeigte, daß Englands Seeherrschaft nur in der Einbildung der Briten bestand.

Die amtliche Meldung, die ungeheuren Jubel in ganz Deutschland auslöste, lautete: »Berlin, 1. Juni. Unsere Hochseeflotte ist bei einer nach Norden gerichteten Unternehmung am 31. Mai auf den uns erheblich überlegenen Hauptteil der englischen Kampfflotte gestoßen. Es entwickelte sich am Nachmittag zwischen Skagerrak und Horns Riff eine Reihe schwerer, für uns erfolgreicher Kämpfe, die auch während der ganzen folgenden Nacht andauerten. In diesen Kämpfen sind, soweit bisher bekannt, von uns vernichtet worden: das Großkampfschiff »Warspite«, die Schlachtkreuzer »Queen Mary« und »Indefatigable«, zwei Panzerkreuzer, anscheinend der »Achilles«-Klasse, ein kleiner Kreuzer, die neuen Zerstörer-Führerschiffe »Turbulent«, »Nestor« und »Alcaster«, sowie eine große Anzahl von Torpedobootzerstörern und ein Unterseeboot. Nach einwandfreier Beobachtung hat ferner eine große Reihe englischer Schlachtschiffe durch die Artillerie unserer Schiffe und durch Angriffe unserer Torpedoboots-Flottillen während der Tagesschlacht und in der Nacht schwere Beschädigungen erlitten. Unter anderen hat auch das Großkampfschiff »Marlborough«, wie Gefangenen-Aussagen bestätigen, Torpedotreffer erhalten. Durch mehrere unserer Schiffe sind Teile der Besatzungen untergegangener englischer Schiffe aufgefischt worden, darunter die beiden einzigen Ueberlebenden der »Indefatigable«. Auf unserer Seite ist der kleine Kreuzer »Wiesbaden« während der Tagesschlacht durch feindliches Artilleriefeuer und in der Nacht S. M. S. »Pommern« durch Torpedoschuß zum Sinken gebracht worden. Ueber das Schicksal S. M. S. »Frauenlob«, die vermißt wird, und einiger Torpedoboote, die noch nicht zurückgekehrt sind, ist bisher nichts bekannt. Die Hochseeflotte ist im Laufe des heutigen Tages in unsere Häfen eingelaufen. Der Chef des Admiralstabes der Marine.«

Horns Riff, das in der vorstehenden Meldung über die große Seeschlacht in der Nordsee genannt wurde, liegt an der Südwestküste von Jütland, während das Kattegatt, wie bekannt, der breite Meeresarm ist, der die Nordsee zwischen Südschweden und Jütland mit dein Skagerrak und der Ostsee verbindet. Danach hatte die Schlacht also in der Nähe der Westküste von Jütland stattgefunden.

Das deutsche Linienschiff »Pommern« zählte 13 200 Tonnen, war 1905 vom Stapel gelaufen und bestückt mit vier 28-Zentimeter-, vierzehn 17-Zentimeter- und zwanzig Geschützen von erheblich kleinerem Kaliber. Seine Bemannung wurde mit 750 angegeben. Der kleine Kreuzer »Wiesbaden« war ein neues Schiff, über dessen Armierung noch nichts bekannt war. Die Tonnenzahl betrug annähernd 5000. Der kleine Kreuzer »Frauenlob« hatte nur 2700 Tonnen, war 1902 vom Stapel gelaufen und mit zehn 10,5-Zentimeter-Geschützen bestückt. Seine Bemannung zählte 281 Köpfe.

Die Hochseeflotte stand unter dem Kommando des Vizeadmirals Scheer, der erst seit kurzer Zeit als Nachfolger des seither verstorbenen Admirals von Pohl diesen wichtigen und verantwortungsvollen Posten inne hatte. Vizeadmiral Scheer diente etwa 37 Jahre in der Marine; er war im Jahre 1879 als Kadett eingetreten, hatte also verhältnismäßig früh seinen hohen Posten erreicht. In seiner seemännischen Laufbahn hatte er bisher schon wiederholt Gelegenheit zur Auszeichnung gehabt. An den Kämpfen gegen die Eingeborenen in Kamerun und später bei der Niederwerfung des Araber-Aufstandes in Ostafrika tat er sich rühmlich hervor. In die Heimat zurückberufen, tat er zunächst Dienst im Reichs-Marineamt und widmete sich mit besonderem Eifer der Ausgestaltung unseres Torpedowesens, befehligte später das Linienschiff »Elsaß«, erhielt abermals ein Kommando ins Reichs-Marineamt und 1913 die Führung des zweiten Geschwaders der Hochseeflotte. Als der verdiente Admiral von Pohl schwer erkrankte, übernahm Vizeadmiral Scheer zunächst vertretungsweise und später endgültig die Führung unserer Hochseestreitkräfte, die er nun so ruhmreich geführt hatte.

Admiral Scheer, der Führer der deutschen Streitkräfte in der siegreichen Seeschlacht am 31. Mai in der Nordsee. Der Kaiser verlieh dem Admiral Scheer den Orden Pour le mérite.

Am nächsten Tage, 3. Juni, wurde weiter amtlich bekannt gegeben: »Um Legendenbildungen von vornherein entgegenzutreten, wird nochmals festgestellt, daß sich in der Schlacht vor dem Skagerrak am 31. Mai die deutschen Hochseestreitkräfte mit der gesamten modernen englischen Flotte im Kampf befunden haben. Zu den bisherigen Bekanntmachungen ist nachzutragen, daß nach amtlichem englischen Bericht noch der Schlachtkreuzer »Invicible« und der Panzerkreuzer »Warrior« vernichtet worden sind. Bei uns mußte der kleine Kreuzer »Elbing«, der in der Nacht zum 1. Juni infolge Kollision mit einem anderen deutschen Kriegsschiff sehr beschädigt worden war, gesprengt werden, da er nicht mehr eingebracht werden konnte. Die Besatzung wurde durch Torpedoboote geborgen bis auf den Kommandanten, zwei Offiziere und achtzehn Mann, die zur Sprengung an Bord geblieben waren. Letztere sind nach einer Meldung aus Holland durch einen Schlepper nach Ymuiden gebracht und dort gelandet worden.

In England war man von den deutschen Erfolgen zuerst so niedergeschmettert, daß erst 24 Stunden nach der deutschen Meldung die erste Nachricht über die Nordseeschlacht bekannt gegeben wurde. Nach und nach suchten die Briten dann von Tag zu Tag durch immer stärkere Lügenmeldungen ihre Niederlage in einen »Sieg« umzudeuten! Uns ließ das kalt, und die neutralen Völker konnten sich selbst ihr Urteil bilden.

Vize-Admiral Hipper, der Führer der deutschen Aufklärungsschiffe in der siegreichen Seeschlacht am 31. Mai in der Nordsee. Der Kaiser verlieh ihm den Orden Pour le mérite.

Nach den Bekanntmachungen im Reichstage war unsere gesamte Hochseeflotte an der Schlacht beteiligt, wohl 22 Linienschiffe stark, denen mindestens 34 englische Großkampfschiffe gegenüberstanden, also ein Verhältnis 2:3. Die Hauptverlustzahl war dieselbe geblieben, die Zahl an vernichteten Zerstörerführern und Zerstörern war dagegen eine bei weitem bedeutendere. Ein Dutzend dieser Fahrzeuge schien der Feind verloren zu haben, von denen unser Großlinienschiff »Westfalen« allein die Hälfte vernichtete. Im Reichstage hatte die amtliche Bekanntgabe stürmischen Beifall entfacht. Der Präsident hatte im Namen des Reichstages der Flotte allerherzlichste Dankesworte zugerufen!

In Ergänzung der Meldung des Chefs des Admiralstabes wurde von amtlicher Seite noch mitgeteilt: »An der Schlacht vor dem Skagerrak waren auf unserer Seite unter dem Befehl des Flottenchefs, Vizeadmiral Scheer, beteiligt: Unsere Hochseeflotte mit ihren Großkampfschiffen und älteren Linienschiffen, Schlachtkreuzern, ferner unsere sämtlichen in der Nordsee befindlichen Streitkräfte, Torpedoboots- und Unterseeboots-Flottillen. Auf der feindlichen Seite stand uns der größte Teil der englischen modernen Schlachtflotte gegenüber. Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte war Vizeadmiral Hipper. Die letzteren sind mit den feindlichen Schlachtkreuzern und leichten Kreuzern als erste gegen fünf Uhr nachmittags ins Gefecht gekommen, in welches dann nacheinander auch die beiderseitigen Gros eingriffen. Die Tagesschlacht, in deren Verlauf unsere Torpedoboote mehrfach, eine unserer Flottillen allein dreimal Gelegenheit hatten, erfolgreich einzugreifen, währte bis etwa neun Uhr abends. In ihr verlor der Feind das Großkampfschiff »Warspite«, den Schlachtkreuzer »Queen Mary« und einen Panzerkreuzer, anscheinend der Achillesklasse, sowie mehrere Zerstörer. Während der Nacht erfolgten von beiden Seiten erbitterte Torpedobootsangriffe und Kreuzergefechte, denen die übrigen gemeldeten feindlichen Schiffe zum Opfer fielen. Unter anderem hat allein das deutsche Spitzenschiff sechs englische moderne Zerstörer vernichtet. Alle bisher eingegangenen Berichte der beteiligten deutschen Streitkräfte stimmen überein in der Feststellung der vom Feinde im fast ununterbrochenen zwölfstündigen Kampfe bewiesenen Tapferkeit. Mit dem Verlust S. M. S. »Frauenlob« muß endgültig gerechnet werden; das Schiff ist anscheinend in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni während eines der Teilgefechte gesunken. Von den Torpedo-Streitkräften sind fünf Boote nicht zurückgekehrt. Ein großer Teil ihrer Besatzung ist aber geborgen worden. Trotz der für die Luftaufklärung ungünstigen Witterungsverhältnisse während der beiden Kampftage haben die Marine-Luftschiffe und Flieger durch ihre Aufklärung und Meldetätigkeit zu dem Erfolge unserer Hochseestreitkräfte wesentlich beigetragen.«

Die englische Admiralität gab am 3. Juni den Verlust folgender Schiffe amtlich bekannt: »Queen Mary«, »Indefatigable«, »Invicible«, »Defence«, »Black Prince«, »Turbulent«, »Tipperary«, »Fortune«, »Sparrowhawk« und »Ardent«. Andere Schiffe wurden noch vermißt. Die Panzerkreuzer hatten folgende Größe: »Queen Mary« 30 000 Tonnen, »Indefatigable« 19 050, »Invicible« 20 300, »Defence« 14 800, »Black Prince« 13 750 Tonnen. »Turbulent« gehörte zu der neuen Klasse der Torpedoführer, die vier letzten waren Zerstörer, der größte und neueste, »Tipperary«, hatte 1900, die anderen rund 1000 Tonnen Wasserverdrängung. In der englischen Liste fehlte »Warspite«, sonst aber stimmte sie im wesentlichen mit den amtlichen deutschen Angaben überein. Die britische Admiralität gestand selbst den Verlust von etwa 100 000 Tonnen Schiffsraum zu und bemerkte, daß noch andere Schiffe vermißt wurden. Damit war auch von amtlicher englischer Seite unser Sieg bestätigt.

In einer Mitteilung der Admiralität wurde dann außer den bereits von englischer Seite zugegebenen Verlusten noch gemeldet, daß der Panzerkreuzer »Warrior«, der kampfunfähig wurde, nachdem er ins Schlepptau genommen war, von der Mannschaft verlassen werden mußte. Ferner sei von sechs weiteren Torpedoboot-Zerstörern noch keine Meldung eingelaufen, dagegen sei kein britisches Schlachtschiff und kein Panzerkreuzer gesunken. – Der »Warrior« war ein Panzerkreuzer von 13 770 Tonnen mit 380 Mann Besatzung.

Vom deutschen Marineamt wurde über den Verlauf der Seeschlacht gegen die englische Flotte vor dem Skagerrak im Anschluß an die bisherigen Berichte noch folgendes mitgeteilt: Die deutschen Hochseestreitkräfte waren vorgestoßen, um englische Flottenteile, die in letzter Zeit mehrfach an der norwegischen Südküste gemeldet worden waren, zur Schlacht zu stellen. Der Feind kam am 31. Mai, 4.30 Uhr nachmittags, etwa 70 Seemeilen vor dem Skagerrak zunächst in Stärke von vier kleinen Kreuzern der »Galliope«-Klasse in Sicht. Unsere Kreuzer nahmen sofort die Verfolgung des Feindes auf, der mit höchster Fahrt nach Norden fortlief. Um 5.20 Uhr sichteten unsere Kreuzer in westlicher Richtung zwei feindliche Kolonnen, die sich als sechs feindliche Schlachtkreuzer und eine größere Zahl kleiner Kreuzer und Zerstörer herausstellten. Der Feind entwickelte sich nach Süden. Unsere Kreuzer gingen bis auf etwa 13 Kilometer heran und eröffneten auf südlichen bis südöstlichen Kursen ein sehr wirkungsvolles Feuer auf den Feind. Im Verlaufe dieses Kampfes wurden zwei englische Schlachtkreuzer und ein Zerstörer vernichtet. Nach halbstündigem Gefecht kamen nördlich des Feindes weitere schwere feindliche Streitkräfte in Sicht, die später als fünf Schiffe der »Queen-Elizabeth«-Klasse ausgemacht worden sind. Bald darauf griff das deutsche Gros in den Kampf ein. Der Feind drehte sofort nach Norden ab. Die fünf Schiffe der »Queen-Elizabeth«-Klasse hingen sich an die englischen Schlachtkreuzer an. Der Feind suchte sich mit höchster Fahrt und durch Abstaffeln unserem äußerst wirkungsvollen Feuer zu entziehen und dabei mit östlichem Kurs um unsere Spitze herumzuholen. Unsere Flotte folgte den Bewegungen des Feindes mit höchster Fahrt; während dieses Gefechtsabschnittes wurden ein Kreuzer der »Achilles«- oder »Shannon«-Klasse und zwei Zerstörer vernichtet. Das hinterste unserer Linienschiffs-Geschwader konnte zu dieser Zeit wegen seiner rückwärtigen Stellung zum Feind noch nicht ins Gefecht eingreifen. Bald darauf erschienen von Norden her neue schwere feindliche Streitkräfte. Es waren, wie bald festgestellt werden konnte, mehr als zwanzig feindliche Linienschiffe neuester Bauart. Da die Spitze unserer Linie zeitweilig ins Feuer von beiden Seiten geriet, wurde die Linie auf Westkurs herumgeworfen. Gleichzeitig wurden die Torpedoboots-Flottillen zum Angriff gegen den Feind angesetzt. Sie haben mit hervorragendem Schneid und sichtlichem Erfolg bis zu dreimal hintereinander angegriffen. In diesem Gefechtsabschnitt wurde ein feindliches Großkampfschiff vernichtet, während eine Reihe anderer schwere Beschädigungen erlitten haben muß. Die Tagesschlacht gegen die englische Uebermacht dauerte bis zur Dunkelheit. In ihr standen – abgesehen von zahlreichen leichten Streitkräften – zuletzt mindestens 25 englische Großkampfschiffe, sechs englische Schlachtkreuzer, mindestens vier Panzerkreuzer gegen 16 deutsche Großkampfschiffe, fünf Schlachtkreuzer, sechs ältere Linienschiffe, keine Panzerkreuzer. Mit einsetzender Dunkelheit gingen unsere Flottillen zum Nachtangriff gegen den Gegner vor. Während der nun folgenden Nacht fanden Kreuzerkämpfe und zahlreiche Torpedoboots-Angriffe statt. Hierbei wurden ein Schlachtkreuzer, ein Kreuzer der »Achilles«- oder »Shannon«-Klasse, ein, wahrscheinlich aber zwei feindliche Kreuzer und wenigstens zehn feindliche Zerstörer vernichtet, davon durch das Spitzenschiff unserer Hochseeflotte allein sechs. Unter ihnen befanden sich die beiden ganz neuen Zerstörer-Führerschiffe »Turbulent« und »Tipperary«. Ein Geschwader älterer englischer Linienschiffe, das von Süden herbeigeeilt war, kam erst am Morgen des 1. Juni nach beendeter Schlacht heran und drehte, ohne anzugreifen, oder auch nur in Sicht unseres Gros gekommen zu sein, wieder ab.

Zum Seegefecht in der Nord-See

In ausländischen Zeitungen wurde die Nachricht verbreitet, daß zwei deutsche Zeppeline durch Brand beziehungsweise Absturz im Anschluß an die Seeschlacht vor dem Skagerrak verloren gegangen seien. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wurde, war die Nachricht frei erfunden. Es war kein deutsches Luftschiff verloren gegangen.

Weiter wurde am 4. Juni amtlich gemeldet: »Am 31. Mai hat eines unserer Unterseeboote vor dem Humber einen modernen großen englischen Torpedoboot-Zerstörer vernichtet. Nach Angabe eines durch uns geretteten Mitgliedes der Besatzung des gesunkenen englischen Zerstörers »Tipperary« ist der englische Panzerkreuzer »Euryalus« von unseren Seestreitkräften in der Seeschlacht vor dem Skagerrak in Brand geschossen und vollständig ausgebrannt. Der Chef des Admiralstabes der Marine.« – Der Panzerkreuzer »Euryalus« war 1901 vom Stapel gelaufen. Er hatte 12 200 Tonnen, verfügte über eine Geschwindigkeit von 22 Seemeilen und hatte eine Besatzung von 750 Mann.

Am 6. Juni wurde noch amtlich gemeldet: »Engländer, die von der deutschen fünften Torpedoboots-Flottille während der Seeschlacht vor dem Skagerrak aufgefischt wurden, haben ausgesagt, daß der Schlachtkreuzer »Prinzeß Royal« schwere Schlagseite gehabt habe, als die »Queen Mary« im Gefecht mit der deutschen ersten Aufklärungsgruppe und fast gleichzeitig der kleine Kreuzer »Birmingham« sank. Ferner seien an diesem Teile des Gefechts alle fünf Ueberdreadnoughts der »Queen-Elizabeth«-Klasse beteiligt gewesen. Andere englische Gefangene, welche von der deutschen dritten Torpedoboots-Flottille gerettet wurden, haben unabhängig von einander und unter schriftlicher Bestätigung ausgesagt, daß sie das Sinken der »Warspite«, des Schlachtkreuzers »Prinzeß Royal« und von »Turbulent«, »Nestor« und »Alcaster« mit Sicherheit gesehen hätten. Von einem deutschen U-Boot ist 90 Seemeilen östlich der Tyne-Mündung nach der Seeschlacht vor dem Skagerrak ein Schiff der »Iron-Duke«-Klasse mit schwerer Schlagseite und mit sichtlich viel Wasser im Vorschiff mit Kurs auf die englische Küste gesichtet worden. Dem U-Boot gelang es wegen ungünstiger Stellung zu dem Schiff und wegen schwerer See nicht, zum Schuß zu kommen. Der englische Verlust an Menschenleben während der Seeschlacht vor dem Skagerrak wird auf über 7000 Mann geschätzt.«

Der Kaiser hatte an die Großadmirale von Tirpitz und von Koester folgende Drahtungen gerichtet: »Großadmiral von Tirpitz, Berlin. Nach dem Besuch meiner aus schwerem Kampfe siegreich heimgekehrten Flotte ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen nochmals meinen kaiserlichen Dank zu sagen für das, was Sie in meinem Auftrage auf organisatorischem und technischem Gebiete geschaffen haben. Unsere Schiffe und Waffen haben sich glänzend bewährt. Der Schlachttag in der Nordsee ist auch ein Ruhmestag für Sie geworden. Wilhelm.« – »Großadmiral von Koester, Kiel. Von dem mit frischem Lorbeer heimgekehrten Flottenflaggschiff aus sende ich Ihnen, dem alten Flottenchef, meinen kaiserlichen Gruß. Sie haben den Grund gelegt zu der sorgfältigen Bedienung aller Waffen und der taktischen Schulung der Flotte. Auf Ihrer Arbeit aufbauend und den von Ihnen eingepflanzten Geist pflegend, haben Ihre Nachfolger die Flotte weiter entwickelt zu dem lebendigen Kriegswerkzeug, das jetzt seine Feuerprobe so glänzend bestanden hat. Das Bewußtsein, solche Saat gesät zu haben, muß Sie hoch beglücken. Wilhelm.«

Am 8. Juni erhielten wir dann noch folgenden amtlichen Bericht des Admiralstabes: »Von englischer Seite wird in amtlichen und nichtamtlichen Pressetelegrammen und in Auslassungen, die von den englischen Missionen im neutralen Ausland verbreitet werden, in systematischer Weise der Versuch gemacht, die Größe der englischen Niederlage in der Seeschlacht vom 31. Mai in Abrede zu stellen und den Glauben zu erwecken, als sei die Schlacht für die englischen Waffen erfolgreich gewesen. So wird u. a. behauptet, daß die deutsche Flotte das Schlachtfeld geräumt, die englische es dagegen behauptet habe. Hierzu wird festgestellt: Das englische Gros ist während der Schlacht am Abend des 31. Mai durch die wiederholten wirkungsvollen Angriffe unserer Torpedoboots-Flottille zum Abdrehen gezwungen worden und seitdem unseren Streitkräften nicht wieder in Sicht gekommen. Es hat trotz seiner überlegenen Geschwindigkeit und trotz des Anmarsches eines englischen Linienschiff-Geschwaders von zwölf Schiffen aus der südlichen Nordsee weder den Versuch gemacht, die Fühlung mit unseren Streitkräften wiederzugewinnen, um die Schlacht fortzusetzen, noch eine Vereinigung mit dem vorgenannten Geschwader zu der angestrebten Vernichtung der deutschen Flotte herbeizuführen. Mit der weiteren englischen Behauptung, daß die englische Flotte vergeblich versucht habe, die fliehende deutsche Flotte einzuholen, um sie vor Erreichung der heimischen Stützpunkte zu schlagen, steht die angeblich amtliche englische Erklärung, nach der Admiral Jellicoe mit seiner großen Flotte bereits am 1. Juni in dem über 300 Meilen von dem Kampfplatz entfernten Stützpunkt Scapa Flow (Orkney-Inseln) eingelaufen sei, im Widerspruch. So haben denn auch unsere nach der Schlacht zum Nachtangriff nach Norden über den Schauplatz der Tagesschlacht hinaus entsandten zahlreichen deutschen Torpedoboots-Flottillen von dem englischen Gros trotz eifrigen Suchens nichts mehr angetroffen, vielmehr hatten unsere Torpedoboote hierbei Gelegenheit, eine große Anzahl Engländer von verschiedenen gesunkenen Schiffen und Fahrzeugen zu retten. Als ein weiterer Beweis für die von den Engländern bestrittene Tatsache der Beteiligung der gesamten englischen Kampfflotte an der Schlacht vom 31. Mai wird darauf hingewiesen, daß der englische Admiralitätsbericht selber die »Marlborough« als gefechtsunfähig bezeichnet hat. Des weiteren ist am 1. Juni von einem unserer U-Boote ein anderes Schiff der »Iron-Duke«-Klasse in schwerbeschädigtem Zustande der englischen Küste zusteuernd gesichtet worden. Beide vorgenannten Schiffe gehörten dem englischen Gros an. Um die Größe des deutschen Erfolges herabzumindern, wird ferner von der englischen Presse der Verlust der zahlreichen englischen Schiffe zum großen Teil auf die Wirkung deutscher Minen, Unterseeboote und Luftschiffe zurückgeführt. Demgegenüber wird ausdrücklich betont, daß weder Minen, die, nebenbei bemerkt, der eigenen Flotte ebenso gefährlich hätten werden müssen wie der feindlichen, noch Unterseeboote von unserer Hochseeflotte verwendet worden sind. Deutsche Luftschiffe sind lediglich am 1. Juni, und zwar ausschließlich zur Aufklärung benutzt worden. Der deutsche Sieg ist durch geschickte Führung und durch die Wirkung unserer Artillerie und Torpedowaffe errungen worden. Es ist bisher darauf verzichtet worden, den vielen angeblich amtlichen englischen Behauptungen über die Größe der deutschen Verluste entgegenzutreten. Die letzte, immer wiederkehrende Behauptung ist, daß die deutsche Flotte nicht weniger als zwei Schiffe der Kaiser-Klasse, die »Westfalen«, zwei Schlachtkreuzer, vier kleine Kreuzer und eine große Anzahl von Torpedobootzerstörern verloren habe. Die Engländer bezeichnen außerdem die von uns als verloren gemeldete »Pommern« nicht als das aus dem Jahre 1905 stammende Linienschiff von 13 000 Tonnen, sondern als ein modernes Großkampfschiff desselben Namens. Demgegenüber wird festgestellt, daß der Gesamtverlust der deutschen Hochseestreitkräfte während der Kämpfe am 31. Mai und 1. Juni sowie in der darauf folgenden Zeit beträgt: ein Schlachtkreuzer, ein älteres Linienschiff, vier kleine Kreuzer und fünf Torpedoboote. Von diesen Verlusten sind in den bisherigen amtlichen Bekanntgaben als gesunken bereits gemeldet: S. M. Schiffe »Pommern« (vom Stapel gelaufen 1905), »Wiesbaden«, »Elbing«, »Frauenlob« und fünf Torpedoboote. Aus militärischen Gründen ist bisher von der Bekanntgabe des Verlustes S. M. Schiffe »Lützow« und »Rostock« Abstand genommen worden. Gegenüber falschen Deutungen dieser Maßnahme und vor allem in Abwehr englischer Legendenbildungen über ungeheuerliche Verluste auf unserer Seite müssen diese Gründe nunmehr zurückgestellt werden. Beide Schiffe sind auf dem Wege zu ihren Reparaturhäfen verloren gegangen, nachdem die Versuche fehlgeschlagen waren, die schwerverletzten Schiffe schwimmend zu erhalten. Die Besatzungen beider Schiffe einschließlich sämtlicher Schwerverletzten sind geborgen worden. Während hiermit die deutsche Verlustliste abgeschlossen ist, liegen sichere Anzeichen dafür vor, daß die tatsächlichen englischen Verluste wesentlich höher sind, als von unserer Seite auf Grund eigener Beobachtungen festgestellt und bekannt gegeben worden ist. Aus dem Munde der englischen Gefangenen stammt die Bekundung, daß außer »Warspite« auch »Princeß Royal« und »Birmingham« vernichtet sind. Auch ist zuverlässigen Nachrichten zufolge das Großkampfschiff »Marlborough« vor Erreichung des Hafens gesunken. Die Hochseeschlacht vor dem Skagerrak war und bleibt ein deutscher Sieg, wie sich allein schon aus der Tatsache ergibt, daß selbst bei Zugrundelegung nur der von amtlicher englischer Stelle bisher zugegebenen Schiffsverluste einem Gesamtverlust vom 60 720 deutschen Kriegsschiffstonnen ein solcher von 117 750 englischen gegenübersteht. Der Chef des Admiralstabes der Marine.«

Der Empfang unserer Seehelden von der Skagerrakschlacht durch den Hamburger Senat. Begrüßung der in Hamburg eingetroffenen Abordnung der Skagerraksieger von der deutschen Flotte durch die Bevölkerung.

Endlich sah sich die deutsche Admiralität noch am 15. Juni genötigt, folgendes bekannt zu geben: »Der Führer der englischen Flotte in der Seeschlacht vor dem Skagerrak, Admiral Jellicoe, hat in einem Befehl an die englische Flotte u. a. zum Ausdruck gebracht, er zweifle nicht daran, zu erfahren, daß die deutschen Verluste nicht geringer seien als die englischen. Demgegenüber wird auf die bereits in der amtlichen Veröffentlichung vom 7. Juni erfolgte Gegenüberstellung der beiderseitigen Schiffsverluste hingewiesen. Hiernach steht einem Gesamtverlust von 60 720 deutschen Kriegsschiffstonnen ein solcher von 117 750 englischen To. gegenüber, wobei nur diejenigen englischen Schiffe und Zerstörer in Ansatz gebracht sind, deren Verlust bisher von amtlicher englischer Seite zugegeben worden ist. Nach Aussagen englischer Gefangener sind noch weitere Schiffe untergegangen, darunter das Großkampfschiff »Warspite«. An deutschen Schiffsverlusten sind andere als die bekanntgegebenen nicht eingetreten. Dies sind S. M. Schiffe »Lützow«, »Pommern«, »Wiesbaden«, »Frauenlob«, »Elbing«, »Rostock« und fünf Torpedoboote. Dementsprechend sind auch die Menschenverluste der Engländer in der Seeschlacht vor dem Skagerrak erheblich größer als die deutschen. Während auf englischer Seite bisher die Offizierverluste auf 342 Tote und Vermißte und 51 Verwundete angegeben sind, betragen die Verluste bei uns an Seeoffizieren, Ingenieuren, Sanitätsoffizieren, Zahlmeistern, Fähnrichen und Deckoffizieren 172 Tote und Vermißte und 41 Verwundete. Der Gesamtverlust an Mannschaften beträgt auf seiten der Engländer, soweit bisher durch die Admiralität veröffentlicht, 6104 Tote und Vermißte und 513 Verwundete, auf deutscher Seite 2414 Tote und Vermißte und 449 Verwundete. Von unseren Schiffen sind während und nach der Seeschlacht 177 englische Gefangene gemacht, während, soweit bisher bekannt, sich in englischen Händen keine deutschen Gefangenen aus dieser Schlacht befinden. Die Namen der Gefangenen werden auf dem üblichen Wege der englischen Regierung mitgeteilt werden. Der Chef des Admiralstabes der Marine.«

Von der Nordseeschlacht. Eine Kampfszene aus einem englischen Kriegsschiff während der heftigen Beschießung durch die Deutschen. (Nach einer englischen Darstellung.)

Kaiser Wilhelms Rede über die Seeschlacht am Skagerrak.

Einige Tage nach der Seeschlacht am l. Juni 1916 besuchte Kaiser Wilhelm die ruhmgekrönt heimgekehrten Schiffe in Wilhelmshaven. Die Offiziere und Mannschaften ließ er nach der Besichtigung sich versammeln, und vom Admiralsschiff aus hielt der erste deutsche Seekaiser eine markige Ansprache. Es faßte der Kaiser noch einmal alle Gesichtspunkte zusammen, die für die Entwicklung unserer Kriegsmarine und für die Wertung des Sieges von Horns Riff in Betracht kamen. Der Monarch erinnerte daran, daß er bei jedem Besuch seiner Marine und bei jeder Matrosenvereidigung auf die Pflichten und Aufgaben unserer Kriegsflotte und namentlich darauf hingewiesen hatte, daß die deutsche Flotte, wenn es einmal zum Kriege kommen sollte, gegen eine gewaltige Uebermacht zu kämpfen haben würde. Dieses Bewußtsein sei in der Flotte zur Tradition geworden, ebenso wie es im Heere gewesen war, schon von Friedrich des Großen Zeiten an. Der Kaiser erwähnte, daß er am Anblick der jungen Matrosen stets hohe Freude gehabt habe, daß er aber so gehobenen Herzens wie heute noch nie zu ihnen gekommen sei. Der Monarch erinnerte daran, daß im Unterschiede zur Armee, die den übermächtigen Feind in heißen Kämpfen niederringen konnte, die Marine Entsagung üben mußte, so sehr die einzelnen Taten, die sie verrichtete, auch von dem Heldengeiste zeugten, der sie beseelte. Endlich kam der Tag. Im Gegensatz zu den Londoner amtlichen Lügenmeldungen stellte der Kaiser fest, daß die gewaltige Flotte Albions, das seit Trafalgar hundert Jahre lang den Bann der Seetyrannei über die ganze Welt gelegt hatte, an diesem Tage endlich herauskam. Ihr Führer, Admiral Jellicoe, war früher, wie kaum ein anderer, ein begeisterter Verehrer der deutschen Flotte gewesen. Die gewaltige englische Armada kam heran, die unsere stellte sie zum Kampf und errang den Sieg. Der erste gewaltige Hammerschlag war getan, der Nimbus der englischen Weltherrschaft war geschwunden. Ein neues Kapitel der Weltgeschichte war von den Siegern von Horns Riff aufgeschlagen worden. In seinem tiefbewegten Herzens allen Mitkämpfern, denen am Geschütz ebenso wie denen am Kessel und in der Funkenbude, ausgesprochenen Dank betonte der Monarch, daß die Großtat zur See gerade in dem Augenblick vollbracht wurde, da der Feind vor Verdun anfing, langsam zusammenzubrechen und da unsere Verbündeten die Italiener von Berg zu Berg verjagt hatten und noch immer weiter zurückwarfen. Auf alles war die Welt gefaßt, auf einen Sieg der deutschen über die englische Flotte nimmermehr. Was unsere Helden taten, das taten sie für das Vaterland, dem geliebten herrlichen Vaterland. Die Schlußworte der kaiserlichen Rede lauteten: So spreche ich den Führern, dem Offizierkorps und den Mannschaften vollste Anerkennung und Dank aus. Der Anfang ist gemacht. Dem Feind wird der Schreck in die Glieder fahren! Kinder! Was ihr getan habt, das habt ihr getan für unser Vaterland, damit es in alle Zukunft auf allen Meeren freie Bahn habe für seine Arbeit und seine Tatkraft. So ruft denn mit mir aus: Unser teures, geliebtes, herrliches Vaterland: Hurra, hurra, hurra!

Die Zitadelle und der Graben des Forts Vaux nach der Einnahme durch die Deutschen. (Nach einer französischen Darstellung.)


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