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Orientkämpfe im April 1916.

In Mesopotamien erlitten die Engländer im April mehrere Niederlagen.

Das Hauptquartier teilte mit: »An der Irakfront keine Veränderung in der Gegend des Tigris. In der Gegend des Euphrat griff eine unserer Abteilungen östlich von Nassrie eine feindliche Abteilung an und jagte sie nach Süden, wobei sie dem Feinde Verluste zufügte. Gleichzeitig überraschten unsere Freiwilligen das Lager dieser Abteilung und führten die Beute mit sich fort. An der Kaukasusfront rückten unsere Truppen allmählich im Tale des Tschoruk vor und schlugen dabei die Angriffe feindlicher Erkundungs-Abteilungen ab. In den übrigen Abschnitten dieser Front keine wichtige Unternehmung.«

Das Hauptquartier teilte am 3. April mit: »An der Kaukasusfront mißglückten feindliche Angriffsversuche, die bezweckten, unser Vorrücken im Abschnitt des Tschoruk aufzuhalten. Unsere Unterseeboote versenkten am 30. März in den Gewässern nordöstlich von Batum ein russisches Transportschiff von ungefähr 12 000 Tonnen mit Soldaten und Kriegsmaterial und am 31. März ein anderes Schiff von 1500 Tonnen und ein Segelschiff. Die Unterseeboote beschossen wirksam die befestigte Küste nördlich von Poti. An der Yemenfront überfiel eine unserer Abteilungen, die aus Soldaten der drei Waffengattungen gebildet war, in der Nacht vom 13. Februar mit Erfolg die Stellungen von Alanad nordöstlich Scheikh Osman, die die Engländer seit einiger Zeit befestigten. Der Feind wurde, nachdem er zahlreiche Verluste erlitten hatte, gezwungen, sich unter dem Schutz seiner weittragenden Geschütze auf Scheikh Osman zurückzuziehen. In derselben Nacht fiel die durch Infanterie verstärkte feindliche Kavallerie in einen von uns gelegten Hinterhalt in der Gegend von El Medale, eine Stunde nördlich von Scheikh Osman. Der Feind wurde, nachdem er einige Verluste erlitten hatte, vertrieben.«

Am 5. April teilte das Hauptquartier mit: »An der Kaukasusfront fand ein Zusammenstoß von Erkundungs-Abteilungen statt. Ein feindlicher Kreuzer warf hundert Geschosse gegen die Küste bei Eduindjik, westlich von Negri, erzielte aber keine Wirkung. Am 3. April beschoß unsere Flotte mit Erfolg die feindlichen Stellungen an der kaukasischen Grenze. Die feindlichen Truppen wurden durch diesen unerwarteten Angriff überrascht, verließen ihre Stellungen und flohen in Unordnung, wobei sie eine Menge von Toten und Verwundeten zurückließen. An demselben Tage beschoß und versenkte unsere Flotte ein russisches Schiff, das mit Munition beladen war. In der Nacht vom 3. zum 4. April versenkte der Kreuzer »Midilli« einen großen feindlichen Segler, der mit Kriegsgerät und anderem Material beladen war, und nahm die Besatzung gefangen. Am 4. April früh begegnete die »Midilli« einer russischen Flotte, bestehend aus einem großen Schiffe der Klasse »Kaiserin Maria«, einem Kreuzer und drei Torpedobooten, die sich damit begnügten, aus der Ferne wirkungslos nach der »Midilli« zu feuern.«

Ueber einen schönen Türkensieg sagte der amtliche Bericht vom 9. April: »An der Irakfront fügten wir dem Feinde bei einem Gefecht am 5. und 6. April in einem von einer unserer fliegenden Abteilungen besetzten Schützengraben der vorgeschobenen Linie vier Kilometer östlich unseres Hauptabschnittes von Felahie einen Verlust von 1500 Mann zu und nahmen ihm einige Gefangene ab. Wir schossen ferner ein Flugzeug ab. Dieser zweitägige Kampf spielte sich folgendermaßen ab: Da infolge des Steigens des Tigris in den letzten Tagen unsere an den Fluß stoßenden Schützengräben, die einen Teil unserer vorgeschobenen Linie bildeten und die sich vier Kilometer östlich unserer Hauptstellung befinden, überflutet und zerstört worden waren, so räumte ein großer Teil unserer Truppen am 4. April abends befehlsgemäß diese Gräben, in denen sie ungefähr zwei Kompagnien zurückließen. Am 5. April morgens beschoß der Feind, der die Ursache dieser Räumung nicht kannte, diese Gräben mit seiner Artillerie eine Stunde lang und griff sie mit einer Truppenmacht von ungefähr drei Brigaden an. Obwohl unsere beiden Kompagnien den Befehl erhalten hatten, vor diesen überlegenen Kräften zurückzugehen, so hielten sie doch stundenlang den Feind durch Angriffe mit dem Bajonett und mit Bomben auf und wichen dann in unsere Hauptstellung zurück. Gleichzeitig zogen sich unsere aus schwachen Kräften zusammengesetzten Vorposten auf dem rechten Ufer des Tigris ebenfalls auf den Flügel unserer Hauptstellung zurück. Bei diesen Angriffen stellten wir fest, daß eine Anzahl der feindlichen Truppen in die durch die Ueberschwemmung gebildeten Sümpfe einsanken. Durch diese Scharmützel ermutigt, näherte sich der Feind, der neue Verstärkungen erhielt, am 6. April an einigen Stellen bis auf achthundert Meter unserer Hauptstellung und versuchte dann einen Angriff. Er wurde aber durch unseren Gegenangriff und unser heftiges Feuer gezwungen, zwei Kilometer in östlicher Richtung zurückzugehen. Dabei ließ er eine beträchtliche Zahl von Toten und Verwundeten zurück. Die feindlichen Verluste werden auf 1500 Mann geschätzt, während die unserigen gering sind. An der Kaukasusfront scheiterte im Zentrum ein vom Feinde versuchter nächtlicher Ueberfall. Der Feind wurde durch unseren Gegenangriff nach wenigen Stunden Kampfes vollkommen aus der vorher von ihm besetzten Stellung verjagt. An den anderen Abschnitten unbedeutende Kämpfe. An der Küste von Smyrna nordwestlich von Burla schoß ein feindlicher Monitor ohne Erfolg 25 Granaten auf die Umgebung von Karatasch-Burun. Unsere Artillerie antwortete und traf dreimal den feindlichen Monitor, der kampfunfähig gemacht und von einem anderen Monitor, der zu seiner Hilfe herbeigeeilt war, abgeschleppt wurde.«

Eine erfreuliche Siegesnachricht brachte der 11. April. Das Hauptquartier teilte mit: »An der Irakfront erlitten die Engländer eine blutige Niederlage bei Felahie, wobei sie mehr als 3000 Tote auf dem Kampfgelände sowie einen Offizier und einige Soldaten als Gefangene in unserer Hand zurückließen. Am 9. April vormittags, nach anderthalbstündiger heftiger Artillerievorbereitung, griff der Feind mit seinen sämtlichen Kräften von dem rechten Ufer des Tigris her unsere Stellungen bei Felahie an. Die Schlacht wütete während sechs Stunden. Zuerst gelang es dem Feind, unter ungeheuren Opfern in einen Teil unserer Gräben einzudringen, aber unsere tapferen Truppen machten die eingedrungenen Feinde mit dem Bajonett nieder, sowie diejenigen, die ihnen zur Hilfe herbeigeeilt waren, und warfen die Ueberlebenden in ihre früheren Gräben zurück. Am Abend der Schlacht konnten wir in den Teilen unserer Gräben und vor ihnen über 3000 feindliche Leichen zählen.«

Das türkische Hauptquartier meldete am 13. April: »An der Irakfront keine Veränderung. Der Feind beschäftigt sich damit, seine Befestigungsarbeiten auszudehnen. Die 3000 Toten aus der am 7. April an dieser Front gelieferten Schlacht gehörten, wie eine Prüfung der Uniformen ergeben hat, der 13. Division Kitcheners, hauptsächlich zwei Brigaden dieser Division, an. In dieser Schlacht, die in unserem letzten Bericht gemeldet wurde und die erfolgreich für uns endete, hatten wir 79 Tote, 186 Verwundete und neun Vermißte. An der Kaukasusfront ist die Lage infolge schlechten Wetters unverändert. Die Operationen im Tschoruktal nehmen den Charakter unbedeutender örtlicher Kämpfe an. Ein Kreuzer und ein Monitor eröffneten auf weiten Abstand ein zeitweiliges, unwirksames Feuer gegen Ari Burun auf der Halbinsel Gallipoli. Infolge der Antwort unserer Artillerie mißglückte ihr Versuch, ihr Feuer näher heranzutragen. In den Gewässern von Smyrna richteten ein Torpedobootzerstörer und ein Kreuzer ihr Feuer auf den südlichen Teil der Insel Keusten, zogen sich aber, als unsere Artillerie antwortete, zurück.«

In der Nacht vom 14. zum 15. April überflogen zwei feindliche Flugzeuge, die vor den Dardanellen aufgestiegen waren, in großer Höhe Konstantinopel und warfen einige Brandbomben auf zwei Oertlichkeiten der Bannmeile, ohne irgendeine Wirkung zu erzielen. Infolge des Feuers unserer Abwehrgeschütze verloren die feindlichen Flieger ihr Ziel aus den Augen und kehrten nach der Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.

Am 18. April teilte das Hauptquartier mit: »An der Irakfront keine erhebliche Veränderung. Eine Abteilung unserer Freiwilligen machte in den beiden letzten Nächten überraschende glückliche Angriffe auf feindliche Stellungen in der Umgegend von Scheik Said. An der Kaukasusfront haben die Kämpfe im Tschoruk-Abschnitt und auf dem linken Flügel des Abschnittes an der Küste von Lasistan seit gestern weiter Offensiv-Charakter. An der syrischen Küste wurde ein feindliches Wasserflugzeug, das ein Schiff auf der Höhe von Gasa aufsteigen ließ, durch Maschinengewehrfeuer und zwei unserer Flugzeuge verfolgt, die auch Bomben auf das feindliche Schiff warfen. Am 18. April feuerte ein feindlicher Monitor einige Geschosse auf die Spitze von Karatasch auf der Insel Keusten in den Gewässern von Smyrna ab, aber ohne Wirkung.«

Der Ort Scheik Said liegt auf dem rechten (südlichen) Tigris-Ufer, in der Luftlinie gemessen 40 Kilometer östlich Kut-el-Amara. Nach englischen Nachrichten vom 18. April wurden die Linien der Engländer durch heftige türkische Angriffe am rechten Tigris-Ufer an einzelnen Stellen um 500 bis 800 yards zurückgedrängt. (Ein Yard = 0,90 Meter.)

Von der Irakfront war am 19. April keine neue Meldung eingelaufen. Die Türken stellten fest, daß die Lage des in Kut-el-Amara eingeschlossenen Feindes sehr mißlich wurde. Der feindliche Führer hatte, um die Schwierigkeiten der Verpflegung zu heben, kürzlich die Stadt von der Bevölkerung räumen lassen und erwartete, daß Flugzeuge kleine Säcke mit Mehl abwerfen würden. An der Kaukasusfront, hauptsächlich auf dem rechten Flügel im Tschoruk-Abschnitt, nahm die Schlacht einen heftigen Charakter an. Ein Versuch des Feindes, um den Preis großer Verluste vorzurücken, wurde durch Gegenangriffe türkischer Truppen vereitelt. Der Feind, der die Lage ausnutzte, die der befestigte Platz Batum ihm bot, drückte von Zeit zu Zeit durch das Feuer seiner Schiffe die türkischen Küstenbeobachtungs-Abteilungen in Lasistan zurück und gewann, indem er seine Landkräfte verstärkte und so viel als möglich unterstützte, in den Operationen die Oberhand. Aber die dort stehenden Truppen unserer Verbündeten versuchten, ohne Rücksicht auf ihre kleine Zahl, durch ihre Tapferkeit die feindlichen Operationen zum Stillstand zu bringen. Auf den übrigen Abschnitten der Front nur unbedeutende Vorpostengefechte.

An der Kaukasusfront fand am 20. und 21. April am rechten Flügel kein Kampf von Bedeutung statt. Ein gegen den rechten Flügel des Tschoruk-Abschnittes gerichteter feindlicher Angriff wurde angehalten. Es wurden dort, ein Offizier und 60 Mann zu Gefangenen gemacht. Einige feindliche Kriegsschiffe erschienen von Zeit zu Zeit an der Küste bei Smyrna. Sie beschossen die Insel Keusten und einige Teile der Küste. Feindliche Flugzeuge überflogen Phocea und die Vorstadt von Smyrna, Cordelia, über der sie einige Bomben abwarfen, ohne eine Wirkung zu erzielen. Am 20. April führte ein türkisches Flugzeug einen Ueberlandflug von 300 Kilometern über die Wüste bis El Kantara am Suez-Kanal in drei Stunden aus. Dort belegte es die feindlichen Truppenlager erfolgreich mit Bomben und kehrte unversehrt zurück. Eine Kamelreiter-Abteilung überraschte in der Gegend des Kanals eine starke berittene Patrouille des Feindes, tötete sieben Mann und verfolgte den Rest, der die Flucht ergriff.

Einen schönen Sieg über die Engländer meldete die türkische Drahtung vom 22. April: »An der Irakfront büßte der Feind in der Schlacht von Beitissa, die am 17. April auf dem rechten Ufer des Tigris geliefert wurde, und die mit einer Niederlage des Feindes endete, über 4000 Mann an Toten und Verwundeten ein, ferner ließ er einen Major, zwei Offiziere und einige Soldaten als Gefangene und 14 Maschinengewehre als Beute in unseren Händen.«

Nachträglich wurde noch von den Türken berichtet: »An der Irakfront hat der Feind am Morgen des 17. April mit mehr als einer Division eine Vorstellung auf dem rechten Flügel unserer Stellungen bei Felahie am linken Tigris-Ufer, einen Kilometer vom Orte Bend Issa, angegriffen und versucht, diesen Angriff gegen unsere Hauptstellung durchzuführen. Seine Versuche scheiterten vollständig vor einem Gegenangriff unserer Truppen. Von diesen energisch verfolgt, mußte der Feind die Vorstellung, die er am selben Tage besetzt hatte, verlassen und sich mit schweren Verlusten ostwärts zurückziehen. Bei Kut-el-Amara keine Veränderung. An der Kaukasusfront haben unsere mit der Ueberwachung der Küste im Abschnitt von Lasistan betrauten Abteilungen seit dem 11. März einen außerordentlichen Widerstand gegen wiederholte Angriffe an Zahl überlegener feindlicher Streitkräfte zu Lande und zur See geleistet, jeden Zoll Bodens, der überhaupt verteidigungsfähig war, Schritt für Schritt verteidigt, das der Armee gesteckte Ziel würdig erreicht und sich schließlich am 18. April, nachdem sie den Feind zu einer für ihn blutigen Schlacht bei dem Orte Kovata, sieben Kilometer östlich von Trapezunt, gezwungen hatten, gemäß empfangenem Befehl auf den Abschnitt zurückgezogen, wo sie neue Aufgaben zu erfüllen haben werden. Da gemäß den Folgerungen aus der Kriegslage das Ergebnis dieser jetzt abgeschlossenen Operation im Küstengebiet des Kriegsschauplatzes von vornherein bekannt war, so ist die Stadt Trapezunt bereits vorher von uns geräumt worden; die sechs 15-Zentimeter-Kanonen alten Systems, die neuerdings in der Umgegend der Stadt aufgestellt worden waren, sind zurückgelassen worden, nachdem sie vollständig zerstört worden waren.«

Ueber neue englische Niederlagen am Tigris meldete das Konstantinopeler Hauptquartier: »In der Nacht vom 20. zum 21. April wurden feindliche Angriffe gegen unsere Stellung von Beitissa leicht zurückgeschlagen. Vom 21. April bis zum Mittag des 22. April beschoß der Feind zeitweilig unsere Stellungen von Felahie auf dem linken Ufer des Tigris. Gegen Mittag verstärkte er die Beschießung und griff unmittelbar darauf mit Truppen, die auf eine halbe Division geschätzt werden, diese Front an. Unsere Reserven richteten jedoch unverzüglich einen heftigen Gegenangriff gegen die angreifenden feindlichen Kolonnen. Nach zweistündigem Bajonettkampf ließ der Feind etwa 2000 Tote auf dem Schlachtfelde zurück und wurde zur Flucht in seine alten Stellungen gezwungen. Die Verluste des Feindes während der Schlacht vom 22. April betrugen mehr als 3000 Mann. Unsere Verluste sind unbedeutend.«

Eine Meldung des englischen Kommandanten in Mesopotamien lautete: »Ein am Morgen des 23. April am linken Tigris-Ufer gegen die türkische Stellung ausgeführter Angriff ist gescheitert. Die Stellung war am 20. und 21. April sowie während der Nacht und auch am Morgen des 23. April unter Geschützfeuer genommen worden. Infolge der Ueberschwemmungen war es nur einer Brigade möglich, auf einer sehr kurzen Front anzugreifen. Wir drangen in die erste und zweite feindliche Linie nach einem Vormarsch durch Sümpfe und unter Wasser stehende Schützengräben ein. Einige kleine Abteilungen gelangten sogar in die dritte Linie. Indessen vermochte sich die Brigade unter dem Gegenangriff des Feindes nicht zu behaupten und andere Brigaden, die zu ihrer Unterstützung gesandt waren, konnten das überschwemmte Gebiet angesichts des heftigen Maschinengewehrfeuers nicht durchqueren. Auch unsere Truppen auf dem rechten Ufer des Flusses vermochten nur einen geringen Fortschritt zu machen.«

Am 27. April wurde weiter gemeldet: »Bei dem Zusammenstoß zwischen dem Feinde und unserer gemischten Abteilung in der Umgebung von Katia, östlich vom Suez-Kanal, am 23. April waren die vier Schwadronen feindlicher Kavallerie vollständig aufgerieben und die Ueberlebenden gegen Katia hin zurückgetrieben worden. Späterhin machte unsere Abteilung einen Sturmangriff gegen den von allen Seiten her verstärkten Feind in seinen befestigten Stellungen bei Katia, zerstörte den größeren Teil dieser Stellungen und das Lager und tötete ihm viele Leute; eine kleine Anzahl feindlicher Soldaten, die dem Tode entging, wurde zu regelloser Flucht gegen den Kanal hin gezwungen. Ein Oberst, ein Major sowie 21 Hauptleute und Leutnants, zusammen 23 feindliche Offiziere, welche nicht hatten fliehen können, 257 unverwundete Soldaten und 24 Verwundete wurden gefangen genommen. Die Truppen unserer Abteilung, sowie unsere Kamelreiter und besonders unsere Freischärler aus Medina haben sich in diesem Gefecht bei Katia mit hervorragender Tapferkeit geschlagen. Am Morgen des 25. April machte der Feind, um sich für die hier erlittene Niederlage zu rächen, eine Luftstreife mit einem Geschwader von neun Flugzeugen und warf trotz der Zeichen und Flaggen des Roten Halbmondes absichtlich etwa 70 Bomben auf das Lazarett des vorgenannten Ortes, wodurch er zwei unserer Verwundeten und einen verwundeten Gefangenen, der dort gepflegt wurde, tötete und zwei andere von neuem verwundete. Eines unserer Flugzeuge, die darauf einen Flug unternahmen, warf mit Erfolg Bomben auf ein feindliches Kriegsschiff vor El Arisch; unser anderes Flugzeug griff feindliche Dampfer, welche auf der Reede von Port Said ankerten, und militärische Einrichtungen in diesem Hafen, sowie alle Lager des Feindes zwischen Port Said und El Kantara mit Bomben und Maschinengewehrfeuer an und kehrte unversehrt zurück.«

Die Lage der in Kut-el-Amara eingeschlossenen Engländer wurde immer gefährlicher. Hunger herrschte im Heer und die Uebergabe an die siegreichen Türken war nur noch eine Frage von Stunden.

Das englische Kriegsamt teilte mit, daß in der Nacht zum 24. April ein Versuch unternommen worden sei, ein Schiff mit Lebensmitteln nach Kut-el-Amara zu senden, daß aber der Versuch trotz äußerster Unerschrockenheit leider mißlungen sei. Flugzeuge hatten festgestellt, daß das Schiff ungefähr vier englische Meilen östlich von Kut-el-Amara auf Grund geraten war.

Amtlich wurde am 29. April mitgeteilt: »An der Kaukasusfront gelang es feindlichen Streitkräften, die am 12. und 13. April unsere Abteilungen auf dem rechten Flügel in der Gegend von Wan angegriffen hatten, sich unseren Stellungen bis auf 300 Meter zu nähern; sie wurden aber durch unseren Gegenangriff zum Rückzug gezwungen. Am 13. April griff der Feind von neuem unsere Stellungen südlich von Bitlis an, mußte sich aber gleichfalls gegen Abend unter unserem Artillerie- und Infanteriefeuer zurückziehen. Im Zentrum und auf dem linken Flügel im Küstengebiet fanden von Zeit zu Zeit örtliche Feuerkämpfe statt. Ein Torpedoboot und zwei feindliche Flieger, die am Abend des 13. April versuchten, sich der Gegend von Sedd-ul-Bahr zu nähern, wurden durch das Feuer unserer Artillerie in die Flucht geschlagen. Feindliche Schiffe erschienen morgens während des 12. und 13. April in den Gewässern von Smyrna. Sie richteten ihr Feuer abwechselnd gegen die Küsten von Kuche-Da und Tschekme, ohne ein Ergebnis zu erzielen, worauf sie sich zurückzogen. Zwei feindliche Flieger überflogen Smyrna und warfen einige wirkungslose Bomben ab.«

Einen ganz hervorragenden Sieg brachte sodann der vorletzte Tag des April. Die Meldungen, die überall großen Jubel auslösten, lauteten:

»Konstantinopel, 29. April. Wie der Vize-Generalissimus der osmanischen Armee meldet, hat die englische Garnison von Kut-el-Amara, die aus 13 300 Mann unter dem Oberbefehl des Generals Townshend bestand, heute bedingungslos kapituliert.«

»Großes Hauptquartier, 29. April. Die in Kut-el-Amara eingeschlossene englische Truppenmacht hat sich den tapferen türkischen Belagerern ergeben müssen. Mehr als 13 000 Mann sind kriegsgefangen. Oberste Heeresleitung.«

Das englisch-indische Entsatzheer, das unter General Gorringes Führung alles Mögliche versucht hatte, um der Division Townshend zu Hilfe zu kommen, hatte der Tapferkeit und Umsicht der Türken gegenüber nichts auszurichten vermocht. Wir beglückwünschten unsere heldenmütigen Verbündeten zu diesem wohlverdienten großen Erfolge, den sie ihrer bewundernswerten Ausdauer und dem altbewährten Löwenmute der osmanischen Soldaten verdankten, von dem das türkische Heer in diesem gewaltigen Kriege überall, wo es dem mächtigen Feinde entgegentrat, so herrlich Zeugnis ablegte. War die englische Waffenehre schon durch den kläglichen Ausgang der Gallipoli-Expedition schwer geschädigt, so hatte das ruhmlose und trotz großer Uebermacht stümperhaft geführte mesopotamische Unternehmen der Engländer den Ruf von Englands Waffen im Orient weiter untergraben. Die Waffenstreckung vor dem türkischen Sieger war eine bittere Sache für den Hochmut und jene törichte Ueberhebung, mit der die Engländer dem Orientalen entgegenzutreten pflegten. Das türkische Schwert hatte in diesem Kriege den Briten Hiebe versetzt, von denen sich ihr so ängstlich gewahrtes liebes »Prestige« nicht so bald erholen konnte.


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