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Der Höhepunkt der Sommeschlacht im August.

Das dritte Kriegsjahr begann unter gewaltigen Kämpfen auf allen Fronten. Die Feinde wollten immer noch nicht unsere Ueberlegenheit anerkennen und mußten immer wieder die deutsche Eisenfaust und den Zorn unserer Verbündeten spüren.

Die englischen Unternehmungen bei Pozières und Longueval erstreckten sich von den letzten Julitagen bis in den August. Sie leiteten einen neuen, großen englisch-französischen Angriff ein, der zwischen Longueval und der Somme am Morgen unter Einsatz von mindestens sechs Divisionen einheitlich erfolgte, während er zwischen Pozières und Longueval tagsüber durch unser Sperrfeuer niedergehalten wurde und erst abends in Einzelangriffen mit ebenfalls sehr starken Kräften zur Durchführung kam. Ueberall ist der Feind unter schwersten blutigen Verlusten abgewiesen worden, keinen Fuß Boden hatte er gewonnen. Wo es zu Nahkämpfen kam, wurden diese dank des schneidigen Draufgehens bayerischer und sächsischer Reservetruppen, sowie tapferer Schleswig-Holsteiner zu unseren Gunsten entschieden. Zwölf Offiziere, 769 Mann des Gegners wurden gefangen genommen, 13 Maschinengewehre erbeutet.

Amtlich wurde am 1. August bekannt gegeben: »Nachdem seit Beginn der englisch-französischen Offensive im Somme-Gebiet – in England »the great sweep«, auf deutsch »das große Auskehren« genannt – nunmehr ein Monat verflossen ist, während dessen nach den früheren Ankündigungen unserer Gegner die Entscheidung unter allen Umständen erkämpft werden sollte, lohnt es sich kurz zu prüfen, was von ihnen tatsächlich erreicht worden ist. Zwar haben sie auf einer Strecke von etwa 28 Kilometern eine Einbuchtung der deutschen Front von durchschnittlich vier Kilometern Tiefe erreicht. Aber sie werden nach ihren Erfahrungen vom 20., 22., 24. und 30. Juli selbst nicht behaupten wollen, daß die deutsche Linie deshalb an irgend einer Stelle auch nur erschüttert sei. Dieser »Erfolg« hat den Engländern nach sehr vorsichtiger Schätzung mindestens 230 000 Mann gekostet. Für die Schätzung der französischen Verluste stehen uns in diesem Falle keine sicheren Grundlagen zu Gebote; sie werden aber, da die Franzosen die Hauptarbeit zu leisten hatten, trotz deren größerer Gewandtheit im Kampf auch stark sein. Der Gesamtverlust unserer Gegner wird sich also auf etwa 350 000 Mann belaufen, während der unserige, so beklagenswert er bleibt, zahlenmäßig hiermit überhaupt nicht zu vergleichen ist. Dabei haben wir infolge des langsamen Fortschreitens der Offensive vollkommen Zeit gehabt, hinter unserer jetzigen vordersten Linie die Stellungen wieder anzulegen, die uns vorher verloren gegangen sind. Um diese Angaben in das rechte Licht zu rücken, sei noch angeführt, daß der erste Monat der Kämpfe im Maasgebiet bei Verdun uns einen mehr als doppelt so großen Geländegewinn und einen Verlust von etwa 60 000 Mann gebracht hatte, während die Franzosen dort in der gleichen Zeit mindestens 100 000 Mann einbüßten.«

Nördlich der Somme griff der Feind am 2. August abends mit sehr starken Kräften, aber vergeblich, den Abschnitt von Maurepas bis zur Somme an, nachdem er bereits am Nachmittag bei einem Teilunternehmen gegen das Gehöft Monacu durch raschen Gegenstoß deutscher Bataillone eine blutige Schlappe erlitten hatte. An der Straße Maricourt–Cléry war er bis zu unserem völlig eingeebneten Graben vorgedrungen. Die feindlichen Verluste waren wieder erheblich. Rechts der Maas machten wir nordwestlich und westlich des Werkes Thiaumont Fortschritte, gewannen die Bergnase nordöstlich der Feste Souville und drückten den Feind im Bergwalde, sowie im Laufée-Wäldchen wesentlich zurück. An unverwundeten Gefangenen wurden 19 Offiziere, 933 Mann eingebracht und vierzehn Maschinengewehre geborgen.

Am 3. August brachen starke englische Angriffe an der Straße Bapaume–Albert und im Trônes-Wäldchen zusammen.

An diesem und in den nächsten Tagen fanden schwere Kämpfe in der Verduner Schlacht bei Fleury und Thiaumont statt.

Der Gesamteindruck war: Es stand gut an der Somme! Die Schlacht war das Grandioseste und Furchtbarste, was bisher erlebt worden war. Aber die eigentliche Krisis war vorüber; das war die einmütige, ausnahmslose Gewißheit der deutschen Truppen, vom obersten Leiter bis zum einfachsten Kämpfer herab. Die Absicht der großen englisch-französischen Entscheidungs-Offensive war nicht erreicht worden. Was jetzt noch durch das immer neue Hineinwerfen feindlicher Truppenmassen in die Schlacht bewirkt wurde, war nur noch ein wahnsinniges, zweckloses Opfern der Blüte ihrer Ration. Ein Durchbruch unserer Stellung hier war endgültig ausgeschlossen. Das Ringen zersplitterte sich in Einzelkämpfe, die, wenn sie auch noch so riesigen Maßstabes waren, doch wieder den Charakter der üblichen Stellungskämpfe angenommen hatten. Die Ausbuchtung der gegnerischen Front gegen Osten, die die erfolgreichen ersten Julitage den Feinden gegenüber Peronne geschaffen hatten, wurde ihnen sogar seitdem zum Verderben, da sie, gerade wie bei Verdun, für sie einen inneren Halbkreis bildete, den unsere Stellungen von außen umgaben und in den wir mit unserer den ganzen Bereich desselben beherrschenden schweren Artillerie konzentrisch hineinschießen konnten. Hiermit waren naturgemäß für den Gegner weit größere Verluste verbunden, als er uns, strahlenförmig nach außen herausfeuernd, beibringen konnte.

Der deutsche Generalstab gab bekannt, daß im Monat Juli von uns nicht weniger als 81 Flugzeuge abgeschossen worden waren, während wir selbst nur 19 verloren.

Angriffe der Engländer und Franzosen nördlich der Somme gegen die ganze Front vom Fonreaux-Walde bis zur Somme am 9. August wurden gebrochen. Die Engländer ließen 20 Offiziere, 600 Mann an unverwundeten Gefangenen in unserer Hand und büßten sechs Maschinengewehre ein; sie hatten schwere, blutige Verluste. Ebenso scheiterte ein auf der Linie Ovillers–Bazentin-le-Petit vorgetragener starker englischer Angriff.

Am 15. August erneuerten die Engländer ihre Angriffe auf der Linie Ovillers bis Bazentin-le-Petit und setzten sie mit großer Hartnäckigkeit bis tief in die Nacht hinein fort. Sie hatten am Wege Thiepval–Pozières in demselben Teile unseres vordersten Grabens Fuß gefaßt, aus dem sie tags zuvor hinausgeworfen worden waren; im übrigen waren ihre vielen, sich in kurzen Zeitabständen wiederholenden Anstürme vollkommen und sehr blutig vor unseren Stellungen zusammengebrochen. Die Franzosen wiederholten zwei Mal ihre vergeblichen Anstrengungen zwischen Maurepas und Hem.

Ein gewaltiger Ansturm der Engländer und Franzosen wurde am 18. August abgeschlagen. Am nächsten Tage wurde amtlich gemeldet: »Einer gewaltigen Kraftanstrengung unserer verbündeten Gegner haben unsere tapferen Truppen in opferfreudiger Ausdauer siegreich getrotzt. Etwa zu gleicher Zeit setzten nachmittags, nach dem bis zur äußersten Heftigkeit gesteigerten Vorbereitungsfeuer, englisch-französische Massen nördlich der Somme auf der etwa zwanzig Kilometer breiten Front Ovillers–Cléry und sehr erhebliche französische Kräfte rechts der Maas gegen den Abschnitt Thiaumont–Fleury, sowie gegen unsere Stellungen im Chapitre- und Berg-Wald zum Sturm an. Nördlich der Somme wütete der Kampf bis tief in die Nacht. An mehreren Stellen drang der Feind in unsere vorderste Linie ein und wurde wieder geworfen. Beiderseits des fest in unserer Hand gebliebenen Guillemont hält er gewonnene Grabenteile besetzt. Zwischen Guillemont und Maurepas haben wir nächtlich unsere vorgebogene Linie durch Befehl planmäßig etwas verkürzt. Mit ungeheuren Blutopfern hat der Feind seine im ganzen gescheiterten Anstrengungen bezahlt. Garde-, rheinische, bayerische, sächsische und württembergische Truppen behaupten unerschüttert ihre Stellungen. Rechts der Maas ist der wiederholte französische Ansturm nach teilweise erbittertem Ringen, unter schwersten Verlusten für den Angreifer, gebrochen. Am Dorf Fleury wird der Kampf noch fortgesetzt. Im Ostteil des Chapitre-Waldes wurden im Gegenstoß über hundert Gefangene gemacht. Im Berg-Walde wurden völlig zerschossene, vorgeschobene Grabenstücke dem Gegner überlassen.«

In den nächsten zehn Tagen tobte der gewaltige Artilleriekampf an der Somme und vor Verdun weiter.

Im Somme-Gebiet kamen am 30. August unter beiderseitigem andauernd bedeutendem Artillerieeinsatz feindliche Unternehmungen am Tage in unserem wirkungsvollen Sperrfeuer nicht zur vollen Entwicklung. Abends und nachts erfolgten starke Angriffe aus der Linie Ovillers–Pozières und zwischen Guillemont und Maurepas, während anschließend bis zur Somme und über diese hinaus bis in die Gegend von Chilly der sturmbereite Gegner auch nachts in seinen Gräben niedergehalten wurde. Unsere Stellungen sind restlos gehalten worden. Nördlich von Ovillers–Pozières hatten unsere tapferen Truppen in schwerem Nahkampf die an einzelnen Punkten eingedrungenen englischen Abteilungen wieder geworfen. Rechts der Maas waren erneute, durch heftiges Feuer vorbereitete französische Angriffe bei Fleury und gegen unsere Stellungen zwischen dem Dorf und dem Chapitre-Walde abermals zusammengebrochen; südöstlich von Fleury wurde der Feind durch Gegenstoß zurückgeschlagen.


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