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Die Märzschlacht bei Verdun.

Der in der letzten Februarwoche begonnene Angriff auf Verdun wütete mit großer Heftigkeit auch während des ganzen Monats März hindurch. Mit Planmäßigkeit und außerordentlicher Zähigkeit wurde der deutsche Angriff vorgetragen. Den Franzosen wurde nach und nach immer mehr Boden entrissen. Trotz tapferer Gegenwehr mußten die Feinde zurück. Die deutsche schwere Artillerie arbeitete mit einer Sicherheit, die unsere Feinde in Erstaunen setzte.

Die Artillerie-Tätigkeit war nach dem Bericht vom 1. März an vielen Teilen der Front sehr rege, besonders auf feindlicher Seite. An mehreren Stellen verfolgte der Gegner damit freilich nur Täuschungszwecke. Dagegen schien er im Yser-Gebiet, in der Champagne, sowie zwischen Maas und Mosel bestrebt zu sein, uns ernstlich zu schädigen. Er erreichte das Ziel nicht.

Nach einem Pariser Telegramm waren einige Generale der Armee bei Verdun wegen Unfähigkeit abgesetzt worden. Als neuer Befehlshaber wurde General Pétain genannt.

Je näher sich unsere Truppen an Verdun heranzogen, umso mehr gab sich die Feindespresse Mühe, Verduns Bedeutung herabzumindern. Der »Matin« verstieg sich sogar zu der Behauptung, Verdun sei nur das »Phantom einer Festung«. Keine Kanone, kein Mann habe sich noch in Douaumont aufgehalten. Die Beuteziffern des Generalstabsberichtes widerlegten schon in sich jenes törichte Gerede, und die Reserven, die der Feind Tage hindurch ins Feuer warf, zeigten, wie wichtig ihm Verdun dünkte. Wer die Geschichte des Stellungskrieges unbefangen prüfte, der mußte erkennen, daß Verdun nicht nur der Maaslinie, daß es auch weiter westlich den französischen Truppen in den Argonnen eine Seitendeckung gewährte, und daß es einer zum Vorbruch bereiten französischen Armee einen unvergleichlichen Rückhalt zugleich nach Osten, Norden und Westen hin bot.

Am 2. März war im Yser-Gebiet der Feind mit Artillerie besonders tätig. Auf dem östlichen Maas-Ufer opferten die Franzosen an der Feste Douaumont abermals ihre Leute einem nutzlosen Gegenangriffsversuch.

Die neuen Angriffe im Woevre veranlaßten den Senator Humbert zum Ausruf: »Es ist also wieder einmal zu früh, die Schlappe unserer Feinde zu verkünden und von seinem Mißerfolg zu sprechen. Ganz im Gegenteil würde ich eher zur Annahme neigen, daß die Schlacht von Verdun erst recht eigentlich beginnt.« Sodann sang Humbert der methodischen Vorbereitung und systematischen Durchführung bei deutschen Vorstöße ein wahres Loblied. Es wäre ein Wahnsinn, zu glauben, daß die Deutschen bereits fertig seien. Unter dem besonderen Hinweis auf die tadellose artilleristische Ausrüstung Deutschlands, an der über 1 200 000 Mann arbeiteten, nahm Humbert mit der eindringlichen Mahnung, den Ernst der Lage nicht zu verkennen, seinen alten, schon vor dem Kriege ausgestoßenen Ruf nach Kanonen und Munition wieder auf.

Sehr schöne Erfolge meldete die amtliche deutsche Kriegsdepesche vom 3. März: »Südöstlich von Ypern am Kanal brachen die Engländer in die Stellung Bastion ein, die wir ihnen am 14. Februar abgenommen hatten, und stießen sogar in schmaler Front bis zu unserem früheren vordersten Graben durch. Aus diesem wurden sie sofort wieder geworfen; in einzelnen Teilen der »Bastion« halten sie sich noch. Südlich des Kanals von La Bassée kam es im Anschluß an feindliche Sprengungen vor unserer Front zu lebhaften Nahkämpfen. In der Champagne steigerte die feindliche Artillerie ihr Feuer stellenweise zu großer Heftigkeit. Im Bolante-Walde (nordöstlich von La Chalade in den Argonnen) wurde ein französischer Teilangriff leicht abgewiesen. Auf den Höhen östlich der Maas säuberten wir nach kräftiger Artillerie-Vorbereitung das Dorf Douaumont und zogen unsere Linien westlich und südlich des Dorfes sowie der Panzerfeste in günstigere Stellungen vor. Ueber 1000 Gefangene und sechs schwere Geschütze wurden eingebracht. Unsere Flieger belegten im Festungsbereich von Verdun französische Truppen erfolgreich mit Bomben. Leutnant Immelmann schoß östlich von Douai sein neuntes feindliches Flugzeug ab, einen englischen Doppeldecker mit zwei Offizieren, von denen einer tot, der andere schwer verwundet ist.«

Am 4. März wurde berichtet: »Die Kämpfe südöstlich von Ypern sind vorläufig zum Stehen gekommen. Die von uns vor dem 14. Februar gehaltene Stellung ist fest in unserer Hand, das »Bastion« dem Feinde verblieben. Die lebhaften Feuerkämpfe in der Champagne dauerten an. In den Argonnen scheiterte ein schwächerer feindlicher Angriff. Beiderseits der Maas verstärkten die Franzosen ihre Artillerietätigkeit und griffen nach bedeutender Steigerung ihres Feuers das Dorf Douaumont und unsere anschließenden Linien an. Sie wurden teilweise im Nahkampf, unter großen Verlusten zurückgeworfen und verloren außerdem wieder über 1000 unverwundete Gefangene. Nach den bei der Aufräumung der Kampffelder bisher gemachten Feststellungen erhöht sich die Beute aus den Gefechten seit dem 22. Februar um 37 Geschütze, 75 Maschinengewehre auf 115 Geschütze und 161 Maschinengewehre. Bei Obersept (nordwestlich von Pfirt) versuchte der Feind vergebens, die ihm am 13. Februar genommenen Stellungen zurückzuerobern. Sein erster Stoß gelangte mit Teilen bis in unsere Gräben, die durch Gegenangriffe sofort wieder gesäubert wurden. Unser Sperrfeuer ließ eine Wiederholung des Angriffs nur teilweise zur Entwicklung kommen. Unter Einbuße von vielen Toten und Verwundeten, sowie über 80 Gefangenen mußte sich der Gegner auf seine Stellung zurückziehen.«

Oberleutnant Cordt von Brandis, der mit seiner Kompagnie als erster in das Dorf Douaumont eingedrungen ist, wurde für seine Heldentat vom Kaiser mit dem Orden Pour le mérite belohnt.

Gegen Abend des 5. März setzte lebhaftes feindliches Feuer auf verschiedenen Stellen der Front ein, zwischen Maas und Mosel war die französische Artillerie dauernd sehr tätig und beschoß zeitweise die Gegend von Douaumont mit besonderer Heftigkeit. Infanteriekämpfe fanden nicht statt. Um unnötige Verluste zu vermeiden, räumten wir den bei der Försterei Thiaville (nordöstlich von Badonviller) den Franzosen am 28. Februar entrissenen Graben vor umfassend dagegen eingesetztem feindlichen Massenfeuer.

Am 6. März fanden nordöstlich von Vermelles lebhafte Minenkämpfe statt. Die englische Infanterie, die dort lebhaft zu kleineren Angriffen ansetzte, wurde durch Feuer abgewiesen. Auf dem östlichen Maas-Ufer verlief der Tag im allgemeinen ruhiger als bisher. Immerhin wurden bei kleineren Kampfhandlungen an Gefangenen 14 Offiziere, 934 Mann eingebracht.

Kleinere englische Abteilungen, die am 7. März nach starker Feuervorbereitung bis in unsere Gräben nordwestlich Vermelles vorgedrungen waren, wurden mit dem Bajonett wieder zurückgeworfen. In der Champagne wurde in überraschendem Angriff östlich Maisons de Champagne unsere Stellung zurückgewonnen, in der sich die Franzosen am 11. Februar festgesetzt hatten. Zwei Offiziere, 150 Mann wurden dabei gefangen genommen. In der Woevre wurde am 7. März früh das Dorf Fresnes mit stürmender Hand genommen. In einzelnen Häusern am Westrand des Dorfes hielten sich die Franzosen noch. Sie büßten über 300 Gefangene ein. Eines unserer Luftschiffe belegte nachts die Bahnanlagen von Bar-le-Duc ausgiebig mit Bomben.

Am 8. März wurde berichtet: »Gegen die von uns eroberte Stellung östlich des Gehöftes Maisons de Champagne setzten die Franzosen am späten Abend zum Gegenangriff ein. Am westlichen Flügel wird noch mit Handgranaten gekämpft; sonst ist der Angriff glatt abgeschlagen. Auf dem linken Maas-Ufer wurden, um den Anschluß an unsere rechts des Flusses auf die Südhänge der Cote-de-Talou, des Pfefferrückens und des Douaumont vorgeschobenen neuen Linien zu verbessern, die Stellungen des Feindes zu beiden Seiten des Forges-Baches unterhalb von Béthincourt in einer Breite von sechs und einer Tiefe von mehr als drei Kilometern gestürmt. Die Dörfer Forges und Regnéville, die Höhen des Raben- und Kl. Cumières-Waldes sind in unserer Hand. Gegenstöße der Franzosen gegen die Südränder dieser Wälder fanden blutige Abweisung. Ein großer Teil der Besatzung der genommenen Stellungen kam um, ein unverwundeter Rest: 58 Offiziere und 3277 Mann, wurde gefangen. Außerdem sind zehn Geschütze und viel sonstiges Kriegsmaterial erbeutet. In der Woevre wurde der Feind aus den letzten Häusern von Fresnes geworfen. Die Zahl der dort gemachten Gefangenen ist auf elf Offiziere und über 700 Mann gestiegen, einige Maschinengewehre wurden erbeutet. Unsere Flugzeuggeschwader bewarfen mit feindlichen Truppen belegte Ortschaften westlich von Verdun mit Bomben.«

Nach dem amtlichen Bericht vom 9. März steigerte sich die beiderseitige Artillerietätigkeit zu größerer Lebhaftigkeit. Die Franzosen hatten den westlichen Teil des Grabens beim Gehöft Maisons de Champagne, in dem gestern mit Handgranaten gekämpft wurde, wieder gewonnen. Westlich der Maas waren unsere Truppen beschäftigt, die im Rabenwald noch befindlichen Franzosennester auszuräumen. Oestlich des Flusses wurde zur Abkürzung der Verbindung unserer Stellung südlich des Douaumont mit den Linien in der Woevre nach gründlicher Artillerievorbereitung das Dorf und die Panzerfeste Vaux mit zahlreichen anschließenden Befestigungen des Gegners unter Führung des Kommandeurs der neunten Reserve-Division General der Infanterie von Guretzky-Cornitz durch die posenschen Reserve-Regimenter 6 und 19 in glänzendem nächtlichen Angriff genommen. In einer großen Zahl von Luftkämpfen in der Gegend von Verdun waren unsere Flieger Sieger geblieben. Mit Sicherheit sind drei feindliche Flugzeuge abgeschossen. Alle unsere Flugzeuge sind zurückgekehrt, mehrere ihrer tapferen Führer verwundet. Feindliche Truppen in den Ortschaften westlich und südwestlich Verdun wurden ausgiebig mit Bomben belegt. Durch den Angriff eines französischen Flugzeuggeschwaders im Festungsbereich von Metz wurden zwei Zivilpersonen getötet und mehrere Privathäuser beschädigt. Im Luftkampf wurde das Flugzeug des Geschwaderführers abgeschossen. Er wurde gefangen genommen, sein Begleiter war tot.

Eine ausführliche Siegesnachricht brachte der 10. März: »Auf dem westlichen Maas-Ufer wurden bei der Säuberung des Raben-Waldes und der feindlichen Gräben bei Béthincourt sechs Offiziere, 681 Mann gefangen, sowie elf Geschütze eingebracht. Der Ablain-Wald und der Bergrücken westlich von Douaumont wurden in zähem Ringen dem Gegner entrissen, in der Woevre schoben wir unsere Linie durch die Waldstücke südöstlich von Damloup vor. Gegen unsere neue Front westlich und südlich des Dorfes sowie der Feste Vaux führten die Franzosen kräftige Gegenstöße. In ihrem Verlauf gelang es dem Feinde, in der Panzerfeste selbst wieder Fuß zu fassen. Im übrigen wurden die Angreifer unter starken Verlusten abgewiesen.«

Auch am 11. März wurde von einem schönen Siege berichtet: »Sächsische Regimenter stürmten mit ganz geringen Verlusten die stark ausgebauten Stellungen in den Waldstücken südwestlich und südlich von Ville aux Bois (20 Kilometer nordwestlich von Reims) in einer Breite von 1400 Metern und einer Tiefe von etwa einem Kilometer. An unverwundeten Gefangenen fielen zwölf Offiziere und 725 Mann in unsere Hand, an Beute eine Revolverkanone, fünf Maschinengewehre, 13 Minenwerfer. Auf dem westlichen Maas-Ufer wurden die letzten, von den Franzosen noch im Raben- und Cumières-Walde behaupteten Nester ausgeräumt. Feindliche Gegenstöße mit starken Kräften, die gegen den Südrand der Wälder und die deutschen Stellungen weiter westlich versucht wurden, erstickten in unserem Abwehrfeuer. Auf dem Ostufer kam es zu sehr lebhafter Artillerietätigkeit, besonders in der Gegend nordöstlich von Bras, westlich vom Dorf und der Feste Vaux und an mehreren Stellen in der Woevre-Ebene. Entscheidende Infanterie-Kämpfe gab es nicht, nur wurde in der Nacht ein vereinzelter französischer Ueberfallsversuch auf das Dorf Blanzée blutig abgewiesen.«

Nordöstlich von Neuville sprengten wir am 12. März mit Erfolg und besetzten die Trichter. In der Gegend westlich der Maas mühte sich der Feind unter starken Verlusten in gänzlich ergebnislosen Angriffen gegen unsere neuen Stellungen ab. Auf den Höhen westlich des Flusses und in der Woevre-Ebene blieb die Gefechtstätigkeit auf mehr oder minder heftige Artilleriekämpfe beschränkt.

Die in den Berichten vom 29. Februar und 4. März angegebenen Zahlen an Gefangenen und Beute für die Zeit seit Beginn der Ereignisse im Maasgebiet hatten sich mittlerweile erhöht auf 430 Offiziere, 26 042 Mann an unverwundeten Gefangenen, 189 Geschütze, darunter 41 schwere, 232 Maschinengewehre.

Bei Obersept gelang es den Franzosen trotz wiederholten Angriffs nicht, in ihrer früheren Stellung wieder Fuß zu fassen; sie wurden blutig abgewiesen.

Eine Panzerfestung vor Verdun aus der Vogelschau. Dieselbe ist durch anderthalb Jahre Krieg mit den modernsten, auf den Gegenwartserfahrungen beruhenden Errungenschaften der Verteidigungstechnik ausgebaut, 1. Forts, 2. Verteidtgungsbatterie, 3. Infanteriestellungen, 4. Förderbahnen. Die Details eines Forts: a) gepanzerter Beobachtungsstand, b) Panzertürme, c) Fortskaserne, d) Grabenwehr, e) Hindernisse, Drahtverhaue, Minenfelder und dergl.

Am 13. März war bei günstigen Beobachtungsverhältnissen die Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien auf einem großen Teile der Front sehr lebhaft und hielt sich beiderseits der Maas und bis zur Mosel hin auf größerer Heftigkeit.

Am 14. März besagte der Kriegsbericht: »Ein kleines Gefecht bei Wieltie, nordöstlich von Ypern, endete mit der Zurückwerfung der Engländer. Je ein englisches Flugzeug wurde östlich von Arras und westlich von Bapaume von Leutnant Immelmann abgeschossen. Die Insassen sind tot. Leutnant Bölke brachte zwei feindliche Flugzeuge hinter der französischen Linie über der Feste Marre und bei Malancourt (nordwestlich von Verdun) zum Absturz; das letztere wurde von unserer Artillerie zerstört. Damit haben die beiden Offiziere ihr zehntes beziehungsweise elftes feindliches Flugzeug außer Gefecht gesetzt. Ferner wurde ein englischer Doppeldecker nach Luftkampf westlich von Cambrai zur Landung gezwungen, die Insassen sind gefangen genommen.«

Bei Neuve Chapelle sprengten wir nach dem Kriegsbericht vom 15. März eine vorgeschobene englische Verteidigungsanlage mit ihrer Besatzung in die Luft. Die englische Artillerie richtete schweres Feuer auf Lens. Die französische Artillerie war sehr tätig gegen unsere neue Stellung bei Ville-aux-Bois und gegen verschiedene Abschnitte in der Champagne. Links der Maas schoben schlesische Truppen mit kräftigem Schwung ihre Linien aus der Gegend westlich des Raben-Waldes auf die Höhe »Toter Mann« vor. 25 Offiziere und über 1000 Mann vom Feinde wurden unverwundet gefangen. Viermal wiederholte Gegenangriffe brachten den Franzosen keinerlei Erfolge, wohl aber empfindliche Verluste. Auf dem rechten Maas-Ufer und an den Ostabhängen der Cotes rangen die beiderseitigen Artillerien erbittert weiter. In den Vogesen und südlich davon unternahmen die Franzosen mehrere kleine Erkundungsvorstöße, die abgewiesen wurden. Leutnant Leffers schoß nördlich von Bapaume sein viertes feindliches Flugzeug, einen englischen Doppeldecker, ab.

In Flandern, besonders in der Nähe der Küste, nahmen die Artilleriekämpfe nach der amtlichen Depesche vom 16. März merklich an Heftigkeit zu. Sie steigerten sich auch in der Gegend von Roye und von Ville-aux-Bois (nordwestlich von Reims). In der Champagne machten die Franzosen nach starker, aber unwirksamer Artillerievorbereitung gänzlich erfolglose Angriffe auf unsere Stellungen südlich von St. Souplet und westlich der Straße Somme-Py–Souain, die uns wenige, ihnen sehr zahlreiche Leute kosteten. Wir nahmen außerdem dabei zwei Offiziere, 150 Mann unverwundet gefangen und erbeuteten zwei Maschinengewehre. Links der Maas sind weitere Versuche des Feindes, uns den Besitz der Höhe »Toter Mann« und der Waldstellungen nördlich davon streitig zu machen, im Keime erstickt worden. Zwischen Maas und Mosel hatte sich die Lage nicht verändert. Südlich von Nieder-Aspach drangen unsere Patrouillen nach wirkungsvoller Beschießung der feindlichen Gräben in diese vor, zerstörten Verteidigungsanlagen und brachten einige Gefangene und Beute mit zurück.

Am 17. März wurde bekannt gegeben: »Sechs englische Sprengungen südlich von Loos blieben erfolglos. In verschiedenen Abschnitten der Champagne, sowie zwischen Maas und Mosel heftige Artilleriekämpfe. Im Maasgebiet trieb der Gegner eine frische Division, die als die 27. seit Beginn der Kämpfe auf diesem verhältnismäßig engen Raum in der Front erschienene gezählt wurde, wiederholt gegen unsere Stellungen auf der Höhe »Toter Mann« vor. Bei dem ersten überfallartig ohne Artillerievorbereitung versuchten Angriff gelangten einzelne Kompagnien bis an unsere Linien, wo die wenigen von ihnen unverwundet gebliebenen Leute gefangen wurden. Der zweite Stoß erstarb schon in unserem Sperrfeuer.«

Am 19. März meldete die amtliche Depesche: »Nordöstlich von Vermelles (südlich des Kanals von La Bassée) nahmen wir den Engländern nach wirksamer Vorbereitung durch Artilleriefeuer und fünf erfolgreichen Sprengungen kleine von ihnen am 2. März im Minenkampf errungene Vorteile wieder ab. Von der größtenteils verschütteten Besatzung sind 30 Ueberlebende gefangen genommen. Die Stadt Lens erhielt wieder schweres englisches Feuer. Während auch der gestrige Tag auf dem linken Maas-Ufer ohne besondere Ereignisse verlief, wurden Angriffsversuche der Franzosen heute früh gegen den »Toten Mann« und östlich davon im Keime erstickt. Auf dem rechten Ufer steigerte sich die Artillerietätigkeit zeitweise zu sehr erheblicher Stärke. Gleichzeitig entspannen sich an mehreren Stellen südlich der Feste Douaumont und westlich vom Dorfe Vaux Nahkämpfe um einzelne Verteidigungs-Einrichtungen, die noch nicht abgeschlossen sind. Aus der den Franzosen bei der Försterei Thiaville (nordöstlich von Badonviller) am 4. März überlassenen Stellung wurden sie durch eine deutsche Abteilung gestern wieder vertrieben. Nach Zerstörung der feindlichen Unterstände und unter Mitnahme von 41 Gefangenen kehrten unsere Leute in ihre Gräben zurück. Die Erkundungs- und Angriffstätigkeit der Flieger war beiderseits sehr rege. Unsere Flugzeuge griffen die Bahnanlagen an den Strecken Clermont–Verdun und Epinal–Lure–Vesoul sowie südlich von Dijon an. Durch feindlichen Bombenabwurf auf Metz wurden drei Zivilpersonen verletzt. Aus einem französischen Geschwader, das Mülhausen und Habsheim angriff, wurden vier Flugzeuge in der unmittelbaren Umgebung von Mülhausen im Luftkampf heruntergeschossen. Ihre Insassen sind tot. In Mülhausen fielen dem Angriff unter der Bevölkerung sieben Tote und dreizehn Verletzte zum Opfer. In Habsheim wurde ein Soldat getötet.«

Der amtliche Bericht vom 20. März lautete: »Durch gute Beobachtungsverhältnisse begünstigt, war die beiderseitige Artillerie- und Flieger-Tätigkeit sehr lebhaft. Im Maas-Gebiet und in der Woevre-Ebene hielten sich auch gestern die Artilleriekämpfe auf besonderer Heftigkeit. Um unser weiteres Vorarbeiten gegen die feindlichen Verteidigungs-Anlagen in Gegend der Feste Douaumont und des Dorfes Vaux zu verhindern, setzten die Franzosen mit Teilen einer neu herangeführten Division gegen das Dorf Vaux einen vergeblichen Gegenangriff an; unter schweren Verlusten wurden sie abgewiesen. Im Luftkampf schoß Leutnant Freiherr von Althaus über der feindlichen Linie westlich von Lihons sein viertes, Leutnant Boelke über dem Forges-Wald (am linken Maas-Ufer) sein zwölftes feindliches Flugzeug ab. Außerdem verlor der Gegner drei weitere Flugzeuge, eines davon im Luftkampf bei Cuisy (westlich des Forges-Waldes), die beiden anderen durch das Feuer unserer Abwehrgeschütze. Eines der letzteren stürzte brennend bei Reims, das andere, mehrfach sich überschlagend, in Gegend von Ban de Sapt dicht hinter der feindlichen Linie ab.«

Westlich der Maas erstürmten nach sorgfältiger Vorbereitung am 21. März bayerische Regimenter und württembergische Landwehr-Bataillone die gesamten stark ausgebauten französischen Stellungen in und an dem Walde nordöstlich von Avocourt. Neben sehr erheblichen blutigen Verlusten büßte der Feind bisher 32 Offiziere, darunter zwei Regiments-Kommandeure, und über 2500 Mann an unverwundeten Gefangenen, sowie viel noch nicht gezähltes Kriegsgerät ein. Gegenstöße, die er versuchte, brachten ihm keinen Vorteil, wohl aber weiteren schweren Schaden. Es war das wieder ein schöner Sieg vor Verdun.

Bei der dem Angriff vom 20. März nordöstlich von Avocourt folgenden Aufräumung des Kampffeldes und der Wegnahme weiterer feindlicher Gräben außerhalb des Waldgeländes war die Zahl der dort eingebrachten unverwundeten Gefangenen auf 58 Offiziere, 2914 Mann gestiegen. Die Artilleriekämpfe beiderseits der Maas dauerten bei nur vorübergehender Abschwächung mit Heftigkeit fort. Bei Obersept haben die Franzosen am 22. März nochmals versucht, die Schlappe vom 13. Februar wieder auszugleichen. Mit beträchtlichen blutigen Verlusten wurde der Angreifer zurückgeschickt. Drei feindliche Flugzeuge wurden nördlich von Verdun im Luftkampf außer Gefecht gesetzt. Zwei von ihnen kamen nordöstlich von Samogneux hinter unserer Front, das dritte brennend jenseits der feindlichen Linie zum Absturz. Leutnant Boelke hatte damit sein dreizehntes, Leutnant Parschau sein viertes feindliches Flugzeug abgeschossen.

In den Kreidefelsen der Champagne eingebaute Unterstände.

Der Erfolg beim Walde von Avocourt wurde am 23. März durch Inbesitznahme der französischen Stützpunkte auf den Höhenrücken südwestlich von Haucourt vervollständigt. Es wurden etwa 450 Gefangene eingebracht. Im übrigen hatte das Gesamtbild keine Veränderung erfahren.

In der Champagne an der Straße Somme-Py–Souain, in den Argonnen, im Maas-Gebiet und bis zur Mosel hin steigerte sich am 24. März die Heftigkeit der Artilleriekämpfe zeitweise erheblich. Westlich von Haucourt besetzten wir in Auswertung des vorgestrigen Erfolges noch einige Gräben, wobei sich die Zahl der Gefangenen auf 32 Offiziere, 879 Mann erhöhte.

Ein weiterer bedeutender Erfolg wurde am 25. März berichtet: »Im Maas-Gebiet fanden besonders lebhafte Artilleriekämpfe statt, in deren Verlauf Verdun in Brand geschossen wurde.«

Zur Vergeltung für die Beschießung von Ortschaften hinter der Front wurde Belfort neuerdings mit schweren Granaten belegt. Zum ersten Male wurden dabei die Forts der Feste unter Feuer genommen.

Am 26. März früh beschädigten die Engländer durch eine umfangreiche Sprengung unsere Stellung bei St. Eloi (südlich von Ypern) in einer Ausdehnung von über hundert Metern und fügten der dort stehenden Kompagnie Verluste zu. In der Gegend nordöstlich und östlich von Vermelles hatten wir im Minenkampfe Erfolge und machten Gefangene. Weiter südlich bei La Boiselle (nordöstlich von Albert) hinderten wir schwächere englische Abteilungen durch Feuer am Vorgehen gegen unsere Stellung. Die Engländer beschossen in den letzten Tagen wieder die Stadt Lens. In den Argonnen und im Maas-Gebiet erfuhren die Feuerkämpfe nur vorübergehend Abschwächung.

In der ersten Märzhälfte hatte General Joffre an die Armee von Verdun folgenden Armeebefehl gerichtet: »Soldaten der Armee von Verdun! Seit drei Wochen haltet ihr den furchtbarsten Sturm aus, den der Feind bisher gegen uns unternommen hat. Deutschland rechnete auf einen Erfolg seiner Anstrengungen, die es für unwiderstehlich hielt und für die es seine besten Truppen sowie seine mächtigste Artillerie eingesetzt hatte. Es hoffte, daß die Einnahme von Verdun den Mut seiner Verbündeten stärken und die neutralen Länder von der deutschen Ueberlegenheit überzeugen würde. Es hat seine Berechnung ohne euch gemacht. Tag und Nacht, trotz einer beispiellosen Beschießung, habt ihr allen Angriffen widerstanden und eure Stellungen gehalten. Der Kampf ist noch nicht beendet, denn die Deutschen brauchen den Sieg. Ihr werdet ihnen den Sieg zu entreißen wissen. Wir besitzen Munition in Ueberfluß sowie zahlreiche Reserven; besonders aber besitzt ihr euern Glauben an die Geschicke der Republik. Das Land hat seine Blicke auf euch gerichtet. Ihr werdet zu denen gehören, von denen man sagen wird: »Sie haben den Deutschen den Weg nach Verdun gesperrt!«

Am 27. März wurde amtlich gemeldet: »Gestern konnte der gute Erfolg einer in der vorhergehenden Nacht ausgeführten Sprengung nordöstlich von Vermelles festgestellt werden. In dem Sprengtrichter liegt ein feindlicher Panzer-Beobachtungsstand; mehrere englische Unterstände sind zerstört. Nordöstlich von Neuville unternahm eine kleine deutsche Abteilung nach geglückter Sprengung einen Erkundungsvorstoß in die feindliche Stellung und kehrte planmäßig mit einer Anzahl Gefangener zurück. Der französische Versuch eines Gasangriffs in der Gegend des Forts de la Pompelle (südöstlich von Reims) blieb ergebnislos. In den Argonnen und im Maas-Gebiet erreichte der Artilleriekampf stellenweise wieder große Heftigkeit. Nachtgefechte mit Nahkampfmitteln im Caillette-Walde (südöstlich der Feste Douanmont) nahmen für unsere Truppen einen günstigen Verlauf. Durch die umfangreiche Sprengung nordöstlich von Celles in den Vogesen fügte sich der Gegner selbst erheblichen Schaden zu; unsere Stellung blieb unversehrt. Bei St. Quentin fiel ein englischer Doppeldecker unbeschädigt in unsere Hand. Ein französisches Flugzeug stürzte nach Luftkampf im Cailette-Walde ab und zerschellte.«

Ueber den Umfang des im ganzen Stadtgebiet von Verdun wütenden Brandes durften die Pariser Blätter keine Einzelheiten melden.

Südlich von St. Eloi entspannen sich am 28. März Nahkämpfe an den von den Engländern gesprengten Trichtern und auf den Anschluß-Linien.

Einen weiteren siegreichen Sturm meldete das amtliche Telegramm vom 29. März: »Südlich von St. Eloi wurde den Engländern im Handgranatenkampf einer der von ihnen besetzten Sprengtrichter wieder entrissen. Auf dem linken Maas-Ufer stürmten unsere Truppen mit geringen eigenen Verlusten die französischen, mehrere Linien tiefen Stellungen nördlich von Malancourt in einer Breite von 2000 Metern und drangen auch in den Nordwestteil des Dorfes ein. Der Feind ließ zwölf Offiziere und 486 Mann an unverwundeten Gefangenen, sowie ein Geschütz und vier Maschinengewehre in unserer Hand. Hierdurch wurde mit Sicherheit der Einsatz von zwei weiteren Divisionen in diesem Kampfraum festgestellt.«

In der Gegend von Lihons brachte am 30. März eine kleine deutsche Abteilung von einem kurzen Vorstoß in die französische Stellung einen Hauptmann und 57 Mann gefangen zurück. Westlich der Maas hatten wiederholte, durch starkes Feuer vorbereitete französische Angriffe die Wiedernahme der Waldstellungen nordöstlich von Avocourt zum Ziel. Sie wurden abgewiesen. In der Südostecke des Waldes war es zu erbitterten, auch nachts fortgesetzten Nahkämpfen gekommen, bis der Gegner heute früh auch hier wieder hatte weichen müssen. Der Artilleriekampf dauerte mit großer Heftigkeit auf beiden Maas-Ufern an. Leutnant Immelmann setzte im Luftkampf östlich von Bapaume das zwölfte feindliche Flugzeug außer Gefecht, einen englischen Doppeldecker, dessen Insassen gefangen genommen wurden. Durch feindlichen Bombenabwurf auf Metz wurde ein Soldat getötet, einige andere wurden verletzt.

Am letzten Tage des zwanzigsten Kriegsmonats lautete der amtliche Bericht: »In vielen Abschnitten der Front lebte die beiderseitige Artillerietätigkeit während des klaren Tages merklich auf. Westlich der Maas wurden das Dorf Malancourt und die beiderseits anschließenden französischen Verteidigungs-Anlagen im Sturm genommen; sechs Offiziere und 322 Mann sind unverwundet in unsere Hand gefallen. Auf dem Ostufer ist die Lage unverändert; an den französischen Gräben südlich der Feste Douaumont entspannen sich kurze Nahkämpfe. Die Engländer büßten in Luftkämpfen in der Gegend von Arras und Bapaume drei Doppeldecker ein. Zwei von ihren Insassen sind tot. Leutnant Immelmann hat dabei sein dreizehntes feindliches Flugzeug abgeschossen.«


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