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Weiteres vom Balkankriegsschauplatz.

Der bulgarische Generalstabsbericht vom 5. Dezember lautete: »Nach der Zertrümmerung der Serben am 29. November bei Prizren zogen sich die Ueberbleibsel der serbischen Armee gegen Djakova und entlang des Beli Drini gegen Dibra und Skutari zurück. Unsere Truppen setzten die Verfolgung der Serben in beiden genannten Richtungen fort. Am 3. Dezember holte unsere entlang des Beli Drini verfolgende Kolonne die Serben in einer Stellung am linken Ljuma-Ufer ein, griff sie energisch an, zersprengte sie und zwang sie zum Rückzuge, welcher in panikartige Flucht ausartete. Hier ließen die Serben 100 Feldkanonen und Haubitzen, 200 Automobile, eine ungeheure Menge von Kriegsmaterial, 150 Trainfuhrwerke und derartige Mengen von Uniformen und Ausrüstungsgegenständen zurück, daß der Weg entlang des Beli Drini bis Kula Ljuma dadurch verstopft ist. In der Richtung auf Djakova haben sich die serbisch-montenegrinischen Truppen beim Erscheinen unserer Truppen zurückgezogen und Djakova geräumt, wobei sie sechs Haubitzen im Stiche ließen. Unsere Kavallerie verfolgte sie gegen Djakova. Nach Aussagen von Gefangenen mußte König Peter auf einer Tragbahre getragen werden, weil der Marsch entlang des Drinflusses westlich Kula Ljuma selbst für Pferde unmöglich ist.

Mackensen meldete am 7. Dezember kurz aber vielsagend: »Ipek ist erreicht. Etwa 1250 Gefangene und sechs Geschütze wurden eingebracht. Die Franzosen haben vor der drohenden Umfassung ihre Stellungen im Cerna- (Karasu-) Vardar-Bogen aufgeben müssen.«

Bei Ipek wurden 80 Geschütze und viel Kriegsgerät erbeutet. Am nächsten Tage wurden über 2000 Gefangene gemacht.

Der nächste bulgarische Bericht besagte: »Im Anfang unserer Operationen gegen Serbien, als unsere ganze Armee westwärts gesandt wurde, hatten die gelandeten französischen Truppen, unterstützt durch serbische Streitkräfte, bei ihren Operationen im südlichen Mazedonien sich auf der Linie Sonitschka–Glawa–Babuna-Planina–Gradsko–Kriwolak einnisten können, aber wir zögerten nicht, je nach der Möglichkeit vorzurücken, verstärkten unsere Truppen an dieser Front und gelangten bis zu Anfang November dahin, den Feind über die Linie Kriwolak–Tscherna zurückzuwerfen. Unser Ziel war, die französische Front zu umfassen, um sie nach der Ankunft genügender Kräfte einzuschließen. Die Besetzung des östlichen Abhanges der Radowil-Planina brachte uns dem erstrebten Ziele näher, denn die Franzosen sahen sich dadurch von Nordosten, Nordwesten und Südwesten umringt. Sie bemerkten die gefährliche Lage, in welche wir sie versetzt hatten, und faßten sofort den Entschluß, sich zurückzuziehen, um der sie bedrohenden Katastrophe zu entgehen. Es ist anzuerkennen, daß die Franzosen hierbei zeigten, daß sie das Rückzugsmanöver in vorbildlicher Art auszuführen verstanden, denn sie konnten sich aus der Zange, in die wir sie genommen hatten, befreien. Unsere Truppen gingen auf der ganzen Front zur Offensive über und besetzten die Linie Kriwolak–Negotin–Kawadartzi; der Feind zog sich sehr eilig zurück, von unseren Abteilungen gedrängt. Nach Durchführung der Operationen auf Prischtina setzte der große Generalstab des Feldheeres starke Abteilungen auf Tetowo–Gostiwar und Kitschewo an mit dem doppelten Zweck, erstens Dibra zu besetzen und den Serben den Rückzug nach Mazedonien, wo sie sich möglicherweise mit den englisch-französischen Truppen hätten vereinigen können, abzuschneiden, und zweitens Ochrida und Struga zu besetzen und so den serbischen Abteilungen, welche in der Umgegend von Monastir und Resna operierten, den Rückzug nach Albanien unmöglich zu machen. Eine Abteilung, welche der Besatzung von Monastir den Rückzug abschneiden sollte, wurde über Smilewo auf die Straße Monastir–Resna angesetzt. Diese Abteilung zwang durch ihren Vormarsch die Serben, die Stadt Monastir am 3. Dezember zu räumen. Heute ist diese Stadt durch uns besetzt worden. Weitere Abteilungen marschieren auf Ochrida und Dibra. Westlich von Prizren geht der Vormarsch auf Djakowa weiter. Eine Abteilung unserer Truppen hat mit Mittag den Weißen Drin überschritten und nimmt heute abend die Stadt Djakowa in Besitz. Nach ergänzenden Nachrichten haben unsere in der Umgegend von Prizren operierenden Truppen festgestellt, daß die Niederlage der Serben bei Kula Ljuma den Charakter einer Katastrophe trug. Auf ihrer haltlosen Flucht von Prizren nach Kula Ljuma zu haben die Serben unterwegs ihre ganze Artillerie nebst Staffeln, ihren Fuhrpark, ihre Kraftwagen, die Wagen des Königs, 320 Omnibusse, eine beträchtliche Menge von Bereifungen, Munition aller Art und anderes Kriegsgerät verloren; bei jedem Schritt vorwärts finden wir Geschütze, die auf den Wegen und in verlassenen Stellungen stehengeblieben sind. Das zeigt, von welcher Panik die aufgelöste serbische Armee ergriffen ist, die vergeblich einer Katastrophe zu entgehen sucht. Die seit zwei bis drei Jahren von den Serben durch die schlimmsten Ausschreitungen bedrückten Albanier erheben sich und kämpfen mit den Waffen gegen die serbischen Haufen, welche durch die Gebirge Albaniens irren.«

Die völkerrechtswidrige Kampfesweise der Franzosen rief in Bulgarien allgemeine Entrüstung hervor. So wendete sich der Vizepräsident der bulgarischen Kammer, Mamschilow, gegen diese Kampfesweise, die die schwerste Verletzung der internationalen Vereinbarungen bedeute. Während französische Emissäre in der ganzen Welt herumreisen, um die Völker in den Kampf gegen die deutsche Barbarei zu hetzen, verübt Frankreich jeder Kultur Hohn sprechende Verbrechen an der Zivilisation. Diesen Heuchlern der Moral wird bald die gerechte Strafe zuteil werden. Es wird kommen das Prizren der Franzosen. Im Angesicht der unschuldigen Opfer, die tückische Franzosengeschosse wider alles Menschenrecht gefordert haben, ruft das bulgarische Volk: Verflucht sei das Land der Lüge! Verflucht die französische Zivilisation!

Nach der Schlacht auf dem Amselfelde und nach dem Falle von Monastir gab es ein serbisches Heer nicht mehr. Nur noch Banden irrten im montenegrinischen und albanischen Alpenlande in Zerrüttung umher. Die Franzosen und Engländer aber mußten sich über die griechische Grenze nach Saloniki zurückziehen.

Das österreichische Kriegsamt meldete am 8. Dezember: »Unsere Angriffe gegen die montenegrinischen Stellungen nördlich von Berane haben Erfolg. Wir erstürmten an mehreren Punkten die feindlichen Linien. Ipek ist vom Gegner gesäubert. Unsere Truppen erbeuteten 80 Geschütze, 160 Munitionswagen, 40 Automobile, 12 fahrbare Feldbacköfen, einige Tausend Gewehre und viel anderes Kriegsgerät. Die Zahl der gestern von der Armee des Generals von Koeveß eingebrachten Gefangenen übersteigt abermals 2000 Mann; unter ihnen befinden sich 300 Montenegriner. Die Arnauten nehmen überall an den Kämpfen gegen die Reste der serbischen Armee teil.«

Vom Kriegsschauplatz in Montenegro: Oesterreichisch-ungarische Trainfahrzeuge in Plevlje.

Die Kämpfe südlich von Plevlje, südlich von Sjenica und bei Ipek wurden mit Erfolg fortgesetzt. Djakova, Dibra, Struga und Ochrida wurden von bulgarischen Truppen besetzt; die Kämpfe am Vardar waren in günstigem Fortschreiten.

Der amtliche Bericht vom 6. Dezember lautete: »Die Verfolgung der Franzosen auf beiden Ufern des Vardar wird unaufhaltsam von den bulgarischen Truppen fortgesetzt. Eine von Kischewo gegen Ochrida vorrückende Kolonne hat die Linie Cernavoda–Besocan–Velmei (15 Kilometer nördlich vom Ochridasee) erreicht. In Bitolia (Monastir) sind unsere Truppen feierlich und mit großem Gepränge empfangen worden. Die ganze Bevölkerung war ausgerückt, um die siegreichen Bulgaren mit begeisterten Zurufen zu begrüßen. Die Beute in Bitolia betrug: Zwei Depots mit Gewehren, Kriegsmaterial und Handbomben, ein Depot mit Uniformen und Decken, ferner Automobile mit Benzin und viel anderes Material. In Dibra wurden 1000 Gewehre, 120 Kisten mit Patronen und 22 Kisten mit rauchlosem Pulver erbeutet und 750 Mann gefangen genommen. In Dibra wurde auch ein Lager mit österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen angetroffen, die seit zehn Tagen kein Brot erhalten hatten. Achtzig von diesen Kriegsgefangenen waren halb verhungert. Es wurde sofort angeordnet, daß sie ärztliche Hilfe und Nahrungsmittel erhielten.«

Die Fortdauer des Rückzuges der Franzosen und Engländer im Gebiete zwischen der Tscherna-Reka und dem Vardar verstärkte den Eindruck, daß Frankreich und England beschlossen hatten, ihre Truppen unter Vermeidung von Kämpfen mit dem nachrückenden Feind auf griechisches Gebiet zurückzuziehen. Selbst jene Truppenteile des englisch-französischen Expeditionskorps, die noch am weitesten auf serbischem Gebiet standen, waren heute nur noch vierzig Kilometer von der griechischen Grenze entfernt. Selbst Doiran und Gewgheli schienen die Engländer und Franzosen ohne größeren Widerstand räumen zu wollen. Offenbar spielten bei diesem Rückzuge, auf dem die Engländer und Franzosen nach Möglichkeit die Fühlung mit dem Feinde zu verlieren, statt aufrechtzuerhalten suchten, neben dem strategischen Druck, den die siegreich vorrückenden Bulgaren und ihre Verbündeten auf die Stellungen des Expeditionskorps im Tscherna–Vardar-Dreieck ausübten, auch politische Erwägungen mit. Die Zahl der bisher in Saloniki gelandeten Truppen betrug nach den neuesten Meldungen 172 000 Mann, von denen etwa 110 000 Franzosen, der Rest Engländer waren. Etwa 50 000 Mann von der genannten Zahl entfielen jedoch auf den Train und die anderen ungewöhnlich starken Nichtkombattanten-Formationen.

Die Einnahme von Bitolia (Monastir) rief in der Bevölkerung Sofias begeisterten Jubel hervor. Nach den Freudenkundgebungen am Vormittag bildete sich am 7. Dezember nachmittags auf Veranlassung der mazedonischen Wohltätigkeits-Gesellschaften ein großer Zug, der mit einer Musikkapelle an der Spitze sich zum Königspalast und Ministerratsgebäude sowie den Gesandtschaften der verbündeten Mächte bewegte. Dem König, den Mitgliedern der Regierung und den Vertretern der verbündeten Mächte wurden stürmische Kundgebungen bereitet. An der Kundgebung, die mehr als vier Stunden dauerte, nahmen Tausende von in Sofia wohnenden Mazedoniern teil. Es wurden auch patriotische Reden gehalten, in denen die große Freude der Nation sowie ihre feste Zuversicht, daß die von ihr ersehnte Einheit sich verwirklichen werde, zum Ausdruck kamen. Ministerpräsident Radoslawow richtete an die Volksmenge eine Ansprache, in der er betonte, das Volk sei stolz auf die Erfolge seiner Truppen und auf die Zukunft, die diese ihm vorbereiteten. Die Einnahme von Bitolia bedeute eine wichtige Stufe in der Aera des Gedeihens, welche für Bulgarien anhebe. Während der Kundgebung ertönten immer wieder die Rufe: »Es lebe das geeinte Bulgarien, es leben die Verbündeten!« Besonders eindrucksvoll gestalteten sich die Kundgebungen vor der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft. Im Lause des Tages steigerten sie sich zu einem wahren Freudenrausch; die nationale Begeisterung machte sich in stürmischen Ausbrüchen Luft. Sehr eindrucksvoll war auch die von den mazedonischen Gesellschaften veranstaltete Kundgebung, wobei es zu Aeußerungen dankbarer Sympathie für die verbündeten Mittelmächte kam. Schon vormittags war eine Gruppe von Schülern vor der deutschen Gesandtschaft erschienen. Der deutsche Gesandte Michahelles begrüßte sie mit einer Ansprache, in der er hervorhob, daß die bulgarischen Siege von der deutschen Jugend wie eigene Siege gefeiert würden. Die Rede wurde vielfach von stürmischem Jubel unterbrochen. Sie klang in ein Hoch auf die verbündeten Monarchen, Heere und Völker aus, in das die Anwesenden begeistert einstimmten. Am Nachmittag erschien ein Zug Mazedonier vor der Gesandtschaft. Ein Teilnehmer hielt eine Rede in deutscher Sprache, worauf Legationssekretär von Hösch auf Bulgarisch antwortete und hervorhob, daß Bulgarien nun endlich geeint und Bitolia, das Ziel der nationalen Wünsche, für immer bulgarisch sei. Er schloß mit der Versicherung, daß das gemeinsam vergossene Blut der Kitt für eine dauernde Freundschaft sein werde, was von den Anwesenden mit stürmischer Zustimmung beantwortet wurde. Die ganze Kundgebung trug alle Anzeichen von Aufrichtigkeit und Herzlichkeit, und es trat deutlich zutage, wie tief sie dem inneren Bedürfnis des bulgarischen Volkes entsprach.

An der montenegrinischen Front hielt nach der Meldung vom 9. Dezember der Druck der auf montenegrinisches Gebiet eingedrungenen Verfolger ungeschwächt an. Auf den Höhen südlich Plevlje wurden feindliche Banden angegriffen und zersprengt. Mehrere Kolonnen rücken gegen den Tarafluß vor, an dessen rechten Uferhöhen neuer Widerstand erwartet werden kann. Hier kämpften neben montenegrinischen Bataillonen auch einige serbische Abteilungen. Im Raume von Berane am oberen Lim wurden die dort auf den Höhen der Krusevica Planina in hergerichteten Stellungen eingegrabenen Montenegriner an ihrem linken Flügel von den aus Sjenica und Novibazar vorgerückten Truppen geworfen, deren Angriff auch gegen den rechten Flügel der Montenegriner Fortschritte macht. Westlich Ipek wurden beiderseits der Bistrica serbische Nachhuten von den verfolgenden österreichisch-ungarischen Truppen überrannt und zwei Offiziere und 1000 Mann gefangen genommen. Die südlich im Anschlusse an die österreichisch-ungarischen Kolonnen in breiter Front vorgehenden bulgarischen Truppen des Generals Boiadjeff waren im Begriffe, den Schwarzen Drin und damit die albanische Grenze zu erreichen.

Mackensen meldete am 10. Dezember: »Die Armee des Generals von Koeveß hat in den letzten beiden Tagen etwa 1200 Gefangene eingebracht. Bei der Armee des Generals von Gallwitz keine besonderen Ereignisse. Die bulgarischen Truppen haben südlich von Strumica den Engländern zehn Geschütze abgenommen.

General Sarkotic, der Befehlshaber des österreichischen Heeres auf dem montenegrinischen Kriegsschauplatz, mit seinem Generalstabschef Minnich.

Die Zahl der befreiten Kriegsgefangenen aus Oesterreich-Ungarn betrug bis jetzt 20-25 000 Mann. Viele Kriegsgefangene waren in der einjährigen Gefangenschaft, namentlich durch Epidemien, gestorben. Das Schicksal von zahlreichen Kriegsgefangenen war noch ungewiß. Auf Grund der Beobachtungen, die die bulgarischen Truppen bei ihrem Einmarsch in Südserbien machten, mußte man ernstliche Besorgnis um das Wohl dieser Unglücklichen hegen, wenn auch ein großer Teil von ihnen nach Montenegro und Albanien in Sicherheit gebracht worden sein soll. Nach Berichten bulgarischer Offiziere hatten die Serben in den Tagen der Katastrophe die k. u. k. Kriegsgefangenen schonungslos mißhandelt, ohne Nahrung gelassen und an verschiedenen Orten auch grundlos niedergemacht. Ob es sich bei diesen Vorfällen um ein Vorgehen von regulären Truppen oder von Banden handelte, war noch nicht bekannt, aber es war begreiflich, daß diese Nachrichten in den Reihen der verbündeten Truppen große Erbitterung erwecken mußten.

Ueber die Ausnutzung des Sieges im Vardartale meldete die bulgarische Heeresleitung am 10. Dezember: »Die Verfolgung der englisch-französischen Truppen hält auf den beiden Ufern des Vardar und des Flusses Kostorino gegen Godrova hin an. Unsere Truppen haben im Laufe dieses Tages wichtige Ergebnisse erzielt. Nach der schon gemeldeten Niederlage der französischen Bataillone bei Petrowo am 6. Dezember zogen die Franzosen in der Umgegend von Petrowo einen Teil ihrer Truppen zusammen, die sich aus der Richtung Demir-Kapu im Rückzuge befanden, und ließen auch dorthin Truppen aus der Gegend von Gewgheli heranholen. Heute früh um 7 Uhr wurde der Kampf auf der Front Petrowo–Mirovca wieder aufgenommen. Nach einem ungestümen Sturmangriff bemächtigten sich unsere Abteilungen mehrerer hintereinander liegenden steilen Höhenstellungen und warfen die Franzosen gegen den Vardar zurück. Die Franzosen gaben ihre Stellungen preis, ergriffen die Flucht und ließen Tote und Gefangene zurück, die den französischen Infanterie-Regimentern Nr. 45, 188 und 284 angehören. Nur schwachen Abteilungen gelang es, sich in dem Rückzuge zu retten. Unsere Kolonne, die durch die Schlucht des Vardar vorrückt, warf die Nachhuten der Franzosen bei dem Dorfe Klisura zurück, folgte sodann dem Feinde auf den Fersen bis zum Dorfe Davidowno, erbeutete dabei zwei Maschinengewehre und machte 100 Mann zu Gefangenen. Viele Franzosen sind in den Bergen zerstreut. Die Kolonne, die auf dem linken Vardar-Ufer vorgeht, griff überraschend die bei der Mündung des Dolna-Wodaflusses befindlichen Stellungen des Feindes an, die die Franzosen mit zahlreichen Verschanzungen und viel Drahtverhauen stark eingerichtet hatten. Die Franzosen gerieten in Verwirrung und begannen einen sehr ungeordneten Rückzug in der Richtung auf Gradecz. Unsere Truppen folgten dichtauf und begannen mit ihnen einen furchtbaren Straßenkampf in Gradecz selbst. Die Franzosen wurden schließlich um 4 Uhr morgens aus Gradecz vertrieben und auf Udowo in vollständiger Unordnung und unter Zurücklassung zahlreicher Gefangener zurückgeworfen. Die Zahl der in diesem Kampfe getöteten Franzosen ist noch größer als früher, weil es zweimal zu Bajonettangriffen kam. Die Toten und Gefangenen gehören den französischen Infanterie-Regimentern Nr. 344, 371 und 372 an. Unsere Abteilungen verfolgten die englisch-französischen Truppen südlich Kostorino auf Rabrowo, Kiri und Walandowo. Nach einem hartnäckigen Kampfe, der den ganzen Tag fortdauerte, gelang es unseren Truppen, sich der sehr starken englisch-französischen Stellung auf der Linie Protan–Memicli–Kajani bei Pletowo zu bemächtigen. Die Engländer und Franzosen hatten diese Stellung seit dem ersten Tage ihrer Ausschiffung in Saloniki befestigt und hatten daraus eine Verteidigungslinie ersten Ranges gemacht. Wir machten dort 400 Engländer zu Gefangenen und eroberten zehn englische Geschütze mit ihren Munitionswagen. Die gefangenen und toten Franzosen tragen als Regimentsnummern die der 175. und 176. Infanterie-Regimenter und einige unter ihnen die des zweiten Zuaven-Regiments. Die englisch-französischen Truppen befinden sich in schleunigem Rückzuge südlich der Linie Rabrowo–Walandowo jenseits des Kosrü-Dere. In diesem Abschnitt der Front haben die Engländer und Franzosen außerordentlich schwere Verluste erlitten an Toten sowie Verwundeten, die sie in der Hast ihres Rückzuges nicht mitnehmen konnten. Die Kämpfe dauern noch an.«

Ueber die Schlacht bei Walandowo berichtete der bulgarische Generalstab: »Unsere Verfolgung zu beiden Seiten des Vardar und südlich von Kosturino dauert fort. Die Engländer und Franzosen leisten mit starker Artillerie und zahlreichen Maschinengewehren auf jeder Stellung verzweifelten Widerstand. Da sie jedoch den starken Druck unserer Truppen nicht aushalten können, verlassen sie rasch ihre Stellungen und gehen zurück. Unsere an beiden Ufern des Vardar verfolgenden Kolonnen haben bereits den Südausgang des Engpasses bei Demir-Kapu verlassen und sind südlich der Bahnstation Mirovce angelangt. Am rechten Vardar-Ufer machten wir Gefangene von den französischen Regimentern Nr. 421, 148, 48 und 84. Unsere südlich von Kosturino vorrückenden Truppen erreichten den Kozludare-Fluß und besetzten die Dörfer Calkali, Tatarei, Rabrowo, Walandowo und Hudovo, woselbst der Standort des Hauptquartiers von General Sarrail war. Die Franzosen haben die Bahnhöfe von Hudovo und Mirovce in Brand gesteckt. Wir erbeuteten von den Franzosen beim Bahnhof Hudovo 500 Kisten Patronen, viel Proviant und Sanitätsmaterial, sowie viel anderes Material, beim Bahnhof Mirovce 30 000 Kilogramm Weizen, Fässer mit Kokosbutter, Wein und vieles andere, ferner von den Engländern fünf Maschinengewehre und viele Gewehre. In den feindlichen Stellungen sind zahlreiche Gewehre, Telegraphenmaterial und Kriegsmaterial verstreut liegen geblieben, in den englischen Stellungen eine Menge Bettdecken. Unsere Verluste sind unbedeutend, die des Gegners ungeheuer. Das Kampffeld ist besät mit englischen und französischen Leichen und zurückgelassenen Verwundeten, von denen viele seit drei bis vier Tagen noch nicht verbunden sind. Sie erzählen, daß ihre Aerzte schon bei Beginn der Kämpfe davongelaufen seien. Bei ihrem Rückzuge nahmen die Engländer und Franzosen die ganze Bevölkerung mit sich. – An der serbischen Front rücken unsere Truppen nach der Einnahme von Ochrida am Nordufer des Ochridasees gegen Struga vor. Die östliche Hälfte der Stadt am rechten Ufer des Drin ist bereits in unseren Händen. Der Gegner hat die Brücke in der Stadt zerstört und leistet auf dem linken Flußufer Widerstand.«

Vom Kriegsschauplatz in Montenegro: Eine österreichisch-ungarische Feldwache in Priboj.

Die deutschen Meldungen vom 12. und 13. Dezember lauteten:

»Den in den albanischen Grenzgebirgen verfolgenden österreichisch-ungarischen Kolonnen fielen in den beiden letzten Tagen über 6500 Gefangene und Versprengte in die Hände. Zwischen Rozai, das gestern genommen wurde, und Ipek hat der Feind 40 Geschütze zurücklassen müssen. Nach entscheidenden Niederlagen, die die Armee des Generals Todorow in einer Reihe kühner und kräftiger Schläge während der letzten Tage den Franzosen und Engländern beibrachte, befinden sich diese in kläglichem Zustande auf dem Rückzug nach der griechischen Grenze und über dieselbe. Die Verluste der Feinde an Menschen, Waffen und Material aller Art sind nach dem Bericht unseres Verbündeten außerordentlich schwer.«

»Die Lage ist nicht wesentlich verändert. Bei der Armee des Generals von Koeveß wurden gestern über 900 Gefangene eingebracht. Bei Ipek sind 12 moderne Geschütze erbeutet, die die Serben dort vergraben hatten. Hinter unserer Front wurden in den letzten Tagen über 1000 versprengte Serben festgenommen. In Mazedonien hat die Armee des Generals Todorow die Orte Doiran und Gewgheli genommen. Kein Engländer und Franzose befindet sich in Freiheit auf mazedonischem Boden. Nahezu zwei englische Divisionen sind in diesen Kämpfen aufgerieben worden.«

Das österreichische Pressequartier hatte noch mit 9. Dezember bekannt gegeben: »Morgen sind es 500 Tage, seit mit der Mobilmachung eines Teiles der österreichisch-ungarischen Wehrmacht gegen Serbien der Weltkrieg begonnen hatte. Der erste serbische Feldzug endete im Dezember 1914 mit der Räumung Serbiens durch die bis an die Kolubara vorgedrungenen Angreifer, deren Zahl dem Aufgebot der serbischen Verteidigungsarmeen nicht überlegen war, und die unter der Einwirkung ungünstiger Verhältnisse den angestrebten Erfolg nicht erreichen konnten. Nach dem Rückzug über die Grenzflüsse stand der serbische Krieg, abgesehen von kleinen Einbrüchen in Bosnien und der Herzegowina, an den alten Grenzen völlig still. Erst der zweite Feldzug brachte die schon vor einem Jahre angestrebte Entscheidung. Diesmal haben österreichisch-ungarische, deutsche und bulgarische Truppen in rund 50 Tagen den Widerstand der durch ihre Verbündeten mit Artillerie und Kriegsmaterial aller Art reichlich versorgten serbischen Armeen, deren gewaltige Lücken durch neue Aufgebote, hauptsächlich aus den neuserbischen Gebieten, aufgefüllt worden waren, vollständig gebrochen und die Reste der geschlagenen serbischen Armee über die Grenzen Montenegros und Albaniens aus dem eigenen Lande hinausgeworfen. Die serbische Artillerie ist bis auf etliche Geschütze vollständig in den Händen der Sieger. Von den Truppen sind bereits drei Fünftel kriegsgefangen, mehr als ein Fünftel betrugen die blutigen Verluste und kaum 50 000 Mann sind im Westen und Süden des Amselfeldes in kleinste Abteilungen zersprengt, ohne Munition und Lebensmittel, und Tag für Tag immer mehr gewillt, sich den Verfolgern auch kampflos zu ergeben.«

Die österreichische und die deutsche Meldung vom 13. Dezember besagten:

»Die Verfolgungskämpfe in Nordost-Montenegro nehmen ihren Fortgang. Bei Korito wurden 800 Gefangene, bei Ipek neuerlich 12 serbische Geschütze eingebracht. Unsere Flieger bewarfen das Lager, bei Berane erfolgreich mit Bomben.«

»Südwestlich und südlich von Plevlje haben die österreichisch-ungarischen Truppen den Feind erneut zum Weichen gebracht. Dort und in den ostmontenegrinischen Bergen wurden etwa 2500 Gefangene eingebracht.«

Der nächste bulgarische Bericht teilte am 11. Dezember mit: »Wir setzten heute die Verfolgung der englisch-französischen Truppen auf beiden Ufern des Vardar in der Richtung von Gewgheli und Doiran fort. Diejenigen Teile unserer Streitkräfte, welche auf dem rechten Vardar-Ufer vorrücken, griffen die Franzosen auf der ganzen Front an und nahmen deren Stellungen bei den Dörfern Miletkowo und Smokawitza und bei der Höhe 720 südwestlich Kowanetz im Sturm. Die 122. französische Division, die aus den Regimentern Nr. 45, 84, 115 und 284 zusammengesetzt ist und in diesem Abschnitt operierte, erlitt große Verluste an Verwundeten, Toten und Gefangenen. In einem einzigen Schützengraben bei Miletkowo wurden 100 Leichen gefunden. Die Kavallerie, die die Flanke unserer Armee deckt, griff bei dem Dorfe Negortzi ein französisches Bataillon an, das sie zersprengte, wobei sie dessen Kommandanten gefangennahm. Unsere auf dem linken Ufer des Vardar operierenden Abteilungen warfen mittels eines kräftigen Angriffs die englisch-französischen Truppen aus der von ihnen auf der Linie Baba-Berg, Cote 51, Dorf Dedeli, Cote 670 und Cote 610 ausgebauten Stellung, die sie besetzten. Die Engländer zogen sich nach Südosten in der Richtung des Dorfes Karauglarlar und die Franzosen nach Südwesten in der Richtung des Dorfes Bogdantzi zurück. Die englisch-französische Stellung bei dem Dorfe Furka wurde mittels eines Bajonettangriffes erobert. Die mazedonische Division, welche dem Feinde in diesem Abschnitt nachsetzte, durchbrach im Laufe der Verfolgung die Front der englisch-französischen Truppen, nahm das Dorf Bogdantzi und schnitt auf diese Weise die französischen Abteilungen, welche zwischen dem Kozluderefluß und dem Vardar operierten, von den Engländern ab, die sich südlich von Furka und dem Doiran-See zurückzogen. Wir machten zahlreiche Gefangene, darunter fünf Offiziere. Die genaue Zahl der Siegesbeute ist noch nicht festgestellt. Die Gefangenen und Toten gehören zumeist der englischen Armee und der Division des Generals Bailloud an, welche die französischen Infanterie-Regimenter Nr. 175 und 176 sowie zwei Zuaven-Regimenter umfaßt. Gegen 2 Uhr nachmittags stand Gewgheli in Flammen.«

Vom Kriegsschauplatz in Montenegro: Geschütztransport im Gebirge durch österreichisch-ungarische Soldaten.

Einen stolzen Siegesbericht gab sodann die bulgarische Heeresleitung am 15. Dezember: »Der 12. Dezember des Jahres 1915 wird für die bulgarische Armee und das bulgarische Volk von großer historischer Bedeutung bleiben. Heute hat unsere Armee die letzten drei mazedonischen Städte, welche sich noch in den Händen unserer Feinde befanden, besetzt: Doiran, Gewgheli, Struga. Die letzten Kämpfe mit den Engländern, den Franzosen und den Serben spielten sich an den Ufern der Seen von Doiran und Ochrida ab. Der Feind wurde überall geschlagen. Mazedonien ist befreit, und auf dem mazedonischen Boden befindet sich kein einziger feindlicher Soldat mehr. Ueber die Operationen dieses Tages wird folgendes gemeldet: Nach der gestrigen Niederlage der Engländer und Franzosen auf dem rechten Vardar-Ufer und nach dem Durchbruch im Zentrum nahe beim Dorfe Furka zog sich der Feind gegen das neutrale griechische Gebiet zurück, von unseren Truppen verfolgt bis zur griechischen Grenze. Die Stadt Doiran wurde mittags 12 Uhr genommen. Die Bevölkerung nahm unsere Truppen mit unbeschreiblichem Jubel auf. Unaufhörlich durchbrausten Hurrarufe auf unseren Zaren die Luft. Unsere Soldaten wurden mit Blumen überschüttet. Die Gefangenen wie die Toten und Verwundeten gehören hauptsächlich der 10. und 22. englischen Division an, bestehend aus den Infanterie-Brigaden Nr. 29, 30, 31, 65, 66 und 67, welche endgültig geschlagen wurden und auf ihrem Rückzuge Kanonen, Gewehre usw. zurückgelassen haben. Das ganze Kampffeld ist mit Ausrüstungs-Gegenständen übersät. Bisher wurden 200 gefangene englische Soldaten gezählt. Die Kolonne, die die Franzosen auf dem rechten Ufer des Vardar verfolgte, warf die französischen Truppen nach einem kühnen und energischen Angriff aus ihren Stellungen hinaus und drängte sie nach der griechischen Grenze. Um 5 Uhr 20 Minuten nachmittags wurde die Stadt Gewgheli von unseren Truppen besetzt. Die Franzosen haben vor ihrem Rückzuge die Kasernen und die Stadt mit zwei Krankenhäusern in Brand gesteckt; die Eisenbahnbrücke über den Vardar südlich von Gewgheli wurde gesprengt. Die Zahl der Gefangenen und der Trophäen ist noch nicht gezählt. Die Armee des Generals Sarrail ist von der Linie Doiran-Gewgheli an die griechische Grenze zurückgeworfen. Es muß anerkannt werden, daß die französischen Truppen viel tapferer als die englischen kämpften. In den zehntägigen Operationen, welche in der Geschichte als die »Operationen am Vardar und Karassu« werden bezeichnet werden, kämpfte gegen unsere Truppen eine Armee von 97 000 Franzosen und 73 000 Engländern, im ganzen also über 170 000 Mann mit 600 Feldgeschützen, 130 Gebirgsgeschützen und 80 schweren Haubitzen. – Die letzten Reste der serbischen Armee, welche von Bitolia über Ochrida und Struga nach Albanien zurückweichen, zogen sich nach ihrer Niederlage bei Ochrida am linken Ufer des Schwarzen Drin zurück, wobei sie alle Brücken über diesen Fluß vernichteten. In der Frühe des heutigen Tages haben unsere Truppen bei Struga den Fluß Drin passiert. Südlich dieser Stadt griffen sie die serbischen Truppen energisch an, machten 400 Gefangene und nahmen drei Geschütze. Die Verfolgung in der Richtung gegen Elbassan wird fortgesetzt.«

Die Mobilmachung der bulgarischen Armee wurde am 10. (23.) September erklärt. Sechs Tage später begann die Konzentration der Truppen. Die Operationen gegen die Serben wurden am 1. (14.) Oktober begonnen, und 40 Tage später, d. h. am 10. (23.) November, war die serbische Armee bei Pristina und Verisowitsch endgültig geschlagen und auf albanisches Gebiet zurückgedrängt. Am 16. (29.) November wurden bei Prizren und Kula Ljuma die letzten Reste der serbischen Armee gefangen genommen. Am 20. November (3. Dezember) begannen die Operationen am Vardar und Karassu gegen die Engländer und Franzosen. Im Laufe von zehn Tagen war die Expeditionsarmee des Generals Sarrail geschlagen und auf neutrales Gebiet zurückgeworfen. Am 29. November (12. Dezember) war ganz Mazedonien befreit, und kein einziger feindlicher Soldat befand sich mehr auf mazedonischem Boden. Dies war der Tag seiner Befreiung.

Folgende Depesche des Kommandierenden der zweiten französischen Armee war charakteristisch für die Franzosen: »Die französischen Truppen haben in den von ihnen besetzten Ortschaften die ganze Bevölkerung zurückgedrängt und auf alle ihre Güter, Lebensmittel, Hausgerät, Vieh usw. Hand gelegt.« – Da die Franzosen jedoch ihren Mißerfolg voraussahen, hatten sie die Nahrungsmittel wieder an jeden verteilt und den Rest auf ihrem Rückzug verstreut. Die besseren Gebäude wurden in Brand gesteckt, so daß die Bevölkerung nach ihrer Rückkehr kein Dach und keine Nahrung mehr finden konnte.

Die von Plevlje aus vordringenden österreichisch-ungarischen Streitkräfte des Generals von Koeveß hatten am 14. Dezember auch die montenegrinischen Stellungen südlich der Vrana Gora in ganzer Breite genommen. Eine Kolonne drang in der Verfolgung bis an die Tara-Schlucht vor und zersprengte bei Glibaci ein feindliches Bataillon. Andere Truppen kamen bis Grab. Auf den Höhen unmittelbar östlich von Berane standen nebst unseren Abteilungen auch Moslims und Albaner gegen die Montenegriner im Kampf. Die Zahl der eingebrachten Gefangenen betrug 340 Soldaten und 150 Wehrpflichtige.

Der Wiener Bericht vom 16. Dezember besagte: »Unsere Truppen warfen gestern den Feind auch südlich von Glibaci in die Tara-Schlucht hinab. Andere österreichisch-ungarische Kolonnen gewannen unter heftigen Kämpfen die Höhen unmittelbar nördlich von Bijelopolje und das Gelände halben Weges zwischen Rozaj und Berane. Westlich von Ipek hat der Gegner den Rückzug gegen Plava und Gusinj angetreten. Die Zahl der gestern mitgeteilten Gefangenen erhöhte sich auf 900 Mann.«

Am nächsten Tage depeschierte Feldmarschall Mackensen: »Bijelopolje ist im Sturm genommen, Ueber 700 Gefangene sind eingebracht.«

Im serbischen Morast. Unsere Aufnahme ist ein kleiner Beleg dafür, wieviel die in Serbien vordringenden verbündeten Truppen durch Schmutz, Schlamm und Sumpf zu leiden hatten. Das Tragtier ist bis an die Brust in den Morast eingesunken und muß von den Feldgrauen befreit werden.

Sehr vorteilhaft waren überhaupt die siegreichen Fortschritte auf montenegrinischem Boden. Oestlich Glibaci führte der Vorstoß einer im Raume Mauce Cjurajevictara operierenden Kolonne zur Vertreibung des die Höhen nördlich der Tara-Schlucht noch haltenden Gegners. Gleichzeitig arbeiteten sich die von Grab in südöstlicher Richtung vorrückenden Streitkräfte bis zu dem Bijelopolje säumenden Gipfelzug vor. Die ihnen entgegenarbeitende Kolonne von Rozaj stand etwa zehn Kilometer von Berane. Die westlich Ipek kämpfenden Abteilungen drängten den Feind gegen den Plavokosee zurück. Durch dieses rasche Vorrücken war jetzt mit Ausnahme eines schmalen Streifens nahezu ganz Neu-Montenegro in den Händen der österreichisch-ungarischen Truppen.

Unter der Ueberschrift »Rückzugsstrategie« schrieb in diesen Tagen ein englischer Politiker: »Die britischen Armeen sind wieder mit Bewegungen beschäftigt, mit denen wir seit August 1914 schmerzlich vertraut geworden sind: sie gehen in Serbien und in Mesopotamien »auf eine neue Frontlinie« zurück. Der Krieg besteht im wesentlichen aus diesen strategischen Rückzügen. Wir senden unzureichende Truppen aus, die durch die überwältigende Mehrheit des Feindes oder schwierige Bodenbeschaffenheit zum Stehen gebracht werden. Sie kämpfen mit glänzendem Mute, gewinnen ein bis zwei Erfolge und ziehen sich danach zurück. So ist es bei Mons, bei Antwerpen, in Serbien, auf Gallipoli und in Mesopotamien geschehen. Wir begannen den Krieg damit, daß wir zwei Armeekorps nach Belgien schickten: sie kamen zu spät und sahen sich einem überlegenen Feind gegenüber. Ihr Rückzug war großartig, aber unheilvoll. Die britische reguläre Armee erhielt einen Schlag, von dem sie sich nie erholt hat. Unsere einzigen ausgebildeten Truppen verloren eine unverhältnismäßig hohe Zahl von Offizieren und Mannschaften und viel Kriegsmaterial. Unsere beste Kriegsmaschine erlitt gleich am Anfang eine schwere Betriebsstörung.« In dem Artikel wurden weiter die Unternehmungen auf Gallipoli in Serbien und in Mesopotamien erörtert, und es hieß dann: »Ist das Strategie oder vernünftige Politik? Können wir erwarten, durch eine Reihe von unnützen Vorstößen, die mit Rückzug enden, den Krieg zu gewinnen? Können wir diese andauernden Verluste an Männern und Geld, denen kein militärisches Ergebnis entspricht, aushalten? Wir reden von einem Erschöpfungskrieg, aber wir werden die Erschöpfung stärker empfinden als der Feind, wenn dieses System fortgesetzt wird.«

Südöstlich von Celebjc vertrieben die Oesterreicher am 17. Dezember die Montenegriner aus dem letzten Stück bosnischen Bodens, das sie noch besetzt gehalten hatten. Die österreichischen Truppen erreichten auch in diesem Raume die Tara-Schlucht. Bijelopolje war in ihrem Besitz. Die k. u. k. Streitkräfte nahmen die Stadt nach umfassendem Angriff nach heftigen Kämpfen und brachten bis zum Abend 700 Gefangene ein. Die Verfolgung des westlich von Ipek weichenden Gegners war im Gange. Die Montenegriner zündeten auf ihrem Rückzuge überall die von Moslims bewohnten Ortschaften an.

Feldmarschall Mackensen drahtete am 18. Dezember: »Beim Kampf um Bijelopolje wurden im ganzen 1950 Mann, darunter eine geringe Anzahl Montenegriner, gefangen genommen. Das Gebiet nordöstlich der Tara abwärts von Mojkavac ist vom Feinde gesäubert. Den österreichisch-ungarischen Truppen sind bei den erfolgreichen Kämpfen der letzten fünf Tage in dieser Gegend 13 500 Gefangene in die Hände gefallen.«

Bei den letzten Kämpfen der Bulgaren gegen Engländer und Franzosen verwendeten diese »Kulturvölker« wieder Dum-Dum- und Explosivgeschosse. Die bulgarische Regierung richtete deshalb an ihre Verbündeten und an die neutralen Staaten folgendes Schriftstück: »Im Laufe der Kampfhandlungen, die sich auf der Südfront Mazedoniens abgewickelt haben, ist wiederholt in einer gänzlich unbestreitbaren Weise festgestellt worden, daß entgegen den Kriegsgebräuchen und entgegen den entschiedenen Vorschriften der Haager Abkommen, sowie ungeachtet der wiederholten Einsprüche der bulgarischen Regierung die englischen und französischen Truppen von sogenannten Dum-Dum-Kugeln und einer anderen Art von Geschossen mit doppeltem Mantel Gebrauch machen, die beim Ausschlagen auf das Ziel platzen. Die Berichte der maßgebenden königlichen Behörde stellen sämtlich fest, daß die Kugeln, indem sie buchstäblich das Fleisch zerreißen, die Knochen in Stücke zersplittern und furchtbare Wunden hervorrufen, die sehr leicht infizieren und deren Heilung durch die gewöhnlichen Methoden fast unmöglich ist, so daß in der Mehrzahl der Fälle, wo es sich um Verwundungen von Gliedmaßen handelt, zur Amputation geschritten werden muß, wenn man das Leben der Verwundeten retten will. Die Krankenhäuser von Mazedonien, insbesondere jene in Skoplje (Uesküb), sind auf diese Weise mit Verwundeten überfüllt, die wahrhaft unaussprechliche Grausamkeiten und die quälendsten Leiden aufweisen. Die Art, wie die englischen und französischen Truppen den Krieg führen, erweckt den Abscheu jedermanns, der die Opfer zu sehen bekommt. Im Namen der heiligen Pflicht, die ihr die Gefühle der Menschlichkeit auferlegen, erhebt die Königliche Regierung zum dritten Male seit dem Beginn des Feldzuges entrüsteten Einspruch gegen diese barbarischen Mittel, die die Zivilisation aus der Welt geschafft zu haben glaubte. Die Regierung erklärt ferner, daß sie, da sie weder die Mittel noch den Wunsch hat, zu einem Vorgehen gleicher Art zu greifen, gegen die englischen und französischen Kriegsgefangenen und Staatsangehörigen die strengsten Vergeltungsmaßnahmen anwenden wird in der Hoffnung, diejenigen, die die Truppen des Vierverbandes in Mazedonien befehligen, zur Achtung der Kriegsgebräuche der von ihren Regierungen unterzeichneten Abkommen zu bestimmen.«

Die Verfolgungskämpfe in Montenegro nahmen am 19. Dezember einen günstigen Verlauf. Wir brachten gestern etwa 800 montenegrinische und serbische Gefangene ein. Bei den Kämpfen gegen die Montenegriner ist es vorgekommen, daß uns der Feind – Ergebung vortäuschend – mit aufgehobenen Armen und mit Tücherschwenken entgegenlief und so zu vorübergehendem Einstellen des Feuers bewog, daß er dann aber unsere Linien plötzlich aus nächster Nähe mit Handgranaten zu bewerfen anfing. Es ist selbstverständlich, daß solche schmählichen Kriegslisten eine entsprechend scharfe Ahndung gefunden haben.

Bei den Kämpfen nordöstlich der Tara sind, wie nachträglich gemeldet wurde, drei Gebirgs- und zwei Feldgeschütze erbeutet worden. Bei Majkovac fanden weitere für die österreichisch-ungarischen Truppen günstige Kämpfe statt. Mehrere hundert Gefangene wurden eingebracht.

Im gerade tagenden Deutschen Reichstag gedachte der Präsident Kämpff unter wiederholtem lebhaften Beifall des Hauses der braven Truppen und der genialen Führer unseres Heeres und der Heere unserer Verbündeten und hob besonders noch die Räumung von Gallipoli seitens der englischen Truppen hervor, die in diesen Tagen vollzogen wurde. Dieses Ereignis bedeute nicht nur eine gewaltige militärische und moralische Niederlage unserer Gegner, sondern auch einen Triumph der türkischen Massen.

Die Truppen des Generals von Koeveß erstürmten am 20. Dezember die stark ausgebauten feindlichen Stellungen am Tara-Knie südwestlich von Bijelopolje und bei Godusa nördlich von Berane. In den Kämpfen an der Tara wurden drei Gebirgskanonen, zwei Feldkanonen und 1200 Gewehre erbeutet.

Das bulgarische Hauptquartier veröffentlichte folgende Mitteilung: »Englische und französische Zeitungen haben Nachrichten aus Saloniki veröffentlicht, die besagen, daß sich Ueberläufer des elften Regiments ergeben hätten, die als Grund ihrer Fahnenflucht die ihnen zuteil gewordene schlechte Ernährung, die von ihnen erduldeten Strapazen und die schlechte Behandlung angegeben haben sollen, die ihnen die deutschen Offiziere hätten angedeihen lassen, und die die Soldaten derart erbittert habe, daß in den Reihen der bulgarischen Armee eine Revolution nahe bevorstehe. Dieselben Ueberläufer sollen auch erzählt haben, daß die im Lande verbliebene Bevölkerung sehr unzufrieden sei, da Mangel an den allernotwendigsten Gegenständen herrsche. Andererseits meldet eine andere englische Zeitung eine angebliche Meuterei eines Bataillons des 14. Regiments, das vier seiner Offiziere getötet hätte. Alle diese Nachrichten enthalten nicht ein Körnchen Wahrheit. Um den tendenziösen Charakter der Erfinder bloßzulegen, genügt es, zu sagen, daß das von den erwähnten Blättern zitierte elfte Regiment ausschließlich gegen die Serben gekämpft hat und jetzt, nachdem es dem Heere des Königs Peter den Gnadenstoß versetzt hat, in Prizren garnisoniert, daß die Nachricht über seine Anwesenheit an der englisch-französischen Front daher eine Mystifikation ist. Was das 14. Regiment anbelangt, so ist der Generalstab stolz darauf, zu erklären, daß dieses Regiment sich niemals gegen seine Pflicht vergangen hat, und daß die Engländer bei den jüngsten Operationen südlich von Strumica die Kraft seines Elans und seine unwiderstehlichen Bajonettangriffe haben verspüren können.«

Die österreichische Offensive gegen Montenegro langte in der Tara-Schlucht an. Sie ging von dem 1086 Meter hohen Berg Djedovac als Zentrum aus. Aus den gegenüber dem Djedovac gelegenen Häusern und Hütten, die den Montenegrinern als Deckung dienten, flüchteten sie nach der ersten Granate. Die Montenegriner pflegten der Artillerie immer schleunigst aus dem Wege zu gehen. Um so beschwerlicher war die infanteristische Säuberung des Geländes, da der Feind einen Guerillakrieg führte und auch jede Andeutung von einer Straße hier aufhört. Den heftigsten Widerstand leisteten die Montenegriner bei dem Orte Glibaci, wo sie sich befestigt hatten. Sie wurden aber aus ihren Verschanzungen geworfen, und ihr Rückzug artete in wilde Flucht aus. Unter den gemachten Gefangenen befanden sich auch serbische Soldaten. Die österreichischen Armeen standen nun vor den Toren Alt-Montenegros. Die Serben und Montenegriner ergaben sich in immer größeren Mengen, was einer Lockerung der Kommandogewalt und dem Brotmangel zuzuschreiben war. Die Gefangenen gestanden ein, daß das Verhältnis zwischen Serben und Montenegrinern das denkbar schlechteste war. Es kam sogar zu Prügelszenen zwischen ihnen.

Am Weihnachtstage wurde aus Sofia berichtet: »Hier trafen 1200 gefangene Engländer und Franzosen ein, von denen etwa 400 im hiesigen Gefangenenlager untergebracht werden. Als der Zug durch die Straßen Sofias zog, hörte man nur Worte tiefsten Bedauerns über das herzergreifende Aussehen dieser Halbverhungerten, besonders der englischen Soldaten, von denen viele ohne Schuhe und ohne Mantel waren. Der den Transport führende bulgarische Unteroffizier erzählte, in den Straßen von Radomir wären gefangene Serben, als sie erfuhren, daß gefangene Engländer und Franzosen durchgeführt würden, nach eingeholter Erlaubnis unter Bewachung zum Bahnhof gekommen, indem sie mit bitterer Ironie erklärten, sie seien erschienen, um endlich ihre Bundesgenossen in der Nähe sehen zu können.«

Die Bulgarische Telegraphen-Agentur schrieb: »In der ausländischen Presse findet sich eine Flut von Meldungen über eine angebliche Beschießung von Warna durch drei russische Schiffe, nämlich ein Panzerschiff und zwei Torpedoboote, die 16 militärische Transportschiffe geleitet hätten, und welche bereits mit der Ausschiffung von Truppen an der bulgarischen Küste begonnen haben sollten. Der Ursprung dieser durchaus phantastischen Nachrichten ist in dem zufälligen Zusammenstoß zu suchen, der zwischen vier russischen Torpedobootzerstörern und einem bulgarischen Torpedoboot stattfand, das vor dem Kloster Heiliger Konstantin unweit Warna vor Anker lag. Bei diesem Zusammenstoß sind bekanntlich lediglich etwa 50 Kanonenschüsse gewechselt worden, ohne daß irgend ein Schaden verursacht wurde. Die russischen Torpedobootzerstörer zogen sich zurück, ohne die Stadt beschossen zu haben. Es erübrigt sich, hinzuzufügen, daß kein Versuch zur Landung von russischer Seite unternommen wurde.«

Beim englischen Kriegsamt waren zu Weihnachten 1915 sehr beunruhigende Nachrichten aus Mesopotamien und Aegypten eingelaufen. Danach sollten sich die Araberstämme überall in hellem Aufruhr gegen die englische Herrschaft befinden. Die Aufruhrbewegung hatte bis ins Innere Aegyptens übergegriffen. Die Militärstationen im Innern des Landes wurden überall verstärkt. Die Fremden mußten sich in die Fremdenkolonien begeben, wo sie unter militärischem Schutz standen. Der Handel im Innern hatte fast ganz aufgehört. Ueberall bereitete man sich auf kommende Ereignisse vor. Durch ein allgemeines Waffenverbot wollte man dem sich enorm ausbreitenden Waffenschmuggel ein Ende machen.


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