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Die Entwaffnung Montenegros.

Montenegros Heer wurde in der zweiten Januarhälfte entwaffnet – trotzdem die Engländer und Franzosen und Italiener amtlich erklären ließen, »das montenegrinische Heer denke nicht an Frieden und kämpfe unter König Nikita weiter.« Dabei war dieser König längst ohne Heer und wurde von den starken Bundesgenossen nach Frankreich in sicheren Gewahrsam gebracht.

Die österreichische Heeresleitung konnte am 18. Januar melden: »Die Verhandlungen, die die Waffenstreckung des montenegrinischen Heeres zu regeln haben, begannen gestern nachmittag. Unsere Truppen, die inzwischen noch Virpazar und Rjeka besetzt hatten, haben die Feindseligkeiten eingestellt. Bei Virpazar wurden zwanzig Stahlkanonen erbeutet.«

Die Eroberung Montenegros hatte auch in belgischen Kreisen Bestürzung hervorgerufen. Das in Havre erscheinende belgische Blatt »Echo Belge«, das der belgischen Regierung treu zur Seite stand, schrieb: »Leider können wir unsere Trauer und unseren Abscheu nicht verbergen. Wenn das heldenhafte Montenegro auf diesem Punkt angekommen ist, so war das die Schuld Italiens. Wenn auch die italienische Regierung mildernde Umstände vorschützte, die öffentliche Meinung in den Ländern der Entente, vor allen Dingen in Italien, wird die Regierung des Königs Viktor Emanuel verantwortlich machen. Wir müssen nur das Endergebnis ins Auge fassen, sagte ein italienischer Minister. Nun wohl, aber man hätte dieses Endergebnis sehr beschleunigen können, wenn man die Oesterreicher verhindert hätte, den Lovcen zu nehmen, und wenn man sie an den Ufern des Lim hätte aufhalten können. Ein Armeekorps hätte dafür genügt, das selbstverständlich teurer auf dem Balkan zu unterhalten gewesen wäre als in den Alpen.«

Die Nachricht von der bedingungslosen Uebergabe der montenegrinischen Streitmacht und der von König Nikita an den Kommandanten der österreichisch-ungarischen Truppen gerichteten Bitte um Frieden traf bereits am 14. Januar in den deutschen Schützengräben ein. Sie wurde dann aus der vordersten Linie in leeren Konservenbüchsen den Franzosen hinübergeworfen oder auch nur zugerufen. Charakteristisch für die politische Reife und den ursoldatischen Sinn der deutschen Mannschaften war ihre Auffassung über dieses so angenehme und überraschende Ereignis. Man betrachtete es ausschließlich als höchste militärische Ruhmestat ihrer so bewährten, getreuen Bundesbrüder, die man um so höher einschätzte, als die Briefe und Erzählungen ihrer eigenen Kameraden über die unerhörten Schwierigkeiten des serbischen Feldzuges schon einen starken Vorgeschmack und gründliche allgemeine Aufklärung geliefert hatten. Darum regte sich auch in erster Linie der soldatische Stolz über diese neue glänzend bestandene Feuerprobe an unbeugsamer Energie und Zähigkeit, die kaum möglich scheinendes so schnell verwirklichte.

Ein angesehener Neutraler, der aus Cetinje zurückkehrte, schilderte die letzten Stunden vor der Besetzung der Stadt: Am 7. Januar war das Bombardement des Berges Lovcen sehr heftig. Der König begab sich, das Gewehr auf der Schulter, zu seinen ermüdeten Truppen, um sie aufzumuntern. Am Mittag wurde bekannt, daß die Lage kritisch sei. Sämtliche Läden in Cetinje wurden geschlossen, und die Bewohner, alte und junge Männer, zogen nach dem Lovcen, um ihren Kameraden zu helfen. Es war aber zu spät. Der Berg war bereits von den Oesterreichern erobert worden. Die Oesterreicher entsandten einen Parlamentär, um den Montenegrinern einen Waffenstillstand anzubieten; sie verlangten, daß die montenegrinische Armee und die serbischen Truppen in Montenegro aufgelöst würden und ihre sämtlichen Waffen ablieferten. Die Männer sollten dann in ihre Dörfer zurückkehren. Der König glaubte diese Bedingungen nicht ohne weiteres annehmen zu können, und am Morgen des 8. Januar begab sich der Premierminister nach Skutari, um die serbische Regierung zu Rate zu ziehen, die sich aber weigerte, der Kapitulation zuzustimmen. Die Lage der montenegrinischen Armee war aber so jämmerlich geworden, daß der König sich zur Waffenstreckung entschloß.

Aus dem k. u. k. Kriegspressequartier wurde gemeldet: »Die Nachricht von der Waffenstreckung der Montenegriner weckte unter den Soldaten unbeschreiblichen Jubel. Südlich Berane und an der Tara, wo den montenegrinischen Truppen der Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten noch nicht zugekommen war, dauerten die Geplänkel noch an, dagegen hatte in und um Virpazar, wo die k. u. k. Truppen viel Material der Eisenbahn nach Antivari erbeuteten, die Waffenabgabe schon begonnen. Virpazar und Rjeka sind in den Händen der österreichisch-ungarischen Truppen. Zur Leitung der Friedensverhandlungen mit Montenegro hatte sich der frühere Gesandte Dr. Eduard Otto nach Cetinje begeben. Otto war seit November 1913 beim montenegrinischen Hof beglaubigt und blieb bis 5. August 1914 auf seinem Platze. Früher diente er in Teheran, wurde dann dem Ministerium des Aeußern zugeteilt. Nun ging er wieder nach Montenegro, wo die Leitung des diplomatischen Teiles der Friedensverhandlungen nunmehr seine Aufgabe war.«

Das »neutrale« Griechenland lag inzwischen an der englisch-französischen Sklavenkette. Aus Athen war eine Nachricht nach Konstantinopel gelangt, wonach die im Hafen von Phaleron gelandeten französischen und englischen Truppen auf die Schiffe zurückgezogen wurden, nachdem sie die Benutzung der verschiedenen Seekabel den griechischen Händen entzogen hatten. Der Drahtverkehr von Athen nach den Ländern des Vierbundes geschah nur in offener Schrift. Die Archive der Gesandtschaften des Vierbundes wurden verbrannt, damit sie nicht in die Hände der Vierverbandmächte fallen konnten. Auf dem griechischen Gebiet zwischen Saloniki und der bulgarischen Grenze ließen die Franzosen sämtliche Brücken und Kunstbauten sprengen.

Nachdem nun an alle montenegrinischen Frontabschnitte der Befehl gelangt war, den Kampf einzustellen, herrschte völlige Waffenruhe. Die Waffenniederlegung ging ungestört vor sich. Die Montenegriner waren nach den Erfahrungen, die die Serben machen mußten, froh, daß der Krieg für sie zu Ende war und daß ihrer nicht der einem unbekannten Schicksal entgegenführende Leidensweg harrte, den ihre serbischen Bundesgenossen eingeschlagen hatten. Die Okkupationstruppen hatten überall begonnen, Lebensmittel abzugeben, da das Land von solchen nahezu entblößt war. Die Volksstimmung war dadurch den österreichisch-ungarischen Soldaten sehr freundlich geworden. Der Schritt der Regierung und des Königs wurde von allen montenegrinischen Kreisen, die von der Aufopferung für die Entente längst nichts mehr wissen wollten, sehr günstig beurteilt. Es herrschte deshalb durchaus keine gedrückte Stimmung.

Wie der römische, so erging sich auch der Pariser Mitarbeiter der »Times« in gehässigen Verdächtigungen des Königs Nikita. Er behauptete, die Verbündeten hätten schon seit einiger Zeit geahnt, wie es um Montenegro stehe. Der Argwohn sei geweckt worden durch die Zusammenkunft des Prinzen Peter (des jüngsten Sohnes Nikitas) mit dem früheren österreichischen Attaché, ferner durch den Wechsel in der montenegrinischen Regierung, durch die (widerrufene) Abreise des Prinzen Mirko, der mit seinem Vater nicht übereinstimmte, nach Rom, durch Haltung und Aeußerungen der Wiener Aerzte des Königs und durch die Leichtigkeit, mit der die Oesterreicher den Lovcen erobert hätten.

Das montenegrinische Generalkonsulat in Paris veröffentlichte folgende Note: »Die Blätter melden, daß das unglückliche Montenegro sich ins Unvermeidliche habe schicken müssen, nachdem es unter ganz besonders ungünstigen Verhältnissen heldenhaft gekämpft hatte. Wenn der König und die Regierung nachgegeben haben, so muß man als sicher annehmen, daß die Armee ihre letzte Munition verschossen hatte; sogar die Flucht war unmöglich geworden, da der Feind an den Grenzen stand, und da es wegen der erbitterten Feindseligkeit von seiten Albaniens keinen Ausweg über das Meer gab. Wenn die serbische Armee aus Serbien hat entkommen können, so hatten doch die schwachen und durch Entbehrungen aller Art erschöpften montenegrinischen Truppen kein Mittel, auf befreundetem Gebiet eine Zuflucht zu suchen. Man wird über die Bedingungen, unter denen die Feindseligkeiten eingestellt wurden, Erörterungen und Schlußworte zu hören bekommen: die Einzelheiten darüber stammen übrigens von feindlicher Seite. Man wird sogar die unglücklichen Besiegten mit Schimpf überhäufen, aber das wird weder dem Ruf des tapferen kleinen Montenegros, noch der erhabenen Heldenrolle, welche es zu seiner Ehre in dem großen Krieg gespielt hat, Abbruch tun, und Montenegro wird dem edlen Frankreich, welches ihm stets an erster Stelle weitgehende Hilfe geboten hat, so oft Montenegro seine herkömmliche Freundschaft anrief, dankbar bleiben.«

England drängte inzwischen andauernd auf die Aufgabe der Saloniki-Expedition, doch wollten die Franzosen nichts davon wissen. Die »Times« gab jetzt den Grund an, weshalb England sich gern aus Saloniki zurückziehen möchte. Das Blatt sagte, die Alliierten müßten alle Kraft im Westen einsetzen, um dort eine entscheidende Schlacht und den Sieg herbeizuführen. Die Deutschen müßten an der Westfront um jeden Preis geschlagen werden. Täglich müßten 20 000 Deutsche getötet werden, so lange, bis Deutschland einsehe, daß sein Ziel unerreichbar ist. Es sei verkehrt, gegen Deutschlands Bundesgenossen zu kämpfen; es müßten vielmehr die deutschen Soldaten getroffen werden, und das ginge eben nur im Westen. Die »Times« prahlte schließlich, die Engländer hätten bisher Erfolge erzielt durch die Besetzung von 600 000 Quadratmeilen deutscher Kolonien, was dreimal so viel sei als die von Deutschland in Frankreich und Rußland besetzten Gebiete.

Am 22. Januar wurde amtlich verlautbart: »Die Waffenstreckung des montenegrinischen Heeres, die die Vorbedingung für weitere Friedensverhandlungen bildet, ist im Gange. Die österreichisch-ungarischen Truppen traten zu diesem Zwecke, jede weitere Feindseligkeit unterlassend, den Vormarsch in das Innere des Landes an. Die montenegrinischen Soldaten haben, wo sie mit unseren Abteilungen zusammentreffen, die Waffen abzugeben und können, wenn dies ohne Widerstand geschieht, in ihren Heimatsorten unter angemessener Aufsicht ihrer Beschäftigung nachgehen. Wer Widerstand leistet, wird gewaltsam entwaffnet und kriegsgefangen abgeführt – eine solche, durch militärische Gründe sowie durch die Eigenart des Landes und seiner Bevölkerung bedingte Lösung wird am raschesten dem seit langen Jahren vom Krieg heimgesuchten Montenegro den Frieden wiederzugeben vermögen. Das montenegrinische Oberkommando wurde in diesem Sinne unterrichtet.«

Am nächsten Tage wurde hinzugefügt: »Die Waffenstreckung der Montenegriner nimmt ihren Fortgang. An zahlreichen Punkten des Landes wurden die Waffen niedergelegt. An der Nordostfront von Montenegro ergaben sich in den letzten Tagen über 1500 Serben. Die Adriahäfen Antivari und Dulcigno wurden von unseren Truppen besetzt.«

Ein von griechischem Boden aufgestiegenes feindliches Flugzeuggeschwader belegte am 23. Januar Bitolia (Monastir) mit Bomben; mehrere Einwohner wurden getötet oder verletzt.

General Koeveß, dessen Armee den entscheidenden Sieg über die Montenegriner errungen hatte, äußerte sich zu einem Kriegsberichterstatter: »Die eigentlichen diplomatischen Verhandlungen werden erst nach erfolgter vollständiger Waffenstreckung beginnen. Die vollständige Entwaffnung jedoch ist bei dem Mangel an Telegraphen eine langwierige und schwere Aufgabe, und die Kapitulation wird sich hinausziehen. Es ist zu bemerken, daß die Papiere der Parlamentäre, die das Friedensangebot überbrachten, vom König Nikolaus und den Ministern eigenhändig unterschrieben waren.«

Am 24. Januar berichtete die Heeresleitung: »Gestern abend haben wir Skutari besetzt. Einige tausend Serben, die die Besatzung des Platzes gebildet hatten, zogen sich, ohne es auf einen Kampf ankommen zu lassen, gegen Süden zurück. Ueberdies sind unsere Truppen im Laufe des gestrigen Tages in Niksic, Danilovgrad und Podgoritza eingerückt. Die Entwaffnung des Landes vollzog sich bis zur Stunde ohne Reibungen. An einzelnen Punkten haben die montenegrinischen Abteilungen das Erscheinen unserer Streitkräfte erst gar nicht abgewartet, sondern die Waffen schon vorher niedergelegt, um heimkehren zu können. Anderenorts zog der weitaus größte Teil der Entwaffneten die Kriegsgefangenschaft der ihnen freigestellten Heimkehr vor. Die Bevölkerung empfing unsere Truppen überall freundlich, nicht selten mit Feierlichkeit. Ausschreitungen, wie sie beispielsweise in Podgoritza vorgekommen waren, hörten auf, sobald die erste österreichisch-ungarische Abteilung erschien.«

In Erwartung des Feindes: Oesterreichische Soldaten verteidigen ihren Graben mit Handgranaten

Am nächsten Tage hieß es: »Die Entwaffnung des montenegrinischen Heeres geht nach wie vor glatt vonstatten. Ueberall, wo unsere Truppen hinkommen, liefern die montenegrinischen Bataillone unter dem Kommando ihrer Offiziere ohne Zögern die Waffen ab. Zahlreiche Abteilungen aus Gegenden, die noch nicht von uns besetzt sind, haben bei unseren Vorposten ihre Bereitwilligkeit zur Waffenstreckung angemeldet. In Skutari erbeuteten wir 12 Geschütze, 500 Gewehre und zwei Maschinengewehre. Alle aus feindlichem Lager stammenden Nachrichten über neue Kämpfe in Montenegro sind frei erfunden. Daß der König sein Heer verlassen hat, bestätigt sich. In wessen Händen derzeit die tatsächliche Regierungsgewalt liegt, läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit feststellen, ist aber für das militärische Ergebnis des montenegrinischen Feldzuges völlig bedeutungslos.«

Der montenegrinische Oberst Lopowats erklärte, von der ursprünglichen montenegrinischen Armee von 70 000 Mann seien nur noch 15 000 übrig geblieben, welche fast verhungert und ohne Kleidung wären. Für jedes Gewehr blieben nur 100 Patronen und für jede der 23 Kanonen nur noch 38 Geschosse. Ein achtel der Bevölkerung sei am Hungertode gestorben, weil Hilfe von nirgendwo zu erwarten war.

Eine sehr wichtige Meldung kam am 26. Januar: »Die Vereinbarungen über die Waffenstreckung des montenegrinischen Heeres wurden gestern um 6 Uhr abends von dem Bevollmächtigten der montenegrinischen Regierung unterzeichnet. Die Entwaffnung geht ohne Schwierigkeit vor sich und wurde auch auf die Bezirke von Kolasin und Andrijevica ausgedehnt.«

Am 27. Januar wurde amtlich berichtet: »In allen Teilen Montenegros herrscht, ebenso wie im Raume von Skutari, völlige Ruhe. Der größte Teil der montenegrinischen Truppen ist entwaffnet. Die Bevölkerung verhält sich durchaus entgegenkommend.«

Der montenegrinische General Wukotitsch, von dem die Ententeblätter behaupteten, daß er den Kampf gegen die österreichisch-ungarischen Truppen fortsetze, hatte sich nebst zwei anderen Generalen dem k. u. k. Kommando in Danilovgrad gestellt.

Die österreichisch-ungarischen Truppen hatten am 29. Januar Alessio und den Adriahafen San Giovanni di Medua besetzt. Es wurden viele Vorräte erbeutet. In Montenegro war die Lage unverändert ruhig. Aus verschiedenen Orten des Landes kam die Meldung, daß die Bevölkerung den österreichisch-ungarischen Truppen einen feierlichen Empfang bereitet hatte. An Waffen wurden bis jetzt, die Lovcenbeute mit eingerechnet, bei den Hauptsammelstellen eingebracht: 314 Geschütze, über 50 000 Gewehre und 50 Maschinengewehre. Die Zählung war aber noch nicht abgeschlossen.

Aus dem k. k. Kriegspressequartier wurde gemeldet: »Die Waffenstreckung in Montenegro schritt nach anfänglichen kleinen Schwierigkeiten unaufhaltsam fort. Es haben wieder zwei Brigaden die Waffen übergeben. Nach Berichten der zurückkehrenden gefangen gewesenen Offiziere, darunter Kapitän Pachner, der heldenmütige Kommandant der »Zenta«, die mit einer ganzen französischen Eskadron stundenlang kämpfte, ist die montenegrinische Armee bereits völlig aufgelöst. Im Rjekatale ist kein Mann mehr auf seinem Posten. Im Lande herrscht größte Unordnung. Viele Abteilungen weigern sich, die Waffen niederzulegen und zerstreuen sich in ihre Heimatsgemeinden. Wie groß die Verwirrung im Lande ist, beweisen allerlei Gerüchte, die über die Zustände im Lande umgehen. So heißt es, daß der Stabschef der Grahovo-Brigade ermordet sein soll. Auch andere Kommandanten sollen erschossen worden sein. In Niksic, Danilovgrad und Podgoritza fanden Plünderungen von Läden statt. Es kam dort auch zu Straßenkämpfen mit der Gendarmerie, wobei der Gendarmeriekapitän schwer verletzt wurde. Es herrscht überall Lebensmittelmangel. Fleisch ist zwar noch vorhanden, aber kein Brot; auch an Mehl, Salz und Tabak mangelt es. Gegen die Entente, besonders gegen Italien sind die Montenegriner voll grimmigem Haß. Schon in der geheimen Skuptschinasitzung vom 24. Dezember, in der das Ministerium seine Demission gab, kam dieses Gefühl zum Ausdruck. Damals wurde in geheimer Sitzung, nach Vorlage der Skutariakte, auf Veranlassung der Opposition nochmals beschlossen, den Krieg fortzusetzen, aber nur wenn die Entente ihre Versprechungen erfüllte. Die Sitzung verlief sehr stürmisch. Von der Lovcenerstürmung wurde Montenegro trotz seiner damals schon sehr merklichen Kriegsmüdigkeit völlig überrascht. Sie war für unmöglich gehalten worden, und das bewirkte nun die völlige Panik. Während des Kampfes lief der Polizeiminister in den Kaffeehäusern von Cetinje herum, um noch ein paar Dutzend Kämpfer als letztes Aufgebot zusammenzutrommeln. Inzwischen aber hatten die Verteidiger des Lovcen den unbezwinglichen Trutzberg schon in wilder Flucht geräumt, durch die Wirkung unseres schweren Geschützes vollständig demoralisiert. Während der wilden Plünderungsszenen in Podgoritza verließ der König im Auto die Stadt und begab sich nach Plavnica, von wo ihn das Verhalten der demonstrierenden Bevölkerung ebenfalls vertrieb. Ueber Skutari gelangte er nach San Giovanni di Medua, wo er sich auf einem italienischen Torpedo nach Brindisi einschiffte.«

Eine Maschine zur Herstellung feldgrauer Knöpfe. Der Uniformknopf unserer Feldgrauen mußte, um möglichst wenig aufzufallen, entsprechend umgestaltet werden. Um die Riesenmengen an Knöpfen, die trotz der großen Vorräte z. Zt. der Mobilmachung notwendig waren, liefern zu können, hat man besondere Maschinen gebaut. Die Knöpfe werden aus Tombakblech, die helleren aus Neusilber oder galvanisch verzinktem Stahlblech hergestellt. Zunächst werden die Formen ausgestanzt und zwar in runde Platten, die dann unter die Prägemaschine kommen. Die Prägung besteht aus einem Adler oder aus einer Krone, sowie dem den Knopf umfassenden Rand. Nun werden die Oesen in den noch blanken Knopf eingelötet. Die Knöpfe kommen zu diesem Zwecke in eine einer runden Platte gleichenden Maschine, die sich langsam dreht. Hier geschieht die ganze Lötung mechanisch; die bedienenden Frauen brauchen nur die Knöpfe hineinzulegen und entsprechendes Lötpulver vorher in den Hohlraum jedes Knopfes zu schütten. Jede Lage von sechs Knöpfen passiert dann sechs Flammen eines Lötgebläses. Alsdann werden die gelöteten Knöpfe abgebürstet. Das Mattmachen der Oberfläche durch ein Sandstrahlgebläse vervollständigt die Herstellung der feldgrauen Knöpfe.


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