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Der Russenkrieg im Mai 1916.

Nach der gescheiterten »großen Frühlings-Offensive«, die nach Hindenburgs Worten in Sumpf und Blut erstickt war, versuchten die Russen im weiter währenden Stellungskriege nur in kleineren Unternehmungen ihr Heil. Der Vorstoß an dem Narocz-See in den letzten Apriltagen brachte ihnen auch nur große Verluste. In der Nacht zum 1. Mai wurden aus diesem Kampfe noch vier russische Geschütze, mehrere Maschinengewehre und einige hundert Gefangene eingebracht. Die russische März-Offensive war nun auch ihres letzten bescheidenen Teilerfolges los und ledig. Alle die Stellungen, welche die Russen am 20. März südlich des Narocz-Sees eingenommen hatten, waren wieder restlos in unserer Hand. Ja, unseren tapferen Sturmtruppen gelang es, noch weiter vorzustoßen und den Russen die 2½ Kilometer breite Front Stanarocze-Gut Stachovec wegzunehmen. Welchen Wert die Russen auf diese zwischen Seen und Sümpfen eingeklemmte schmale Front legten, bewies die Anhäufung von Truppen, die in einer den Russen freilich höchst unerfreulichen Weise, in der hohen Gefangenenziffer zutage trat. Wenn demgegenüber die Zahl der von uns eroberten Geschütze gering erscheint, so erklärt sich das aus der alten Praxis der Russen, ihre Artillerie beizeiten in Sicherheit zu bringen. Gleichzeitig mit diesem kräftigen Anfall der Unseren im hohen Norden der Ostfront unternahmen die Oesterreicher an der Ikwa (zwischen Luck und Dubno) einen erfolgreichen Stoß in die feindlichen Vorstellungen; sie mußten ihre Truppen allerdings vor überlegenen russischen Angriffen aus den von ihnen erkämpften Stellungen wieder zurücknehmen.

Am 4. Mai meldete Hindenburg: »An der Front ist die Lage im allgemeinen unverändert. Unsere Luftschiffe haben die Bahnanlagen an der Strecke Molodeczno–Minsk und den Bahnkreuzungspunkt Luniniec nordöstlich von Pinsk mit beobachtetem Erfolge angegriffen.«

Das österreichische Hauptquartier meldete am 5. Mai: »Unsere Flieger belegten vorgestern den Bahnknotenpunkt Zdolbunowo südlich von Rowno mit Bomben. Im Bahnhofsgebäude, in den Werkstätten, im rollenden Material und auf den Schienenanlagen wurden Treffer beobachtet. Mehrere Gebäude gerieten in Brand. Gestern wieder überall erhöhte Geschütztätigkeit, vielfach auch Vorpostengeplänkel.«

Die Russen brachten zur Abwechselung in der Stille auch mal wieder Schiffe vor. Hindenburg meldete nämlich am 7. Mai: »Russische Torpedoboote beschossen heute früh wirkungslos die Nordküste von Kurland zwischen Rojen und Markgrafen.«

Truppen der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand vertrieben am 6. Mai südwestlich von Olyka die Russen aus einem unmittelbar vor der Front liegenden Wäldchen.

Nördlich des Bahnhofs Selburg wurden am 11. Mai fünfhundert Meter der feindlichen Stellung erstürmt. Hierbei fielen 309 unverwundete Gefangene in unsere Hand. Einige Maschinengewehre und Minenwerfer wurden erbeutet.

Nördlich des Bahnhofes Selburg wurde am 12. Mai ein russischer Angriffsversuch gegen die kürzlich genommenen Gräben durch unser Artilleriefeuer im Keime erstickt. Mehr als hundert Russen wurden gefangen genommen.

Die Vorfeldkämpfe in Ostgalizien und an der wolhynischen Front, die durch den Umstand, daß die feindlichen Stellungen zumeist 800 bis 1200 Schritte voneinander entfernt sind, sowie durch die Versuche der Russen, sich an die österreichischen Schützengräben näher heranzuschieben, hervorgerufen wurden, dauerten inzwischen ununterbrochen an und erlangten besonders in Wolhynien eine gewisse Lebhaftigkeit. Oesterreichisch-ungarische Streifkommandos gingen gelegentlich solcher Vorfeldplänkeleien gegen die feindlichen Stellungen vor und brachten auch spanische Reiter, die von den Russen als Hindernis aufgestellt worden waren, zurück.

In den nächsten Tagen wurden täglich Vorpostengefechte von der ganzen Front gemeldet. Mehrere russische Vorstöße in Bessarabien wurden von den Oesterreichern abgewiesen. Erkundigungen unserer Flieger ergaben, daß die Russen hinter ihrer Front überall eine sehr lebhafte Tätigkeit zur »neuen Offensive« entfalteten.

Südlich von Lipsk gingen deutsche Abteilungen am 30. Mai über die Schtschara vor und zerstörten eine russische Blockhausstellung.

Aus dem k. k. Kriegspressequartier wurde gemeldet: »Seit einigen Tagen entwickelten die Russen im Raume zwischen Dnjestr und Pruth eine lebhaftere Kampftätigkeit, die sich vor allem in stärkerer Artilleriebeschießung der österreichischen Stellungen äußerte. Dann trafen die Russen umfassende Vorbereitungen, durch Aushebung von Sappen und Laufgräben sich unseren Gräben zu nähern.«

Am letzten Maitage wurde gemeldet: »Lebhaftere Artilleriekämpfe, namentlich an der bessarabischen Front und in Wolhynien. Sonst keine besonderen Ereignisse.«


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