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Auf dem italienischen Kriegsschauplatz.

In den ersten Augusttagen herrschte an der Isonzofront stark erhöhte Artillerietätigkeit. Im südlichen Teile der Hochfläche von Doberdo kam es am 4. August zu heftigen Kämpfen. Das feindliche Artilleriefeuer, das schon in den letzten Tagen an Stärke zugenommen hatte, setzte im Abschnitt Monte dei Sei Busi–Monfalcone-Rücken um zehn Uhr vormittags mit größter Heftigkeit ein. Nach ununterbrochen anhaltendem vierstündigen Massenfeuer begannen um zwei Uhr nachmittags die italienischen Infanterie-Angriffe. Die ersten Versuche des Gegners, aus seinen Deckungen vorzugehen, scheiterten an der trefflichen Wirkung der braven Artillerie. Trotzdem gelang es dem Feinde, im Laufe des Nachmittags an mehreren Punkten in die österreichisch-ungarischen Stellungen einzudringen. Dank der tapferen Haltung der Infanterie wurde er jedoch im Nahkampf überall wieder hinausgeworfen, so daß um sieben Uhr abends die ganze alte Stellung wieder im Besitz der Oesterreicher war. Um diese Zeit ließ das Geschützfeuer nach und flaute bis zum Einbruch der Dunkelheit völlig ab. Mindestens sieben italienische Regimenter waren an dem mißlungenen Angriff beteiligt. 230 Mann wurden unverwundet gefangen, zwei Maschinengewehre erbeutet. Der Nordteil der Hochfläche und der Görzer Brückenkopf standen tagsüber gleichfalls unter starkem Geschützfeuer.

Am 7. August setzte das heftige Artilleriefeuer an der Isonzofront vom Tolmeiner Brückenkopf bis zum Meere von neuem ein. Nach vielstündiger, äußerst heftiger Beschießung griffen die Italiener um vier Uhr nachmittags an zahlreichen Stellen des Görzer Brückenkopfes und der Hochfläche von Doberdo an; so entwickelten sich am Monte Sabotino, bei Pevma und am Monte San Michele erbitterte Kämpfe, die die ganze Nacht hindurch andauerten und auch am 8. August noch andauerten. Gegenangriffe der österreichisch-ungarischen Truppen brachten den größten Teil der von dem Gegner im ersten Anlauf genommenen, ganz zerschossenen vordersten Stellungen wieder in eigenen Besitz. Um einzelne Gräben wurde noch heftig gekämpft. Am ersten Gefechtstage wurden 32 Offiziere, 1200 Mann gefangen. Görz stand andauernd unter schwerem Artilleriefeuer, das in der Stadt mehrere Brände verursachte. Mit weittragenden Geschützen wurde auch Sistiana beschossen.

Am nächsten Tage wurde die Räumung von Görz gemeldet. Die erbitterten Kämpfe im Görzischen dauerten mit unverminderter Heftigkeit fort. Die am Görzer Brückenkopf westlich des Isonzo kämpfenden Truppen schlugen seit dem 6. August nachmittags zahlreiche weit überlegene feindliche Angriffe blutig ab. Hierbei wurden 2932 Italiener, darunter 72 Offiziere, gefangen. Um die tapfere Besatzung des Brückenkopfes, gegen den sich immer neue wütende Angriffe der Italiener richteten, vor großen Verlusten zu bewahren, wurde sie am 8. August auf das östliche Isonzo-Ufer zurückgenommen.

Die Italiener jubelten über ihren »Sieg«! Hatten sie doch nach anderthalb Jahren blutigster Kämpfe endlich eine Stadt erobert. Auf unsere Gesamtkriegslage hatte der Verlust von Görz natürlich gar keinen Einfluß. Entsprechend der durch die Räumung des Brückenkopfes von Görz eingetretenen Lage wurde die Stadt aufgegeben und nach blutiger Abweisung neuerlicher italienischer Angriffe auf der Hochfläche von Görz die gebotene Räumung der Stellungen – vom Feinde ungestört – durchgeführt. In diesem Raume nahmen die Truppen unserer Verbündeten in den letzten Tagen 4100 Italiener gefangen. Beim Einbruch des Gegners in den Görzer Brückenkopf konnten sechs Geschütze nicht mehr rechtzeitig geborgen werden. Später richteten sich die stärksten Anstrengungen der Italiener gegen die Abschnitte von Clava; nach zwölfstündigem Artillerie-Massenfeuer griff die feindliche Infanterie die Höhen östlich von Clava dreimal an. Alle diese Stürme brachen sich im festen Widerstand der k. u. k. Truppen, unter denen sich Abteilungen der Infanterie-Regimenter Nr. 22 und 52 neuerdings auszeichneten.

Die Italiener setzten in den nächsten Wochen ihre Angriffe sowohl auf der Front Salcano–Merna und gegen die Höhen östlich von Görz, als auch im Abschnitt der Wippach bis Lokvica unaufhörlich mit großen Massen fort, während sie die anschließenden Räume unter starkem Artilleriefeuer hielten. Die Oesterreicher schlugen alle Stürme blutig ab und blieben – vielfach nach erbittertem Handgemenge – auf der ganzen Front im Besitz ihrer Stellungen.

Fünf neue Kriegserklärungen.

Zu Ende des fünfundzwanzigsten Kriegsmonats traten die Ereignisse ein, die wir nach den Vorkommnissen der letzten Zeit erwartet hatten: Italien erklärte an Deutschland den Krieg, Rumänien an Oesterreich-Ungarn, Deutschland darauf sofort an Rumänien. Einige Tage später folgten die Kriegserklärungen Bulgariens und der Türkei an Rumänien.

Wir wußten schon lange, daß Rumänien auf Seiten unserer Feinde stand und waren darauf mit den Waffen vorbereitet. Die Walachen mit ihren Schakalabsichten sollten schon in kürzester Zeit schwere Schläge zu kosten bekommen.

Wir hatten jetzt insgesamt zehn Feinde gegen uns. Aber die Zahl schreckte uns nicht. Zumal der deutsche Kaiser den kriegserprobten Volksheros Hindenburg zum Chef des deutschen Generalstabes ernannte.


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