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Rücktritt des Großadmirals von Tirpitz.

Am 15. März 1916 erlitt die deutsche Marine einen schweren Verlust! Groß-Admiral von Tirpitz mußte aus Gesundheitsrücksichten aus dem Amte scheiden. Sein Nachfolger wurde Admiral von Capelle.

Mit Staatssekretär von Tirpitz schied aus der Reihe der Staatssekretäre und zugleich aus dem preußischen Staatsministerium das dienstälteste Mitglied aus dem Amte. Im Juni 1897 wurde er nach dem Abschied des Admirals Hollmann an die Spitze des Reichsmarineamts berufen, in dem er, länger als irgend ein anderer Staatssekretär oder in Preußen ein Minister während der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II., fast 19 Jahre lang wirkte, in dem Bewußtsein, sich des besonderen Vertrauens des Kaisers zu erfreuen. Die Verleihung des erblichen Adels (1900), die Auszeichnung durch den Schwarzen Adlerorden (1907), die Berufung in das Herrenhaus (1908), die Ernennung zum Groß-Admiral (1911) und manche andere Ehrungen verkündeten der Welt immer wieder, wie hoch der Staatssekretär des Reichsmarineamts bei dem obersten Kriegsherrn in Gunst stand. Noch im August 1915 erhielt er einen Beweis des Kaiserlichen Vertrauens durch die Verleihung des Ordens Pour le mérite.

Am 24. April 1915 gehörte Groß-Admiral von Tirpitz ein halbes Jahrhundert der deutschen Flotte an. »Mit berechtigtem Stolz können Sie auf Ihr Lebenswerk blicken, dessen Bedeutung der gegenwärtige Krieg in das hellste Licht gesetzt hat«, so sagte der Kaiser in seinem Glückwunsch zu diesem 50-jährigen Dienstjubiläum, indem er den Roon der deutschen Flotte seiner wärmsten Dankbarkeit für die »dem Vaterlande durch den erfolgreichen Ausbau der Marine geleisteten großen Dienste« versicherte.

Als Tirpitz sein verantwortungsvolles Amt antrat, begegnete er im Parlament vielfachem Widerspruch. Als er aber seine letzte Flottenvorlage – vor nunmehr vier Jahren – dem Reichstag unterbreitete, fand sie fast allgemeine Zustimmung. Sein Rücktritt in schicksalsschwerer Zeit weckte nicht nur in der Marine lebhaftes Bedauern, sondern auch überall im Lande, ohne Unterschied der Parteirichtung. Denn in ihm schied der Mann, in dem sich für weite Kreise unseres Volkes die deutsche Marine des Weltkrieges mit all ihren herrlichen Waffentaten verkörperte, der Mann, dessen nie erlahmender Tatkraft und vorbildlicher Pflichttreue die Emporführung des deutschen Flottenwesens auf seinen heutigen Stand in materieller, geistiger und moralischer Hinsicht zum guten Teil zu danken war.

Sein Nachfolger, Admiral Eduard von Capelle, wurde am 10. Oktober 1855 in Celle geboren und trat 1872 als Kadett in die deutsche Marine ein. Seine erste seemännische Ausbildung erhielt er auf der als Schulschiff dienenden Brigg »Rover«. Im Anschlusse hieran besuchte er die Marineschule in Kiel. Nach seiner 1873 erfolgten Beförderung zum Seekadetten machte er auf dem Seekadettenschulschiff der gedeckten Korvette »Arcona« von 1873 bis 1875 eine Weltumsegelung. Am 15. Februar 1876 wurde er zum Unterleutnant zur See, am 20. November 1879 zum Leutnant zur See, am 15. Dezember 1887 zum Kapitänleutnant, am 16. Juli 1894 zum Korvettenkapitän, am 12. Dezember 1898 zum Fregattenkapitän, am 8. Oktober 1900 zum Konteradmiral, am 5. September 1909 zum Vizeadmiral und am 12. April 1913 zum Admiral befördert. Den erblichen Adel erhielt er 1912.

Er besuchte in den Wintermonaten von 1881 bis 1883 die Marineakademie, vorher, von 1878 bis 1880, war er an Bord der in Ostasien stationierten Glattdeckkorvette »Luise« abkommandiert. Von 1885 bis 1886 tat er Dienst als Navigationsoffizier auf dem Schiffsjungenschulschiff »Muskito« und von 1889 bis 1890 als Navigationsoffizier an Bord der zum Kreuzergeschwader gehörenden Kreuzerfregatte »Leipzig«. Während des letzten Kommandos nahm er teil an der Niederwerfung des Araber-Aufstandes in Deutsch-Ostafrika. Von 1891 bis 1894 hatte er ein Kommando beim Reichsmarineamt und war 1894 bis 1895 erster Offizier des Linienschiffes »Weißenburg«. Von dieser Zeit an hatte er keine Bordstellung mehr inne. Seit 1895 gehörte er dauernd dem Reichsmarineamt an, zunächst als Dezernent der militärischen Abteilung, dann als Vorstand der Etatsabteilung und seit 1904 als Direktor des Verwaltungs-Departements. Im Mai 1914 wurde er mit der Wahrnehmung der Geschäfte des neuerrichteten Unterstaatssekretariats im Reichsmarineamt betraut und damit Stellvertreter des Staatssekretärs Tirpitz. Er nahm den Abschied krankheitshalber im November 1915. Sein besonderes Verdienst bestand in der Teilnahme an der Ausarbeitung und Durchführung der unter Herrn von Tirpitz eingebrachten Marinevorlage. Er war bekannt als hervorragendes Organisations- und Verwaltungstalent.


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